Johann August Ludwig Bösecke: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Johann August Ludwig Bösecke''', auch: Johann August ''Louis'' Bösecke (* 14. April 1821 in Schwedt/Oder; + 2. August 1886 in Breslau) war ein apostolischer Geistlicher und [[Apostel]] der [[AcaM]].
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[[Datei:Ludwig_Bösecke.jpg|thumb|Apostel Bösecke]]
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'''Johann August Ludwig Bösecke''', auch: Johann August ''Louis'' Bösecke (* 14. April [[1821]] in Schwedt/Oder;        
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† 02. August [[1886]] in Breslau) war der 4. [[Apostel]] der [[AcaM|Allgemein christlich apostolischen Mission]].
  
 
== Werdegang ==
 
== Werdegang ==
Johann August Ludwig Bösecke stammte aus dem brandenburgischen Schwedt an der Oder und war von Beruf Schuhmacher. Ab Mitte der 1860er Jahre war er als Prozelanhändler tätig. Er war um 1863/64 wohl in der Gegend um Hamburg wohnhaft.
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Johann August Ludwig Bösecke stammte aus dem brandenburgischen Schwedt an der Oder. Er war von Beruf Schuhmacher. Seit 1856 lebte er in Berlin (Acta des Königlichen Polizei=Präsidii zu Berlin, betreffend die Gemeinde der allgemein=christlichen apostolischen Mission. 1866-1900, Blatt 17, zitiert nach SCHRÖTER, S.339), war verheiratet und hatte drei Kinder.  
Am 10. Oktober 1864 wurde er vom Propheten [[Heinrich Geyer|Geyer]] zum Apostel für Schlesien berufen. Er blieb jedoch bis 1872 in Hamburg und arbeitete dort mit Apostel Preuß zusammen. Neben Hamburg nahm er auch Aufgaben in Berlin wahr. 1872 ging er nach Schlesien, wo er im gleichen Jahr noch eine Gemeinde in Schönau und eine in Hirschberg gründen konnte (nach Schröter wurden diese Gemeinden jedoch erst nach 1874 gegründet). In Schönau versiegelte Apostel Bösecke 1873 den Schuhmacher [[Ernst Traugott Hallmann]].
 
