Eschatologie: Unterschied zwischen den Versionen
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− | '''Eschatologie''' ( | + | '''Eschatologie''' (ɛsça-, griechisch ''εσχατολογία'', von altgriech. τὰ ἔσχατα ''ta és-chata'', „die äußersten/letzten Dinge“ und -logie) ist ein theologischer Begriff, der die Lehre von den Hoffnungen auf Vollendung des Einzelnen (''individuelle Eschatologie'') und der gesamten Schöpfung (''universale Eschatologie'') beschreibt. Früher verstand man darunter die Lehre von den „letzten Dingen“ und damit verbunden die „Lehre vom Anbruch einer neuen Welt“. |
− | Solche Lehren findet man nicht nur im | + | Solche Lehren findet man nicht nur im Christentum, sondern in einer Vielzahl von Religionen und Mythen – wie z.B. im Judentum, in der ägyptischen Religion und im Islam. |
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− | ''„Das Reich Gottes gleicht einem | + | ''„Das Reich Gottes gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis er ganz durchsäuert war.“'' |
Das „Durchsäuern“ des Teiges, der Erde mit ihren Bewohnern, brauche also Zeit und sei noch nicht vollendet, habe jedoch bereits begonnen: Die alte, „undurchsäuerte“ Welt werde erneuert in eine „durchsäuerte“ Welt. Dies steht zwar in gewisser Spannung zu der Offenbarung des Johannes, die besagt, dass die alte Erde und der alte Himmel vergangen sein werden und eine neue Erde und ein neuer Himmel entstünden.<ref>Offb 21,1</ref> Doch geht es auch hier nicht um die völlige Vernichtung des Alten, nur um die des alten Bösen.<ref>Offb 20,15; 21,8</ref> Sonst handelt es sich bis dahin aber um einen Prozess. | Das „Durchsäuern“ des Teiges, der Erde mit ihren Bewohnern, brauche also Zeit und sei noch nicht vollendet, habe jedoch bereits begonnen: Die alte, „undurchsäuerte“ Welt werde erneuert in eine „durchsäuerte“ Welt. Dies steht zwar in gewisser Spannung zu der Offenbarung des Johannes, die besagt, dass die alte Erde und der alte Himmel vergangen sein werden und eine neue Erde und ein neuer Himmel entstünden.<ref>Offb 21,1</ref> Doch geht es auch hier nicht um die völlige Vernichtung des Alten, nur um die des alten Bösen.<ref>Offb 20,15; 21,8</ref> Sonst handelt es sich bis dahin aber um einen Prozess. | ||
− | Die Vollendung beschreibt die Offenbarung des Johannes u. | + | Die Vollendung beschreibt die Offenbarung des Johannes u.a. so, dass alle Tränen am Ende der Geschichte abgewischt würden und der Tod nicht mehr existieren werde. Dies teilte auch Paulus den Christen Korinths mit. Er erläutert dies so, dass sie eine Auferstehung erhoffen dürften, sodass sie einen unverweslichen und unzerstörbaren Geistleib erhielten. Ferner spricht er (wohl nur bzgl. des Schicksales von Christen) davon, dass alles, was im Laufe des Lebens nicht auf Christus aufgebaut worden sei, vernichtet, doch dass die Seele gerettet werde wie durch Feuer hindurch (vgl. auch Fegefeuer-Theorien). Matthäus schließlich behauptet, dass der Menschensohn – Markus zufolge komme dieser einst wieder<ref>Mk 13,24-27</ref> ([[Parusie]]) – Jesus sei. Er werde die Menschen nach ihren Liebestaten richten. Diejenigen, die gesellschaftlichen Randgruppen wie Armen, Kranken, Gefängnisinsassen etc. Liebe hätten widerfahren lassen, gingen ins [[Ewiges Leben|Ewige Leben]] ein, die anderen aber ins ewige Feuer (vgl. [[Hölle]]).<ref>Mt 25,31-46</ref> Nach Paulus' [[Rechtfertigung (Theologie)|Rechtfertigungslehre]] dürfe aber jeder, der auf Jesu Kreuzestod und Jesus vertraue – da kein Mensch gut sei<ref>Röm 3,9-20</ref> –, auf die [[Gnade]] hoffen, die Jesus am Kreuz ([[Kreuzestod]]) allen persönlich erwirkt habe.<ref>Röm 3,21-31</ref> |
==== Fazit ==== | ==== Fazit ==== |
Version vom 8. Januar 2010, 14:37 Uhr
Eschatologie (ɛsça-, griechisch εσχατολογία, von altgriech. τὰ ἔσχατα ta és-chata, „die äußersten/letzten Dinge“ und -logie) ist ein theologischer Begriff, der die Lehre von den Hoffnungen auf Vollendung des Einzelnen (individuelle Eschatologie) und der gesamten Schöpfung (universale Eschatologie) beschreibt. Früher verstand man darunter die Lehre von den „letzten Dingen“ und damit verbunden die „Lehre vom Anbruch einer neuen Welt“.
