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Entschlafenenwesen

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Die Seite wurde neu angelegt: „Das '''Entschlafenenwesen der Neuapostolischen Kirche''' ist ein wichtiger Teil der Lehre der Neuapostolischen Kirche. In anderen [[Chr…“
Das '''Entschlafenenwesen der Neuapostolischen Kirche''' ist ein wichtiger Teil der Lehre der [[Neuapostolische Kirche|Neuapostolischen Kirche]]. In anderen [[Christentum|christlichen Gemeinschaften]], auch in anderen apostolischen Gemeinschaften, ist diese Lehre nur teilweise vorhanden, sie zählt also zu den konfessionsgebundenen Lehren der Neuapostolischen Kirche. Das Entschlafenenwesen wird biblisch begründet und lehrt die Möglichkeit, dass auch bereits Verstorbene noch Heil finden oder Sünden loswerden können. Dabei wird vor allem die Gnade Jesu Christi betont, die eine Zustandsänderung einer [[Seele]] im Jenseits ermögliche. Die verschiedenen christlichen Institutionen (Sakramente, Wort Gottes, etc.) sollen daher auch Entschlafenen (Verstorbenen) in bestimmter Weise überreicht werden.

Die in dieser Form seit dem 19. Jahrhundert publizierte Lehre versteht sich nicht als Neugründung. Sie stützt sich auf mehrere Bibelstellen, besonders auf [[1. Korinther]] 15:29, welche von einer [[Totentaufe]] spricht. Kritiker weisen darauf hin, dass die genannten, „die sich für die Toten taufen lassen“, auch irgend einer frühchristlichen [[Sekte]] hätten angehören können. Dem wird entgegengehalten, dass im Urtext (sowie in neueren Bibelübersetzungen, die näher dem Urtext geschrieben sind) die Passage von „Männern in der Gemeinde Korinth“ erzählt, und dass der Brief in den Jahren 53/54 n. Chr. geschrieben wurde, also zu einer Zeit, als nur die Christen unter den [[Apostel]]n sowie Gemeinden unter [[Bischof|Bischöfen]], welche die Apostel verließen, existierten. Charismatische Gruppen im 2. Jahrhundert nach Christus führten einige Lehren der Apostel weiter, darunter, so scheint es, auch eine [[Totentaufe]]. In Bibellexika katholischer Theologen wird die Totentaufe in den ersten Gemeinden der Apostel als „wahrscheinlich bzw. möglich“ beschrieben.<ref> Das große Handbuch zur Bibel; 2007; ISBN 978-3-460-30220-4 (Verlag katholisches Bibelwerk)</ref>

Das Entschlafenenwesen der Neuapostolischen Kirchen hat zunächst Ähnlichkeit mit der [[Totentaufe]] der [[Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage]]. Schon oberflächlich betrachtet gibt es aber viele Unterschiede: Nach dem Verständnis der [[Mormonen]] können nur Verstorbene getauft werden können, die mindestens seit einem Jahr tot sind (ist das Sterbedatum nicht bekannt, so muss der Verstorbene vor mindestens 110 Jahren geboren sein); Name und Vorfahren müssen unbedingt bekannt sein etc.

== Lehre ==
=== Das Jenseits ===
Aus den Aussagen der Bibel schließt die Neuapostolische Kirche<ref>Jenseitsglaube der neuapostolischen Christen S. 31-32</ref>, dass es im Jenseits verschiedene Bereiche gibt, die sich in der Gottnähe unterscheiden. Eine Aussage über die Anzahl und genaue Struktur dieser Bereiche trifft die Neuapostolische Kirche nicht.
Nach neuapostolischer Lehre befindet sich eine Seele nach dem Tod in einem Bereich im Jenseits, den sie verdient. Nicht-erlösten Seelen könne geholfen werden, damit sich deren Seelenzustand ändert und sich auch erlöst werden können.
Die Neuapostolische Kirche lehrt, dass Menschen, die in Christus sterben, definitiv erlöst sind. Sie befinden sich in einem vollkommenen Seelenzustand und nach ihrem Bibelverständnis kann man diesen im Jenseits nicht verschlechtern.

