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Johann Gottfried Bischoff

368 Bytes hinzugefügt, 21:37, 26. Mär. 2018
Im Nationalsozialismus: ungenutzte Links entfernt
== Amtstätigkeiten ==
[[Datei:Weinkanne 1.jpg|thumb|right|Stammapostel Bischoff im Jahr 1935 am Altar bei einem Festgottesdienst in Düsseldorf]]
Bischoff vertrat ursprünglich in der damaligen Neuapostolischen Gemeinde gemeinsam mit dem Apostel [[Carl August Brückner]] recht „freisinnige“ Ideen. 1918 schrieb er an seinen Mitapostel: „Es ist ein Wahn zu glauben, Jesus wohne nur im Fleisch des Apostels&nbsp;… Wie hart war man gegenüber Andersgläubigen! Wie hat man die oft verdammt?! Aber&nbsp;– man hat nicht bedacht, daß<!--sic!--> in des Vaters Hause viele Wohnungen sind und daß<!--sic!--> der liebe Gott viele Lehrkörper auf Erden hat&nbsp;… Es kommt leider nur zu oft vor, daß<!--sic!--> den Gesandten [=den Aposteln] mehr Ehre gezollt wird als dem Sender, und dahin müssen wir kommen, daß<!--sic!--> der Herr als Grund und Eckstein an den richtigen Platz kommt in seinem Werk“.<ref>Kurt Hutten: ''Seher – Grübler – Enthusiasten''; 1982; S. 502</ref> 1919/1920 kam es jedoch zu einem Bruch zwischen Bischoff und Brückner, da sich Bischoff von der reformatorischen Linie Brückners wieder entfernte und sich mehr zum Stammapostel Niehaus hielt, während Brückner von dessen Linie eher abrückte.
Am 12. Juni 1933 wurde der „Deutsche Buchverlag“, für den der Bischoff-Verlag druckte, verboten und Friedrich Bischoff zu Verhören bei der Gestapo vorgeladen. Grund war dessen enge Zusammenarbeit und freundschaftliche Beziehung mit dem Geschäftsführer des Buchverlages, dem bekennenden jüdischen NS-Gegner Frank Arnau. In dieser Situation schienen auch die kircheneigenen Zeitschriften in Gefahr, so dass Friedrich Bischoff einen Antrag die Mitgliedschaft in der NSDAP stellte. Etwa gleichzeitig stellte er einen Antrag auf Mitgliedschaft in der SS, der aber später zurückgezogen wurde.<ref>Andreas Rother: „Geschichte des Friedrich Bischoff Verlages“, vorgetragen am 2. Oktober 2011 in Frankfurt am Main anlässlich einer Vortragsveranstaltung des Netzwerk Apostolische Geschichte, basierend auf einer bis 2011 unveröffentlichten Magisterarbeit aus den 1980-er Jahren und unveröffentlichten Quellen.</ref>
Seit dem 17. Dezember 1933 wird im Friedrich-Bischoff-Verlag auch die Zeitschrift „Unsere Familie“ herausgegeben. Die Erstausgabe musste rechtzeitig vor dem von der NS-Regierung geplanten Verbot von Zeitschriftenneugründungen vorgenommen werden, da ab 1934 eine neue Zeitschrift nicht mehr zugelassen worden wäre. Diesen wertvollen Hinweis bekam die Familie Bischoff von Frank Arnau. Ab jener Zeit wurde zunehmend auch nationalsozialistische Propaganda in den kircheneigenen Erzeugnissen gedruckt. Ebenso musste ein Vertreter der [[Reichsschrifttumskammer]] im Verlag zwangsbeschäftigt werden. Die Zeitschriften und die Verlagsproduktion wurden während der Kriegsjahre ab 1941 schrittweise eingestellt und die Druckerei zwangsverpachtet. 1949 nahm der Verlag die Produktion wieder auf.
