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Neuapostolische Kirche

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Die '''Neuapostolische Kirche''' (NAK) ist eine christliche Religionsgemeinschaft, die sich Ende des 19. Jahrhunderts aus einer Abspaltung der [[katholisch-apostolische Gemeinden|katholisch-apostolischen Gemeinden]] in Hamburg entwickelt hat. Die Kirche sieht sich als Fortsetzung der urchristlichen Kirche. Zu ihren wichtigen Glaubensanschauungen gehört die Erwartung der [[Wiederkunft Christi]] in naher Zukunft.
== Abkürzung NAK ==
Die Apostel der Neuapostolischen Kirche verstehen sich als Nachfolger der ersten Apostel des Jesus von Nazaret. Sie verstehen sich als Missionare, die zu den Menschen gehen, das Evangelium zu verkünden und sie auf Jesu Wiederkommen und das [[ewiges Leben|ewige Leben]] vorzubereiten. Weiterhin gehört zu den Aufgaben der Apostel und "weiteren [[Amtsträger]]n" der Neuapostolischen Kirche, das Gemeindeleben und dasGemeinschaftsgefühl innerhalb der Kirche zu pflegen und die Mitglieder in der Seelsorge zu unterstützen.
Nach dem Verständnis der Neuapostolischen Kirche ist das Apostelamt [[Apostel]]amt heilsnotwendig, um die Wiederkunft Jesu Christi mit anschließender „Hochzeit im Himmel“ mitzuerleben. Diese ist allerdings nur den in der Bibel genannten 144.000 Auserwählten möglich, wobei diese Zahl symbolisch zu sehen ist. Das bedeutet nicht, dass nicht andere Gläubige vor Gott [[Gnade]] finden können. Es wird betont, dass das Apostelamt nur bis zur Wiederkehr Christi wirken soll. Für die Frage, wer im Endgericht Heil erlangen wird, spielt das Apostelamt keine Rolle. Diese Feststellung ist wichtig, weil große Teile der Christenheit auf das Endgericht warten. Zu deren Glaubenshaltung steht die Neuapostolische Kirche laut eigener Einschätzung nicht im Widerspruch.
== Sakramente ==
Das Abendmahl wird in gleicher Weise jeden Sonntag in Gottesdiensten, die von [[Bezirksapostel]]n oder vom Stammapostel geleitet werden, verstorbenen „Berechtigten“ (die vor Gott Gnade gefunden haben) gespendet.
== Geschichte ==
Die Neuapostolische Kirche geht auf Anfänge im 19. Jahrhundert in Großbritannien zurück. Der Schwerpunkt der Organisation verlagerte sich bald nach Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die außereuropäischen Gemeinden zunehmend wichtiger, besonders in Afrika.
=== katholisch-apostolische Gemeinden ===
''(siehe Hauptartikel:[[ katholisch-apostolische Gemeinden]])''
 
In den 1830er Jahren entstand in Großbritannien eine endzeitlich geprägte konfessionsübergreifende Erweckungsbewegung. In Teilen dieser Bewegung kam es zu einzelnen Gemeindegründungen. Unter dem Eindruck endzeitlicher [[Prophetien]] wurden zwölf Persönlichkeiten aus Großbritannien zu „Aposteln“ berufen, deren Aufgabe es sein sollte, die Kirche auf das zweite Kommen Jesu vorzubereiten. Sie versammelten sich in [[Albury]] und verfassten das sogenannte [[Testimonium]], das sie verschiedenen weltlichen und kirchlichen Häuptern der damaligen Welt überreichten. Die Gemeinschaft wollte zunächst keine eigene kirchliche Gemeinschaft bilden. Man nannte sich zuerst "unter Aposteln gesammelte [[katholisch-apostolische Gemeinden]]". Durch den von aussen erzeugten Druck kam es immer mehr zu selbständigen Kirchwerdung, auch wenn man sich weiterhin ökumenisch verstand. Die Gemeinschaft geriet 1855 nach dem Tod dreier Apostel in eine Krise, da man die vakant gewordenen Plätze wegen fehlender biblischer Belege nicht wieder besetzte. Streitfrage in der katholisch-apostolischen Theologie war die Frage, ob die [[Zwölfzahl]] der Apostel erhalten werden müsse oder nicht. Schließlich setzte sich hier die Haltung durch, dass man die durch Todesfälle oder Rücktritt vakanten Apostelsitze nicht wieder besetzen würde.
=== Gemeinde in Hamburg ===
''(siehe Hauptartikel: [[Allgemeine christliche apostolische Mission]] )''
 
