Nachmittagsgottesdienst

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Der Nachmittagsgottesdienst bezeichnete in der Neuapostolischen Kirche den zweiten Gottesdienst am Sonntag. Dieser wurde bis 1998 in den neuapostolischen Gemeinden in Westeuropa zumeist am Nachmittag begangen. In manchen Regionen wurde er auch als Abendgottesdienst gefeiert. Nicht alle Gebietskirchen kannten einen Nachmittags- bzw. zweiten Sonntagsgottesdienst.

Allgemeines

Der Nachmittagsgottesdienst wurde je nach Gebietskirche im Zeitraum zwischen 15 und 17 Uhr nachmittags am Sonntag gehalten. Der Gottesdienst entsprach dem Gottesdienst des Sonntagvormittag, jedoch wurde eine andere Bibelstelle zur Predigt verwendet. Auch war dieser Gottesdienst ein Abendmahlsgottesdienst, mit der Ausnahme, dass das Abendmahl nur von den priesterlichen Ämtern sowie denjenigen empfangen wurde, die am Vormittags-Gottesdienst nicht teilgenommen hatten. In einigen Regionen (z.B. Hessen) hatten die Nachmittagsgottesdienste den Charakter einer Evangelisation. So wurden hier verstärkt Nicht-Gemeindemitglieder ("Gäste") zu diesen Gottesdiensten geladen. Die Predigt und die Liedauswahl war betont auf Evangelisation und Mission ausgerichtet.

Historische Wurzeln

Der neuapostolische Nachmittagsgottesdienst speist sich aus zwei oder drei Quellen. Zum einen kann wohl das katholisch-apostolische Gottesdienstritual des "Nachmittagsgebets" als eine Wurzel angesehen werden. So wurde auch in den katholisch-apostolischen Gemeinden sonntagnachmittags die Ausspendung der Kommunion für diejenigen, die nicht an der Eucharistiefeier am Vormittag teilgenommen hatten, vorgenommen.

Andererseits wurde mit dem Nachmittagsgottesdienst in den neupostolischen Gemeinden die Möglichkeit geschaffen, den Gottesdienst zu besuchen, wenn man am Sonntagvormittag beruflich verpflichtet war. Dies war wohl insbesondere in der frühen Neuapostolischen Kirche der Fall, die ihre Mitglieder überwiegend in unteren Gesellschaftsschichten hatte, welche auch oft als Knechte oder Dienstmädchen arbeiteten, die am Sonntagnachmittag frei hatten. Man nannte wohl auch den Nachmittagsgottesdienst regional anfänglich umgangssprachlich "Dienstmädchen-Gottesdienst". Teilweise werden hier auch die in Schichten arbeitenden Bergleute angeführt. Erst später bürgerte sich ein, dass die ganze Gemeinde auch den Nachmittagsgottesdienst besuchte.[1]

Hinzu kommt als Drittes der Einfluss des Calvinismus auf die junge Neuapostolische Kirche. In calvinistischen (reformierten) Gemeinden waren (und sind es noch heute, z.B. bei den Altreformierten oder strengen Gemeinden in den Niederlanden) am Sonntag zwei Gottesdienste üblich, welche auch beide von der Gemeinde besucht werden sollten.

Veränderungen

In den 1950er Jahren wurde der Nachmittagsgottesdienst an den Feiertagen Weihnachten, Ostern und Pfingsten abgeschafft. Auch fanden an den Tagen, an denen Gottesdienste zum Gedächtnis an die Entschlafenen gefeiert wurden, nachmittags keine Gottesdienste mehr statt. War ein Apostel in der Gemeinde anwesend und hielt dort den Gottesdienst, entfiel auch der zweite Gottesdienst.

Unter Stammapostel Fehr wurde der Nachmittagsgottesdienst reformiert. Zunächst wurde eingeführt, dass die gesamte Gemeinde das Abendmahl empfangen durfte. Später entfiel in den Sommermonaten Juli und August der zweite Gottesdienst. Mit Wirkung zum 1. Januar 1998 entfiel der Nachmittagsgottesdienst.

Einzelnachweise

  1. Dominik Schmolz, kleine Geschichte der Neuapostolischen Kirche (2016); Fehr, Richard: Erinnerungen - "Herr, mein Leben, es sei dein", Frankfurt/Main 2007