Solche Lehren findet man nicht nur im Christentum, sondern in einer Vielzahl von Religionen und Mythen – wie z.B. im Judentum, in der ägyptischen Religion und im Islam.
Inhaltsverzeichnis
Christliche Eschatologie
Biblische Grundlagen
Begriff
Zentraler Glaubenssatz der katholischen Eschatologie ist, dass das Reich Gottes (Βασιλεία του Θεού), die Gottesherrschaft, bereits mit der Inkarnation, der Menschwerdung Jesu Christi, begonnen habe. Es handelt sich also nicht um ein fernes Ereignis der Zukunft. Doch wird die Gottesherrschaft, die mit dem Christusereignis begonnen habe, als Prozess verstanden. Sie sei folglich in Teilen auch jetzt schon auf Erden erfüllt etwa immer dann, wenn die Kirche Gemeinschaft mit Christus habe.
Erläuterung
„Das Reich Gottes gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis er ganz durchsäuert war.“
Das „Durchsäuern“ des Teiges, der Erde mit ihren Bewohnern, brauche also Zeit und sei noch nicht vollendet, habe jedoch bereits begonnen: Die alte, „undurchsäuerte“ Welt werde erneuert in eine „durchsäuerte“ Welt. Dies steht zwar in gewisser Spannung zu der Offenbarung des Johannes, die besagt, dass die alte Erde und der alte Himmel vergangen sein werden und eine neue Erde und ein neuer Himmel entstünden.[1] Doch geht es auch hier nicht um die völlige Vernichtung des Alten, nur um die des alten Bösen.[2] Sonst handelt es sich bis dahin aber um einen Prozess.
Die Vollendung beschreibt die Offenbarung des Johannes u.a. so, dass alle Tränen am Ende der Geschichte abgewischt würden und der Tod nicht mehr existieren werde. Dies teilte auch Paulus den Christen Korinths mit. Er erläutert dies so, dass sie eine Auferstehung erhoffen dürften, sodass sie einen unverweslichen und unzerstörbaren Geistleib erhielten. Ferner spricht er (wohl nur bzgl. des Schicksales von Christen) davon, dass alles, was im Laufe des Lebens nicht auf Christus aufgebaut worden sei, vernichtet, doch dass die Seele gerettet werde wie durch Feuer hindurch (vgl. auch Fegefeuer-Theorien). Matthäus schließlich behauptet, dass der Menschensohn – Markus zufolge komme dieser einst wieder[3] (Parusie) – Jesus sei. Er werde die Menschen nach ihren Liebestaten richten. Diejenigen, die gesellschaftlichen Randgruppen wie Armen, Kranken, Gefängnisinsassen etc. Liebe hätten widerfahren lassen, gingen ins Ewige Leben ein, die anderen aber ins ewige Feuer (vgl. Hölle).[4] Nach Paulus' Rechtfertigungslehre dürfe aber jeder, der auf Jesu Kreuzestod und Jesus vertraue – da kein Mensch gut sei[5] –, auf die Gnade hoffen, die Jesus am Kreuz (Kreuzestod) allen persönlich erwirkt habe.[6]
Fazit
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass durch die Aussagen der Evangelien, der Offenbarung des Johannes sowie der Briefe des Paulus deutlich wird, dass die christliche Eschatologie mit Christus schon begonnen hat (präsentische Eschatologie), aber auch einige Ereignisse für die Zukunft (futurische Eschatologie) vorgesehen sind. Solche zukünftigen Ereignisse sind: Wiederkunft Christi, Auferstehung, Gericht, Vernichtung alles Bösen, Beendigung alles Traurigen, ewiges Feuer, ewiges Leben in einem unzerstörbaren Geistleib, umfassende Verwirklichung von Gottes Willen und Sein.
