Martinus van Bemmel

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Martinus van Bemmel

Martinus van Bemmel (*22. März 1861 in Barneveld, Niederlande; † 26. Februar 1925 in Amsterdam) war der 18. Apostel der "Neuen Ordnung", als Nachfolger von Friedrich Wilhelm Schwarz 2. Apostel der Hersteld Apostolische Zendingkerk/Apostolische Zending und Apostel und Gründer der (nicht-neuapostolischen) Hersteld Apostolische Zendingkerk.

Biografie

Frühe Jahre

Martinus van Bemmel war von Beruf Bäcker. Vor seinem Anschluss an die Apostolische Zending gehörte er der reformierten Kirche an[1]. Er wurde am 14. Februar 1886 durch Apostel Friedrich Wilhelm Schwarz versiegelt[2]. Später war er Diakon in der Amsterdamer Gemeinde der HAZK unter Apostel Schwarz. Er war seit 1888 mit Margaretha Johanna Verkruisen, einer Tochter des HAZK-Hirten N. J. Verkruisen aus Haarlem verheiratet. Dem Ehepaar wurde 1894 ein Sohn, Nicolaas Johannes Antonius, geboren. Bei seinem Tod hatte van Bemmel einen Enkel, Martinus[3].

Apostelrufung, Amtsenthebung und Spaltung

Im Rufungsgottesdienst nach Schwarz Tod am 17. Januar 1897, der durch die Apostel Friedrich Krebs und Hermann Niehaus geleitet wurde, wurde Martinus van Bemmel durch Prophetien und Visionen zum Apostel für die Niederlande (bezeichnet als der Stamm Juda) gerufen. Eine besonders herausragende Rolle spielte hierbei auch der Prophet der Amsterdamer Gemeinde C. J. Vleck. Van Bemmel wurde durch die Gemeinde als Apostel proklamiert und eingesetzt.

Als Van Bemmel nicht Krebs Oberautorität anerkennen wollte (und es wohl vor allem auch zu lehrmäßigen Differenzen kam), informierte Krebs am 28. Februar 1897 van Bemmel schriftlich, dass er vom Amt des Apostels abgesetzt worden sei.

Jacob Kofman aus Hoorn – welcher aus der pietistischen „Sendungsgemeinde zur Verbreitung der Wahrheit“ stammte, die sich 1863 der Apostolischen Zending angeschlossen hatte – sammelte, gestützt durch Krebs und Niehaus, hinter sich die Mitglieder, welche sich gegen van Bemmel stellten. Ungefähr die Hälfte der damals tausend Mitglieder zählenden Apostolischen Zending trennten sich (die Zahlenangaben in der Literatur schwanken, teilweise wird auch angegeben, dass 60-70% der Mitglieder sich hinter Kofmann stellten[4]). Diese Mitglieder sammelten sich und firmierten sich als „Hersteld Apostolische Zendinggemeente in de Eenheid der Apostelen“ (Erneuerte Apostolische Sendungsgemeinde in der Einheit der Apostel), welche erst später (1960) den internationalen Namen Neuapostolische Kirche annahm. Kofman wurde Apostel dieser Gemeinden.

Die HAZK (Gruppe um van Bemmel) gab danach die Broschüre „De ware oorzaak der scheuring“ heraus (diese wurde auch auf Deutsch herausgegeben: „Die wahre Ursache der Spaltung“), worauf die HAZGEA (Gruppe um Kofman/Krebs/Niehaus) eine ebenfalls gedruckte Antwort herausgab: „Geen scheuring, doch afval“ (welche auch sowohl auf Niederländisch als auch auf Deutsch herausgegeben wurde: „Keine Spaltung, sondern Abfall“).

Die Gemeindemitglieder unter van Bemmel bildeten von nun an die beim alten Namen verbleibende Hersteld Apostolische Zendingkerk.

Apostel der HAZK

Nach der Spaltung der Hersteld Apostolisch Zendingkerk erfolgte für sie ein Zeitabschnitt mit wenig Blüte. [5] Dieser Zeitraum war von lehrmässigen Streitigkeiten, kleineren Abspaltungen und Weggängen geprägt. Die Zahl der Mitglieder sank.

