Neuapostolisches Schisma 1921: Unterschied zwischen den Versionen

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==Die Neuapostolische Rundschau und der Fall Mütschele==
 
==Die Neuapostolische Rundschau und der Fall Mütschele==
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Exakt zum Ende des 1. Weltkriegs bricht in Stuttgart ein Konflikt zwischen dem Apostelhelfer Georg Paulus und Bischof Otto Müller einerseits und der damaligen Glaubenslehre unter dem zuständigen Apostel Johann Gottfried Bischoff andererseits aus. Paulus schreibt in einem Rundbrief in seinem Arbeitsbereich am 11. November 1918:
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{{Zitat|Gott hat uns alle Sünden geschenkt. Diese Versöhnung ist einzig und allein auf die Opfertat Christi gegründet, nicht auf irgend einer Handlung, die mit uns vorgenommen ist, nicht auf die Zugehörigkeit der Gemeinschaft, nicht auf die Apostel, sondern sie ruht einzig und allein auf dem vollbrachten Opfer von Golgatha, das wir im Glauben ergriffen haben. Wer daran glaubt und seines Glaubens lebt, der ist gerecht. (...) Es gibt nur einen Weinstock und das ist Christus, daran sind alle Erlöste, die durch ihn zu neuem Leben erweckt sind, Reben.<ref>Paulus, G.: Rundbrief vom 11. November 1918, Stuttgart</ref>}}
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Dieser Stuttgarter Konflikt ist noch nicht komplett erforscht. Aus dem Zitat geht jedoch hervor, dass Paulus die Mittlerfunktion der Apostel zwischen Gott und den Menschen ablehnt.
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Der Evangelist [[Karl Wilhelm Mütschele]] als Redakteur bei der Neuapostolischen Rundschau zu arbeiten. Mütschele stammte eigentlich aus Stuttgart und hatte dort 1905 die neuapostolische Gemeinde Bad Cannstadt mitgegründet, die er von 1907 bis 1908 als Vorsteher leitete. – Was ihn nach Leipzig verschlug, ist noch unerforscht. Fakt ist jedoch, dass er Paulus/Müller nahestand und deren Gedanken auch nach Leipzig brachte. Es entsteht ein Konflikt zwischen Brückner und Mütschele.
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Im März 1919 kritisiert ihn der niederländische Apostel van Oosbree indirekt für die publizierten Inhalte in der Neuapostolischen Rundschau: „Wenn ich den Berichten in den Tagesblättern glauben soll, so müssen die allgemeinen Zustände in Deutschland noch besorgniserregender sein als während des Krieges, auch was die Ernährung betrifft. (…) Auch der Inhalt der Rundschau muß nach meiner gemachten Erfahrung bezwecken, die Ermüdeten aufzurichten und die Betrübten zu trösten, was auch nicht durch lange Auseinandersetzungen von biblischen Geschichten geschehen kann, (so interessant und kunstvoll dies auch sein mag); denn es werden zu viel der Worte gemacht und zu wenig praktischer Gebrauch im Leben. Zu leicht kann dadurch auch eine Nichtbefriedigung zustande kommen.“[4]  
 
Im März 1919 kritisiert ihn der niederländische Apostel van Oosbree indirekt für die publizierten Inhalte in der Neuapostolischen Rundschau: „Wenn ich den Berichten in den Tagesblättern glauben soll, so müssen die allgemeinen Zustände in Deutschland noch besorgniserregender sein als während des Krieges, auch was die Ernährung betrifft. (…) Auch der Inhalt der Rundschau muß nach meiner gemachten Erfahrung bezwecken, die Ermüdeten aufzurichten und die Betrübten zu trösten, was auch nicht durch lange Auseinandersetzungen von biblischen Geschichten geschehen kann, (so interessant und kunstvoll dies auch sein mag); denn es werden zu viel der Worte gemacht und zu wenig praktischer Gebrauch im Leben. Zu leicht kann dadurch auch eine Nichtbefriedigung zustande kommen.“[4]  
  