Ein „in Christus Gestorbener“ erfüllt nach neuapostolischer Sicht folgende Bedingungen:
*Er hat die drei Sakramente [[Taufe]], [[Versiegelung (Religion)|Versiegelung]] und [[Abendmahl]] empfangen.
*Sein Leben richtete sich voll und ganz nach der Vorbereitung auf die Wiederkunft Christi, was bedeutet, nach „Gutem“ und dem „Werk Gottes“ gestrebt zu haben. Deshalb lassen sich an dieser Seele Wesensmerkmale Jesu Christi erkennen.
*An ihm zeigen sich Zeichen der Vollendungsarbeit des Heiligen Geistes.
*Durch die Gnade Gottes wurden ihm seine Sünden und Laster, die er bis hierher noch zu tragen hatte, vergeben.

Deshalb sagt die Kirche, dass all diese Bedingungen nur neuapostolische Christen, Gläubige des Urchristentums und Märtyrer, welche nach neuapostolischem Verständnis besondere Gnade erfahren, erfüllen können. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Kirche exklusiv ist und schließlich nur diese Heil erfahren können, denn auch Andersgläubige, Verstorbene sollen durch Sakramente für Verstorbene Heil erlangen, zudem lehrt die Kirche, dass niemand wissen kann, wen die Gnade Gottes einschließt.
Auch sagt die Neuapostolische Kirche, dass man nicht sicher zu diesen „in Christus Gestorbenen“ gehört, nur weil man neuapostolisch ist. Denn gewichtig wären auch die Herzenseinstellung und Lebenswandel, also nach was man im irdischen Leben wirklich strebte und dies auch getan hat oder nicht.

Die Neuapostolische Kirche sagt aus, dass manche Menschen nicht in Christus gestorben sind, nämlich die, die
* entweder nicht die drei Sakramente Taufe, Versiegelung und Abendmahl erfahren haben und somit nicht an Jesus Christus glauben und/oder nie von ihm gehört haben.
* oder deren letzte Sünden nicht vergeben wurden oder noch Laster tragen (z.B. ein Opfer, das seinem Mörder nicht vergeben kann)
* oder zwar gläubig waren, jedoch nie nach dem Willen Gottes und Jesu Christi handelten
* oder noch keine Gnade erlangt haben

Mit diesen Aussagen wird sehr subtil eine hohe Exklusivität aufgebaut, da gültige Sakramente außerhalb der neuapostolischen Kirche gar nicht gespendet werden können. Außerdem widerspricht dem biblischen Zeugnis, dass gläubige Menschen noch "unvergebene Sünden" haben. Allein durch den Glauben geschieht Rechtfertigung und Sündenvergebung ist durch den Tod Christi für Gläubige bereits einmal und immer bestehend erfolgt.

Die Kirche predigt, dass keiner wissen kann, wer zu den Erlösten gehört und wer nicht. Deshalb soll man für alle noch unerlösten Seelen bitten, damit sie Gnade erfahren können und die im Abschnitt vorher genannten Bedingungen erfüllen können.

=== Die Hilfe für die Toten ===

==== Die Gnade Christi für Lebende und Tote ====
Wie bereits ausgeführt glaubt die [[Neuapostolische Kirche]] der Zustand von noch unerlösten [[Seele]]n könne zum „Guten“ verbessert werden.
Die Hilfe dafür findet sich nach deren Ansicht allein in der Gnade Christi aus seinen Opfer und dem damit verbundenen Verdienst.

