Neuapostolisches Schisma 1921: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Zitat|Als er [Brückner] von der Leipziger Revolution, wo er drei Tage und Nächte durchgekämpft hatte, und dann am Sonntag abend zurückkam, und die ganze Gemeinde [Dresden?] sah, wie der Mann zugerichtet war und kein Blutstropfen in seinem Angesicht bald mehr zu sehen war, da kam aber die Gemeinde unter Tränen und stand wie ein Mann um Brückner, als sie hörten, er solle abgetan werden [...]. Kurze Zeit darauf kam die Brandstiftung von Krause in die Gemeinde Halle, wo dann Brückner Ihnen [Niehaus] den Brief, das sogenannte Ultimatum, in der großen Geisterhitze schrieb, ein Stück, was mir nicht gefiel, aber versetze sich ein jeder dahinein, und was alles gelogen und entstellt worden ist [...].<ref>Ecke, M.: Brief an Niehaus vom 23. April 1921. In: Witlof: Kein Abfall sondern ausgestoßen!, Leipzig 1921, S. 38</ref>}}
 
{{Zitat|Als er [Brückner] von der Leipziger Revolution, wo er drei Tage und Nächte durchgekämpft hatte, und dann am Sonntag abend zurückkam, und die ganze Gemeinde [Dresden?] sah, wie der Mann zugerichtet war und kein Blutstropfen in seinem Angesicht bald mehr zu sehen war, da kam aber die Gemeinde unter Tränen und stand wie ein Mann um Brückner, als sie hörten, er solle abgetan werden [...]. Kurze Zeit darauf kam die Brandstiftung von Krause in die Gemeinde Halle, wo dann Brückner Ihnen [Niehaus] den Brief, das sogenannte Ultimatum, in der großen Geisterhitze schrieb, ein Stück, was mir nicht gefiel, aber versetze sich ein jeder dahinein, und was alles gelogen und entstellt worden ist [...].<ref>Ecke, M.: Brief an Niehaus vom 23. April 1921. In: Witlof: Kein Abfall sondern ausgestoßen!, Leipzig 1921, S. 38</ref>}}
  
Krause, der schon die Gemeinde Leipzig aufgewiegelt hat, hatte nun also Einfluss auf die Gemeinde der nicht weit entfernten Stadt Halle ausgeübt, was Brückner zu einem Ultimatum bewegt hat. - Dieses Schreiben liegt derzeit noch nicht vor.  
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Krause, der schon die Gemeinde Leipzig aufgewiegelt hat, hatte nun also Einfluss auf die Gemeinde der nicht weit entfernten Stadt Halle ausgeübt, was Brückner am 4. März<ref>vgl. Niehaus, H.: Brief an C.A. Brückner. In: Witlof: Kein Abfall sondern ausgestoßen!, Leipzig 1921, S. 22</ref> zu einem Ultimatum offenbar in Richtung Niehaus bewegt hat. - Dieses Schreiben liegt derzeit noch nicht vor.  
  
 
Hier überschneiden sich jetzt die Ereignisse, denn gleichzeitig versuchten Brückners Sohn Werner Brückner und Neffe Robert Brückner durch einen Besuch beim Stammapostel in Quelle/Steinhagen noch einen Vermittlungsversuch, über den Ecke berichtet: {{Zitat|Auf Wunsch von Apostel Brückner machten sich zwei Brüder auf und fuhren nach Bielefeld zum Stammapostel, um dort eine Versöhnung zu erreichen. Auch Apostel J. G. Bischoff war dort. Nach den langen Auseinandersetzungen zwischen dem Stammapostel und den zwei Brüdern sagte dann der Stammapostel: "Gut, wir lassen nun alle anklagenden Briefe unter den Tisch fallen, und Vater und Sohn (Niehaus und Brückner) versöhnen sich wieder." Die beiden Brüder fuhren daraufhin voller Freude von Steinhagen (dem Wohnort von Niehaus) nach Bielefeld in ihr Quartier, telegraphierten aber zuvor an ihren Apostel Brückner in Dresden: "Versöhnung im Gange!" — Dies Telegramm war für uns eine weiße Taube. — Als die beiden Brüder am andern Morgen erneut zum Stammapostel kamen, war dieser wie umgekehrt. J. G. Bischoff, der beim Stammapostel in jener Nacht Quartier hatte, bearbeitete Vater Niehaus derart, daß er völlig umgestimmt war. Im April 1921 berief Niehaus und Bischoff eine Apostelversammlung nach Bielefeld ein, wozu aber Brückner nicht eingeladen wurde. Ich selbst konnte nicht eingeladen werden, da ich immer noch sehr krank war.<ref>Der Herold, Ausgabe 01.09.1955, Seite 1-5</ref>}}
 
