Erweckung in Deutschland: Unterschied zwischen den Versionen

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(Erweckung in Deutschland)
 
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Die Erwckungsbewegung war für die Entstehung der [[KAG|katholisch-apostolischen Bewegung]] und die [[Brüderbewegung]] entscheidend. Siehe auch die Übersichtsseite für [[Erweckung]].
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=Die deutsche Erweckungsbewegung zu Beginn des 19. Jahrhunderts=
 
=Die deutsche Erweckungsbewegung zu Beginn des 19. Jahrhunderts=
Nachdem der Barockpietismus um Spener, Francke und Zinzendorf gegen 1730 seinen Höhepunkt überschritten hatte, nahm die geistliche Bewegung in Deutschland immer mehr ab. An vielen Orten zogen sich die Pietisten als die „Stillen im Lande“ zurück, auch wenn vereinzelt prägende Persönlichkeiten das geistliche Feuer wach hielten.  
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Nachdem der Barockpietismus um [http://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Jacob_Spener Philipp Jacob Spener], [http://de.wikipedia.org/wiki/August_Hermann_Francke August Hermann Francke] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_Ludwig_von_Zinzendorf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf] gegen 1730 seinen Höhepunkt überschritten hatte, nahm die geistliche Bewegung in Deutschland immer mehr ab. An vielen Orten zogen sich die [[Pietismus|Pietisten]] als die [http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Stillen_im_Lande „Stillen im Lande“] zurück, auch wenn vereinzelt prägende Persönlichkeiten das geistliche Feuer wach hielten.  
Die französische Revolution 1789 und die Auflösung des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ 1806 durch Napoleon erschüttern viele Menschen in Deutschland. Unterstützt durch eine allgemein stärker werdende romantische Offenheit für das Übersinnliche entstehen nach der politischen Neuordnung Europas im Wiener Kongress 1815 in vielen deutschen Gegenden Erweckungsherde. Es kommt zu einem allgemeinen geistlichen Aufbruch, der um 1830 seinen Höhepunkt erreicht und dann wieder etwas abflaut. Die Ausläufer führen aber zu einer langfristigen Neubelebung vieler Landeskirchen und bilden die Grundlage für die dann um 1890 entstehende Gemeinschaftsbewegung, die als nächster erwecklicher Aufbruch in Deutschland gilt.  
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Die französische Revolution 1789 und die Auflösung des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ 1806 durch Napoleon erschüttern viele Menschen in Deutschland. Unterstützt durch eine allgemein stärker werdende romantische Offenheit für das Übersinnliche entstehen nach der politischen Neuordnung Europas im Wiener Kongress 1815 in vielen deutschen Gegenden Erweckungsherde. Es kommt zu einem allgemeinen geistlichen Aufbruch, der [http://de.wikipedia.org/wiki/Erweckungsbewegung Erweckungsbewegung], der um 1830 seinen Höhepunkt erreicht und dann wieder etwas abflaut. Die Ausläufer führen aber zu einer langfristigen Neubelebung vieler Landeskirchen und bilden die Grundlage für die dann um 1890 entstehende Gemeinschaftsbewegung, die als nächster erwecklicher Aufbruch in Deutschland gilt.  
 
Da Deutschland um 1815 noch kein Nationalstaat war, sondern aus einer Vielzahl von Territorien bestand, entwickelte sich auch die Erweckung nicht als gesamtdeutsche Bewegung, sondern in sehr unterschiedlichen regionalen Formen.
 
Da Deutschland um 1815 noch kein Nationalstaat war, sondern aus einer Vielzahl von Territorien bestand, entwickelte sich auch die Erweckung nicht als gesamtdeutsche Bewegung, sondern in sehr unterschiedlichen regionalen Formen.
  
 
==Allgäu==
 
==Allgäu==
Eine der ersten Erweckungen in Deutschland fand im Allgäu statt. Im Gegensatz zu vielen anderen Erweckungsgebieten spielte sie sich innerhalb der katholischen Kirche ab. Beeinflusst von dem katholischen Bischof Johann Michael Sailer (1751-1832) versammelten sich seit 1794 Priester im Seeger Kreis und entwickelten einen evangelischen Rechtfertigungsglauben. Zu diesem Kreis gehörte Martin Boos (1762-1825) und Johann Baptista Gossner (1773-1858). Die Erweckung griff bis nach München über und wurde durch Kontakte zu anderen Erweckungsgebieten vertieft.
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Eine der ersten Erweckungen in Deutschland fand im Allgäu statt. Im Gegensatz zu vielen anderen Erweckungsgebieten spielte sie sich innerhalb der katholischen Kirche ab. Beeinflusst von dem katholischen Bischof [http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Michael_Sailer Johann Michael Sailer] (1751-1832) versammelten sich seit 1794 Priester im Seeger Kreis und entwickelten einen evangelischen [http://de.wikipedia.org/wiki/Rechtfertigung_%28Theologie%29 Rechtfertigungsglauben]. Zu diesem Kreis gehörte [http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Boos Martin Boos] (1762-1825) und [http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Evangelista_Go%C3%9Fner Johann Evangelista Gossner] (1773-1858). Die Erweckung griff bis nach München über und wurde durch Kontakte zu anderen Erweckungsgebieten vertieft.
  