Dass die „Gnade Gottes„ ''allen'' Menschen gilt, interpretiert die [[Neuapostolische Kirche]] aus den Bibelstellen: {{B| 1 Tim|2|4-6|ELB}}, {{B|1 Tim|4|10|ELB}}

Von großer Bedeutung für die [[Kirche (Organisation)|Kirche]] stehen in diesem Zusammenhang Jesu eigenen Worte
aus Johannes 3,16:
''„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“''

Die [[Neuapostolische Kirche]] interpretiert das Wort „Welt“ eindeutig als alle von ihm geschaffene Leben, also Diesseits und [[Jenseits]]. Nicht zuletzt, weil sie die Bestätigung dafür in folgenden Bibelstellen sieht, welche vom Jesu Predigen im Jenseits zeugen.
{{B|1 Petr|3|19.20|ELB}}, {{B|1 Petr|4|6|ELB}}

Trotzdem ist die [[Neuapostolische Kirche]] davon überzeugt, dass dieses Gnadenangebot, wie auch im [[Diesseits]],
aus freiem Entschluss von Seelen angenommen werden muss.

==== Die Fürbitte der Lebenden ====
In mehreren Bibelstellen wird gesagt, dass Lebende für die Toten beteten. Schon vor der Zeit Jesu gab es einzelne, die daran glaubten. {{B|2 Makk|12|39-46|ELB}}

Die neuapostolischen Christen werden in der Kirche aufgefordert, für die noch unerlösten Seelen im Jenseits zu beten. Sie sollen die geistig innige Gemeinschaft mit ihnen im Gebet suchen und fürbittend für jene Seelen eintreten, nach dem Vorbild Jesu, der Fürsprecher beim Vater ist. Die Gebete sollen von „Liebe zu Gott“ und „Glauben an das Opfer Christi“ getragen werden
und dies aus Überzeugung tun, dass Gebete und Fürbitte des Gerechten viel vermögen {{B|Jak|5|16|ELB}}, {{B|Apg|12|3-11|ELB}}.

Der Kirche nach sollen diese Gebete dann Gnade Gottes für die Unerlösten im Jenseits bewirken,
wobei es Gott überlassen bleibt, in welchen für Menschen unbekannten Wege dies geschieht.
Eine Möglichkeit soll jedoch sein, dass auch bereits Erlöste im Jenseits missionieren. (siehe dazu den folgenden Abschnitt ''Das Mitwirken erlöster Entschlafener'')

Die Gebete sollen laut Kirche folgende Schwerpunkte enthalten:

Der ewige Gott möge in seiner Liebe
*in ihnen das Verlangen nach dem Gnadenangebot Christi erwecken
*ihnen den Weg zu dieser Gnade eröffnen
*die von ihm bereiteten Mittel einsetzen zu deren Erlösung

Die Neuapostolische Kirche akzeptiert auch Andachten anderer christlicher Gemeinschaften und anerkennt auch deren Wirkung
im Zusammenhang mit der Gnade Gottes und (wenn auch nicht absolut) der Wirkung des neuapostolischen Apostelamtes.

==== Das Mitwirken erlöster Entschlafener ====
Für die neuapostolischen Christen ist es eine Glaubensüberzeugung, dass erlöste (siehe Begriffserklärung unten) Seelen in der jenseitigen Welt tätig sind. Sie werden sich in der Fürbitte und von ihrem Glauben Zeugnis ablegen.

d.h. Dass unerlöste Seelen (siehe Begriffserklärung unten) zwar geholfen werden kann durch Fürbitte im Gebet, dies jedoch bewirkt und voraussetzt, dass erlöste Seelen im Jenseits Missionsarbeit leisten. Nach Meinung der Neuapostolischen Kirche sind also absolut die gleichen Voraussetzungen nötig, um das Evangelium zu verkünden und das Werk Gottes zu vollenden.

