Wahlsdorfer Kapelle
Die Wahlsdorfer Kapelle ist eines der ältesten noch als Kirche erhaltenen neuapostolischen Kirchengebäude. Von 1910 bis 2005 diente es der neuapostolischen Gemeinde in Wahlsdorf (Anhalt) als Gottesdienstlokal. Seitdem steht das Gebäude leer und wird zum Verkauf angeboten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bereits 1879 kam der evangelische Gustav Kölling (Vater des späteren Bezirksältesten Kölling aus Halberstadt) mit dem späteren Bischof Franz Hübner in Kontakt, weil er von ihm mehr über die apostolische Gemeinde, welche zu jener Zeit in Coswig bestand, wissen wollte. Er stellte anschließend seine Wohnung für Versammlungen zur Verfügung, welche zuvor in der Regel im Hause Hübner abgehalten wurden. Zu diesen Versammlungen kamen auch schon interessierte Menschen aus Wahlsdorf.
Als 1885 ein Rentier Knape aus Wahlsdorf (ein Onkel des späteren Bischof Carl Knape) schwer krank wurde sagte er auf seinem Krankenbett, dass er der Apostolischen Gemeinde eine Kapelle errichten würde, wenn Franz Hübner ihn heilen könnte. Knape wurde wieder gesund und spendete in Coswig (Anhalt) die erste gemeindeeigene Kapelle Mitteldeutschlands - die sogenannte "Knapekapelle".
In diesem Jahr kommt auch die Familie Lohmann aus Wahlsdorf zur Coswiger Apostolischen Gemeinde. Damit wurde der Drang nach eigenen Gottesdiensten in Wahlsdorf größer. Dies geschah dann auch in Privatwohnungen. Ein Brief aus dem Jahr 1890 zeigt, dass Franz Hübner große Probleme hatte, die vielen neuen kleinen Gemeinden zu versorgen, da es zu wenige Ämter gab.
1895 werden weitere Familien in Wahlsdorf versiegelt, darunter die Familie des Bischof Knape und die Familie seiner Schwester sowie die Familie Franz Kölling (im selben Jahr auch Unterdiakon).
Durch weiteren Zuwachs an Geschwistern wurde der Bau einer eigenen Kapelle notwendig. Die Gelder dafür spendete der nun schon Gemeindeälteste Franz Kölling. Die eigene Kapelle konnte am 25. September 1910 eingeweiht werden. Die Einweihung nahm Apostel Otto Steinweg vor.
Baustil
Die Wahlsdorfer Kapelle ist neben der neuapostolischen Kirche in Coswig und der neuapostolischen Kirche in Nudersdorf eins von nur drei verbliebenen authentischen Bauzeugnissen aus der Zeit des Jugendstils im Bereich des Ältestenbezirks Dessau. Gleichzeitig orientiert sich die Aufteilung des Kirchenraums dieser drei Gebäude noch ganz offensichtlich an katholisch-apostolischen Vorbildern. Der in Coswig ansässige Bischof Franz Hübner dürfte hier erheblichen Einfluß ausgeübt haben.
Die Kapelle verfügt über eine angebaute Rundapsis mit ursprünglich drei Fenstern, die wie in Coswig (und vielen katholisch-apostolischen Kirchen) die Dreieinigkeit symbolisiert. Das liturgisch südlichste der Fenster wurde offenbar später zugemauert, als ein kleiner Raum als Sakristei angebaut wurde. Der Rundbogen ist mit Ornamenten verziert, ein Spruchband ist aber derzeit nicht zu erkennen.
Das Kirchengebäude steht zentral in Wahlsdorf, direkt an der Dorfstraße am Dorfplatz. Die Kirche war bis zur Schließung die einzige aktiv betriebene Kirche des Ortes.
Aktuelle Situation
Die ehemalige Neuapostolische Kirche Wahlsdorf steht seit wenigen Jahren unter Denkmalschutz. Der Gesamtzustand ist aber aufgrund der fehlenden Heizung, einer Beschädigung am Schornstein und feuchten Wänden sehr schlecht. Der Gemeindevorsteher aus Coswig (Anhalt), Gerald Müller, warb Anfang 2012 in der Zeitung und im Regionalfernsehen für einen Käufer. Die Berichte zeigten den schlechten Zustand des historischen Gebäudes.
Aktuell wird die Kirche samt Grundstück von der Immobilienabteilung der Neuapostolischen Kirche Mitteldeutschland für einen symbolischen Euro angeboten. Ferner müsste der Käufer alle anfallenden Gebühren tragen. Die Kirche hofft damit schnell einen Käufer zu finden, es bleibt jedoch offen, ob ein eventueller neuer Eigner überhaupt Interesse daran hat, das historische Gebäude zu erhalten.
Links
- Exposé der Kirche bei nak-immobilien.de
- Gotteshaus für einen Euro bei mz-web.de
- Historischer Bericht über die Einweihung auf nakcoswig.de