 
==Karlshuld==
 
==Karlshuld==
[[Karlshuld]] ist ein Ort im bayrischen Donaumoos, südwestlich von Ingolstadt. Im August 1826 wurde Johann Evangelist Georg Lutz Pfarrer in Karlshuld. Für seine Pfarrei entwickelte er ein starkes soziales Engagement. Er entwickelte Beschäftigungsmodelle und organisierte Spendenaktionen und gewann schnell die Herzen der notleidenden Bevölkerung. Ab 1830 wurde Lutz mehrfach wegen "mystizistischer Abweichungen" von der Lehre der katholischen Kirche vor das Augsburger Ordinariat geladen. 1831 trat er mit einem Teil seiner Gemeinde (rund 700 Gemeindemitglieder) aus der römisch-katholischen Kirche aus und gründete erst eine evangelische Kirchengemeinde und später eine [[KAG|katholisch-apostolische Gemeinde]].
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[[Karlshuld]] ist ein Ort im bayrischen Donaumoos, südwestlich von Ingolstadt. Im August 1826 wurde [[Johann Evangelist Georg Lutz]] Pfarrer in Karlshuld. Für seine Pfarrei entwickelte er ein starkes soziales Engagement. Er entwickelte Beschäftigungsmodelle und organisierte Spendenaktionen und gewann schnell die Herzen der notleidenden Bevölkerung. Ab 1830 wurde Lutz mehrfach wegen "mystizistischer Abweichungen" von der Lehre der katholischen Kirche vor das Augsburger Ordinariat geladen. 1831 trat er mit einem Teil seiner Gemeinde (rund 700 Gemeindemitglieder) aus der römisch-katholischen Kirche aus und gründete erst eine evangelische Kirchengemeinde und später eine [[KAG|katholisch-apostolische Gemeinde]].
  
 
==Württemberg==
 
==Württemberg==
Württemberg war seit Bengel und Oetinger schon vielfältig erwecklich geprägt. Um 1826 kam es dann zu einem neuen Aufbruch durch den jungen Pfarrer Ludwig Hofacker (1798-1828), der in nur zwei von Krankheiten gezeichneten Jahren bis zu seinem frühen Tod eine starke Bewegung auslöste. Eine große Bußbewegung entstand auch durch die Verkündigung von Johann Christoph Blumhardt (1805-80) der als Pfarrer von Möttlingen einen jahrelangen Kampf um das Heil und die Heilung der Frau Gottliebin Dittus führte und dann ab 1852 in Bad Boll ein geistliches Sanatorium führte.
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Württemberg war seit [http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Albrecht_Bengel Johann Albrecht Bengel] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Christoph_Oetinger Friedrich Christoph Oetinger] schon vielfältig erwecklich geprägt. Um 1826 kam es dann zu einem neuen Aufbruch durch den jungen Pfarrer [http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Hofacker Ludwig Hofacker] (1798-1828), der in nur zwei von Krankheiten gezeichneten Jahren bis zu seinem frühen Tod eine starke Bewegung auslöste. Eine große Bußbewegung entstand auch durch die Verkündigung von [http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Christoph_Blumhardt Johann Christoph Blumhardt] (1805-80) der als Pfarrer von Möttlingen einen jahrelangen Kampf um das Heil und die Heilung der Frau Gottliebin Dittus führte und dann ab 1852 in Bad Boll ein geistliches Sanatorium führte.
  
 
==Baden==
 
==Baden==
In der katholischen Dorfgemeinde im Wurmtal südlich von Pforzheim wirkte der Priester Aloyis Henhöfer (1789-1862). Unter dem Einfluss der Allgäuer Erweckung bekehrte er sich in jungen Jahren zum Evangelium und verließ mit seiner gesamten Gemeinde die katholische Kirche. Auch Henhöfer wandte sich immer wieder gegen den toten Rationalismus seiner Tage und predigte die Gnade Gottes. Der Fabrikant Carl Mez aus Freiburg hat ebenfalls die Erweckung in Baden unterstützt und später auf Elias Schrenk gewirkt.
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In der katholischen Dorfgemeinde im Wurmtal südlich von Pforzheim wirkte der Priester [http://de.wikipedia.org/wiki/Aloys_Henh%C3%B6fer Aloys Henhöfer] (1789-1862). Unter dem Einfluss der Allgäuer Erweckung bekehrte er sich in jungen Jahren zum Evangelium und verließ mit seiner gesamten Gemeinde die katholische Kirche. Auch Henhöfer wandte sich immer wieder gegen den toten Rationalismus seiner Tage und predigte die Gnade Gottes. Der Fabrikant [http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Mez Carl Mez] aus Freiburg hat ebenfalls die Erweckung in Baden unterstützt und später auf Elias Schrenk gewirkt.
 
   
 
   
 
