Neuapostolische Kirche Coswig (Anhalt): Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte ==
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== Entwicklung des apostolischen Glaubens in Coswig ==
Seit 1868 werden in Coswig (Anhalt) Versammlungen der damaligen [[Allgemeine christliche apostolische Mission|Allgemeinen christlichen apostolischen Mission]] (später [[Neuapostolische Kirche]]) abgehalten. Gründer der Gemeinde war der Coswiger Korbmacher und spätere Bischof [[Franz Hübner]], welcher sich bereits 1860 in Hamburg zur [[Katholisch-apostolische Gemeinden|katholisch-apostolischen Gemeinden]] bekannte. Nachdem er 1863 in Holland als Sendungsevangelist beauftragt mehrere Gemeinden gründete kehrte er 1866 in seine Heimatstadt Coswig zurück und hielt erste Versammlungen.
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Bereits im Jahr 1856 entstand in der Nachbarstadt [[Lutherstadt Wittenberg]] eine katholisch-apostolische Gemeinde. Es existieren jedoch keine Aufzeichnungen ob Coswiger Bürger zu dieser Gemeinde gehörten, was auch recht unwahrscheinlich ist, da zwischen den beiden Städten eine Fürstentumgrenze bestand.
Die Gemeinde wuchs schnell, so dass in den darauffolgenden Jahren in der Umgebung durch die reichliche Evangelisationstätigkeit der Mitglieder viele neue Gemeinden entstanden.
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Erst der Coswiger Korbmacher [[Franz Hübner]] (später Bischof) brachte um 1866 den apostolischen Glauben nach Coswig, nachdem er von seiner Missionstätigkeit mit Apostel Schwartz aus Holland in seine Heimatstadt zurück kehrte. Vermutlich um 1868 wurden erste religiöse Versammlungen in privaten Wohnungen abgehalten. 1876 zeugt ein Brief von Franz Hübner von einer kleinen lebendigen Gemeinde. Aus dieser Zeit stammt auch ein Briefwechsel mit [[Friedrich Krebs]]. Im Jahre 1878 wollte Apostel Preuß die Coswiger Gemeinde besuchen und einen Versiegelungsdienst durchführen. Auf der Reise nach Coswig wurde er aber per Telegramm zurück gerufen, da seine Frau in Braunschweig verstorben war.
  
 
Nach dem Tod des Apostel [[Carl Wilhelm Louis Preuß]] hielt sich die Coswiger Gemeinde an Apostel [[Friedrich Wilhelm Schwarz]], [[Friedrich Wilhelm Menkhoff]] und [[Friedrich Krebs]] und wurde zur apostolischen Gemeinde.
 
Nach dem Tod des Apostel [[Carl Wilhelm Louis Preuß]] hielt sich die Coswiger Gemeinde an Apostel [[Friedrich Wilhelm Schwarz]], [[Friedrich Wilhelm Menkhoff]] und [[Friedrich Krebs]] und wurde zur apostolischen Gemeinde.
  
Im Jahr 1881 wurde der christlich religiöse Verein zu Coswig gegründet. Damit war es möglich auch offiziell Versammlungen abzuhalten. Vier Jahre später errichtete man in Coswig [[Coswiger Kapelle| die erste gemeindeeigenen Kapelle Mitteldeutschlands]], welche am 30. August 1885 eingeweiht wurde.
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Die rechtliche Selbständigkeit erlangte die Coswiger Gemeinde jedoch erst 1881 durch die Gründung des "apostolisch-religiösen Verein zu Coswig". In dieser Zeit (1885) erhielt die Gemeinde auch eine eigene Kapelle mit 90 Sitzplätzen, welche die erste gemeindeeigene Kapelle Mitteldeutschlands war. 1888 wurde Coswig zur Bezirksgemeinde und Franz Hübner zum Bezirksältesten ordiniert, 1901 erhielt der das Bischofamt.
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Zuvor erhielt Franz Hübner 1893 die Anklage ohne studiert zu haben Gottesdienste zu halten. Kurzerhand wurden die apostolischen Gemeinden um Coswig verboten. Erst vor dem obersten Gerichtshof erhielt er den Freispurch und die apostolische Gemeinde Sachsen Anhalt wurde mit dem Vorsitzenden Franz Hübner rechtlich anerkannt. Dies war damit auch die staatliche Gründung und Anerkennung der Gebietskirche Sachsen Anhalt.
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Schon wenige Jahre später, 1925, wurde das jetzige Kirchengebäude erbaut. Im Laufe der Jahre entwickelte sich Coswig zu einer wichtigen Bezirksgemeinde aus der nicht weniger als 14 neue Gemeinden entstanden. Der Coswiger Bezirk umfasste zur Hochzeit unter Bezirksältesten [[Hans C. Müller]] in den 1950-er Jahren etwa 55 Gemeinden.
  
