Neuapostolisches Schisma 1921: Unterschied zwischen den Versionen

Aus APWiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Zeile 139: Zeile 139:
 
{{Zitat|Dann die äußerst bedenklichen Fehlgänge in der Totenlehre. Im Totenreich sollten und sind Ämter eingesetzt worden, Apostel, Bischöfe, Älteste, Priester usw., als ob Christus und seine Heiligen, die alle höher stehen wie wir, gar nichts im Reiche der Geister zu sagen hätten und abhängig von uns Lebenden seien, die wir doch unleugbar eine Stufe niedriger stehen, weil wir im Vorhof sind. Wieviel Erschütterung haben die Irrlichter der [[Ernst Schärtlein|Schärtleinschen]] Kriegsgesichte in das Glaubensleben vieler Tausender denkender Apostolischer gebracht, weil alles direkt entgegengesetzt gekommen ist, als die Visionen anzeigten. Man sah, die Visionen waren lediglich das unausbleibliche Produkt der einseitigen vaterländischen Kriegspredigten des Hauptleiters, und keine Gotteszeugnisse. [...] Wieviel wurde ich bestürmt von denkenden Gliedern über die Prophezeiung des Hauptleiters: England, England, wie wird es dir ergehen, ein grausamer Engel wird über dich kommen usw. Die Prophetie hat sich nicht erfüllt, was der Prophet geredet hat. Tausende sind im Glauben an die Echtheit des Apostelamtes dadurch erschüttert worden, denkende Glieder, die Gedankenlosen glauben alles, wenn es nur von einer gewissen Stelle kommt. Aber die Denker sind die besten des Volkes, nicht die Gedankenlosen. Man sucht sich jetzt aus der Blamage herauszureden, indem man sagt, "das Wort steht noch," aber jeder Denkende weiß, daß dieses Wort sich nicht auf eine ferne Zukunft von entlichen hundert Jahren bezog, sondern unleugbar auf den verlorenen Krieg. Das Beste ist hier nur, einzugestehen, daß man sich von einem falschen Geiste hat leiten lassen.[...]
 
{{Zitat|Dann die äußerst bedenklichen Fehlgänge in der Totenlehre. Im Totenreich sollten und sind Ämter eingesetzt worden, Apostel, Bischöfe, Älteste, Priester usw., als ob Christus und seine Heiligen, die alle höher stehen wie wir, gar nichts im Reiche der Geister zu sagen hätten und abhängig von uns Lebenden seien, die wir doch unleugbar eine Stufe niedriger stehen, weil wir im Vorhof sind. Wieviel Erschütterung haben die Irrlichter der [[Ernst Schärtlein|Schärtleinschen]] Kriegsgesichte in das Glaubensleben vieler Tausender denkender Apostolischer gebracht, weil alles direkt entgegengesetzt gekommen ist, als die Visionen anzeigten. Man sah, die Visionen waren lediglich das unausbleibliche Produkt der einseitigen vaterländischen Kriegspredigten des Hauptleiters, und keine Gotteszeugnisse. [...] Wieviel wurde ich bestürmt von denkenden Gliedern über die Prophezeiung des Hauptleiters: England, England, wie wird es dir ergehen, ein grausamer Engel wird über dich kommen usw. Die Prophetie hat sich nicht erfüllt, was der Prophet geredet hat. Tausende sind im Glauben an die Echtheit des Apostelamtes dadurch erschüttert worden, denkende Glieder, die Gedankenlosen glauben alles, wenn es nur von einer gewissen Stelle kommt. Aber die Denker sind die besten des Volkes, nicht die Gedankenlosen. Man sucht sich jetzt aus der Blamage herauszureden, indem man sagt, "das Wort steht noch," aber jeder Denkende weiß, daß dieses Wort sich nicht auf eine ferne Zukunft von entlichen hundert Jahren bezog, sondern unleugbar auf den verlorenen Krieg. Das Beste ist hier nur, einzugestehen, daß man sich von einem falschen Geiste hat leiten lassen.[...]
 