==Franken==
 
==Franken==
In Nordbayern konnte sich die Erweckungsbewegung zu allererst festsetzen. Von Nürnberg und Erlangen aus wirkten viele Pfarrer und Prediger im erwecklichen Sinne. Der reformierte Theologieprofessor Christian Krafft (1784-1845) sammelte die Erlanger Kreise um sich. Zunächst arbeiteten in diesen Kreisen Lutheraner, Reformierte, Herrnhuter und Katholiken zusammen, später wurde die Erweckung jedoch unter Wilhelm Löhe (1808-72) und seinem Zentrum in Neuendettelsau streng lutherisch. Die gesamte Landeskirche in Bayern stellte sich geschlossen zu Luther und seiner Theologie, besonders unter dem Oberkonsistorialpräsident Adolf Harleß (1806-79). Neben der starken missionarischen und diakonischen Ausprägung der Kirche entwickelte sich an der Universität Erlangen eine beispiellose Schule erwecklicher Theologie, die so genannte Erlanger Theologie (Hofmann, Frank, Delitzsch, Zahn, Ihmels, Elert, Althaus, usw.).
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In Nordbayern konnte sich die Erweckungsbewegung zu allererst festsetzen. Von Nürnberg und Erlangen aus wirkten viele Pfarrer und Prediger im erwecklichen Sinne. Der reformierte Theologieprofessor [http://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Krafft Christian Krafft] (1784-1845) sammelte die Erlanger Kreise um sich. Zunächst arbeiteten in diesen Kreisen [http://de.wikipedia.org/wiki/Lutheraner Lutheraner], [http://de.wikipedia.org/wiki/Reformierte Reformierte], [http://de.wikipedia.org/wiki/Herrnhuter Herrnhuter] und [http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6misch-katholische_Kirche Katholiken] zusammen, später wurde die Erweckung jedoch unter [http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_L%C3%B6he Wilhelm Löhe] (1808-72) und seinem Zentrum in Neuendettelsau streng lutherisch. Die gesamte Landeskirche in Bayern stellte sich geschlossen zu Luther und seiner Theologie, besonders unter dem Oberkonsistorialpräsident [http://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Harle%C3%9F Adolf Harleß] (1806-79). Neben der starken missionarischen und diakonischen Ausprägung der Kirche entwickelte sich an der Universität Erlangen eine beispiellose Schule erwecklicher Theologie, die so genannte Erlanger Theologie ([http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Christian_Konrad_von_Hofmann Johann Christian Konrad Hofmann], [http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Hermann_Reinhold_Frank Franz Hermann Reinhold Frank], [http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Delitzsch Franz Delitzsch], [http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Michael_Zahn Franz Michael Zahn], [http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Ihmels Ludwig Ihmels], [http://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Elert Werner Elert], [http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Althaus_der_%C3%84ltere Paul Althaus der Ältere], usw.).
  
 
==Siegerland==
 
==Siegerland==
In Verbindung mit der Erweckung im Wuppertal stand auch die siegerländische Erweckung, angestoßen durch den Tersteegianer Heinrich Weisgerber und dem Gerbermeister Tillmann Siebel (1804-75). Weisgerber und Siebel waren starke Verkünder. Die bekehrten Kreise schlossen sich in Gemeinschaften zusammen, welche durch Reiseprediger versorgt wurden. Der Siegerländer Gemeinschaftsverband einte so die zerstreut lebenden Neubekehrten. Er ging später in die Gemeinschaftsbewegung ein.
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In Verbindung mit der [http://www.feg-breitscheid.de/home/wer_wir_sind/kurzchronik/erweckungsbewegung/ Erweckung im Wuppertal] stand auch die siegerländische Erweckung, angestoßen durch den [http://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Tersteegen Tersteegianer] Johann Heinrich Weisgerber und dem Gerbermeister Tillmann Siebel (1804-75). Weisgerber und Siebel waren starke Verkünder. Die bekehrten Kreise schlossen sich in Gemeinschaften zusammen, welche durch Reiseprediger versorgt wurden. Der Siegerländer Gemeinschaftsverband einte so die zerstreut lebenden Neubekehrten. Er ging später in die Gemeinschaftsbewegung ein.
  
 
==Niederrhein und Wuppertal==
 
==Niederrhein und Wuppertal==
Der Niederrhein war schon seit Tersteegens Zeiten stark pietistisch beeinflusst. In Kaiserswerth bei Düsseldorf gründete Theodor Fliedner mit seiner Frau 1836 das erste deutsche Diakonissenhaus. Der Schwerpunkt der Erweckung verlagerte sich aber nach dem Wuppertal, einem Ort von verschiedenen religiösen Gegensätzen. Besonders die dortige reformierte Gemeinde unter der Verkündigung von Gottfried Daniel Krummacher (1774-1837) und Hermann Friedrich Kohlbrügge (1803-75) wuchs rasch durch die Verkündigung der freien Gnade im reformierten Sinne. Aber auch manche Freikirchen nahmen im Wuppertal ihren Anfang. Carl Brockhaus (1822- 99) gründete gegen 1850 die deutschen Brüderversammlungen, Hermann Heinrich Grafe 1854 die Freien evangelischen Gemeinden.
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Der Niederrhein war schon seit Tersteegens Zeiten stark pietistisch beeinflusst. In Kaiserswerth bei Düsseldorf gründete [http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Fliedner Theodor Fliedner] mit seiner Frau 1836 das erste deutsche Diakonissenhaus. Der Schwerpunkt der Erweckung verlagerte sich aber nach Wuppertal, einem Ort von verschiedenen religiösen Gegensätzen. Besonders die dortige reformierte Gemeinde unter der Verkündigung von [http://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Daniel_Krummacher Gottfried Daniel Krummacher] (1774-1837) und [http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Friedrich_Kohlbr%C3%BCgge Hermann Friedrich Kohlbrügge] (1803-75) wuchs rasch durch die Verkündigung der freien Gnade im reformierten Sinne. Aber auch manche Freikirchen nahmen im Wuppertal ihren Anfang. [http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Brockhaus Carl Brockhaus] (1822- 99) gründete gegen 1850 die deutschen Brüderversammlungen, [http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Heinrich_Grafe Hermann Heinrich Grafe] 1854 die Freien evangelischen Gemeinden.
  