Als ihre Berechtigung für diesen Glauben nennt die Kirche:
*Die biblische Gewissheit, dass alle gläubigen Seelen den „Leib Christi“ bilden: {{B|Eph|4|12|ELB}}, setzt für die Kirche voraus, dass auch überall, im Diesseits und im Jenseits, das Evangelium gepredigt wird.
*Da in der Bibelstelle {{B|Lk|9|31|ELB}} gesagt wird, dass auch Mose und Elia bei der Verklärung Jesu dabei waren, nimmt die Kirche an, dass diese als Repräsentanten der Gläubigen der jeinseitigen Welt anwesend waren. Denn auch ihnen müsse man die Verklärung Jesu {{B|Lk|9|35|ELB}} entgegen gerichtet werden.
*Jesus selbst predigte im Jenseits {{B|1 Petr|3|19|ELB}}

''Begriffserklärung:''Nach neuapostolischer Lehre ist es möglich, da man sich ''im Jenseits'' nicht „verschlechtern“ kann, definitiv erlöst zu werden. Bitte lesen Sie zur genauen Erläuterung die Abschnitte: ''…und der dortige Zustand der „in Christus gestorbenen“,'' wie auch ''…und der dortige Zustand derer, die nicht „in Christus gestorben sind“.''

==== Der Dienst der Engel ====

Nach Lehre der [[Neuapostolische Kirche|Neuapostolischen Kirche]] sind [[Engel]] geistige, aber unvollkommene Wesen:
*die [[Gott]], wie den Menschen auch, für seinen Dienst geschaffen hat
*die göttliche Gerichte vollziehen und den Menschen Offenbarungen vermitteln
*die von Gott ausgesandt werden, um seinen Wohlgesinnten Gnade und Heil zu schenken
*die Gott, den Vater und [[Jesus Christus]] darin unterstützen, das Werk Gottes nach dem Willen des Vaters und den Fürbitten der Gläubigen zu erfüllen

==== Die Rolle des Apostelamtes ====
In der [[Bibel]] ist immer wieder vom [[Apostel]]amt als „Gnadenamt“, „Gnadenthron oder -altar“ (wo Gott durch sein Gnadenamt wirkt), „Botschafter der Versöhnung“ (da der Opfertod Jesu Versöhnung mit den Menschen ist) oder Verwalter und Haushälter über Gottes Geheimnisse die Rede:
{{B|Apg|20|24|ELB}}
{{B|Hebr|4|14-16|ELB}}
{{B|2 Kor|5|18-20|ELB}}
{{B|Eph|3|2|ELB}}

Der oft in der Neuapostolische Kirche gebrauchte Ausspruch vom "Gnaden- und Apostelamt" findet sich jedoch nicht in der Bibel. Dort ist vielmehr in Röm 1,5 davon die Rede, dass die Welt Gnade und Apostelamt empfangen habe.

Somit ist das Apostelamt, nach neuapostolischer Lehre, das [[Amt Gottes]], beauftragt von [[Jesus Christus]], in dem der Heilige Geist wirkt. Schon allein diese Tatsachen, sowie mehrere Aufträge die Jesus seinen Aposteln gab, machen das Amt für die Neuapostolische Kirche heilsnotwendig.
Insofern muss das Apostelamt auch für die Seelen im [[Jenseits]] wirken, indem auch denen das Wort Gottes gepredigt und [[Sakrament]]e durch Gnade und Opfertod Jesu übergeben werden.

In der Neuapostolischen Kirche spenden jeden Sonntag der [[Stammapostel]] und die Bezirksapostel oder beauftragte Apostel das [[Abendmahl|Heilige Abendmahl]] an Verstorbene. An den Entschlafenengottesdiensten, von denen es jeweils drei pro Jahr gibt, spenden die vorher genannten auch [[Taufe]] und [[Versiegelung (Religion)|Versiegelung]] an Verstorbene.

== Geschichte ==
Erstmals eine besondere Bedeutung erhielt das Entschlafenenwesen für die [[Neuapostolische Kirche]] im Jahr 1874. Der damals neuapostolische-gewordene [[Pastor]] Menkhoff führte mit Apostel [[Friedrich Wilhelm Schwarz]] mehrere Änderungen in [[Lehre]] und [[Liturgie]] ein, darunter auch [[Sakrament]]spendung an Entschlafene, nachdem man lange Bibelsitzungen abgehalten hatte.

