Hostie

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Hostie aus der Neuapostolischen Kirche

Hostie (lateinisch hostia = Opfertier, Schlachtopfer) bezeichnet in den Kirchen der westlichen (katholischen) - somit auch der apostolischen - und der armenisch-orthodoxen Tradition das zum Abendmahl verwendete ungesäuerte Brot. Zwischen den apostolischen Konfessionen besteht über Art und Dauer der Präsenz Christi keine Einigkeit. In einigen Kirchen wird das Abendmahl auch lediglich als Gedächtnis- und Gemeinschaftsmahl gefeiert.

Allgemeine Geschichte

Ursprünglich handelte es sich dabei um Alltagsbrot, das von den Gläubigen zur Feier des Herrenmahls mitgebracht wurde. Schon früh wurde es in besonderer Form gebacken und symbolisch gestaltet. Aus Angst, während der Verteilung könnten Partikel verloren gehen, ging man im Mittelalter zur Form der Oblate (von lat. oblata „Opfergaben“) über, die durch Oblateneisen teilweise reich verziert wurden.

Der Brauch, bei der Abendmahlsfeier Oblaten aus Weizenmehl und Wasser zu verwenden, entwickelte sich in der westlichen Kirche seit karolingischer Zeit (8./9. Jahrhundert) und wurde mit dem ungesäuerten Brot (der Matze) des jüdischen Paschamahls begründet. Dies löste (wegen des biblischen „Gleichnisses vom Sauerteig“, Mt 13,33-35 ) den Azymenstreit mit der gesäuertes Brot verwendenden byzantinischen Kirche aus, der zu einem der Vorwände für das Große Morgenländische Schisma von 1054 wurde.

Neuapostolische Kirche

Verständnis

Die nach der "Aussonderung" konsekrierte Hostie ist nach dem neuapostolischen Glauben nach wie vor Brot und Wein, zu deren Substanz Jesu Christi hinzutritt, es findet keine Wesensverwandlung statt (Konsubstantiation, bzw. Realpräsenz Christi).[1]

Apostolische Geschichte

Seit Karfreitag des Jahres 1917 werden in der Neuapostolischen Kirche die Hostien mit drei Tropfen Wein gereicht. Offiziell hat diese Praxis dann 1919 die bisherige Form des Abendmahls abgelöst. Die Einführung hatte vorwiegend gesundheitliche, aber auch praktische bzw. wirtschaftliche Gründe.[2]

Durch neue medizinische Erkenntnisse um die Zeit der Jahrhundertwende war die Frage der Übertragung von Infektionskrankheiten und Seuchen hinsichtlich des Trinkens von Wein aus einem gemeinsamen Kelch laut geworden.

Anfangs wurde der Rand des Kelchs abgewischt und ein Stück weitergedreht, Gläubige mit ansteckenden Krankheiten wurde das Abendmahl zu Hause gereicht. Eine Skepsis gegenüber dieser Praxis blieb trotzdem, da übertragbare Krankheiten erst später erkennbar wurden oder Gläubige trotz ansteckender Krankheiten am Abendmahl teilgenommen hatten.

Einige Gläubige verweigerten den Schluck aus dem Kelch, wenn zuvor ein kränklich aussehender Gläubiger einen Schluck aus dem Kelch genommen hatte.

Um die Ansteckungsgefahr zu umgehen wurden die Hostien in den Niederlanden mit kleinen Elfenbeigäbelchen in den Wein getaucht und den Gläubigen in die Hand gelegt. Da die Hostien durch den Wein allerdings so klebrig waren das sie aus der Hand geleckt werden mussten, war hier die erforderliche Hygiene ebenfalls nicht gewährleistet.

Ein weitere Faktor war die Rationierung von Wein sowie die Versorgung der Gläubigen in den Kriegsjahren.