1939 kam es zwischen dem Schweizer Apostel Ernst Güttinger und Friedrich Bischoff zu einem Streit, welcher auch durch die Einwirkung von Stammapostel Bischoff nicht geschlichtet werden konnte. Ernst Güttinger verkündete, dass die Bezirksvorsteherversammlung in der Schweiz beschlossen hatte, dass die NS-gefärbten Zeitschriften des Verlages nicht mehr abgenommen werden und die Schweizer Neuapostolische Kirche eigene Druckerzeugnisse herstellen würde. Obwohl der Verlag anscheinend das Recht hatte, auch von Propaganda bereinigte Versionen der Zeitschriften ins Ausland zu liefern, tat Friedrich Bischoff dies nicht. Der Streit schien neben den politischen Implikationen auch persönliche Gründe zu haben. Letztendlich verbot Friedrich Bischoff den Schweizern die Nutzung der deutschen Titel der Zeitschriften, so dass die Neuapostolische Kirche in der Schweiz bis in die 1960er Jahre eigene Zeitschriften herausbrachte. Entgegen Behauptungen in manchen älteren Ausarbeitungen waren nach aktueller Quellenlage eventuelle Ausfuhrbeschränkungen kein Grund für die Einstellung der Lieferungen in die Schweiz. Es gibt auch keine Hinweise darauf, warum es J.G. Bischoff als Stammapostel nicht gelang, diesen Streit zu schlichten, oder wie seine letztliche Haltung zu dieser Frage war.
{{Zitat|Auch sollten sich die Amtsbrüder besonders davor hüten, von Politik etwas zu erwähnen oder in die Politik einzugreifen und die Geschwister damit in irgendeiner Weise zu beeinflussen. Die NAK betreibt keine Politik.}}
Trotz dieser eindeutigen Aussage predigt Bischoff zum ''[[Tag von Potsdam]]'', dem 21. März 1933, in einem Festgottesdienst über [[Jesus Sirach|Sirach 10,5]], dass jetzt der von Gott gesandte [[Führer (Politik)|Führer]] gekommen sei. Den Text der Ansprache ließ er samt vielen Unterlagen in die [[Reichskanzlei]] schicken. In einem Rundschreiben an die Amtsträger vom 25. April 1933 heißt es, dass es bei Eintrittsgesuchen von Mitgliedern aufgelöster staatsfeindlicher und freidenkerischer Organisationen in Zweifelsfällen gut sein werde, „die Personalien solcher Personen der zuständigen Ortsgruppe der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] zur Nachprüfung vorzulegen“ und ihre Aufnahme erst nach dem Vorliegen einer Unbedenklichkeitserklärung der NSDAP zu vollziehen. Am 1. August 1933 wurde in den „Frankfurter Nachrichten“ ein Bericht unter dem Titel „Unsere Zukunft liegt in Deutschland“ abgedruckt. Demzufolge sagte der ''Beauftragte der NSDAP'', Fritz Bischoff, dass die NAK etwa 2.000 Gemeinden mit 100.000 Mitglieder in Deutschland hat und die meisten davon Nationalsozialisten sind und ihren Dienst der Regierung zur Verfügung stellen. Weiter werden Sammlungen für wohltätige Zwecke erwähnt.<ref>„Frankfurter Nachrichten“ vom 1. August 1933</ref>
1935 strich man im Titel der Zeitschrift ''Wächterstimme aus Zion'' das hebräische Wort „Zion“. Im 1938er ''Lehrbuch'' der NAK wurde zu der Frage 172 festgestellt, dass „dem Aufnahmegesuch nicht entsprochen werden kann, wenn der Aufzunehmende sich im Widerspruch zur Staatsführung befindet, die der Neuapostolischen Kirche die Ausführung ihrer seelsorgerischen Tätigkeiten gestattet.“<ref>Kurt Hutten: ''Seher – Grübler – Enthusiasten''; 1982; S. 477</ref>