Zwar glaubte die Neuapostolische Kirche (damals [[Allgemeine christliche apostolische Mission]]) schon vorher an Wirkung von Gebeten für Entschlafene, jedoch wurde die erste [[Sakrament|Skaramentspendung]] erst am [[Himmelfahrt]]stag 1874 durchgeführt. Wenige Tage später hatte [[Friedrich Wilhelm Schwarz|Apostel Schwarz]] eine sogenannte
„[[Zungenrede]]“, deren Inhalt lautete, die Reformatoren [[Melanchthon]], [[Calvin]], [[Zwingli]], Stilling, [[Da Costa]] und [[Harms]] mit seiner Frau seien an jenem Tage zuvor [[Versiegelung (Religion)|versiegelt]] worden.<ref>[http://waechterstimme.tripod.com/komm2000.html Waechterstimme - zur Reformation der Neuapostolischen Kirche]</ref> Nochmal sei gesagt, dass es sich dabei um eine „[[Zungenrede]]“ handelte, es jedoch schon von Beginn an nicht zur neuapostolischen Lehre gehörte, ''bestimmte'' Tote zu [[Versiegelung (Religion)|versiegeln]].

Unterschiede innerhalb dieser Lehre gab es bis zum heutigen Tage kaum. Lediglich das biblische Spektrum der Kirche, betreffend des Entschlafenenwesens, hat sich erweitert. Außerdem war es bis zur Amtszeit von [[Richard Fehr]] als [[Stammapostel]] „Tradition“, vor der Handlung bei einem Entschlafenengottesdienst den Bereich der Entschlafenen für die Erde zu öffnen, was sich auf die Bibelstelle der Schlüsselmacht stützte {{B|Mt|16|19|ELB}}. <ref>[http://www.nak-badragaz.ch/kiefer_wasglauben.php#entschlafenenwesen NAK Bad Ragaz]</ref> Seit [[Richard Fehr]] wird dieses Ritual von der Kirche jedoch als unnötig angesehen.

Zum Entschlafenenwesen erschienen von Seiten der Kirche jeweils zwei Schriftliche Werke: ''Das Entschlafenenwesen, 1874'' und ''Das Leben nach dem Tode, 1938''. Eine Kernaussage im zweitgenannten Buch ist besonders hervorzuheben. Mehrmals wird in diesem Buch erwähnt, dass bereits Tote, für uns nicht sichtbar, auch auf der Erde sein können, um [[Sakrament]]e zu empfangen und sich in einem ''Astralleib'' befänden, (dies jedoch kein [[Spiritualismus]] sei).<ref>Das Leben nach dem Tode S. 109-110</ref> Was die Bücher im Vergleich mit der heutigen Lehre unterscheidet ist, dass die Kirche damals einen absoluten Exklusivitätsanspruch erhob.

Am 28. Juli 1916 unternahm Stammapostel Niehaus während eines Gottesdienstes in Bielefeld, bezüglich einer Apostelversammlung, eine „Amtseinsetzung“ für neuapostolische Christen im Jenseits. Dies wird auch von der heutigen Führung der Neuapostolischen Kirche als äußerst kontrovers angesehen und abgelehnt.

Die Sakramentspendung wurde dann auch von den Stammaposteln Krebs und Niehaus weitergeführt. Niehaus feierte einen Entschlafenengottesdienst jeweils am zweiten [[Weinacht|Weihnachtstag]]. [[Johann Gottfried Bischoff|Stammapostel Bischoff]] legte diesen Tag ab 1950 auf den ersten Sonntag im November. Später sollten dann drei Entschlafenengottesdienste existieren, jeweils am ersten Sonntag im [[März]], [[Juli]] und [[November]]. Am Mittwochabend zuvor sollten Erlebnisse und Glaubenserfahrungen zu diesem Thema vorgelesen werden.<ref>[http://www.nak-badragaz.ch/kiefer_wasglauben.php#entschlafenenwesen NAK Bad Ragaz]</ref> Heute wird dies zwar auch noch getan, was natürlich vom Dienstleiter abhängt, jedoch am Sonntag zuvor, der heute allgemein als Vorbereitungstag gilt.