Wenn die Apostel in Kriegszeiten zusammen waren, sollte stets etwas Großes [für Deutschland, Anm. MK] nach dem Glauben und der Lehre des Hauptleiters daran gebunden sein. Nur hatte die Sache einen Haken, daß sich die Ereignisse absolut nicht darum kümmerten [...]. Verschiedene Male kam denn auch ein großer Rückschlag nach Apostelzusammenkünften, im Felde, und für die, welche glaubten, große Enttäuschung und Erschütterung des Glaubens an die Echtheit des Apostelwortes als Gotteswort. Als der Ap. Bischoff ins Felde gehen mußte, o wehe den Feinden Deutschlands, nun war die Bundeslade des Herrn ins deutsche Heerlager gekommen, nun aber war das Schicksal der Feinde besiegelt. - Es kam aber entgegengesetzt, unser deutsches Schicksal war besiegelt. Gott bekannte sich nicht zu solchem überschwänglichen Selbsttäuschungsglauben.<ref>Brückner, C.A.: Referat in der neuapostolischen Gemeinde Leipzig, 27.02.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 89 ff</ref>}}
 
Wenn die Apostel in Kriegszeiten zusammen waren, sollte stets etwas Großes [für Deutschland, Anm. MK] nach dem Glauben und der Lehre des Hauptleiters daran gebunden sein. Nur hatte die Sache einen Haken, daß sich die Ereignisse absolut nicht darum kümmerten [...]. Verschiedene Male kam denn auch ein großer Rückschlag nach Apostelzusammenkünften, im Felde, und für die, welche glaubten, große Enttäuschung und Erschütterung des Glaubens an die Echtheit des Apostelwortes als Gotteswort. Als der Ap. Bischoff ins Felde gehen mußte, o wehe den Feinden Deutschlands, nun war die Bundeslade des Herrn ins deutsche Heerlager gekommen, nun aber war das Schicksal der Feinde besiegelt. - Es kam aber entgegengesetzt, unser deutsches Schicksal war besiegelt. Gott bekannte sich nicht zu solchem überschwänglichen Selbsttäuschungsglauben.<ref>Brückner, C.A.: Referat in der neuapostolischen Gemeinde Leipzig, 27.02.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 89 ff</ref>}}
 +
 +
Mit dieser Kritik war Brückner nicht allein, auch Bischoff teilt sie 1918, wenn er an Brückner schreibt:
 +
{{Zitat|Nun zu Ihrem Briefe. Ich finde, daß derselbe gut und sachlich ist. Ich habe dazu nichts zu - noch abzutun. Er ist die volle Wahrheit. Wenn Vater [Niehaus] schreibt, alle haben recht, damit kommen wir nicht weiter. Hier heißt es - erkennen, worinnen wir gefehlt und es besser machen. Die Erkenntnis muß auf unauffälligem Wege in das Gemeindebecken geleitet werden, damit kein Unheil entsteht; nicht bekämpfen, sondern sich verstehen wollen, ist hier am Platze. Was die Kriegspredigten und Berichte sind, was haben die für eine Schwächung des Glaubens mit sich gebracht. Was habe ich da schon für Briefe bekommen, wie habe ich zur Zeit meine Schläge bekommen aus der Schweiz und ich kann nicht anders sagen, die Politik gehört nicht in die Kirche. Es gibt keine deutschen - holländischen - amerikanischen - australischen - afrikanischen Apostolische, sondern es gibt nur ein Volk Gottes, nur eine Herde, die eben nur Gast und Fremdling hier ist. Gewiß, wir geben dem Kaiser was des Kaisers gehört, das haben wir bewiesen, aber mein Reich ist nicht von dieser Welt, das dürfen wir nicht vergessen. Ich habe damals an den Stammapostel geschrieben und Sie haben mir damals den Brief beantwortet. Sie mußten mir einen negativen Bescheid geben; denn wir seien deutsch und müßten uns demgemäß bewegen. Ich war dann stille, aber in meinem Bezirk wurden keine Kriegspredigten gehalten und heute bin ich froh, denn meine Brüder erleben darin keine Enttäuschung. Daß ich aber mit meiner Anschauung nicht allein war, beweist der Brief Ihres lieben Bruders und selbst Ihres eigenen Sohnes, der Sie auch darauf aufmerksam machte.<ref>Bischoff, J.G.: Brief an Brückner vom 26. September 1918. In: Die reformiert-apostolische Gemeinde, Bundeskonzil [Hrsg.], Dresden, o.J., S. 5f</ref>}}
  
 
Vor dem Hintergrund dieser Kritik wird Brückners Appell an Niehaus verständlich, den er recht harsch formuliert:
 
Vor dem Hintergrund dieser Kritik wird Brückners Appell an Niehaus verständlich, den er recht harsch formuliert:

Version vom 3. März 2017, 12:32 Uhr