Systematisch-theologische Interpretation
- Theorie der idealen Gesellschaft
Für Matthäus ist die Bergpredigt ein wichtiger Bestandteil christlicher Eschatologie. Letztlich lässt sich die Bergpredigt mit ihrer Zukunftsvision in eschatologischer Hinsicht wieder auf das „schon und noch nicht“ des Sauerteigsgleichnisses reduzieren. Hier gilt der Gnaden-Indikativ des Paulus. Die unbedingte Annahme des fehlbaren, bedürftigen Menschen durch Gott auch nach der Bergpredigt[7] befähige den Menschen, die ideale Gesellschaft mitzugestalten.[8] Obgleich die Arbeit an ihr „schon“ (präsentische Eschatologie) begonnen wurde, ist sie doch „noch nicht“ (futurische Eschatologie) vollendet. Der ebenfalls in der Bergpredigt zu findende christliche „Imperativ“ ist die zentrale Aufforderung Gottes an den Menschen. Er besagt, dass der Mensch versuchen solle, Jesu Botschaft zu gehorchen und diesem in seiner Lebensweise nachzufolgen (am deutlichsten in der imitatio Christi). Jesus habe diesen Imperativ in der Goldenen Regel zusammengefasst.[9] Das Ziel bzw. der finalistische Endpunkt der Eschatologie, die ideale reine Gesellschaft in Gottes Herrschaft, kann nach christlicher Theologie letztlich nicht von den Menschen selbst hergestellt (Unterschied zur Utopie), sondern nur durch Gottes Gnade empfangen werden. Dieser christliche „Indikativ“ besagt also, dass die Menschen in ihrem Versuch, sich dem Reiche Gottes anzunähern, also selbst eine ideale Gesellschaft zu errichten, letztlich doch auf Gottes Handeln angewiesen seien.[10]
Eschatologie in der nordischen Mythologie
Den Weltuntergang nennt die nordische Mythologie Ragnarök (altnord. „Schicksal der Götter“). Nach drei Jahren Kampf und drei Jahren Winterzeit beginnen die zerstörerischen Kräfte der Welt Überhand zu nehmen. Sonne und Mond werden von gewaltigen Wölfen verschlungen; Ungeheuer, wie der Fenriswolf und Midgardschlange, kommen frei und verwüsten die Erde. Sie verbünden sich mit den Feuerriesen und ziehen gegen die Götter in die Schlacht. Die während der vergangenen Zeitalter gefallenen menschlichen Krieger, die Einherjer, verstärken das göttliche Heer der Asen. In der Schlacht sterben zahlreiche Ungeheuer und Götter, schließlich setzt Surt, der stärkste der Feuerriesen, die Welt in Brand, die so völlig zerstört wird. Durch den Weltenbrand werden Ordnung und Chaos ins Gleichgewicht gebracht. Der Allvater Odin schafft die Welt neu, die verbliebenen Asen treffen sich in den Resten Asgards.
Die Neuschaffung und Besserung der Welt könnte von der christlichen Heilslehre beeinflusst worden sein. Zum Beispiel wird Baldur, ein Lichtgott, der zuvor durch die Hinterhältigkeit Lokis getötet wurde, wiedergeboren.
Aztekische Eschatologie
Die aztekische Eschatologie entstammt größtenteils den toltekischen Ansichten und Traditionen. In ihrem Mittelpunkt stand der Glaube, dass vor dieser bereits vier andere Welten existiert hätten. Diese Welten, oder „Sonnen“, wurden durch Katastrophen zerstört und die Menschheit jedes Mal ausgelöscht. Die gegenwärtige Welt wäre die fünfte Sonne, und die Azteken betrachteten sich selbst als das „Sonnenvolk“. Sie betrachteten es als ihre göttliche Aufgabe, den kosmischen Krieg zu kämpfen, um die Sonne mit ihrer Nahrung (Tlaxcaltiliztli) zu versorgen. Ohne diese würde die Sonne vom Himmel verschwinden. Daher hinge das Gedeihen und das Überleben des Universums selbst von den Opferungen von Blut und Herzen an die Sonne ab: eine Vorstellung, die die Azteken auf alle Götter ihres Pantheons ausdehnten.
Die Zerstörung der vier Sonnen
Die erste Sonne nannte sich Nahui-Ocelotl, „Vier-Jaguar“, ein Datum im rituellen Kalender. Die Menschheit wurde von Jaguaren ausgelöscht. Die Tiere wurden von den Azteken als Schutzengel (Nagual) des Schöpfergottes Tezcatlipoca betrachtet.
Am Ende der zweiten Sonne Nahui-Ehécatl, „Vier-Wind“, verwandelte ein magischer Wirbelsturm alle Menschen in Affen. Diese Katastrophe wurde von Quetzalcóatl, der „gefiederten Schlange“, in Form von Ehecatl, dem Windgott, verursacht.
Ein Feuerregen machte der dritten Welt Nahuiquiahuitl, „Vier-Regen“, ein Ende. Tlaloc, der Gott der Donner und Blitze herrschte zu dieser Zeit.
