Neuapostolisches Schisma 1921: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Zitat|wenn die Wahl auf Frankfurt fiele, würde ich mir die Freiheit meiner Handlungen vorbehalten müssen. Warum? Weil die Richtung, die Frankfurt zur Schau trägt, in meinem ganzen Brüderkreise nicht zusagt (…)<ref>Brückner, C.A.: Brief an Stammapostel Niehaus, 8.01.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 31</ref>}}
 
{{Zitat|wenn die Wahl auf Frankfurt fiele, würde ich mir die Freiheit meiner Handlungen vorbehalten müssen. Warum? Weil die Richtung, die Frankfurt zur Schau trägt, in meinem ganzen Brüderkreise nicht zusagt (…)<ref>Brückner, C.A.: Brief an Stammapostel Niehaus, 8.01.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 31</ref>}}
  
Folgt man einer rückblickenden Darstellung von Brückner über das Ereignis vom 10. Oktober 1920 in Bielefeld, dann war er zu diesem Zeitpunkt schon an den Rand des Apostelkollegiums gedrängt: „Als ich im Hotel zur Post ankam, habe ich am Tische, wo Ap. Bischoff mit seinem Brüdern saß, keinen Platz gefunden. Alles war besetzt. Da mir auch niemand Gelegenheit bot, habe ich mich dann bescheiden an einen kleinen Tisch gesetzt mit dem Begleiter, und diesen Platz habe ich selbstverständlich meistens auch beibehalten, bis auf wenige Ausnahmen. In der Versammlung sowohl, als auch in den ganzen übrigen Stunden des Beisammenseins habe ich mich müssen äußerst zurückhalten, um so mehr als ich merkte, daß sämtliche Apostel wie mit einem Zauberschlage gegen mich eingenommen waren im stillen. Es mußte also heimlich gegen mich viel gearbeitet worden sein. Auch in der Apostelversammlung habe ich mich ganz stille verhalten, weil Sie mir vorher geschrieben hatten, daß Sie fürchteten, die Versammlung würde zu einer Streitversammlung werden, und außerdem hatten Sie mich brieflich in härtesten Worten der persönlichen Rechthaberei bezichtigt, und im Gottesdienst selbst ließen Sie sich zu dem leidenschaftlichen Ausdruck hinreißen – die verfluchte Rechthaberei – und außerdem hatten Sie noch erregt und mit Pathos in der Predigt hervorgehoben, daß Sie rücksichtslos vorgehen müßten, was doch alles auf meine Person deutete. Ich war durchgeprügelt wie ein dummer Junge (…)“[19]
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Folgt man einer rückblickenden Darstellung von Brückner über das Ereignis vom 10. Oktober 1920 in Bielefeld selbst, dann war er zu diesem Zeitpunkt faktisch schon im Apostelkollegium isoliert:  
  
Bei dieser Versammlung wird Apostel Bischoff zum Stammapostelhelfer bestimmt. Später beschwert Brückner sich beim Stammapostel: „Warum ist denn der Ap. Brückner zum Scheine nur, pro forma, in allerletzter Minute, wo die Sache längst fest beschlossen war, gefragt worden und der Ap. Ecke gar nicht? (…) Jetzt wieder sollen Träume und Gesichte als Decke dienen. (…) Und warum werden dann diese angeblichen Zeugnisse nicht vorher bei den Aposteln zirkulieren lassen? Warum gibt es da nicht eine freie Aussprache darüber, wie es eigentlich die Satzung verlangt? Warum werden heute noch den Aposteln diese vermeintlichen unfehlbaren Zeugnisse vorenthalten? Warum das Spielen mit verdeckten Karten? Und wer bürgt mir dafür, daß die Visionen und Träume nicht falsch oder eingeimpft sind?“[20]
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{{Zitat|Als ich im Hotel zur Post ankam, habe ich am Tische, wo Ap. Bischoff mit seinem Brüdern saß, keinen Platz gefunden. Alles war besetzt. Da mir auch niemand Gelegenheit bot, habe ich mich dann bescheiden an einen kleinen Tisch gesetzt mit dem Begleiter, und diesen Platz habe ich selbstverständlich meistens auch beibehalten, bis auf wenige Ausnahmen. In der Versammlung sowohl, als auch in den ganzen übrigen Stunden des Beisammenseins habe ich mich müssen äußerst zurückhalten, um so mehr als ich merkte, daß sämtliche Apostel wie mit einem Zauberschlage gegen mich eingenommen waren im stillen. Es mußte also heimlich gegen mich viel gearbeitet worden sein. Auch in der Apostelversammlung habe ich mich ganz stille verhalten, weil Sie mir vorher geschrieben hatten, daß Sie fürchteten, die Versammlung würde zu einer Streitversammlung werden, und außerdem hatten Sie mich brieflich in härtesten Worten der persönlichen Rechthaberei bezichtigt, und im Gottesdienst selbst ließen Sie sich zu dem leidenschaftlichen Ausdruck hinreißen – die verfluchte Rechthaberei – und außerdem hatten Sie noch erregt und mit Pathos in der Predigt hervorgehoben, daß Sie rücksichtslos vorgehen müßten, was doch alles auf meine Person deutete. Ich war durchgeprügelt wie ein dummer Junge (…)<ref>Brückner, C.A.: Brief an Stammapostel Niehaus, 8.01.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 22 </ref>}}
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Bei dieser Versammlung wird Apostel Bischoff zum Stammapostelhelfer bestimmt. Später beschwert Brückner sich beim Stammapostel:  
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{{Zitat|Warum ist denn der Ap. Brückner zum Scheine nur, pro forma, in allerletzter Minute, wo die Sache längst fest beschlossen war, gefragt worden und der Ap. Ecke gar nicht? (…) Jetzt wieder sollen Träume und Gesichte als Decke dienen. (…) Und warum werden dann diese angeblichen Zeugnisse nicht vorher bei den Aposteln zirkulieren lassen? Warum gibt es da nicht eine freie Aussprache darüber, wie es eigentlich die Satzung verlangt? Warum werden heute noch den Aposteln diese vermeintlichen unfehlbaren Zeugnisse vorenthalten? Warum das Spielen mit verdeckten Karten? Und wer bürgt mir dafür, daß die Visionen und Träume nicht falsch oder eingeimpft sind?<ref>Brückner, C.A.: Brief an Stammapostel Niehaus, 8.01.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 31</ref>}}
  
 
===Brückners Kritik an der neuen „spiritistischen Richtung“===
 
===Brückners Kritik an der neuen „spiritistischen Richtung“===

Version vom 27. Februar 2017, 16:27 Uhr