Der Großteil der Glieder der Gemeinde in Hamburg einschließlich dem Ältesten [[Friedrich Wilhelm Schwarz]], dem Priester [[Carl Wilhelm Louis Preuß]] und dem Propheten [[Heinrich Geyer]] wurde vom Apostel [[Francis Valentine Woodhouse]] aus den katholisch-apostolische Gemeinden ausgeschlossen, nachdem der deutsche Prophet Heinrich Geyer [[Rudolf Rosochacki]] zum Apostel ausgerufen hatte. Rosochacki trat kurz darauf von seinem Apostelamt zurück und verblieb bei der katholisch-apostolischen Gemeinde. Die Hamburger Gemeinde nannte sich jetzt [[Allgemeine christliche apostolische Mission]] und wurde vom [[Apostel]] Carl Wilhelm Louis Preuß geführt, während Friedrich Wilhelm Schwarz als Apostel in die Niederlande gesandt wurde, wo er der Gründer der späteren [[Hersteld Apostolische Zendingkerk]] wurde.
 
Durch einen Nachfolgestreit nach dem Tod des Apostels Preuß im Jahr 1878 kam es zu einer Trennung zwischen dem Großteil der Hamburger Gemeinde mit Prophet Heinrich Geyer mit dem Apostel [[Johann Friedrich Güldner]] unter Beibehaltung des Namens „Allgemeine christliche apostolische Mission“ einerseits und den Aposteln [[Friedrich Wilhelm Menkhoff]] und Friedrich Wilhelm Schwarz sowie [[Eduard Wichmann]] und [[Friedrich Krebs|Fritz Krebs]] andererseits, die sich später [[Apostolische Gemeinde]] nannten.<ref>[http://www.bible-only.org/german/handbuch/ Lothar Gassmann: ''Die Geyerianer''; in: ''Handbuch Orientierung'']</ref>
=== Apostolische Gemeinde ===
''(siehe auch Hauptartikel: [[Apostolische Gemeinde]])''
 
1881 wurde Friedrich Krebs zum Apostel für Nord- und Ostdeutschland gerufen. Er entwickelte 1895 das Konzept des Stammapostels, eines Apostels, der über den Aposteln steht und wurde damit zum eigentlichen Gründer der Neuapostolischen Kirche. Nach dem Tod von Schwarz 1895 stellten sich die Apostel mehr und mehr unter die Führung des Apostels Friedrich Krebs und bildeten den sogennanten "Apostelring". Seit 1897 wurde dieser als [[Stammapostel]] bezeichnet. Nach dem Tode von Menkhoff setzte Krebs am 21. Juli 1896 [[Hermann Niehaus]] zum Apostel für den Bielefelder Bereich ein. 1898 bestimmte er ihn dann in einem Gottesdienst in Berlin als seinen Nachfolger als Stammapostel. Am 20. Januar 1905 starb Krebs und Niehaus übernahm das Amt. Er galt vielen Gemeindemitgliedern damals als direkter „Träger des Geistes des verstorbenen Stammapostels Krebs“. Seine Bedeutung für die Entwicklung der NAK im Hinblick auf innere Festigung, Ausbreitung und Profilgebung ist außerordentlich groß.
 
Die anfänglich tief ökumenische Überzeugung, die in den katholisch-apostolischen Gemeinden und auch noch von Heinrich Geyer gepflegt wurde, wich mit den Jahren der starken Abgrenzung gegenüber den anderen christlichen Konfessionen. Hierfür sind sicherlich mehrere Gründe verantwortlich: Ausschlaggebend wird gewesen sein, dass die theologische Bildung der Geistlichen der Mutterkirche nicht mehr vorhanden war; nur wenige Geistliche hatten noch in den katholisch-apostolischen Gemeinden Dienst getan.
 