  
Ab Dezmeber 1878 wohnte Bösecke in Berlin, um um die dortige Gemeinde, "welche sich inzwischen aufgelöst hatte, wieder zusammenzubringen".<ref>Zitat:Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030, Nr. 15311, „Acta des Königlichen Polizei-Präsidii zu Berlin, betreffend die Gemeinde der allgem. christlichen apostolischen Mission 1866-1900“</ref> Die von ihm am 12. Dezember 1878 eingereichte Mitgliederliste umfaßt noch 10 Namen. Bösecke rief zu seiner Unterstützung den Priester Ernst Traugott Hallmann aus Schlesien nach Berlin und beauftragte ihn mit der Leitung der Berliner Gemeinde. Bösecke wurde in dieseer Zeit, da er seinen Beruf nicht mehr ausübte, finanziell von der Hamburger Gemeinde unterhalten, seine Familie, die er in Schlesien zurück gelassen hatte, von der Schönauer Gemeinde.
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In Berlin trat er zu einem unbekannten Zeitpunkt der Katholisch-apostolischen Gemeinde bei.
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Nach dem [[Hamburger Schisma]] folgten in den anderen Gemeinden nur einzelne Mitglieder der "neuen Ordnung", z. B. in Bütow in Hinterpommern der Priester [[Eduard Freischmidt]] und der Diakon Ferdinand Freischmidt. Aus der Berliner Gemeinde schlossen sich ihr weder Priester noch Diakone an.                    Der Prophet [[Heinrich Geyer]], der am 19. März 1863 nach Hamburg verzogen war, unternahm bald evangelistische Reisen, u. a. noch 1863 nach Berlin, wo er bei "schwachen, unlauteren oder ausgeschlossenen Gemeindemitgliedern Versuche gemacht hat, sich einen Anhang zu bilden" (Brief H.W.J.Thierschs an einen Amtsbruder in der Schweiz, zitiert nach SCHRÖTER, S. 322). Zu denjenigen, die von der Echtheit der neuen Apostelsendung überzeugt waren, gehörte auch Johann A.L. Bösecke.
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Am 30. Oktober 1864 fand in der Hamburger Gemeinde der [[AcaM|Allgemein christlich apostolischen Mission]] ein Gottesdienst statt, in dem durch den Propheten Geyer vier Apostel, die Diakone [[Johann Christoph Hohl]] und [[Heinrich Ferdinand Hoppe]], der Engel-Evangelist [[Peter Wilhelm Louis Stechmann]] und Bösecke, der als einziger nicht der Hamburger Gemeinde, angehörte, gerufen wurden. Bösecke sollte in Breslau das "Tor" für Schlesien, die Lausitz, Böhmen und Polen setzen (Nach dem Kirchenverständnis der AcaM hatten die Apostel ihren Sitz in einer "Torgemeinde", entsprechend den 12 Toren des himmlischen Jerusalem).
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Statt in Breslau war Bösecke jedoch zunächst in Berlin tätig, wobei er im Schatten Geyers stand. Es war Geyer, der dem Polizeipräsidium am 21. Dezember 1865 anzeigte, am Sonntagnachmittag sowie am Montag und Donnerstagabend in seiner Wohnung Linienstr. 103, 3. Treppe „Bibel= und Missions=Stunden“ abhalten zu wollen. Da er aus familiären Gründen in den nächsten Wochen nach Hamburg reisen müsste, bat er darum, die Genehmigungsbescheinigung „an den hiesigen Bürger und Porcellanhändler Louis Bösecke“ zu schicken, der „bis zu meiner Rückkehr in meiner Wohnung in der Leitung der Bibelstunden meine Stelle vertreten wird“ (Acta …, Bl. 2-2v, zitiert nach SCHRÖTER, S. 571). 
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Am 2. März 1866 teilte Geyer dem Polizeipräsidium mit, „daß sich am heutigen Tage unter meiner Leitung in hiesiger Stadt ein christlicher Missions=Verein gebildet hat, unter dem Namen ‚Gemeinde der allgemeinen, christlichen, apostolischen Mission‘, welcher sich dem in Hamburg unter gleichem Namen existierenden älteren Bruder=Vereine sich als eine weitere Central-Gesellschaft angeschlossen hat “ (Acta …, Bl. 4, zitiert ebd.). Die Gemeinde zählte 16 Mitglieder, darunter der spätere Prophet [[Rudolf Marticke]]; sie kam im Saal einer Gaststätte in der Bischofsstr. 18 zusammen.
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Ein Polizeibericht vom 18. April 1866 beschreibt den Ablauf der Gottesdienste wie folgt: „Der Gottesdienst am Sonntage Nachmittags besteht aus Gesängen und vielen der katholischen Messe entlehnten Gebeten, die von dem am Altar, mit einem weißlinnenen Gewand … und einer dunkelblauen Stola bekleideten Geistlichen knieend zum Theil gesprochen zum Theil gesungen werden, woran die Anwesenden … gleichfalls auf den Knieen Theil nehmen. Es wird dabei Brod und Wein mittelst der Einsetzungsworte consecrirt und nach einer Reihe von Gebeten das Abendmahl ertheilt. Den Schluß bildet eine Predigt und ein Lied“ (Acta …, Bl. 7v, zitiert nach SCHRÖTER, S. 571 f.).