"In unserer Zeit [...] ist auch die Frage laut geworden, wie einst bei der Hochzeit zu Kana: Sie haben keinen Wein. Wo dieser zu Neige geht und unerschwingliche Preis sind, wie mir geschrieben ist, daß bald keine Flasche mehr unter 4 bis 5 Mark zu haben ist. Bei dem großen Bedürnis, das die Apostolischen im Bezug des Genusses vom Heiligen Abendmahl haben, können wir nicht mehr genügend bekommen. Wir haben auch schon Zuflucht bis zur Hälfte von Wasser genommen, und da würden wir nicht auskommen und müßten schließlich Wasser nehmen, aber es soll doch Wein sein" Hermann Niehaus (siehe Unsere Familie, Jahreskalender 1992, S. 134)

Um die Soldaten im Feld, in den Lazaretten, der Gefangenschaft aber auch die Gläubigen in entfernten Gebieten mit dem Abendmahl versorgen zu können, wurden Hostien mit drei Tropfen Wein beträufelt, gesegnet und zusammen mit einer schriftlichen Sündenvergebung per Brief bzw. Feldpost verschickt.

Da sich diese Form des Abendmahls im Hinblick auf mögliche Ansteckungen, sowie der zur Neige gehenden Weinvorräte als praktikabel erwies und auch von den Gläubigen angenommen wurde, wurde diese Form des Abendmahls Karfreitag 1917 eingeführt und innerhalb kürzester Zeit von fast allen Bezirken übernommen. Zuletzt gab es 1919 von der Apostelversammlung einen einheitlichen Beschluss, dass die vereinfachte Form weltweit angewandt werden soll.[2]

"[...] aus der Not heraus gewählte und geborene Neuerung für die Orte, wo es am Wein gebricht, wird es auch jedem Gläubigen möglich, ungehindert selbst dann am Heiligen Abendmahl als Gemeinschaftsmahl teilzunehmen, wenn ihn eine lästige Krankheit bei der früheren Form der Darreichung zurückgehalten hätte. Auf der anderen Seite aber werden die Herzen der Gesunden nicht mit der Gefahr der Ansteckung oder Übertragung von Krankheitskeimen durch den gemeinsamen Kelchgenuß beängstigt. [...]" (siehe Neuapostolische Rundschau Nr. 3, 25. März 1917)

In den ersten Nachkriegsjahren wurden die Hostien oft mit einem Scherenschnitt geteilt:

"[...]wurden beim h. Abendmahle durchweg nur halbe Hostien ausgeteilt. Die Hostien waren durch Scherenschnitt glatt und sauber geteitl und dakann diese Ersparniss, die dadurch erzielt wird... 1000 Hostien wurden vor dem Kriege mit 1,30 Mark berechnet; heute kommen noch ca. 50% über dem Friedenspreis hinzu, so daß 1000 Stück jetzt 2 Goldmark kosten. Das sind bei deinem gegenwärtigen Dollarstand von 32 Millarden Mark 16 Millarden Mark. Eine Hostie kostet demnach zur Zeit 16 Millionen Mark Papiergeld [...]" (siehe Wächterstimme 1923 Nr. 14, Seite 111)

Glutenfreie Hostie aus der Neuapostolischen Kirche mit der alten Prägung (Kruzifix)

Seit 1990 trägt die Mehrheit der Hostien nicht mehr das Kruzifix als Prägung, sondern Alpha und Omega. Lediglich besondere Hostien (glutenfreien Hostien) tragen noch die alte Prägung mit dem Kruzifix, da für die Herstellung eines von ursprünglich zwei vorhandenen Handwaffeleisen aus den 20ger Jahren des letzten Jahrhunderts verwendet wird.

Begrifflichkeit

Oftmals wird unter den Gläubigen nicht genau zwischen "Hostie" und "Oblate" unterschieden, die Begriffe synonym verwendet. Teilweise wird die Auffassung vertreten, dass die Oblate ungeweiht, die Hostie hingegen geweiht ("ausgesondert") ist.

Herstellung

Die Neuapostolische Kirche stellt ihre Hostien seit 1925 selber her. Der Großteil stammt aus der Hostienbäckerei Bielefeld; weitere neuapostolische Hostienbäckereien bestehen in Kapstadt und in Indien[3].

Vereinigung Apostolischer Gemeinschaften

Beim Abendmahl der VAG werden Hostien und Wein oder Saft verwendet. Bei der Kommunion werden die Hostien in den Wein/Saft eingetaucht (Intinktion) und ausgeteilt. Die Hostien werden zugekauft und haben normalerweise einen Korpus mit Kreuz eingeprägt. Beim Abendmahl unverbrauchte Hostien werden nicht im Kelch aufbewahrt, sondern wieder in die Aufbewahrungsboxen zurück geschüttet. Der unverbrauchte Wein/Saft wird getrunken.

Einzelnachweise