=== Neuapostolische Gemeinde ===
Im August 1906 setzte Niehaus für den verstorbenen Apostel Ruff den Apostelhelfer [[Johann Gottfried Bischoff]] zum Bezirksapostel für Mitteldeutschland und Württemberg ein. Außerdem benannte er 1907 die Gemeinschaft einheitlich deutschlandweit in „Neuapostolische Gemeinde“.
Er setzte zahlreiche jüngere Amtsträger ein und berief regelmäßig [[Apostelversammlungen]] ein. Er gründete 1907 die Kirchenschrift [[Apostolisches Sonntagsblatt]] (später [[Neuapostolische Rundschau]]) als zusätzliche wöchentliche Lektüre neben Der Herold und Wächterstimme aus Ephraim. 1908 gab er die Allgemeinen [[Hausregeln]] heraus und 1916 das erste Lehrbuch über den neuapostolischen Glauben [[Fragen und Antworten über den neuapostolischen Glauben|Fragen & Antworten]]. Dieses gibt es in seiner überarbeiteten Auflage von 1992 heute noch.
 
Am 19. August 1909 besuchte er zusammen mit Apostel [[Carl August Brückner]] als erster Stammapostel die amerikanischen Gemeinden. Der Ausbruch des Krieges 1914 brachte große Belastungen für die Gemeinde. Für die Soldaten wurde das Abendmahl als Feldpostbrief mit einer mit drei Tropfen Wein beträufelten [[Hostie]] versandt. 1917 wurde diese – bis heute geltende – Praxis in allen Gemeinden eingeführt. War das Heilige Abendmahl bis dato unter den beiden getrennten Gestalten Brot und Wein gefeiert worden, so finden seitdem bei der Abendmahlsfeier Hostien Verwendung, auf die bereits während der Herstellung drei Tropfen Wein geträufelt wurden.
 
Am 10. Oktober 1920 ernannte Niehaus den Apostel J. G. Bischoff zum [[Stammapostelhelfer]] und am 14. Dezember 1924 bestimmte er ihn zu seinem Nachfolger. Eigentlich war dazu der sächsische Apostel Carl August Brückner vorgesehen gewesen. Dieser hatte sich jedoch seit 1917 gegen die zunehmend von Träumen und Visionen geleitete Führung und den Machtanspruch des Stammapostelamtes gewandt und war am 17. April 1921 aus der Kirche ausgeschlossen worden. Er gründete mit Apostel Max Ecke und etwa 6.000 Anhängern den [[Reformiert-Apostolischer Gemeindebund|Reformiert-Apostolischen Gemeindebund]]. Eine weitere Spaltung hatte es 1911 gegeben, als der australische Apostel [[Heinrich F. Niemeyer]] sich gegen die Oberautorität des Stammapostels wandte und daraufhin die anderen Apostel ihm die Gemeinschaft aufkündigten und ihn (zunächst zeitwillig) aus dem Apostelring ausschlossen. Er führte in der Folge die [[Apostolic Church of Queensland]] unabhängig von der Neuapostolischen Kirche fort. Als Reaktion auf diese Krisen ließ Niehaus sich am 21. September 1921 in Bielefeld von allen Aposteln das Vertrauen aussprechen und schloss sie in einem eigenen Verein, dem Apostelkollegium der Neuapostolischen Gemeinden Deutschlands zusammen.
 
Um den Stammapostel entwickelte sich im Laufe der Zeit ein immer stärkerer Personenkult, der sich besonders an den Feiern zu seinem Geburtstag zeigte. Zu seinem 80. Geburtstag und 60-jährigen Amtsjubiläum wurde eine Schrift "Der Größte unter ihnen" vom Apostelkollegium heraus gegeben. Am 3. Oktober 1926 feierte der Stammapostel Niehaus noch seine Silberhochzeit, dann zwang ihn am 25. Januar 1930 ein Unfall am Vorabend der Feiern zu seinem 25-jährigen Stammaposteljubiläum, sich von seiner Tätigkeit zurückzuziehen. Er erholte sich nicht mehr und am 21. September 1930 versetzte ihn das Apostelkollegium in den [[Ruhestand]]. Er verstarb am 23. August 1932 im Alter von 84 Jahren. Er erhielt kirchenintern den Namen „Vater Niehaus“.
 
Im Jahre 1905 hatte Stammapostel Niehaus sechs Apostelbezirke mit 488 Gemeinden übernommen; am Abschluss seiner Wirksamkeit waren daraus zwölf europäische Apostelbezirke mit etwa 1.600 Gemeinden geworden, zu denen noch 200 überseeische Gemeinden, die in dieser Zeit entstanden, zu zählen sind. 1925 zählte die NAK in Deutschland 138.000 Mitglieder.
 