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In der zweiten Jahreshälfte 1866 fanden Gottesdienste nur unregelmäßig statt, da sowohl Geyer als auch Bösecke nicht in Berlin waren. Ab Dezember 1866 fanden die Gottesdienste in Geyers neuer Wohnung Sophienstr. 18II, ab Februar 1867 in Böseckes Wohnung Bergstr. 1/ 2, Hof, letzte Tür, 2. Treppe statt. Während dieser Zeit galt Geyer als Vorsteher, Bösecke als „Mitvorsteher“, der in Geyers Abwesenheit die Gottesdienste leitete (vgl. Acta …, Bl. 8-11, zitiert nach SCHRÖTER, S. 572). Geyer war 1867 nach Lurup umgezogen (vgl. SCHRÖTER, S. 235), so dass Bösecke ab diesem Zeitpunkt die Leitung der Berliner Gemeinde übernahm.   
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Während die AcaM-Gemeinde in Berlin 1866 höchstens 20 Mitglieder zählte, gehörten zur Katholisch-apostolischen Gemeinde Berlin 1861 450 erwachsene Kommunikanten und 100-150 Kinder (vgl. SCHRÖTER, S. 65), 1871 über 1.000 Kommunikanten (vgl. SCHRÖTER, S. 69).
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1872 nahm Bösecke die Arbeit in Schlesien auf. Dazu wurde ihm vom "Central-Vorstand" der AcaM folgendes Legitimationsschreiben ausgestellt:
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„Der unterzeichnete Central=Vorstand der allgemeinen, christlichen, und apostolischen Kirche für Norddeutschland und Skandinavien, Hauptsitz zu Hamburg, bezeugt hierdurch dem Herrn Johann August Ludwig Bösecke aus Berlin, daß derselbe gleichfalls Mitglied des Central=Vorstandes der allgemeinen christl. apostolischen Kirche, und zwar insbesondere für Schlesien, Böhmen, Lausitz und Polen ist, und daß derselbe in dieser Eigenschaft befugt und beauftragt, selbstständig das Evangelium vom Reiche Gottes zu verkündigen, so wie in jeder Beziehung alle Funktionen unseres kirchlichen Ritus amtlich zu vollziehen.
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Hamburg, den 21. Februar 1872.
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Der Centralvorstand der allg. christl. apostol. Kirche, Theil Norddeutschland u. Skandinavien (gez.) H.F.Hoppe Louis Stechmann H. Geyer L. Preuß“ (Acta …, Bl. 16, zitiert nach SCHRÖTER, S. 572).
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Böseckes Sohn Conrad berichtet, dass sein Vater, um seine Arbeit in Schlesien finanzieren zu können, seine Wohnung aufgab und einen Teil seines Hausrats verkaufte. Böseckes Frau und sein Sohn wurden von einem Berliner Gemeindeglied aufgenommen und verpflegt.
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Dass der Teufel nichts unversucht ließ, um den Aufbau der "neuen Ordnung" zu verhindern, zeigte sich bald. Eine leibliche Schwester von Schwester Bösecke, die der Katholisch- Apostolischen Kirche angehörte, bot ihnen ein neues Zuhause an, wenn sie den Glauben an die neuen Apostel aufgeben würden. Das war wahrhaft ein verlockendes Angebot, denn in  der wohlhabenden Kaufmannsfamilie in Görlitz wären sie aller irdischen Sorgen enthoben gewesen. Aber Schwester Bösecke schlug das Angebot sofort aus; sie wollte dem Herrn die Treue halten und ihrem weit entfernten Mann eine treue Gehilfin sein.
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Unterdessen hatte Apostel Bösecke in Hermannswalden, eine Wegstrecke von  Schönau an der Katzbach entfernt, bei einem neuapostolischen Schuhmacher Weinhold Unterkunft und Arbeit gefunden. Bruder Weinhold war in Berlin ein Gotteskind geworden und durch Heirat nach Schlesien gekommen. Erst nach einiger Zeit (1872) konnte Apostel Bösecke dann seine Familie zu sich holen wo sie eine bescheidene aber schöne Wohnung fanden. In der Ortschaft Schönau hatte der Apostel schon öfter öffentliche Vorträge gehalten. Nun mietete er einen kleinen Saal in einem Gasthaus, um dort Gottesdienste zu halten. Bald fanden sich regelmäßig zwanzig Seelen zusammen. Zu ihnen gehörte auch Familie Kunsch.