{{Zitat|Die ersten paar Tage, da hast du niemanden gesehen, den du getroffen hast, der nicht stehen geblieben ist und geweint hat. Was da für Tränen geflossen sind, das kann ich dir nicht schildern. ... Und vielleicht in vielen Geschwistern auch zweifelnde Fragen. ... Es hat einige Geschwister gegeben, die dann nicht mehr in die Gottesdienste kamen, aber es war ein kleiner Prozentsatz. ... Wir wussten vom ersten Tag an: Und wenn er doch heimgegangen ist, der Herr kommt trotzdem und holt uns heim. An dieser Tatsache konnte niemand etwas ändern. Da standen wir einfach ganz fest verwurzelt. ... Uns wurde dann gesagt, der Herr kann seinen Plan ändern. Er hat ihn geändert bei Hiskia usw. Und wenn man sich mit diesem Gedanken dann beschäftigt hat, konnte man verstehen, dass der Herr auch hier zur Prüfung seines Volkes diesen Heimgang geschehen ließ.<ref>„Spirit“ Ausgabe 04/2003, Friedrich Bischoff Verlag Frankfurt am Main</ref>}}
Der für viele Mitglieder der Neuapostolischen Kirche überraschende Tod des Stammapostels führte zu einer Art geistigen und organisatorischen Stille. So waren in der darauffolgenden Zeit etliche Amtsträger unfähig, den Dienst anzutreten. Der nun neue Stammapostel verzichtete auch mehrere Jahre auf die Ordination von neuen ApostelAposteln (außer Rudolf Dicke am 16.10.1960, der bereits von Bischoff vorgesehen war), da die nahe Wiederkunft Christi nach wie vor erwartet wurde. Weiter verbot er eine Diskussion mit Außenstehenden über die Botschaft, seine Devise war: „Wir schweigen und gehen unsern Weg.“<ref>Kurt Hutten: ''Seher, Grübler, Enthusiasten'' Stuttgart 1981, Seite 512</ref> Die Neuapostolische Kirche versank in eine Starre und ließ äußere Einflüsse und gesellschaftliche Entwicklungen nicht in die Organisation eindringen. So lehnte Stammapostel Schmidt auch unter anderem 1963 die Einladung des [[Ökumenischer Rat der Kirchen|Ökumenischen Rates der Kirchen]] zu einem Gespräch ab. Dies führte in der Folge über Jahrzehnte zu einem Abbruch weiterer Gespräche.<ref>[http://www.nak.org/fileadmin/download/pdf/GK-NAKund__kumene_07-12_.pdf nak.org - Neuapostolische Kirche und Ökumene]</ref>
Es erfolgte, trotz der Nichterfüllung der Botschaft, bei den zu Tausenden ausgeschlossenen Mitgliedern und Amtsträgern keine Bitte um Entschuldigung, bzw. auch keine Annullierung der Kirchenausschlüsse. Stattdessen wurden diese zum großen Teil weiterhin wie Ausgestoßene und Ungläubige betrachtet. Eine Ausnahme bildete der leitende Amtsträger Bezirksapostel Hermann Engelauf aus Westfalen, der seit der Trennung 1955 bis zu seinem Tod 2011 einen engen Kontakt zu Apostel Peter Kuhlen und dessen Familie pflegte. Dieser ehemalige Nachfolger im Stammapostelamt und dann aus der NAK ausgeschlossene Apostel Kuhlen schrieb nach dem Tod Bischoffs:
{{Zitat|Es ist mir ein Anliegen, jene um Verzeihung zu bitte, die unter der Botschaft des Stammapostels Bischoff gelitten haben oder sich sogar von der Kirche abwandten. Ich bedaure die Gewissensnöte und Zweifel, denen viele ausgesetzt waren.}}
 
== Ordinationen ==
*12. August 1906 [[Bezirksapostel]]
*10. Oktober 1920 [[Stammapostelhelfer]]
*12. Dezember 1924 [[Stammapostel]] (in diesem Amt aktiv ab 21. September 1930)
== Siehe auch ==
{{Folgenleiste|VORGÄNGER= [[Hermann Niehaus]] |NACHFOLGER= [[Walter Schmidt]]|AMT=Stammapostel der Neuapostolischen Kirche|ZEIT= 1930-1960}}
{{Folgenleiste|VORGÄNGER= [[Georg Gustav Adolf Ruff ]] |NACHFOLGER= [[Arthur Landgraf]] |AMT=Bezirksapostel für den Bezirk Frankfurt (Hessen) |ZEIT= 1906- 1933}}
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