Ab 1888 ist Coswig auch die Bezirksgemeinde des neu gegründeten Kirchenbezirkes Coswig. Im Jahre 1893 erhält der [[Ältester|Bezirksältester]] Franz Hübner die Anklage ohne Studium das Wort auszulegen und Gottesdienste zu halten. Nach mehreren Verhandlungen gewinnt er den Prozess und die [[Gebietskirche Sachsen-Anhalt| Apostolische Gemeinde Sachsen-Anhalt]] wird mit dem Vorsitzenden Franz Hübner staatlich anerkannt. 1901 erhält Franz Hübner das Bischofsamt, welches er bis zur Inruhesetzung 1911 inne hatte. Die Amtsnachfolge trat der spätere Bischof Carl Knape an.
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Später wurden die Bezirke aufgeteilt und in den 1980-er Jahren die Nachbargemeinde Dessau als Bezirksgemeinde gewählt.
  
In den folgenden Jahren wuchsen Gemeinde und Bezirk heran, so dass der Bezirk Coswig in mehrere neue Kirchenbezirke aufgeteilt wurde. In den 1980-er Jahren wurde die Bezirksgemeinde in den Nachbarort Dessau umgelegt.
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Aktuell zählt die Coswiger neuapostolische Gemeinde etwa 170 Gemeindemitglieder und gehört zur Gebietskirche Sachsen Anhalt.
  
 
== Gebäude ==
 
== Gebäude ==

Version vom 4. Februar 2010, 10:49 Uhr

Die Neuapostolische Kirche in Coswig steht direkt an der Bundesstraße 187 auf einen Hügel und ist ein markantes Gebäude der Stadt Coswig (Anhalt). Das Kirchengebäude gehört mit zu den ersten selbst errichteten neuapostolischen Kirchengebäuden in Deutschland, die noch erhalten sind.

Kirchengebäude im Jahr 2002

Entwicklung des apostolischen Glaubens in Coswig

Bereits im Jahr 1856 entstand in der Nachbarstadt Lutherstadt Wittenberg eine katholisch-apostolische Gemeinde. Es existieren jedoch keine Aufzeichnungen ob Coswiger Bürger zu dieser Gemeinde gehörten, was auch recht unwahrscheinlich ist, da zwischen den beiden Städten eine Fürstentumgrenze bestand.

Erst der Coswiger Korbmacher Franz Hübner (später Bischof) brachte um 1866 den apostolischen Glauben nach Coswig, nachdem er von seiner Missionstätigkeit mit Apostel Schwartz aus Holland in seine Heimatstadt zurück kehrte. Vermutlich um 1868 wurden erste religiöse Versammlungen in privaten Wohnungen abgehalten. 1876 zeugt ein Brief von Franz Hübner von einer kleinen lebendigen Gemeinde. Aus dieser Zeit stammt auch ein Briefwechsel mit Friedrich Krebs. Im Jahre 1878 wollte Apostel Preuß die Coswiger Gemeinde besuchen und einen Versiegelungsdienst durchführen. Auf der Reise nach Coswig wurde er aber per Telegramm zurück gerufen, da seine Frau in Braunschweig verstorben war.

Nach dem Tod des Apostel Carl Wilhelm Louis Preuß hielt sich die Coswiger Gemeinde an Apostel Friedrich Wilhelm Schwarz, Friedrich Wilhelm Menkhoff und Friedrich Krebs und wurde zur apostolischen Gemeinde.