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Sie luden 1873 den Schuhmacher Ernst Traugott Hallmann, den leiblichen Bruder von Schwester Kunsch, in die Gottesdienste ein. Der damals 19jährige war vom Wirken des Heiligen Geistes sehr ergriffen. Obwohl ihn seine Eltern aus dem Haus wiesen und ihn enterben wollte, ließ er sich nicht davon abhalten, den erkannten Weg zu gehen. In Schönau versiegelte Apostel Bösecke den Bruder Hallmann, der bald als Unterdiakon und Priester diente und später ab 19.09.1897 als Apostel [[Ernst Traugott Hallmann]] in Berlin und Ostpreußen wirkte. Ein anderer großer Segensträger für das Werk Gottes wuchs ebenfalls aus der kleinen Gemeinde Schönau in dem Stellmachermeister [[Ernst Obst]] heran. Er wirkte als Diakon, Priester und Ältester in dieser Gemeinde und wurde nach dem Tode des Apostels Bösecke zum Apostel für Schlesien berufen. Von Schönau aus wurde die frohe Botschaft auch nach Hirschberg getragen. Nachdem dort Bruder Kusche das Priesteramt empfangen hatte, wurde in diesem Ort - etwa zwei Fußstunden von Schönau entfernt - regelmäßig Gottesdienste gehalten  und damit war der Grundstein für die zweite [[Gemeinde]] ''(nach Schröter wurden diese Gemeinde jedoch erst nach 1874'' ''gegründet)'' gelegt.
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Im Jahre 1877 wurde Böseckes ältester Sohn Conrad konfirmiert. Da der Vater die Segenshandlung nicht selbst vornehmen wollte, reiste Apostel Preuss aus Hamburg nach Schlesien. Das war ein großer Festtag in der kleinen Gemeinde Schönau. 
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Ab Dezember 1878 wohnte Bösecke in Berlin, wo er bei der Familie Fischer Wohnung und Unterkunft fand, um die dortige Gemeinde, "welche sich inzwischen aufgelöst hatte, wieder zusammenzubringen".<ref>Zitat:Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030, Nr. 15311, „Acta des Königlichen Polizei-Präsidii zu Berlin, betreffend die Gemeinde der allgem. christlichen apostolischen Mission 1866-1900“</ref> Die von ihm am 12. Dezember 1878 eingereichte Mitgliederliste umfasst noch 10 Namen. Bösecke rief zu seiner Unterstützung 1879 den [[Priester]] Ernst Traugott Hallmann aus Schlesien nach Berlin und beauftragte ihn mit der Leitung der Berliner Gemeinde. Bösecke wurde in dieser Zeit, da er seinen Beruf nicht mehr ausübte, finanziell von der Hamburger Gemeinde unterhalten, seine Familie, die er in Schlesien zurück gelassen hatte, von der Schönauer Gemeinde.
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Spätestens 1883 zog Bösecke wieder nach Schlesien zurück. Sein Sohn Conrad hatte dort nach Abschluss einer Schlosserlehre in Breslau Arbeit gefunden. So war die Familie, die nun um die Tochter Helene und den Sohn Gideon gewachsen war wieder zusammen. Zwischenzeitlich war der Apostel Bösecke jedoch kränklich geworden und konnte die strapaziösen Reisen nach Berlin nicht mehr auf sich nehmen. Deshalb bat er 1884 den Apostel  [[Friedrich Krebs]]  die Verantwortung für die Berliner Gemeinden zu übernehmen. Der ständige Einsatz des Apostel Bösecke in Schlesien war auch dringend geboten. Während seiner Abwesenheit in Berlin hatte der inzwischen abgefallene Prophet Geyer mit dem von ihm gesetzten "Apostel" Güldner die Gemeinden im Riesengebirge besucht und für sich zu gewinnen gesucht. Doch der Älteste Obst hatte die Gefahr erkannt und dem fremden Geist die Tür gewiesen. Vorsteher Kusche in Hirschberg dagegen hatte die vermeintlichen Gottesknechte freudig aufgenommen und sich ihnen angeschlossen. Nur wenige Geschwister hielten sich dort weiterhin zu Apostel Bösecke und besuchten fortan die Gottesdienste in Schönau. Erst als die Geschwister Kunsch von Schönau nach Hirschberg verzogen und ihre Wohnung zur Verfügung stellten, wurde wieder Versammlungen abgehalten. Es war sicher sehr bitter für den Apostel Bösecke, dass er am Ende seines Lebens ein Gutteil der eingebrachten Früchte verlorenging.
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Mitte der achtziger Jahre war er so hinfällig geworden, dass er keine Reisen mehr unternehmen konnte und sich seine Wirksamkeit auf Breslau beschränkte. Die erhoffte Ernte blieb ihm jedoch versagt. Conrad Bösecke hatte zu dieser Zeit schon erkannt: Wir waren noch zu sehr in den Formen und gottesdienstlichen Ordnungen gebunden, die wir aus der Katholisch- Apostolischen Gemeinde übernommen hatten. Sie wirkten wie ein zu enges Kleid, in dem man sich nicht bewegen kann, und das empfanden auch die Gäste." Wie dieses zu enge Kleid schließlich dem Werke Gottes durch Apostel Krebs abgestreift wurde und in schneller Folge an vielen Orten neue Gemeinden entstanden, erlebte Apostel Bösecke nicht mehr mit. Er starb am 02. August 1886 mit 65 Jahren in Breslau, dem heutigen Wroclaw/Slaska/Polen. Sein Pionierbeitrag zur Gründung der Neuapostolischen Kirche in Berlin und Schlesien bleibt jedoch unvergessen.
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== Ordinationen ==
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*30. Oktober 1864 [[Apostel]]
  