Unter Van Bemmel gerieten wichtige apostolische, unter Schwarz hochgehaltende, Prinzipien unter Druck. Kurz vor seinem Tod hatte Schwarz schriftlich niedergelegt, wie die korrekte Ordnung der Diener (Amtsträger) sein sollte. Er schrieb buchstäblich, dass die Überwachung und die Berechtigung in einem Stammes- Bereich dem Apostolat oblagen, alle Aufseher/Vorsteher/Bischöfe (Engel) der Gemeinden daran gebunden seien. Und weiter: „Der Apostel des Stammes ist der Engel der Torgemeinde. Er hat einen Engel-Helfer, welcher hierzu berufen wird. Der Engel-Helfer kann einen Helfer oder einen Ältesten zu dem Zweck haben, ihn im ‚Regieren‘ zu unterstützen. Schließlich können in jeder Gemeinde so viele Propheten, Evangelisten und Hirten hinzugefügt werden, wie notwendig sind.“ Schwartz beendete sein „Konzept“ mit der dringlichen Ansprache: „Diese Anordnung bleibt als Auftrag für den Stamm von Juda bestehen, gegeben dem Stamm vom Herrn Jesus Christus durch seinen Apostel.“

Durch ständige Konflikte mit dem Amsterdamer Amtsträgerkreis stur geworden, setzte sich Apostel Van Bemmel über geistige Gesetze hinweg. Er wollte nichts über erforderliche Berufungen neuer Diener hören. Er war der Auffassung, dass das Amt des Propheten unbiblisch war – der heilige Geist sich durch jedermann mit der Gabe der Prophetie offenbaren könne.

Prophetische Rufungen fand er nicht notwendig, Helfer und Amtsträger konnte er sich selbst ernennen. Ferner glaubte er nicht an die Wahl der Diakone durch die Gemeinde, auch diese ernannte er in der Folge selbst. So verschwanden in einer kurzen Zeit nicht nur die Ämter des Bischofs (Engel) und Ältesten, sondern auch die des Evangelisten und des Propheten. Ab 1903 kam es zu Spannungen und Auflehnung gegen Van Bemmel. So trennten sich in diesem Zeitraum der Amsterdamer Prophet Vleck und der Älteste Gildemeister und verliessen mit einigen Mitgliedern die HAZK und gründeten die Apostolische Broederschap.

Unterdessen tendierte Van Bemmel immer stärker zum Sabellianismus und fing an, diesen zu lehren, in dem die Dreieinigkeit Gottes verleugnet wird; das göttliche Wesen würde nicht aus drei unabhängigen Personen sondern aus einer einzelnen Person bestehen. In den alten Zeiten hatte Gott sich als der Vater offenbart, nachher wurde er Mensch als Jesus Christus durch Maria und schließlich bekannte er sich als der heilige Geist.

Alle diese Abweichungen führten 1904 zu eine erneuten Trennung. Sein Schwiegervater, Hirte N. J. Verkruisen aus Haarlem, trennte sich mit seiner Gemeinde von ihm, Hirte Meijnders verließ Amsterdam, um sich mit Verkruisen zu verbinden, und Hirte Tjipke Korff aus Enkhuizen schrieb einen scharfen, warnenden Brief. Dies führte zur Lösung der Haarlemer Gemeinde von der HAZK und der Entstehung der Hersteld Apostolisch Zendinggemeente. 1913 wurde der Bruch mit Haarlem zwar geheilt, aber die Wiederherstellung der verschwundenen Ämter wurde nicht weiter erwähnt.

Van Bemmel hielt um 1915 Rufungsgottesdienste, für die in Haarlem und Enkhuizen verstorbenen Verkruisen und Korff, aber weil er das Amt des Prophets als nicht notwendig betrachtete, ersetzte er dies durch ihn ernannte Diakone, welche die Gabe der Prophetie hatten, als „handelnde Propheten.“

Wegen des immer stärkeren internen Drucks hielt er 1920 einen Rufungsgottesdienst in Amsterdam ab, in dem durch den Mund der Diakone ein Hirte und ein Evangelist benannt wurden, und vermutlich zu seinem großen Erschrecken, auch ein Prophet. Die Wiederherstellung der Wahl der Diakone durch die Gemeinde erfolgte jedoch vorerst nicht.

Insbesondere in seiner letzen Lebensjahren knüpfte van Bemmel Kontakte zu anderen Apostolischen in Deutschland und Australien.


Ordinationen


Vorgänger Amt Nachfolger
Friedrich Wilhelm Schwarz Bezirksapostel der Gebietskirche Niederlande
1897
Jacob Kofman


Vorgänger Amt Nachfolger
Friedrich Wilhelm Schwarz Apostel der HAZK
1897-1925
J. G. Kalwij


Einzelnachweise

  1. Mitteilung von Edwin Diersmann, 21.02.2020.
  2. Diersmann, Edwin: "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Das Erbe von Friedrich Wilhelm Schwarz: 100 Jahre niederländische apostolische Gemeinschaften, ein geschichtlicher Überblick (Beiträge zu Geschichte, Lehre und Leben der apostolischen Gemeinschaften 2), Remscheid 2007, S. 28.
  3. Mitteilung Diersmann.
  4. Ebd.
  5. A.J.Korff und J.v.Bemmel: Beknopte geschiedenis der Apostolische Kerk, 2. Aufl. Arnhem 1963, S. 49.