Die rechtliche Selbständigkeit erlangte die Coswiger Gemeinde jedoch erst 1881 durch die Gründung des "apostolisch-religiösen Verein zu Coswig". In dieser Zeit (1885) erhielt die Gemeinde auch eine eigene Kapelle mit 90 Sitzplätzen, welche die erste gemeindeeigene Kapelle Mitteldeutschlands war. 1888 wurde Coswig zur Bezirksgemeinde und Franz Hübner zum Bezirksältesten ordiniert, 1901 erhielt der das Bischofamt.

Zuvor erhielt Franz Hübner 1893 die Anklage ohne studiert zu haben Gottesdienste zu halten. Kurzerhand wurden die apostolischen Gemeinden um Coswig verboten. Erst vor dem obersten Gerichtshof erhielt er den Freispurch und die apostolische Gemeinde Sachsen Anhalt wurde mit dem Vorsitzenden Franz Hübner rechtlich anerkannt. Dies war damit auch die staatliche Gründung und Anerkennung der Gebietskirche Sachsen Anhalt.

Schon wenige Jahre später, 1925, wurde das jetzige Kirchengebäude erbaut. Im Laufe der Jahre entwickelte sich Coswig zu einer wichtigen Bezirksgemeinde aus der nicht weniger als 14 neue Gemeinden entstanden. Der Coswiger Bezirk umfasste zur Hochzeit unter Bezirksältesten Hans C. Müller in den 1950-er Jahren etwa 55 Gemeinden.

Später wurden die Bezirke aufgeteilt und in den 1980-er Jahren die Nachbargemeinde Dessau als Bezirksgemeinde gewählt.

Aktuell zählt die Coswiger neuapostolische Gemeinde etwa 170 Gemeindemitglieder und gehört zur Gebietskirche Sachsen Anhalt.

Gebäude

Orgelprospekt und Empore 2007
Altaransicht 2007

Das jetzige markante Kirchengebäude der Neuapostolischen Gemeinde wurde am 29. November 1925 eingeweiht, weil die 1885 gebaute Kapelle zu klein wurde. Architekt war der Coswiger Baumeister Dorn. Das Kirchenschiff ist neun Meter breit, 24 Meter lang und acht Meter hoch. Es verfügt über eine Holzempore auf welcher 1954 eine Pfeifenorgel installiert wurde, welche leicht verändert noch heute spielt. Architektonisch interessant ist die für neuapostolische Kirchenbauten untypische Apsis sowie der Korbdachbogen und die bunten Bleiglasfenster. Das Orgelfenster an der Giebelseite zur Hauptstraße zeigt ein englisches Kleeblattkreuz. Der Aufgang zur Kirche erfolgt über eine breite offene Treppe durch einen mit Säulen gestützten Vordach.

Ursprünglich wurde die Kirche mit 500 Sitzplätzen erbaut. In den 1930-er bis 1940-er Jahren waren sonntags 400 bis 600 Geschwister in den Gottesdiensten. Schon in den 1950-er Jahren wurde begonnen die Bestuhlung herabzusenken auf nun knapp 200 Plätze im Kirchenschiff. Zuletzt 1981 waren über 630 Geschwister zur 100-Jahrfeier in der Kirche im Kirchenschiff und "kleinem Saal" versammelt. Aktuell nehmen ca. 100 bis 120 Personen sonntäglich am Gottesdienst teil.

Nach der aufwendigen Sanierung im Jahre 2002 hat die Kirche nun im unteren Geschoss mehrere Nutzräume für Kinder- und Jugendbetreuung, Zusammenkünften sowie eine Küche, moderne Toiletten und die Sakristei. Mit der Sanierung erlebte das Gebäude auch einen Rückbau in den annähernden Urzustand von 1925, da in den 1950-er und 1980-er Jahre die Kirche durch zusätzliche Wände und Verkleidungen verbaut wurde. Die Bauleitung hatte der Potsdamer Architekt Manuel Köhler, welcher auch für die moderne Farbgebung verantwortlich ist.

Literatur

  • Sebastian Müller, Franz Hübner und die Entstehung der Gemeinde in Coswig in Tagungsband - Treffen in Coswig 2008, EPS-21.0004, Edition-Punctum-Saliens-Verlag, Nürtingen 2008

Weblinks