Spätestens 1883 zog Bösecke wieder nach Schlesien zurück und ließ sich in Breslau nieder. Dort verstarb er drei Jahre später, nachdem er die letzten Jahre krank gewesen war.
 
 
== siehe auch ==
 
== siehe auch ==
 
* [[Neuapostolische Kirche Berlin-Brandenburg]]
 
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[[Kategorie:Allgemeine christliche apostolische Mission]]

Aktuelle Version vom 24. August 2025, 17:54 Uhr

Apostel Bösecke

Johann August Ludwig Bösecke, auch: Johann August Louis Bösecke (* 14. April 1821 in Schwedt/Oder; † 02. August 1886 in Breslau) war der 4. Apostel der Allgemein christlich apostolischen Mission.

Werdegang

Johann August Ludwig Bösecke stammte aus dem brandenburgischen Schwedt an der Oder. Er war von Beruf Schuhmacher. Seit 1856 lebte er in Berlin (Acta des Königlichen Polizei=Präsidii zu Berlin, betreffend die Gemeinde der allgemein=christlichen apostolischen Mission. 1866-1900, Blatt 17, zitiert nach SCHRÖTER, S.339), war verheiratet und hatte drei Kinder.

In Berlin trat er zu einem unbekannten Zeitpunkt der Katholisch-apostolischen Gemeinde bei.

Nach dem Hamburger Schisma folgten in den anderen Gemeinden nur einzelne Mitglieder der "neuen Ordnung", z. B. in Bütow in Hinterpommern der Priester Eduard Freischmidt und der Diakon Ferdinand Freischmidt. Aus der Berliner Gemeinde schlossen sich ihr weder Priester noch Diakone an. Der Prophet Heinrich Geyer, der am 19. März 1863 nach Hamburg verzogen war, unternahm bald evangelistische Reisen, u. a. noch 1863 nach Berlin, wo er bei "schwachen, unlauteren oder ausgeschlossenen Gemeindemitgliedern Versuche gemacht hat, sich einen Anhang zu bilden" (Brief H.W.J.Thierschs an einen Amtsbruder in der Schweiz, zitiert nach SCHRÖTER, S. 322). Zu denjenigen, die von der Echtheit der neuen Apostelsendung überzeugt waren, gehörte auch Johann A.L. Bösecke.

Am 30. Oktober 1864 fand in der Hamburger Gemeinde der Allgemein christlich apostolischen Mission ein Gottesdienst statt, in dem durch den Propheten Geyer vier Apostel, die Diakone Johann Christoph Hohl und Heinrich Ferdinand Hoppe, der Engel-Evangelist Peter Wilhelm Louis Stechmann und Bösecke, der als einziger nicht der Hamburger Gemeinde, angehörte, gerufen wurden. Bösecke sollte in Breslau das "Tor" für Schlesien, die Lausitz, Böhmen und Polen setzen (Nach dem Kirchenverständnis der AcaM hatten die Apostel ihren Sitz in einer "Torgemeinde", entsprechend den 12 Toren des himmlischen Jerusalem).