=== Heutige Situation ===
Aufgrund der ''Kontroversen- und Kritikbewegung'' der 90-Jahre mit hohem Anteil an [[Kirchenaustritt]], setzt die NAK einen strenger beachteten Ablauf fest, damit unrichtige oder überflüssige Aussagen von [[Apostel]]n keine Irrtümer verursachen. Von kritischen Mitgliedern, aber auch besonders durch ehemalige Mitglieder, wird das Entschlafenenwesen teilweise als „Totenkult“ verrufen. Aus theologischer Sicht kann dieser Vorwurf relativiert werden, da zum ''Totenkult'' ([[Latein|lat]]. Kult→cultus = Verehrung) z.B. eine [[Beerdigung]] dazugezählt wird bzw. das Entschlafenenwesen keine Verehrung ist. Die gegenwärtige Praxis, dass die Gottesdienste für Entschlafene dreimal jährlich stattfinden, und zwar am ersten Sonntag der Monate November, März und Juli, beginnend mit dem 4. Juli 1954, geht auf eine Anordnung von Stammapostel Bischoff zurück. Den heilsverlangenden Seelen wird durch Stellvertreter die drei Sakramente gespendet (vgl. F&A, Frage 249).
Die ökumenische Sicht kennt jedoch keinen Glauben, der die Welt der Toten mit einschließt. Selbst der wohlwollende Kritiker Helmut Obst schreibt: "Ein derartiger Dienst für die Toten ... ist weder aus der Bibel noch der Tradition zu begründen. Gottesdienste für Verstorbene, bei denen Lebenden für Verstorbene Sakramente gespendet werden, sind ebenso ein neuapostolisches Spezifikum wie die sonntägliche Spendung des Abendmahls an Lebende für Tote" (H. Obst: NAK - die exklusive Endzeitkirche? Neukirchen 1996, S. 142).

== Gottesdienstliche Praxis ==
Die bereits vorgestellten Glaubensaussagen haben ihren Einfluss in einem neuapostolischen Gottesdienst heute stark erweitert und haben die Praxis geprägt.

=== Gottesdienste für Entschlafene ===
Zu den Höhepunkten in einem normalen [[Kirchenjahr]] der NAK gehören zum einen die Entschlafenengottesdienste. Sie werden dreimal im Jahr gefeiert (2008: 2.März, 6.Juli, 2. November). Egal wo sie sich befinden, spenden [[Stammapostel]], die Bezirksapostel, wenn einer verhindert ist: ein beauftragter Apostel, die [[Taufe]] und [[Versiegelung (Religion)|Versiegelung]] an Tote.
(Man nimmt in der Kirche an, dass einfach gläubige, ungetaufte Seelen zum Gottesdienst hinzugekommen sind und dann getauft werden, völlig egal wer.)
Diese Handlungen werden an zwei stellvertretenden, priesterlichen Ämtern ([[Priester]] bis [[Bischof]])
durchgeführt.
In allen anderen Gemeinden werden diese [[Gottesdienst]]e durch priesterliche Ämter gehalten.
Sie sprechen nach der Feier des [[Abendmahl|Heiligen Abendmahls]] ein besonderes [[Gebet]] für die Entschlafenen, denen dieser Gottesdienst gewidmet ist. Es enthält Dank für Christi Gnade und die Bitte um göttliche Hilfe für alle unerlösten Seelen. Jeder Beiwohner eines neuapostolischen Gottesdienstes wird eine Woche vor dem Entschlafenengottesdienst aufgefordert, sich auf dieses Ereignis vorzubereiten.
Außerdem soll ein neuapostolischer [[Christ]] in jedem [[Gottesdienst]] an die Seelen gedenken und für die Unerlösten (dabei sieht die Kirche keine Grenzen, wer zu diesen dazugehört oder eben auch nicht) beten.