Wesentlich für das Wachstum der Gemeinschaft in der Zeit unter Krebs und Niehaus wurden die sozial schwächeren Schichten, aus denen später wichtige Amtsträger hervorgingen. Auch nationalistische Anklänge finden sich in dieser Zeit in den Gesangbüchern und theologischen Schriften. Kennzeichnend ist in diesem Zeitraum die zunehmend hierarchische Kirchenstruktur. Das charismatische Element der katholisch-apostolischen Gemeinden, die [[Weissagung]]en, wurden seltener (die letzten mündlichen Berichte darüber fallen in die 1980er Jahre) und das [[Prophet]]enamt verschwand.
 
1930 wurde der Name von Neuapostolische Gemeinde in Neuapostolische Kirche geändert.
 
=== Neuapostolische Kirche ab 1932 ===
Amtsnachfolger von Stammapostel Niehaus wurde Johann Gottfried Bischoff. Bischoff wurde recht bald mit dem Nationalsozialismus konfrontiert.
 
''(Siehe auch: [[Neuapostolische Kirche im Dritten Reich]])''
 
Der Tod des Stammapostels Bischoff löste einen langsamen, aber stetigen Wandel aus, der beispielsweise zur Formulierung der „Eigenverantwortung“&nbsp;– jedes Mitglied ist persönlich verantwortlich für sein Seelenheil&nbsp;– durch Stammapostel [[Hans Urwyler]] in den achtziger Jahren führte oder zu den wenigen, aber kontinuierlichen Gesprächskontakten mit Gruppierungen, die sich aufgrund der „Botschaft“ aus der Neuapostolischen Kirche gelöst haben. Insgesamt ist das Spektrum innerhalb der Kirche besonders in den letzten zehn Jahren breiter geworden, so dass man heute von einem „konservativen“ und einem „progressiven“ Flügel innerhalb der NAK sprechen kann.
 
Strukturell verschieben sich die Mitgliederzahlen ganz erheblich. Ist die NAK 1960 noch eine deutsch-europäische Gemeinschaft mit Dependancen in einigen außereuropäischen Ländern, so finden sich im Jahr 2005 nur noch etwa fünf Prozent der Mitglieder in Europa, der weitaus größte Teil der Neuapostolischen Christen lebt in Afrika.
 
== Publikationen ==
=== Publikationen der Neuapostolischen Kirche ===
* ''100 Jahre neuapostolische Kirche 1863–1963''; Verlag Friedrich Bischoff, 1963
* ''Hausregeln für die Mitglieder der neuapostolischen Kirche''; Verlag Friedrich Bischoff, 1997
* ''Der Jenseitsglaube der neuapostolischen Christen''; Verlag Friedrich Bischoff, 2005
* ''Fragen und Antworten über den neuapostolischen Glauben''; Verlag Friedrich Bischoff
* ''Geschichte der neuapostolischen Kirche''; Verlag Friedrich Bischoff
 
=== Publikationen über die Neuapostolischen Kirche ===
* Andreas Fincke: ''Kompaktinfos: Die Neuapostolische Kirche''; Berlin, 2006 ([http://www.ekd.de/ezw/dateien/EZW_KI_NAK_10_2006.pdf PDF; 42 KB])
* Andreas Fincke: ''Die Neuapostolische Kirche im Umbruch. Zwischen Wachstum und Reformstau''; Berlin 1999;
* Friedrich Wilhelm Haack: ''Neuapostolische Kirche''; 1997<sup>7</sup>; ISBN 3-583-50617-0
* Rüdiger Hauth (Hrsg.): ''„… neben den Kirchen“''; 1995; S. 252–262; ISBN 3767380129
* Manuela Martinek: ''Die Neuapostolische Kirche in Deutschland''; 1998; ISBN 3-9802994-8-1
* Helmut Obst: ''Die Neuapostolische Kirche. Die exklusive Endzeitkirche?''; 2002; ISBN 3761549458
* Helmut Obst: ''Apostel und Propheten der Neuzeit – Gründer christlicher Religionsgemeinschaften des 19. und 20. Jahrhunderts''; Göttingen 2000; ISBN 3-525-55438-9
* Katja Rakow: ''Neuere Entwicklungen in der Neuapostolischen Kirche. Eine Dokumentation des Öffnungsprozesses''; Berlin 2004; ISBN 3-89998-036-0
== Nachweise ==
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