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== Exorzismus im "Vater unser" ==
 
== Exorzismus im "Vater unser" ==
Das Grundgebet der Christen, das „Vater unser“, beinhaltet einen Exorzismus (Herausbeschwörung): „und erlöse uns von dem Bösen“. Die Existenz des Bösen, des Üblen, und nicht zuletzt des Diabolischen gehört zur menschlichen Erfahrung. Theologisch wird die Lehre vom Bösen - auch biblisch – innerhalb der Schöpfungstheologie entfaltet. Die bösen Mächte und Gewalten (vgl. Eph 1,21; Kol 2,15) repräsentieren den Aufstand und Widerstand der Welt gegen Gott und seine Ordnung. Sie verderben durch ihre freiwillige Abwendung von Gott seine gute Schöpfung. Sie suchen dem Menschen auch im Bereich des Leiblichen zu schaden, bis dahin, dass sie vom Menschen Besitz ergreifen. Das Böse ist also kein von Gott unabhängiges zweites Urprinzip der Schöpfung, was dem christlichen Glauben an Gott als dem allmächtigen Vater widerspräche. Vielmehr geht das Böse auf die Geschöpfe selbst zurück. Mit dem Auftreten Jesu werden zugleich die Macht und die Ohnmacht der bösen Geister deutlich. Besonders das Markusevangelium beschreibt das ganze Leben und Wirken Jesu als Kampf mit dem Satan (Mk 1,23-28.32-34.39; 3,22-30 u. a.). Mit Jesus aber kommt der Stärkere, der diese Mächte besiegt. In ihm bricht die Herrschaft Gottes an, weil er in der Macht Gottes die Dämonen austreibt und so diesen bösen Mächten Einhalt gebietet und die Welt heilt.
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Das Grundgebet der Christen, das „[[Vaterunser]]“, beinhaltet einen Exorzismus (Herausbeschwörung): „und erlöse uns von dem Bösen“. Die Existenz des Bösen, des Üblen, und nicht zuletzt des Diabolischen gehört zur menschlichen Erfahrung. Theologisch wird die Lehre vom Bösen - auch biblisch – innerhalb der Schöpfungstheologie entfaltet. Die bösen Mächte und Gewalten (vgl. Eph 1,21; Kol 2,15) repräsentieren den Aufstand und Widerstand der Welt gegen Gott und seine Ordnung. Sie verderben durch ihre freiwillige Abwendung von Gott seine gute Schöpfung. Sie suchen dem Menschen auch im Bereich des Leiblichen zu schaden, bis dahin, dass sie vom Menschen Besitz ergreifen. Das Böse ist also kein von Gott unabhängiges zweites Urprinzip der Schöpfung, was dem christlichen Glauben an Gott als dem allmächtigen Vater widerspräche. Vielmehr geht das Böse auf die Geschöpfe selbst zurück. Mit dem Auftreten Jesu werden zugleich die Macht und die Ohnmacht der bösen Geister deutlich. Besonders das Markusevangelium beschreibt das ganze Leben und Wirken Jesu als Kampf mit dem Satan (Mk 1,23-28.32-34.39; 3,22-30 u. a.). Mit Jesus aber kommt der Stärkere, der diese Mächte besiegt. In ihm bricht die Herrschaft Gottes an, weil er in der Macht Gottes die Dämonen austreibt und so diesen bösen Mächten Einhalt gebietet und die Welt heilt.
  
 
== In den katholisch-apostolischen Gemeinden  ==
 
== In den katholisch-apostolischen Gemeinden  ==

Version vom 13. April 2013, 22:58 Uhr

Als Exorzismus (latinisiert aus griechisch ἐξορκισμός, exorkismós, „das Hinausbeschwören”) wird in den Religionen die Praxis bezeichnet, vermeintliche Dämonen bzw. den Teufel, die in Menschen, in Tieren, in Orten oder in Dingen vermutet werden, "auszutreiben". Exorzismus gehört zum Bereich der seit der Antike üblichen apotropäischen Handlungen. Wenn Menschen oder Tiere als betroffen angesehen werden, wird dies als Besessenheit bezeichnet. Die Interpretation dieses Zustandes ist abhängig von der jeweiligen Kultur. In der modernen Medizin sowie der klinischen Psychologie und Psychiatrie wird das entsprechende Verhalten eines „Besessenen” als Symptom einer organischen Krankheit oder einer psychischen Störung gewertet.