=== Die Spendung der Sakramente ===
Im Abschnitt „Biblische Berichte“ wurde bereits auf eine urchristliche Gepflogenheit, die Taufe für Tote stellvertretend an Lebenden zu vollziehen, hingewiesen. Eine Begleitstelle dafür wären:
{{B|1 Kor|15|29-30|ELB}} ''„Was soll es sonst, dass sich einige für die Toten taufen lassen? Wenn die Toten gar nicht auferstehen, was lassen sie sich dann für sie taufen? Und was stehen wir dann jede Stunde in Gefahr?“''

Daher sagt dieses Wort aus:
#Auch Toten wird Heil vermittelt, die Sakramente, die Taufe ist eines, sind relevant dafür.
#Paulus wurde schon getauft, musste sich jedoch trotzdem noch fürchten zu sterben, wenn man seiner Seele im Jenseits kein Heil mehr vermitteln könnte. Die Neuapostolische Kirche interpretiert es deshalb auch so, dass wohl auch andere wichtige Heilsvermittlungen wie Sündenvergebung oder die zwei anderen Sakramente Versiegelung und Heiliges Abendmahl etc. an Tote gespendet werden müssen. Die Wichtigkeit der drei Sakramente wird in der Bibelstelle {{B|Joh|5|6-8|ELB}} genannt.

Stammapostel Leber wies darauf hin, dass es sich hierbei nicht nur um eine Rechtfertigung der kirchlichen Praxis handelt, sondern viel mehr um eine Heilsnotwendigkeit der Verstorbenen.

Laut {{B|1 Thess|4|15-17|ELB}} ist die Schar der Erstlinge bestehend aus Toten ''und''
Lebenden in Christus. Daraus schließt die Kirche, da sie somit als „Brautgemeinde“ dieselbe Berufung und vor allem Bereitung auf die [[Wiederkunft Christi]] erfahren haben. Somit müssen alle Seelen, ob tot oder nicht, durch den Empfang der Sakramente vorbereitet werden. Die Heilsnotwendigkeit der Sakramente wird in {{B|Tit|3|4-7|ELB}} genannt.

Die Stelle {{B|1 Kor|4|1|ELB}} macht nochmal deutlich, dass dafür die wichtigsten Diener Gottes, die Apostel, als Haushälter über Gottes Geheimnisse, nötig sind.

==== Das Heilige Abendmahl für Entschlafene ====
Im Mittelpunkt der neuapostolischen Glaubenspraxis steht der [[Gottesdienst]].

Um die Seele auf das ewige Leben vorzubereiten gehören nach Sicht der Neuapostolischen Kirche,
ausgenommen von den Sakramenten und dem rechten Lebenswandel, regelmäßig:
*das Wort [[Gott]]es, das [[Evangelium (Glaube)|Evangelium]] [[Jesus|Jesu Christi]], offenbart durch den [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]]
*das [[Abendmahl|Heilige Abendmahl]] und somit die Gemeinschaft mit dem Herrn
Daraus schließt die Neuapostolische Kirche, dass diese beiden „Seelenspeisen“ auch Tote erfahren können, beziehungsweise, müssen.

Also vollziehen [[Stammapostel]], die Bezirksapostel, oder unter Umständen beauftragte [[Apostel]], das [[Sakrament]] des Heiligen Abendmahls an zwei Amtsträger für die verlangenden Seelen im Jenseits,
wodurch auch diese Heil und Gemeinschaft mit allen Gläubigen und mit [[Jesus Christus]] erlangen sollen.

Die Wirkung und Wichtigkeit des Heiligen Abendmahls wird hier beschrieben: {{B|Eph|4|11-13|ELB}},{{B|Joh|6|53-54.57|ELB}}

=== Am Beispiel eines Gottesdienstes ===
Hier ein Beispiel an einem Ausschnitt aus einem Gottesdienst eines Bezirksapostels
im Frühjahr 2007.

Es handelt sich hierbei um einen Konfirmationsgottesdienst. Textwort der Predigt war ''das Gebäude des Glaubens'' {{B| 1 Kor|3|12-13|ELB}}.