 
==Minden-Ravensberg==
 
==Minden-Ravensberg==
Die Erweckungsbewegung beeinflusste auch ärmere Bevölkerungsschichten. Hierfür steht die Erweckung von Minden-Ravensberg, die durch den Pastor Johann Heinrich Volkening (1796-1877) angestoßen wurde. Auch Volkening versuchte, als einflussreicher Kirchenmann die Kanzeln seines Bezirkes mit gläubigen Pfarrern zu besetzen, was ihm auch bald gelang. Er legte Wert auf die Ausbildung von Posaunenchören. Seit Leitvers lautete: “Gerettetsein gibt Rettersinn.
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Die Erweckungsbewegung beeinflusste auch ärmere Bevölkerungsschichten. Hierfür steht die Erweckung von Minden-Ravensberg, die durch den Pastor [http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Heinrich_Volkening Johann Heinrich Volkening] (1796-1877) angestoßen wurde. Auch Volkening versuchte, als einflussreicher Kirchenmann die Kanzeln seines Bezirkes mit gläubigen Pfarrern zu besetzen, was ihm auch bald gelang. Er legte Wert auf die Ausbildung von Posaunenchören. Seit Leitvers lautete: “Gerettetsein gibt Rettersinn.
  
 
==Bremen==
 
==Bremen==
Ein weiteres Zentrum der Erweckung wurde die Stadt Bremen. Hier wirkte der reformierte Pastor Gottfried Menken (1768-1831). Menken wurde durch seine scharfe Kritik an der Aufklärung und der Französischen Revolution bekannt. Er konnte ausrufen: "Alle Revolutionen sind gegen das Reich Gottes." In der Aufklärung konnte er nur einen Kult der Menschenvergötterung erkennen. Seine Antwort war ein ausgeprägter Biblizismus mit der Überzeugung von der Irrtumslosigkeit des Gotteswortes.
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Ein weiteres Zentrum der Erweckung wurde die Stadt Bremen. Hier wirkte der reformierte Pastor [http://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Menken Gottfried Menken] (1768-1831). Menken wurde durch seine scharfe Kritik an der Aufklärung und der Französischen Revolution bekannt. Er konnte ausrufen: "Alle Revolutionen sind gegen das Reich Gottes." In der Aufklärung konnte er nur einen Kult der Menschenvergötterung erkennen. Seine Antwort war ein ausgeprägter [http://de.wikipedia.org/wiki/Biblizismus Biblizismus] mit der Überzeugung von der Irrtumslosigkeit des Gotteswortes.
  
 
==Hamburg==
 
==Hamburg==
Hier kam es nicht zu einer durchgreifenden Erweckungsbewegung, trotzdem wurde die Stadt von kleinen Konventikelkreisen im erwecklichen Sinne geprägt. Matthias Claudius und sein Schwiegersohn Friedrich Christoph Perthes konnten ebenso eine kleine Schar um sich sammeln wie Johann Gerhard Oncken, der Vater des deutschen Baptismus. Innerhalb der Landeskirche in Hamburg war auch der Pfarrer Rautenberg durch die Erweckungsbewegung angestoßen worden, eine erste Sonntagschule zu gründen. Auch der Vater der inneren Mission, Johann Heinrich Wichern, kam aus Hamburg. Er sah die Not der Großstädte und plädierte für soziale Hilfen der Kirchen. Die Gründung des "Rauhen Hauses" bildete den Anfang für viele andere missionarisch-diakonische Bemühungen der Inneren Mission.
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Hier kam es nicht zu einer durchgreifenden Erweckungsbewegung, trotzdem wurde die Stadt von kleinen [http://de.wikipedia.org/wiki/Konventikel Konventikelkreisen] im erwecklichen Sinne geprägt. [http://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_Claudius Matthias Claudius] und sein Schwiegersohn [http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Christoph_Perthes Friedrich Christoph Perthes] konnten ebenso eine kleine Schar um sich sammeln wie [http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Gerhard_Oncken Johann Gerhard Oncken], der Vater des deutschen [http://de.wikipedia.org/wiki/Baptismus Baptismus]. Innerhalb der Landeskirche in Hamburg war auch der Pfarrer [http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Wilhelm_Rautenberg Johann Wilhelm Rautenberg] durch die Erweckungsbewegung angestoßen worden, eine erste Sonntagschule zu gründen. Auch der Vater der inneren Mission, [http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Heinrich_Wichern Johann Heinrich Wichern], kam aus Hamburg. Er sah die Not der Großstädte und plädierte für soziale Hilfen der Kirchen. Die Gründung des [http://de.wikipedia.org/wiki/Rauhes_Haus "Rauhen Hauses"] bildete den Anfang für viele andere missionarisch-diakonische Bemühungen der [http://de.wikipedia.org/wiki/Innere_Mission Inneren Mission].
  
 
==Schleswig-Holstein==
 
==Schleswig-Holstein==
Auslöser der Erweckung wurde hier der so genannte Emkendorfer Kreis um die Gebrüder Reventlow. Sie wollten der Aufklärung an der Universität in Kiel widerstehen und setzten sich für die Berufung eines bibeltreuen Theologen ein. 1814 wurde dann August Twesten als theologischer Professor nach Kiel berufen und konnte dort die Aufklärung zurückdrängen. Ihm zur Seite stand der Pastor Claus Harms (1778-1855), der 1817 fünfundneunzig Thesen zur Situation der Kirche verfasste. Er beklagte darin die zersetzende Tendenz der Aufklärungstheologie und forderte von den Kirchenleitungen einen radikalen Kurswechsel. Als Prediger hatte er wegen seiner volkstümlichen Redeweise eine große Zuhörerschaft.
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Auslöser der Erweckung wurde hier der so genannte [http://de.wikipedia.org/wiki/Emkendorfer_Kreis Emkendorfer Kreis] um die Gebrüder [http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Karl_Reventlow  Friedrich Karl Reventlow] und Cay Friedrich Graf von Reventlow. Sie wollten der Aufklärung an der Universität in Kiel widerstehen und setzten sich für die Berufung eines bibeltreuen Theologen ein. 1814 wurde dann [http://de.wikipedia.org/wiki/August_Detlev_Christian_Twesten August Detlev Christian Twesten] als theologischer Professor nach Kiel berufen und konnte dort die Aufklärung zurückdrängen. Ihm zur Seite stand der Pastor [http://de.wikipedia.org/wiki/Claus_Harms Claus Harms] (1778-1855), der 1817 verfasste. Er beklagte darin die zersetzende Tendenz der [http://de.wikipedia.org/wiki/Aufkl%C3%A4rungstheologie Aufklärungstheologie] und forderte von den Kirchenleitungen einen radikalen Kurswechsel. Als Prediger hatte er wegen seiner volkstümlichen Redeweise eine große Zuhörerschaft.
  
