Kirchengestühl

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Unter Kirchengestühl versteht man die Sitzmöbel einer Kirche sowohl der die Liturgie ausführenden Personen, der Zelebranten, als auch der Gottesdienstbesucher. Deren Funktion und Bauweise ist durch unterschiedliche kirchliche Anlässe und Traditionen bestimmt. Daneben sind die Sitzmöbel kunsthistorisch und regional unterschiedlich geprägt und widerspiegeln teilweise kirchliche und weltliche Hierarchien.

Kirchenbänke

Das Laiengestühl oder Volksgestühl im Kirchenschiff ist seit der Neuzeit in fast allen römisch-katholischen und evangelischen Kirchen zu finden, in orthodoxen Kirchen fehlt es zumeist. In apostolischen Kirchen ist es immer vorhanden.

Allgemeine Geschichte

Die ältesten erhaltenen Kirchenbänke etwa in England stammen aus dem späten 13. Jahrhundert.[1] Während sich Kirchenbänke in römisch-katholischen Kirchen nur langsam durchsetzten, waren sie von Beginn der Reformation an typisch für protestantische Kirchen. Diese Entwicklung hängt mit dem besonderen Gewicht zusammen, das der Protestantismus zum einen der Predigt als Medium der Heilsvermittlung, zum anderen dem persönlichen Glaubenserlebnis zumisst. Im Sitzen konnte sich der Gläubige ganz der Botschaft von der Kanzel oder aber seiner innerlichen Andacht widmen.[2]

Die unterschiedliche Liturgie der Konfessionen schlägt sich auch in der Bauart von Kirchenbänken nieder. So gibt ein Lehrbuch für Möbelschreiner aus dem Jahr 1892 an, dass die Höhe von Bänken für protestantische Kirchen bei etwa einem Meter anzusetzen sei, während sie in römisch-katholischen Kirchen bei nur 80 bis 90 cm liegt, da der römische Ritus ein wiederholtes Niederknien auf dem vor der Bank angebrachten Kniebrett erfordert.[3]

Kirchenbänke in apostolischen Kirchen

Auch in den apostolischen Glaubensgemeinschaften finden sich unterschiedliche Arten von Kirchenbänken. So finden sich in katholisch-apostolischen Gemeinden auf Grund der Liturgie, die ein häufiges Niederknien erfordert, Kniebänke in den Kirchenbänken. In Hersteld-Apostolischen Gemeinden befindet sich oft mals ein Knieschemel unter der Kirchenbank. In Neuapostolischen Kirchen unterscheidet sich das Kirchengestühl zumeist regional. So finden sich gerade in älteren Kirchenbauten Bänke mit einer Fussbank und ausziehbaren Notsitzen. Regional finden sich Hut-/Taschenhaken an den Bankrücken. In anderen Regionen ist oftmals ein Ablagefach unter der Vorderbank enthalten.

Bei neueren Kirchenbauten wurde oft auf Bänke zu Gunsten von Bestuhlung verzichtet.

Einzelnachweise

  1. Peter Draper: The Formation of English Gothic: Architecture and Identity. Yale University Press, New Haven 2006. S. 205. vgl. Eric Fernie: The Architecture of Norman England, Oxford University Press 2000. S. 231.
  2. Wolfgang Lück: Das Bild in der Kirche des Wortes: Eine Einführung in die Bilderwelt evangelischer Kirchen. LIT Verlag, Berlin, Hamburg, Münster 2001. S. 17ff.
  3. Theodor Krauth und Franz Sales Meyer: Die gesamte Möbelschreinerei. E. A. Seemann, Leipzig 1892; S. 179 ff.