{{Zitat|Einleitende Worte des begleitenden Apostels zur Feier des Heiligen Abendmahls für die Entschlafenen:<br>

''Ihr Lieben alle!''<br>

''Nun dürfen wir noch erleben, wie auch unseren Entschlafenen und allen, die in der Ewigkeit zum Gnadenaltar gezogen wurden, das Heilige Abendmahl gereicht wird. Heute morgen haben wir im Geiste eine wunderschöne Wohngegend gesehen, wo sich auch die Grundstücke unserer jungen, neuapostolischen Christen befinden. Sie werden nun darauf ihre Seelengebäude errichten. An dieser einzigartigen Wohnlage mit Berg- und Seesicht gibt schon viele schöne Glaubensgebäude, die wir betrachten und bewundern dürfen. Viele, die uns voraufgegangen sind, haben solche Prachtsvillen gebaut. Unter ihnen sind Pioniere, die vielleicht auch die Konfirmation als Anfang der Bauzeit ihres Glaubensgebäudes bezeichnen können. Alle diese Konfirmandenlehrer und Lehrkräfte haben wunderbare Gebäude errichtet, an denen wir uns erfreuen dürfen. Dann gibt es solche, die in der Ewigkeit zum Glauben bewogen wurden. Sie haben auch Baumaterial erhalten und daraus das Wertvolle gewählt. Damit bauen sie weiter, das fühlen wir. Sie alle sind eingeladen zur Feier des Heiligen Abendmahls. Als Amtskrippe dient der Bezirksälteste und als Vertreter der Eltern unserer jungen, neuapostolischen Christen unser Evangelist.'' (Namen werden hier keine genannt!)<br>

Die beiden genannten Amtsträger betreten die linke Seite des Altars und stehen vor dem Bezirksapostel, der sich wiederum zu ihnen wendet.<br>

''Wir denken heute in erster Linie an die Vorfahren der lieben Konfirmanden: Großeltern, Urgroßeltern, einfach Mitglieder der Familie, die schon drüben sind. Aus diesem Grund habe ich den Evangelisten als Vertreter der Eltern der Konfirmanden gewählt. Auch viele andere kommen aus der Salbung an diesem Tag, denn auch sie jubeln und jauchzen, indem sie sagen: «Christus ist auferstanden! Und weil er auferstanden ist dürfen wir im Reich der Erlösten sein!» Der liebe Gott zieht mit seinem großen und barmherzigen Herzen auch viele Seelen, die noch weder getauft noch versiegelt sind, zu sich. Alle sind auch uns herzlich willkommen.''<br>

Nun übergibt der Bezirksapostel den beiden Amtsträgern, man nennt sie in diesem Moment Amtskrippe, das Heilige Abendmahl.<br>

''Wir laden euch nun ein, ihr geistgetauften Seelen und ihr alle, welche die Liebe und Barmherzigkeit unseres großen Gottes gezogen hat: Nehmet aus den Herzen und Händen des Bezirksältesten und des Evangelisten, was ich jetzt hineinlege: Auch für euch ist der Leib und das Blut Jesu gegeben zu eurer Freude und zum ewigen Leben.''}}

== Literatur ==

* Informationscahier: ''Der Jenseitsglaube der neuapostolischen Christen''
* Informationsbüchlein: ''Das Leben nach dem Tode''
* Informationsbuch: ''Das Entschlafenenwesen''
* Biografie: ''Stammapostel Friedrich Krebs''
* Eberhard Kändler: ''Die Eschatologie der Neuapostolischen Kirche.'' Diplomarbeit im Fachbereich Konfessionskunde der theologischen Fakultät der [[Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg]], 1995

== Weblinks ==

* ''[http://www.nak-badragaz.ch/kiefer_wasglauben.php Was glauben neuapostolische Christen?],'' Vortrag von Reinhard Kiefer auf der Website der Neuapostolischen Kirche Bad Ragaz

== Fußnoten ==

[[kategorie:Überarbeitung notwendig]]
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