 
==Berlin==
 
==Berlin==
Die Berliner Erweckten waren durch die Herrnhuter Bewegung des Grafen von Zinzendorf beeinflusst. Der Prediger der Böhmischen Bethlehemsgemeinde, Johannes Jänicke, gründete eine Missionsschule und war mit den englischen Evangelikalen eng verbunden. Ein reges Sozialwerk schuf der Baron Ernst von Kottwitz (1757-1843). Ein besonderes Charakteristikum der Berliner Erweckung lag darin, dass sie die hohen Gesellschaftsschichten erreichte. In Berlin ansässige Adelige wie von Bethmann-Hollweg und von Thadden wurden erweckt, ebenso König Friedrich Wilhelm IV. Zur Erweckung hielten sich auch der Alttestamentler Ernst Wilhelm Hengstenberg und der Minister Ludwig von Gerlach, beides überzeugte Lutheraner. Seit 1820 predigten für vier Jahrzehnte größtenteils bekehrte Prediger in Berlins Kirchen und Gemeinden.
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Die Berliner Erweckten waren durch die [http://de.wikipedia.org/wiki/Herrnhuter_Br%C3%BCdergemeine Herrnhuter Bewegung] des Grafen von Nikolaus Ludwig von Zinzendorf beeinflusst. Der Prediger der Böhmischen Bethlehemsgemeinde, [http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_J%C3%A4nicke Johannes Jänicke], gründete eine Missionsschule und war mit den englischen Evangelikalen eng verbunden. Ein reges Sozialwerk schuf der Baron [http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Ernst_von_Kottwitz Hans Ernst von Kottwitz] (1757-1843). Ein besonderes Charakteristikum der Berliner Erweckung lag darin, dass sie die hohen Gesellschaftsschichten erreichte. In Berlin ansässige Adelige wie von [http://de.wikipedia.org/wiki/August_von_Bethmann-Hollweg August von Bethmann-Hollweg] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_von_Thadden-Trieglaff Adolf von Thadden-Trieglaff] wurden erweckt, ebenso König [http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wilhelm_IV. Friedrich Wilhelm IV]. Zur Erweckung hielten sich auch der Alttestamentler [http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Wilhelm_Hengstenberg Ernst Wilhelm Hengstenberg] und der Minister [http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Ludwig_von_Gerlach Ernst Ludwig von Gerlach], beides überzeugte Lutheraner. Seit 1820 predigten für vier Jahrzehnte größtenteils bekehrte Prediger in Berlins Kirchen und Gemeinden.
  
 
==Pommern==
 
==Pommern==
Aus adeligen Kreisen in Berlin wurde die Erweckung auch nach Pommern getragen. Die Versammlungen der Brüder Below waren so stark besucht, dass die Polizei eingriff und sie kurzerhand verbot. Daraufhin versammelte man sich heimlich in Wäldern und Scheunen. Die Adeligen und Bauern trafen sich auf dem Gut von Adolf von Thadden (1796-1882), dessen Trieglaffer Konferenzen das Zentrum der Erweckungsprediger in Pommern wurde. Auch Bismarck bekehrte sich unter seinem Einfluss. Gustav Knak (1806-1878), seit 1834 Pastor in Wusterwitz, galt als der herausragende Prediger der pommerschen Erweckungsbewegung. Er organisierte besondere Missionsfeste, die das Interesse an der Äußeren Mission festigten und die Erweckung wach hielten.
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Aus adeligen Kreisen in Berlin wurde die Erweckung auch nach Pommern getragen. Die Versammlungen der Brüder [http://de.wikipedia.org/wiki/Below_%28Adelsgeschlecht%29 von Below] waren so stark besucht, dass die Polizei eingriff und sie kurzerhand verbot. Daraufhin versammelte man sich heimlich in Wäldern und Scheunen. Die Adeligen und Bauern trafen sich auf dem Gut von Adolf von Thadden-Trieglaff (1796-1882), dessen Trieglaffer Konferenzen das Zentrum der Erweckungsprediger in Pommern wurde. Auch [http://de.wikipedia.org/wiki/Bismarck Otto von Bismarck] bekehrte sich unter seinem Einfluss. [http://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Knak Gustav Knak] (1806-1878), seit 1834 Pastor in Wusterwitz, galt als der herausragende Prediger der pommerschen Erweckungsbewegung. Er organisierte besondere [[Missionsfest]]e, die das Interesse an der Äußeren Mission festigten und die Erweckung wach hielten.
  