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In Stuttgart brach 1919 ein Konflikt zwischen dem Apostelhelfer Paulus und Bischof Müller einerseits und Apostel Bischoff andererseits aus, der eine eigene Darstellung wert wäre. Mit Rundschreiben vom 25. August 1919 informiert Bischoff die Amtsträger in seinem Apostelbezirk: „Wie Ihr lieben Brüder wohl wisset, ist ja Herr Paulus und Müller in Stuttgart am 3. August von mir gegangen. Ein weiteres Zusammenarbeiten war unmöglich geworden und so habe ich nach Abrahamsweise die Scheidung bewirkt, denn um Glaubensbegriffe streite ich nicht. (…) Die Gottesdienste finden in Stuttgart wie seither in der Rosenbergstraße statt. Herr Paulus und Müller sind keine Vorsteher mehr. (…) In der Olgastraße ist von uns vorerst kein Gottesdienst mehr.“[6]
 
In Stuttgart brach 1919 ein Konflikt zwischen dem Apostelhelfer Paulus und Bischof Müller einerseits und Apostel Bischoff andererseits aus, der eine eigene Darstellung wert wäre. Mit Rundschreiben vom 25. August 1919 informiert Bischoff die Amtsträger in seinem Apostelbezirk: „Wie Ihr lieben Brüder wohl wisset, ist ja Herr Paulus und Müller in Stuttgart am 3. August von mir gegangen. Ein weiteres Zusammenarbeiten war unmöglich geworden und so habe ich nach Abrahamsweise die Scheidung bewirkt, denn um Glaubensbegriffe streite ich nicht. (…) Die Gottesdienste finden in Stuttgart wie seither in der Rosenbergstraße statt. Herr Paulus und Müller sind keine Vorsteher mehr. (…) In der Olgastraße ist von uns vorerst kein Gottesdienst mehr.“[6]
  
Nach dem 1. Weltkrieg begann der Evangelist Karl Wilhelm Mütschele als Redakteur bei der Neuapostolischen Rundschau zu arbeiten. Mütschele stammte eigentlich aus Stuttgart und hatte dort 1905 die neuapostolische Gemeinde Bad Cannstadt mitgegründet, die er von 1907 bis 1908 als Vorsteher leitete. – Was ihn nach Leipzig verschlug, ist noch unerforscht. Fakt ist jedoch, dass er Paulus/Müller nahestand und deren Gedanken auch nach Leipzig brachte. Es entsteht ein Konflikt zwischen Brückner und Mütschele.
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In einem Circular-Brief vom 22. August 1919 wendet sich der Apostel gegen einen Artikel des Evangelisten mit dem Titel „Naturwissenschaft und christlicher Glaube“. – „Aus demselben spricht der Geist der schwarzen Ordodoxie, die einst mit der Bibel in der Hand den Herrn, in dem die Fülle aller Weisheit Gottes lag, töteten. (…) Ich kann mich dem Eindruck nicht verschliessen, dass er eine persönliche Spitze gegen meine Ausführungen in der Widerlegung, die ich zur Zeit notwendigerweise einer gegen mich gerichteten Schrift des l. Ev. Mütschele dargeboten habe, bedeuten soll.“ Trotzdieser Feststellung setzt sich Brückner allerdings in seinem Circular auf mehreren Seiten auf intellektueller Ebene mit dem Artikel auseinander. An keiner Stelle droht er mit einem Rauswurf des Redakteurs.
 
In einem Circular-Brief vom 22. August 1919 wendet sich der Apostel gegen einen Artikel des Evangelisten mit dem Titel „Naturwissenschaft und christlicher Glaube“. – „Aus demselben spricht der Geist der schwarzen Ordodoxie, die einst mit der Bibel in der Hand den Herrn, in dem die Fülle aller Weisheit Gottes lag, töteten. (…) Ich kann mich dem Eindruck nicht verschliessen, dass er eine persönliche Spitze gegen meine Ausführungen in der Widerlegung, die ich zur Zeit notwendigerweise einer gegen mich gerichteten Schrift des l. Ev. Mütschele dargeboten habe, bedeuten soll.“ Trotzdieser Feststellung setzt sich Brückner allerdings in seinem Circular auf mehreren Seiten auf intellektueller Ebene mit dem Artikel auseinander. An keiner Stelle droht er mit einem Rauswurf des Redakteurs.

Version vom 27. Februar 2017, 13:00 Uhr