Statt in Breslau war Bösecke jedoch zunächst in Berlin tätig, wobei er im Schatten Geyers stand. Es war Geyer, der dem Polizeipräsidium am 21. Dezember 1865 anzeigte, am Sonntagnachmittag sowie am Montag und Donnerstagabend in seiner Wohnung Linienstr. 103, 3. Treppe „Bibel= und Missions=Stunden“ abhalten zu wollen. Da er aus familiären Gründen in den nächsten Wochen nach Hamburg reisen müsste, bat er darum, die Genehmigungsbescheinigung „an den hiesigen Bürger und Porcellanhändler Louis Bösecke“ zu schicken, der „bis zu meiner Rückkehr in meiner Wohnung in der Leitung der Bibelstunden meine Stelle vertreten wird“ (Acta …, Bl. 2-2v, zitiert nach SCHRÖTER, S. 571).

Am 2. März 1866 teilte Geyer dem Polizeipräsidium mit, „daß sich am heutigen Tage unter meiner Leitung in hiesiger Stadt ein christlicher Missions=Verein gebildet hat, unter dem Namen ‚Gemeinde der allgemeinen, christlichen, apostolischen Mission‘, welcher sich dem in Hamburg unter gleichem Namen existierenden älteren Bruder=Vereine sich als eine weitere Central-Gesellschaft angeschlossen hat “ (Acta …, Bl. 4, zitiert ebd.). Die Gemeinde zählte 16 Mitglieder, darunter der spätere Prophet Rudolf Marticke; sie kam im Saal einer Gaststätte in der Bischofsstr. 18 zusammen.

Ein Polizeibericht vom 18. April 1866 beschreibt den Ablauf der Gottesdienste wie folgt: „Der Gottesdienst am Sonntage Nachmittags besteht aus Gesängen und vielen der katholischen Messe entlehnten Gebeten, die von dem am Altar, mit einem weißlinnenen Gewand … und einer dunkelblauen Stola bekleideten Geistlichen knieend zum Theil gesprochen zum Theil gesungen werden, woran die Anwesenden … gleichfalls auf den Knieen Theil nehmen. Es wird dabei Brod und Wein mittelst der Einsetzungsworte consecrirt und nach einer Reihe von Gebeten das Abendmahl ertheilt. Den Schluß bildet eine Predigt und ein Lied“ (Acta …, Bl. 7v, zitiert nach SCHRÖTER, S. 571 f.).

In der zweiten Jahreshälfte 1866 fanden Gottesdienste nur unregelmäßig statt, da sowohl Geyer als auch Bösecke nicht in Berlin waren. Ab Dezember 1866 fanden die Gottesdienste in Geyers neuer Wohnung Sophienstr. 18II, ab Februar 1867 in Böseckes Wohnung Bergstr. 1/ 2, Hof, letzte Tür, 2. Treppe statt. Während dieser Zeit galt Geyer als Vorsteher, Bösecke als „Mitvorsteher“, der in Geyers Abwesenheit die Gottesdienste leitete (vgl. Acta …, Bl. 8-11, zitiert nach SCHRÖTER, S. 572). Geyer war 1867 nach Lurup umgezogen (vgl. SCHRÖTER, S. 235), so dass Bösecke ab diesem Zeitpunkt die Leitung der Berliner Gemeinde übernahm.

Während die AcaM-Gemeinde in Berlin 1866 höchstens 20 Mitglieder zählte, gehörten zur Katholisch-apostolischen Gemeinde Berlin 1861 450 erwachsene Kommunikanten und 100-150 Kinder (vgl. SCHRÖTER, S. 65), 1871 über 1.000 Kommunikanten (vgl. SCHRÖTER, S. 69).