Christentum

Neues Testament

Das Neue Testament setzt die Existenz von Dämonen voraus. In Eph 6,12 EU werden sie „Beherrscher dieser finsteren Welt“ genannt. Jesus Christus heilt bei seinem Exorzismus vornehmlich meist gleichzeitig Krankheiten, die bei den betroffenen Menschen infolge der Besessenheit auftraten. Besonders das Markusevangelium (Mk) schildert eindrücklich solche Exorzismen. Es lässt Jesu öffentliches Wirken in Vorlage:Mk (Bibel) Mk 1,23–39 EU mit einem Exorzismus beginnen: „Und er zog durch ganz Galiläa, predigte in den Synagogen und trieb die Dämonen aus.” Weiter wird berichtet, wie Jesus einem Besessenen den Dämon bzw. die Dämonen Legion (Dämon)|Legion austreibt (Vorlage:Mk (Bibel) Mk 5,1–20 EU). Auch Jesu Apostel erhalten die Macht, Dämonen auszutreiben (Vorlage:Mk (Bibel) Mk 3,15 EU).

Von Seiten der modernen Bibelkritik wird die Existenz von Dämonen und damit die diesbezüglichen neutestamentlichen Zeugnisse abgelehnt mit der Erklärung, dass der damaligen Zeit heutige Kenntnisse über psychische Krankheiten fehlten und solche somit irrigerweise als dämonische Besessenheiten bezeichnet worden seien, so zum Beispiel Rudolf Bultmann: „Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben“.[1]

Laut Kritikern sei dies nicht haltbar, da das Neue Testament sauber zwischen dämonisch und nicht dämonisch bedingten Krankheiten unterscheide:

  1. An verschiedenen Stellen über die Tätigkeit Jesu (zum Beispiel Mt 4,24 EU und Vorlage:Mk (Bibel) Mk 1,34 EU) werden Krankenheilungen und Dämonenaustreibungen nicht als Synonym verwendet, sondern getrennt genannt.
  2. Es finden sich viele neutestamentliche Texte über Krankheit und Krankenheilungen, denen jeglicher Bezug auf eine okkulte Belastung fehlt: So wird in Jak 5,14 EU für einen Krankheitsfall zu Salbung und Gebet durch die Ältesten und nicht zu einem Exorzismus aufgerufen; ein anderes Beispiel ist unter anderen der Bericht über die Heilung der blutflüssigen Frau (Mt 9,20–22 EU, Vorlage:Mk (Bibel) Mk 5,25–34 EU, Lk 8,43–48 EU), der keine dämonische Einwirkung erwähnt, so dass von einer natürlichen Krankheit auszugehen sei.

Kirchengeschichte

In der Frühzeit des Christentums war der Glaube an Dämonen und an die Notwendigkeit von Exorzismen weit verbreitet, teilweise übernommen aus heidnischer, insbesondere schamanischer Tradition und fest verwurzelt im Volksglauben. Aber auch für die Kleriker war der Dämonenglaube selbstverständlich, und so wurde das kirchliche Amt des Exorzisten speziell für diese Aufgabe geschaffen. Die meisten größeren Gemeinden hatten zumindest einen Exorzisten. Exorzismus wurde auch an abtrünnigen Christen ausgeübt, da man die Abwendung vom christlichen Glauben als vom Teufel verursacht ansah, der so einen Menschen an der Erlangung des ewigen Heils hindern wollte.

Christliche Autoritäten wie Antonius, Kyrill von Jerusalem und Johannes Chrysostomos empfahlen das Kreuzzeichen als Mittel zur Austreibung von Dämonen. Auch der Kirchenvater Origenes beschrieb detailliert die Möglichkeiten der Dämonenaustreibung. Als weitere Mittel wurden und werden genannt: Vor allem der Name Jesu Christi, danach das Taufsiegel, Anblasen, Ausspucken, Räuchern (auch andere Gerüche), Erz, Eisen, Feuer, Knoblauch, Zwiebeln, Glockenläuten sowie Verzicht auf Schweinefleisch.

Noch zur Zeit der Reformation findet sich der Exorzismus in Taufformularen, in denen er der eigentlichen Taufe vorangeht. Dies verdeutlicht den Vorgang des Herrschaftswechsels durch die Taufe vom Machtbereich des Teufels in den Machtbereich Gottes (vgl. Luthers „Taufbüchlein” als Teil der Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche).

Exorzismus im "Vater unser"

Das Grundgebet der Christen, das „Vaterunser“, beinhaltet einen Exorzismus (Herausbeschwörung): „und erlöse uns von dem Bösen“. Die Existenz des Bösen, des Üblen, und nicht zuletzt des Diabolischen gehört zur menschlichen Erfahrung. Theologisch wird die Lehre vom Bösen - auch biblisch – innerhalb der Schöpfungstheologie entfaltet. Die bösen Mächte und Gewalten (vgl. Eph 1,21; Kol 2,15) repräsentieren den Aufstand und Widerstand der Welt gegen Gott und seine Ordnung. Sie verderben durch ihre freiwillige Abwendung von Gott seine gute Schöpfung. Sie suchen dem Menschen auch im Bereich des Leiblichen zu schaden, bis dahin, dass sie vom Menschen Besitz ergreifen. Das Böse ist also kein von Gott unabhängiges zweites Urprinzip der Schöpfung, was dem christlichen Glauben an Gott als dem allmächtigen Vater widerspräche. Vielmehr geht das Böse auf die Geschöpfe selbst zurück. Mit dem Auftreten Jesu werden zugleich die Macht und die Ohnmacht der bösen Geister deutlich. Besonders das Markusevangelium beschreibt das ganze Leben und Wirken Jesu als Kampf mit dem Satan (Mk 1,23-28.32-34.39; 3,22-30 u. a.). Mit Jesus aber kommt der Stärkere, der diese Mächte besiegt. In ihm bricht die Herrschaft Gottes an, weil er in der Macht Gottes die Dämonen austreibt und so diesen bösen Mächten Einhalt gebietet und die Welt heilt.