 
==Hannover/Lüneburg==
 
==Hannover/Lüneburg==
Neben dem Liederdichter Philipp Spitta (1801-1859) bestimmte Pastor Ludwig Harms (1808-65) in Hermannsburg die hannoversche Erweckungsbewegung der. Er predigte evangelistisch und betonte die Äußere Mission. Hermannsburg wurde zum geistlichen Zentrum für die Lüneburger Heide und darüber hinaus. 1849 wird das heute noch bestehende Hermannsburger Missionswerk gegründet. Ludwig Harms wollte die Erweckung innerhalb der Kirche halten und betonte sehr stark die lutherischen Bekenntnisse.
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Neben dem Liederdichter [http://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Spitta Philipp Spitta] (1801-1859) bestimmte Pastor [http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Harms Georg Ludwig Detlef Theodor Harms] (1808-65) in Hermannsburg die hannoversche Erweckungsbewegung der. Er predigte evangelistisch und betonte die Äußere Mission. Hermannsburg wurde zum geistlichen Zentrum für die Lüneburger Heide und darüber hinaus. 1849 wird das heute noch bestehende [http://de.wikipedia.org/wiki/Hermannsburger_Mission Hermannsburger Missionswerk] gegründet. Ludwig Harms wollte die Erweckung innerhalb der Kirche halten und betonte sehr stark die lutherischen Bekenntnisse.
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=Bedeutung für die Konfessionsgruppe der Apostolischen Gemeinschaften=
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Auf das Erweckungsgeschehen in [[Karlshuld]] wurde in der '''[[Geschichte der Neuapostolischen Kirche|GESCHICHTE DER NEUAPOSTOLISCHEN KIRCHE]]''' ausdrücklich Bezug genommen und die Erweckungsbemühungen in Hamburg wurden in der Einleitung dem Buch '''[[100 Jahre Neuapostolische Kirche]] 1863–1963 – Apostelbezirk Hamburg''' zur der Entstehung der Apostolischen Gemeinde alter Ordnung zu Hamburg vorangestellt.
  
 
=Literatur=
 
=Literatur=
 
*[[Geschichte der Neuapostolischen Kirche|GESCHICHTE DER NEUAPOSTOLISCHEN KIRCHE]], Hrsg. [[Johann Gottfried Bischoff]], Zusammengestellt und bearbeitet von [[Gottfried Rockenfelder]], [[Friedrich Bischoff Verlag]], Frankfurt am Main, 1960
 
*[[Geschichte der Neuapostolischen Kirche|GESCHICHTE DER NEUAPOSTOLISCHEN KIRCHE]], Hrsg. [[Johann Gottfried Bischoff]], Zusammengestellt und bearbeitet von [[Gottfried Rockenfelder]], [[Friedrich Bischoff Verlag]], Frankfurt am Main, 1960
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*Karl Weinmann: [[100 Jahre Neuapostolische Kirche]] 1863–1963 – Apostelbezirk Hamburg, Verlag Friedrich Bischoff, Frankfurt am Main 1963
  
 
=Weblinks=
 
=Weblinks=
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*[http://www.youtube.com/watch?v=YMICSxletxc YouTube Dokumentation "Das Christentum Maschinen und Menschen" Die Industrielle Revolution verändert die Rolle der Kirche im 19. Jahrhundert."]
 
*[http://www.eh-tabor.de/t3/diedeutscheerweckungsbewegung/ Die deutsche Erweckungsbewegung zu Beginn des 19.Jahrhunderts - Evangelische Hochschule Tabor, 35039 Marburg]
 
*[http://www.eh-tabor.de/t3/diedeutscheerweckungsbewegung/ Die deutsche Erweckungsbewegung zu Beginn des 19.Jahrhunderts - Evangelische Hochschule Tabor, 35039 Marburg]
  
 
[[Kategorie: Kirchengeschichte]]
 
[[Kategorie: Kirchengeschichte]]

Aktuelle Version vom 14. März 2023, 16:32 Uhr

Die Erwckungsbewegung war für die Entstehung der katholisch-apostolischen Bewegung und die Brüderbewegung entscheidend. Siehe auch die Übersichtsseite für Erweckung.

Die deutsche Erweckungsbewegung zu Beginn des 19. Jahrhunderts

Nachdem der Barockpietismus um Philipp Jacob Spener, August Hermann Francke und Nikolaus Ludwig von Zinzendorf gegen 1730 seinen Höhepunkt überschritten hatte, nahm die geistliche Bewegung in Deutschland immer mehr ab. An vielen Orten zogen sich die Pietisten als die „Stillen im Lande“ zurück, auch wenn vereinzelt prägende Persönlichkeiten das geistliche Feuer wach hielten. Die französische Revolution 1789 und die Auflösung des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ 1806 durch Napoleon erschüttern viele Menschen in Deutschland. Unterstützt durch eine allgemein stärker werdende romantische Offenheit für das Übersinnliche entstehen nach der politischen Neuordnung Europas im Wiener Kongress 1815 in vielen deutschen Gegenden Erweckungsherde. Es kommt zu einem allgemeinen geistlichen Aufbruch, der Erweckungsbewegung, der um 1830 seinen Höhepunkt erreicht und dann wieder etwas abflaut. Die Ausläufer führen aber zu einer langfristigen Neubelebung vieler Landeskirchen und bilden die Grundlage für die dann um 1890 entstehende Gemeinschaftsbewegung, die als nächster erwecklicher Aufbruch in Deutschland gilt. Da Deutschland um 1815 noch kein Nationalstaat war, sondern aus einer Vielzahl von Territorien bestand, entwickelte sich auch die Erweckung nicht als gesamtdeutsche Bewegung, sondern in sehr unterschiedlichen regionalen Formen.

Allgäu

Eine der ersten Erweckungen in Deutschland fand im Allgäu statt. Im Gegensatz zu vielen anderen Erweckungsgebieten spielte sie sich innerhalb der katholischen Kirche ab. Beeinflusst von dem katholischen Bischof Johann Michael Sailer (1751-1832) versammelten sich seit 1794 Priester im Seeger Kreis und entwickelten einen evangelischen Rechtfertigungsglauben. Zu diesem Kreis gehörte Martin Boos (1762-1825) und Johann Evangelista Gossner (1773-1858). Die Erweckung griff bis nach München über und wurde durch Kontakte zu anderen Erweckungsgebieten vertieft.