1872 nahm Bösecke die Arbeit in Schlesien auf. Dazu wurde ihm vom "Central-Vorstand" der AcaM folgendes Legitimationsschreiben ausgestellt:

„Der unterzeichnete Central=Vorstand der allgemeinen, christlichen, und apostolischen Kirche für Norddeutschland und Skandinavien, Hauptsitz zu Hamburg, bezeugt hierdurch dem Herrn Johann August Ludwig Bösecke aus Berlin, daß derselbe gleichfalls Mitglied des Central=Vorstandes der allgemeinen christl. apostolischen Kirche, und zwar insbesondere für Schlesien, Böhmen, Lausitz und Polen ist, und daß derselbe in dieser Eigenschaft befugt und beauftragt, selbstständig das Evangelium vom Reiche Gottes zu verkündigen, so wie in jeder Beziehung alle Funktionen unseres kirchlichen Ritus amtlich zu vollziehen. Hamburg, den 21. Februar 1872. Der Centralvorstand der allg. christl. apostol. Kirche, Theil Norddeutschland u. Skandinavien (gez.) H.F.Hoppe Louis Stechmann H. Geyer L. Preuß“ (Acta …, Bl. 16, zitiert nach SCHRÖTER, S. 572).

Böseckes Sohn Conrad berichtet, dass sein Vater, um seine Arbeit in Schlesien finanzieren zu können, seine Wohnung aufgab und einen Teil seines Hausrats verkaufte. Böseckes Frau und sein Sohn wurden von einem Berliner Gemeindeglied aufgenommen und verpflegt.

Dass der Teufel nichts unversucht ließ, um den Aufbau der "neuen Ordnung" zu verhindern, zeigte sich bald. Eine leibliche Schwester von Schwester Bösecke, die der Katholisch- Apostolischen Kirche angehörte, bot ihnen ein neues Zuhause an, wenn sie den Glauben an die neuen Apostel aufgeben würden. Das war wahrhaft ein verlockendes Angebot, denn in der wohlhabenden Kaufmannsfamilie in Görlitz wären sie aller irdischen Sorgen enthoben gewesen. Aber Schwester Bösecke schlug das Angebot sofort aus; sie wollte dem Herrn die Treue halten und ihrem weit entfernten Mann eine treue Gehilfin sein.

Unterdessen hatte Apostel Bösecke in Hermannswalden, eine Wegstrecke von Schönau an der Katzbach entfernt, bei einem neuapostolischen Schuhmacher Weinhold Unterkunft und Arbeit gefunden. Bruder Weinhold war in Berlin ein Gotteskind geworden und durch Heirat nach Schlesien gekommen. Erst nach einiger Zeit (1872) konnte Apostel Bösecke dann seine Familie zu sich holen wo sie eine bescheidene aber schöne Wohnung fanden. In der Ortschaft Schönau hatte der Apostel schon öfter öffentliche Vorträge gehalten. Nun mietete er einen kleinen Saal in einem Gasthaus, um dort Gottesdienste zu halten. Bald fanden sich regelmäßig zwanzig Seelen zusammen. Zu ihnen gehörte auch Familie Kunsch. Sie luden 1873 den Schuhmacher Ernst Traugott Hallmann, den leiblichen Bruder von Schwester Kunsch, in die Gottesdienste ein. Der damals 19jährige war vom Wirken des Heiligen Geistes sehr ergriffen. Obwohl ihn seine Eltern aus dem Haus wiesen und ihn enterben wollte, ließ er sich nicht davon abhalten, den erkannten Weg zu gehen. In Schönau versiegelte Apostel Bösecke den Bruder Hallmann, der bald als Unterdiakon und Priester diente und später ab 19.09.1897 als Apostel Ernst Traugott Hallmann in Berlin und Ostpreußen wirkte. Ein anderer großer Segensträger für das Werk Gottes wuchs ebenfalls aus der kleinen Gemeinde Schönau in dem Stellmachermeister Ernst Obst heran. Er wirkte als Diakon, Priester und Ältester in dieser Gemeinde und wurde nach dem Tode des Apostels Bösecke zum Apostel für Schlesien berufen. Von Schönau aus wurde die frohe Botschaft auch nach Hirschberg getragen. Nachdem dort Bruder Kusche das Priesteramt empfangen hatte, wurde in diesem Ort - etwa zwei Fußstunden von Schönau entfernt - regelmäßig Gottesdienste gehalten und damit war der Grundstein für die zweite Gemeinde (nach Schröter wurden diese Gemeinde jedoch erst nach 1874 gegründet) gelegt.