Die vierte Sonne Nahui-Atl, „Vier-Wasser“ endete in einer gigantischen Flut, die 52 Tage lang dauerte. Nur ein Mann und eine Frau überlebten, geschützt durch eine riesige Zypresse. Doch sie wurden von Tezcatlipoca, dessen Befehle sie missachtet hatten, in Hunde verwandelt.
Die fünfte Sonne
Die heutige Menschheit wurde von Quetzalcóatl erschaffen. Der gefiederten Schlange gelang es mit Hilfe ihres Zwillings Xólotl, des hundeköpfigen Gottes, die trockenen Gebeine der alten Toten wieder zum Leben zu erwecken, indem er sie mit seinem eigenen Blut benetzte. Die gegenwärtige Sonne heißt Nahui-Ollin, „Vier-Erdbeben“, und ist verdammt, in einem gewaltigen Erdbeben unterzugehen. Dann würden die skelettartigen Monster aus dem Westen, die Tzitzimime, erscheinen und alle Menschen töten.
Zwei tief verwurzelte Konzepte zeigen sich in diesem Mythos. Zum einen der Glaube, das Universum sei instabil und Tod und Zerstörung würden es fortwährend bedrohen. Das Ende könnte jeweils nach einem Zyklus von 52 Jahren stattfinden, welches im größten Teil Mesoamerikas gefeiert wurde. Zum anderen wurde die Notwendigkeit der Gottesopferungen unterstrichen. Nur dank Quetzalcóatls Opfer gaben die alten Gebeine von Mictlan, dem „Ort des Todes“, den Menschen das Leben zurück. Auf dieselbe Weise wurden Sonne und Mond erschaffen: Die Götter, in der Dunkelheit von Teotihuacán versammelt, errichteten ein riesiges Feuer. Zwei von ihnen, Nanahuatzin, eine kleine Gottheit, bedeckt mit Geschwüren, und Tecciztecatl, ein mit Edelsteinen reich geschmückter Gott, warfen sich in die Flammen und erschienen als Sonne und Mond am Gestirn. Die Sonne weigerte sich jedoch, sich zu bewegen, bevor nicht die anderen Götter ihr Blut opferten. Sie waren gezwungen sich zu opfern, um die Sonne zu nähren.
In diesen Glauben führten die Azteken ihren eigenen Gott Huitzilopochtli ein, der den alten Sonnengott ersetzte. Als Sonnen- und Kriegsgott kämpfte er tagtäglich darum, Schatten und Zerstörung aufzuhalten.
Siehe auch
Literatur
- Lothar Gassmann: Was kommen wird. Eschatologie im 3. Jahrtausend, Wuppertal 2002, ISBN 3-87857-313-8
- Dieter Hattrup: Eschatologie. Paderborn 1992
- Jürgen Moltmann: Das Kommen Gottes. Christliche Eschatologie. Darmstadt 2002, ISBN 3-579-02006-4
- Jürgen Moltmann: Theologie der Hoffnung. Untersuchungen zur Begründung und zu den Konsequenzen einer christlichen Eschatologie. Gütersloh 2005, ISBN 3-579-05224-1
- Markus Mühling: Grundinformation Eschatologie. Systematische Theologie aus der Perspektive der Hoffnung. Stuttgart 2007 ISBN 3-8252-2918-1 (Lehrbuch aus protestantischer Perspektive)
- Joseph Ratzinger, Eschatologie - Tod und ewiges Leben, Pustet Verlag, Regensburg 2007, 2. Auflage, ISBN 3-7917-2070-8
- Walter Simonis: Auferstehung und ewiges Leben? Die wirkliche Entstehung des Osterglaubens, Düsseldorf 2002 ISBN 3-491-70345-X
- Michael Stickelbroeck: Nach dem Tod. Himmel – Hölle – Fegefeuer. Augsburg 2004, ISBN 3-936484-33-3
- Jacob Taubes: Abendländische Eschatologie. Bern 1947 (zuletzt München 1991, ISBN 3-88221-256-X, italienische Ausgabe 1997, ungarische 2004)
- Hans Wißmann, Rudolf Smend u. a.: Art. Eschatologie I. Religionsgeschichtlich II. Altes Testament III. Judentum IV. Neues Testament V. Alte Kirche VI. Mittelalter VII. Reformation und Neuzeit VIII. Systematisch-theologisch. In: Theologische Realenzyklopädie 10 (1982), 254-363 (guter, umfassender Überblick von Fachleuten auf dem jeweiligen Teilgebiet)
- Literaturwissenschaftliche Quellen
- Horst-Jürgen Gerigk: Der vierfache Schriftsinn - In: Horst-Jürgen Gerigk: Lesen und Interpretieren. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 2002 (=UTB 2323), S. 119-139.