Karlshuld

Karlshuld ist ein Ort im bayrischen Donaumoos, südwestlich von Ingolstadt. Im August 1826 wurde Johann Evangelist Georg Lutz Pfarrer in Karlshuld. Für seine Pfarrei entwickelte er ein starkes soziales Engagement. Er entwickelte Beschäftigungsmodelle und organisierte Spendenaktionen und gewann schnell die Herzen der notleidenden Bevölkerung. Ab 1830 wurde Lutz mehrfach wegen "mystizistischer Abweichungen" von der Lehre der katholischen Kirche vor das Augsburger Ordinariat geladen. 1831 trat er mit einem Teil seiner Gemeinde (rund 700 Gemeindemitglieder) aus der römisch-katholischen Kirche aus und gründete erst eine evangelische Kirchengemeinde und später eine katholisch-apostolische Gemeinde.

Württemberg

Württemberg war seit Johann Albrecht Bengel und Friedrich Christoph Oetinger schon vielfältig erwecklich geprägt. Um 1826 kam es dann zu einem neuen Aufbruch durch den jungen Pfarrer Ludwig Hofacker (1798-1828), der in nur zwei von Krankheiten gezeichneten Jahren bis zu seinem frühen Tod eine starke Bewegung auslöste. Eine große Bußbewegung entstand auch durch die Verkündigung von Johann Christoph Blumhardt (1805-80) der als Pfarrer von Möttlingen einen jahrelangen Kampf um das Heil und die Heilung der Frau Gottliebin Dittus führte und dann ab 1852 in Bad Boll ein geistliches Sanatorium führte.

Baden

In der katholischen Dorfgemeinde im Wurmtal südlich von Pforzheim wirkte der Priester Aloys Henhöfer (1789-1862). Unter dem Einfluss der Allgäuer Erweckung bekehrte er sich in jungen Jahren zum Evangelium und verließ mit seiner gesamten Gemeinde die katholische Kirche. Auch Henhöfer wandte sich immer wieder gegen den toten Rationalismus seiner Tage und predigte die Gnade Gottes. Der Fabrikant Carl Mez aus Freiburg hat ebenfalls die Erweckung in Baden unterstützt und später auf Elias Schrenk gewirkt.

Franken

In Nordbayern konnte sich die Erweckungsbewegung zu allererst festsetzen. Von Nürnberg und Erlangen aus wirkten viele Pfarrer und Prediger im erwecklichen Sinne. Der reformierte Theologieprofessor Christian Krafft (1784-1845) sammelte die Erlanger Kreise um sich. Zunächst arbeiteten in diesen Kreisen Lutheraner, Reformierte, Herrnhuter und Katholiken zusammen, später wurde die Erweckung jedoch unter Wilhelm Löhe (1808-72) und seinem Zentrum in Neuendettelsau streng lutherisch. Die gesamte Landeskirche in Bayern stellte sich geschlossen zu Luther und seiner Theologie, besonders unter dem Oberkonsistorialpräsident Adolf Harleß (1806-79). Neben der starken missionarischen und diakonischen Ausprägung der Kirche entwickelte sich an der Universität Erlangen eine beispiellose Schule erwecklicher Theologie, die so genannte Erlanger Theologie (Johann Christian Konrad Hofmann, Franz Hermann Reinhold Frank, Franz Delitzsch, Franz Michael Zahn, Ludwig Ihmels, Werner Elert, Paul Althaus der Ältere, usw.).

Siegerland

In Verbindung mit der Erweckung im Wuppertal stand auch die siegerländische Erweckung, angestoßen durch den Tersteegianer Johann Heinrich Weisgerber und dem Gerbermeister Tillmann Siebel (1804-75). Weisgerber und Siebel waren starke Verkünder. Die bekehrten Kreise schlossen sich in Gemeinschaften zusammen, welche durch Reiseprediger versorgt wurden. Der Siegerländer Gemeinschaftsverband einte so die zerstreut lebenden Neubekehrten. Er ging später in die Gemeinschaftsbewegung ein.

Niederrhein und Wuppertal

Der Niederrhein war schon seit Tersteegens Zeiten stark pietistisch beeinflusst. In Kaiserswerth bei Düsseldorf gründete Theodor Fliedner mit seiner Frau 1836 das erste deutsche Diakonissenhaus. Der Schwerpunkt der Erweckung verlagerte sich aber nach Wuppertal, einem Ort von verschiedenen religiösen Gegensätzen. Besonders die dortige reformierte Gemeinde unter der Verkündigung von Gottfried Daniel Krummacher (1774-1837) und Hermann Friedrich Kohlbrügge (1803-75) wuchs rasch durch die Verkündigung der freien Gnade im reformierten Sinne. Aber auch manche Freikirchen nahmen im Wuppertal ihren Anfang. Carl Brockhaus (1822- 99) gründete gegen 1850 die deutschen Brüderversammlungen, Hermann Heinrich Grafe 1854 die Freien evangelischen Gemeinden.

Minden-Ravensberg

Die Erweckungsbewegung beeinflusste auch ärmere Bevölkerungsschichten. Hierfür steht die Erweckung von Minden-Ravensberg, die durch den Pastor Johann Heinrich Volkening (1796-1877) angestoßen wurde. Auch Volkening versuchte, als einflussreicher Kirchenmann die Kanzeln seines Bezirkes mit gläubigen Pfarrern zu besetzen, was ihm auch bald gelang. Er legte Wert auf die Ausbildung von Posaunenchören. Seit Leitvers lautete: “Gerettetsein gibt Rettersinn.