In den katholisch-apostolischen Gemeinden

In den Katholisch-apostolischen Gemeinden glaubt man daran, das zur Predigt des Evangeliums, auch das Austreiben von Dämonen, Mächten aus der Finsternis, gehört. Es gibt Berichte über Rituelle Exorzismen mit Evangelisten der Allgemeinen Kirche, aber auch von Priestern und Engeln in ihrer Gemeinde, an Gemeindegliedern.

In der Allgemeine christliche apostolische Mission

In der Neuapostolischen Kirche

Aus Sicht der Neuapostolischen Kirche gibt es weder Zauberei noch Hexerei. Rituelle Exorzismen sind in der Neuapostolischen Kirche nicht üblich. Die Neuapostolische Kirche vertritt die Überzeugung, dass Jesus Christus durch sein Opfer Teufel und Dämonen endgültig die Macht genommen hat. Wenn die Kirche amtlich und vollmächtig im Namen Jesu Christi um den Schutz vor den Anfechtungen des bösen Feindes und um Befreiung von seiner Macht bittet, spricht man in der Theologie jedoch von Exorzismus.

In der Vereinigung der Apostolischen Gemeinschaften

Literatur

  • Gabriele Amorth: Ein Exorzist erzählt (Originaltitel: Un esorcista racconta übersetzt von Maria von Camminetz), 5. Auflage, Christiana, Stein am Rhein 2006, ISBN 978-3-7171-1045-3 (deutsche Erstausgabe: Kral, Abensberg 1993, ISBN 3-87442-045-0).
  • Gabriele Amorth: Neue Berichte eines Exorzisten. (Originaltitel: Nuovi racconti di un esorcista, übersetzt von Franz Müller), Christiana, Stein am Rhein 2008, ISBN 978-3-7171-1067-5.
  • Gabriele Amorth: Exorzisten und Psychiater. (Originaltitel: Esorcisti e psichiatri übersetzt von Reinhold Ortner und Maria Ortner) Christiana, Stein am Rhein 2002, ISBN 3-7171-1092-6 (Anhang: Das neue Römische Rituale über Exorzismus).
  • Elisabeth Becker (Hrsg.): Der Exorzismus der Kirche unter Beschuss. Christiana-Verlag, Stein am Rhein 1995, ISBN 3-7171-0991-X
  • Otto Böcher, William Nagel, Walter Neidhart: Exorzismus I. Neues Testament II. Liturgiegeschichtlich III. Praktisch-theologisch. In: Theologische Realenzyklopädie 10 (1982), S. 747-761 (wiss. Überblick)
  • Willem C. van Dam: Satan existiert. Erfahrungen eines Exorzisten. Pattloch, Augsburg 1994, ISBN 3-629-00650-7.
  • Lisl Gutwenger (Hrsg.): „Treibt Dämonen aus!”: von Blumhardt bis Rodewyk; vom Wirken katholischer und evangelischer Exorzisten. Christiana-Verlag, Stein am Rhein 1992, ISBN 3-7171-0956-1
  • Ulrich Niemann, Marion Wagner (Hrsg.): Exorzismus oder Therapie? Ansätze zur Befreiung vom Bösen. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2005, ISBN 3-7917-1978-5
  • Georg Siegmund (Hrsg.): Von Wemding nach Klingenberg: vier weltberühmte Fälle von Exorzismen. Christiana-Verlag, Stein am Rhein 1985, ISBN 3-7171-0869-7
  • Thomas Teglaard: Was niemand wissen will, Brendow Verlag, Moers 2006, ISBN 3-86506-112-5
  • Marcus Wegner: „Exorzismus heute: Der Teufel spricht Deutsch”, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2009, ISBN 3-579-06476-2
  • M. Hauser: Gestalten des Bösen. Phänomenologie ihres Ursprungs und Ansätze zu ihrer begrifflichen Grundlegung. Altenberge (Oros) 1986

Weblinks

Commons: Exorzismus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Rudolf Bultmann: Neues Testament und Mythologie (1941), zitiert auf Vorlage:BBKL