Im Jahre 1877 wurde Böseckes ältester Sohn Conrad konfirmiert. Da der Vater die Segenshandlung nicht selbst vornehmen wollte, reiste Apostel Preuss aus Hamburg nach Schlesien. Das war ein großer Festtag in der kleinen Gemeinde Schönau. Ab Dezember 1878 wohnte Bösecke in Berlin, wo er bei der Familie Fischer Wohnung und Unterkunft fand, um die dortige Gemeinde, "welche sich inzwischen aufgelöst hatte, wieder zusammenzubringen".[1] Die von ihm am 12. Dezember 1878 eingereichte Mitgliederliste umfasst noch 10 Namen. Bösecke rief zu seiner Unterstützung 1879 den Priester Ernst Traugott Hallmann aus Schlesien nach Berlin und beauftragte ihn mit der Leitung der Berliner Gemeinde. Bösecke wurde in dieser Zeit, da er seinen Beruf nicht mehr ausübte, finanziell von der Hamburger Gemeinde unterhalten, seine Familie, die er in Schlesien zurück gelassen hatte, von der Schönauer Gemeinde. Spätestens 1883 zog Bösecke wieder nach Schlesien zurück. Sein Sohn Conrad hatte dort nach Abschluss einer Schlosserlehre in Breslau Arbeit gefunden. So war die Familie, die nun um die Tochter Helene und den Sohn Gideon gewachsen war wieder zusammen. Zwischenzeitlich war der Apostel Bösecke jedoch kränklich geworden und konnte die strapaziösen Reisen nach Berlin nicht mehr auf sich nehmen. Deshalb bat er 1884 den Apostel Friedrich Krebs die Verantwortung für die Berliner Gemeinden zu übernehmen. Der ständige Einsatz des Apostel Bösecke in Schlesien war auch dringend geboten. Während seiner Abwesenheit in Berlin hatte der inzwischen abgefallene Prophet Geyer mit dem von ihm gesetzten "Apostel" Güldner die Gemeinden im Riesengebirge besucht und für sich zu gewinnen gesucht. Doch der Älteste Obst hatte die Gefahr erkannt und dem fremden Geist die Tür gewiesen. Vorsteher Kusche in Hirschberg dagegen hatte die vermeintlichen Gottesknechte freudig aufgenommen und sich ihnen angeschlossen. Nur wenige Geschwister hielten sich dort weiterhin zu Apostel Bösecke und besuchten fortan die Gottesdienste in Schönau. Erst als die Geschwister Kunsch von Schönau nach Hirschberg verzogen und ihre Wohnung zur Verfügung stellten, wurde wieder Versammlungen abgehalten. Es war sicher sehr bitter für den Apostel Bösecke, dass er am Ende seines Lebens ein Gutteil der eingebrachten Früchte verlorenging.

Mitte der achtziger Jahre war er so hinfällig geworden, dass er keine Reisen mehr unternehmen konnte und sich seine Wirksamkeit auf Breslau beschränkte. Die erhoffte Ernte blieb ihm jedoch versagt. Conrad Bösecke hatte zu dieser Zeit schon erkannt: Wir waren noch zu sehr in den Formen und gottesdienstlichen Ordnungen gebunden, die wir aus der Katholisch- Apostolischen Gemeinde übernommen hatten. Sie wirkten wie ein zu enges Kleid, in dem man sich nicht bewegen kann, und das empfanden auch die Gäste." Wie dieses zu enge Kleid schließlich dem Werke Gottes durch Apostel Krebs abgestreift wurde und in schneller Folge an vielen Orten neue Gemeinden entstanden, erlebte Apostel Bösecke nicht mehr mit. Er starb am 02. August 1886 mit 65 Jahren in Breslau, dem heutigen Wroclaw/Slaska/Polen. Sein Pionierbeitrag zur Gründung der Neuapostolischen Kirche in Berlin und Schlesien bleibt jedoch unvergessen.

Ordinationen

siehe auch

Literatur

Quellennachweis

  1. Zitat:Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030, Nr. 15311, „Acta des Königlichen Polizei-Präsidii zu Berlin, betreffend die Gemeinde der allgem. christlichen apostolischen Mission 1866-1900“