Bremen

Ein weiteres Zentrum der Erweckung wurde die Stadt Bremen. Hier wirkte der reformierte Pastor Gottfried Menken (1768-1831). Menken wurde durch seine scharfe Kritik an der Aufklärung und der Französischen Revolution bekannt. Er konnte ausrufen: "Alle Revolutionen sind gegen das Reich Gottes." In der Aufklärung konnte er nur einen Kult der Menschenvergötterung erkennen. Seine Antwort war ein ausgeprägter Biblizismus mit der Überzeugung von der Irrtumslosigkeit des Gotteswortes.

Hamburg

Hier kam es nicht zu einer durchgreifenden Erweckungsbewegung, trotzdem wurde die Stadt von kleinen Konventikelkreisen im erwecklichen Sinne geprägt. Matthias Claudius und sein Schwiegersohn Friedrich Christoph Perthes konnten ebenso eine kleine Schar um sich sammeln wie Johann Gerhard Oncken, der Vater des deutschen Baptismus. Innerhalb der Landeskirche in Hamburg war auch der Pfarrer Johann Wilhelm Rautenberg durch die Erweckungsbewegung angestoßen worden, eine erste Sonntagschule zu gründen. Auch der Vater der inneren Mission, Johann Heinrich Wichern, kam aus Hamburg. Er sah die Not der Großstädte und plädierte für soziale Hilfen der Kirchen. Die Gründung des "Rauhen Hauses" bildete den Anfang für viele andere missionarisch-diakonische Bemühungen der Inneren Mission.

Schleswig-Holstein

Auslöser der Erweckung wurde hier der so genannte Emkendorfer Kreis um die Gebrüder Friedrich Karl Reventlow und Cay Friedrich Graf von Reventlow. Sie wollten der Aufklärung an der Universität in Kiel widerstehen und setzten sich für die Berufung eines bibeltreuen Theologen ein. 1814 wurde dann August Detlev Christian Twesten als theologischer Professor nach Kiel berufen und konnte dort die Aufklärung zurückdrängen. Ihm zur Seite stand der Pastor Claus Harms (1778-1855), der 1817 verfasste. Er beklagte darin die zersetzende Tendenz der Aufklärungstheologie und forderte von den Kirchenleitungen einen radikalen Kurswechsel. Als Prediger hatte er wegen seiner volkstümlichen Redeweise eine große Zuhörerschaft.

Berlin

Die Berliner Erweckten waren durch die Herrnhuter Bewegung des Grafen von Nikolaus Ludwig von Zinzendorf beeinflusst. Der Prediger der Böhmischen Bethlehemsgemeinde, Johannes Jänicke, gründete eine Missionsschule und war mit den englischen Evangelikalen eng verbunden. Ein reges Sozialwerk schuf der Baron Hans Ernst von Kottwitz (1757-1843). Ein besonderes Charakteristikum der Berliner Erweckung lag darin, dass sie die hohen Gesellschaftsschichten erreichte. In Berlin ansässige Adelige wie von August von Bethmann-Hollweg und Adolf von Thadden-Trieglaff wurden erweckt, ebenso König Friedrich Wilhelm IV. Zur Erweckung hielten sich auch der Alttestamentler Ernst Wilhelm Hengstenberg und der Minister Ernst Ludwig von Gerlach, beides überzeugte Lutheraner. Seit 1820 predigten für vier Jahrzehnte größtenteils bekehrte Prediger in Berlins Kirchen und Gemeinden.

Pommern

Aus adeligen Kreisen in Berlin wurde die Erweckung auch nach Pommern getragen. Die Versammlungen der Brüder von Below waren so stark besucht, dass die Polizei eingriff und sie kurzerhand verbot. Daraufhin versammelte man sich heimlich in Wäldern und Scheunen. Die Adeligen und Bauern trafen sich auf dem Gut von Adolf von Thadden-Trieglaff (1796-1882), dessen Trieglaffer Konferenzen das Zentrum der Erweckungsprediger in Pommern wurde. Auch Otto von Bismarck bekehrte sich unter seinem Einfluss. Gustav Knak (1806-1878), seit 1834 Pastor in Wusterwitz, galt als der herausragende Prediger der pommerschen Erweckungsbewegung. Er organisierte besondere Missionsfeste, die das Interesse an der Äußeren Mission festigten und die Erweckung wach hielten.

Hannover/Lüneburg

Neben dem Liederdichter Philipp Spitta (1801-1859) bestimmte Pastor Georg Ludwig Detlef Theodor Harms (1808-65) in Hermannsburg die hannoversche Erweckungsbewegung der. Er predigte evangelistisch und betonte die Äußere Mission. Hermannsburg wurde zum geistlichen Zentrum für die Lüneburger Heide und darüber hinaus. 1849 wird das heute noch bestehende Hermannsburger Missionswerk gegründet. Ludwig Harms wollte die Erweckung innerhalb der Kirche halten und betonte sehr stark die lutherischen Bekenntnisse.

Bedeutung für die Konfessionsgruppe der Apostolischen Gemeinschaften

Auf das Erweckungsgeschehen in Karlshuld wurde in der GESCHICHTE DER NEUAPOSTOLISCHEN KIRCHE ausdrücklich Bezug genommen und die Erweckungsbemühungen in Hamburg wurden in der Einleitung dem Buch 100 Jahre Neuapostolische Kirche 1863–1963 – Apostelbezirk Hamburg zur der Entstehung der Apostolischen Gemeinde alter Ordnung zu Hamburg vorangestellt.

Literatur

Weblinks