Hier überschneiden sich jetzt die Ereignisse, denn gleichzeitig versuchten Brückners Sohn Werner Brückner und Neffe Robert Brückner durch einen Besuch beim Stammapostel in Quelle/Steinhagen noch einen Vermittlungsversuch, über den Ecke berichtet: {{Zitat|Auf Wunsch von Apostel Brückner machten sich zwei Brüder auf und fuhren nach Bielefeld zum Stammapostel, um dort eine Versöhnung zu erreichen. Auch Apostel J. G. Bischoff war dort. Nach den langen Auseinandersetzungen zwischen dem Stammapostel und den zwei Brüdern sagte dann der Stammapostel: "Gut, wir lassen nun alle anklagenden Briefe unter den Tisch fallen, und Vater und Sohn (Niehaus und Brückner) versöhnen sich wieder." Die beiden Brüder fuhren daraufhin voller Freude von Steinhagen (dem Wohnort von Niehaus) nach Bielefeld in ihr Quartier, telegraphierten aber zuvor an ihren Apostel Brückner in Dresden: "Versöhnung im Gange!" — Dies Telegramm war für uns eine weiße Taube. — Als die beiden Brüder am andern Morgen erneut zum Stammapostel kamen, war dieser wie umgekehrt. J. G. Bischoff, der beim Stammapostel in jener Nacht Quartier hatte, bearbeitete Vater Niehaus derart, daß er völlig umgestimmt war. Im April 1921 berief Niehaus und Bischoff eine Apostelversammlung nach Bielefeld ein, wozu aber Brückner nicht eingeladen wurde. Ich selbst konnte nicht eingeladen werden, da ich immer noch sehr krank war.<ref>Der Herold, Ausgabe 01.09.1955, Seite 1-5</ref>}}
  
Am 17. April 1921 unterzeichnete Stammapostel Hermann Niehaus und acht weitere Apostel schließlich die Amtsenthebung des Carl August Brückner. Schon einen Monat zuvor hatte Niehaus Brückner in einem Brief nur noch mit „Herr Brückner!“ angeredet.<ref>Obst, H.: Apostel und Propheten der Neuzeit, S. 201</ref> Dieses Ausschlussschreiben war fernerhin auch die Antwort auf eine weitere Bitte des in Ungnade gefallenen Bezirksapostels um ein klärendes Gespräch vom 10. März.
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Auch Brückner selbst bemüht sich im Nachklang ebenfalls um ein Treffen mit Niehaus, wie er am 10. März an den Stammapostel schreibt: {{Zitat|Ich hielt es im großen Interesse des Werkes, wenn wir uns treffen würden. [...] Schließen wir doch einen Waffenstillstand miteinander, eine Art Burgfrieden. Das andere findet sich. Sie haben gesagt in einem lichten Augenblick, wo die Versöhnungsmacht in Ihnen hochkam, als mein Sohn und der Schriftleiter dort waren, na, da könnte es eben auch mal so sein, daß Vater und Sohn sich um den Hals fallen und sich einen Kuß geben und durch alles einen Strich machen. [...] Ich schlage vor, wir treffen uns an einem neutralen Platz, als Freunde, als Menschen, als Christen, als Apostel letztenfalls. [...] Schlagen Sie ein, und alles wird wieder gut.<ref>Brückner, C.A.: Brief an Niehaus vom 10. März 1921. In: Witlof: Kein Abfall sondern ausgestoßen!, Leipzig 1921, S. 19f</ref>}}
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Doch die Situation ist verfahren. Niehaus geht auf eine zehntägige Reise und schreibt erst nach seiner Rückkehr am 22. März zurück: {{Zitat|Ihr Zirkularbrief vom 1. März liegt vor mir, so auch das Ultimatum und andere Briefe, deren nicht wenige, die erkennen lassen, was gepredigt wird, so ist der Glaube. [...] ihr Schreiben vom 1. März an die Vorsteher läßt mich erkennen, was es für ein Geist ist, in dem Sie stehen. Bleiben Sie doch bei der Wahrheit. Wer hat es in den Sinn genommen, daß wir Ihre Geldschätze haben wollen und um die Seelen nichts geben. [...] Wir wollen nur wissen, wie es um den Bücherverlag und Drucksachen [steht], ob wir Schulden haben oder Vermögen, das ist Werksgut. [...] Ihre Gesandte waren hier, die sollten Frieden machen, hatten aber das Ultimatum in der Tasche. [...] In dem Briefe vom 1. März lese ich, was Sie alles vorhaben einzurichten dort, andere Satzung und was alle[s], wozu eine Apostelversammlung nötig ist, das zu beschließen, und die Genehmigung vom Stammapostel. Das soll keine Abweichung sein. [...] Wer Wind säet, wird Sturm ernten, und wer die Herzen mit Stroh und Holz füllet, der soll sich auch nicht wundern, wenn das Feuer himmelhoch geht.<ref>Niehaus, H.: Brief an C.A. Brückner. In: Witlof: Kein Abfall sondern ausgestoßen!, Leipzig 1921, S. 21 f</ref>}}
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Am 17. April 1921 unterzeichnete Stammapostel Hermann Niehaus und acht weitere Apostel schließlich die Amtsenthebung des Carl August Brückners.
  
 
===Rechtsstreitigkeiten===
 
===Rechtsstreitigkeiten===

Version vom 6. März 2017, 22:22 Uhr