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Die Offenbarung Johannes und das Problem der Periodisierung

114 Bytes hinzugefügt, 21:03, 15. Jan. 2022
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„''Die Offenbarung Johannes und das Problem der Periodisierun''g“ war der Titel eines Vortrages, den Apostel Walter [[Walter Drave]] am 21. Mai 1999 vor der Apostel-Versammlung-International in Toronto hielt.
== Struktur ==
Der Vortrag ist in sechs Abschnitte gegliedert:
# 1. Einleitung: Das Problem der „Periodisierung“# 2. Zur Geschichte der Methode der „Periodisierung“# 3. Die „Periodisierung“ – dargestellt und erläutert# 4. Schwächen der Methode der „Periodisierung“ und Gründe für die Ablehnung# 5. Ein neuer Ansatz – die Deutung der „Offenbarung“ als Trost- und Mahnbuch# 6. Ergebnis und Ausblick<br>
== Inhalt ==
Zunächst stellt Drave kurz das Problem der periodischen Deutung der „Offenbarung“ dar und gibt einige Hinweise zur Geschichte dieser Methode (Joachim von Fiore, Martin Luther, Pietismus, Johann Albrecht Bengel, Albury-Konferenzen, Edward Irving, John Hooper, Ausarbeitungen der Apostel Rockenfelder, Startz, Kraus und Weinmann 1950-1989).<br> 
Danach erläutert er die bisherige spezifisch neuapostolische Sichtweise, bevor er die Schwächen der Methode beispielhaft vorträgt und Gründe für eine Ablehnung dieser Methode ausführt.<br>
 
Die „Periodisierung“ sei entscheidend vom Standpunkt des Deutenden abhängig, die Zuordnung der Bedeutung der Namen der asiatischen Gemeinden zu dem Charakter des Zeitabschnitts sei problematisch und die Wortbedeutungen zudem nicht klar festzulegen. Außerdem mache die Konstruktion von gleichlangen Perioden Mühe. Insbesondere die Zuordnung von historischen Ereignissen zu jeweiligen Zeitabschnitten sei insgesamt willkürlich und manchmal sogar historisch falsch. Unübersehbar sei darüber hinaus die Enge europäischen Denkens.<br>
 Völlig zurecht stellt er danach fest: „Die gesamte ´Periodisierung´ ist aus der Sicht eines abendländischen Europäers entstanden. Für Menschen aus Asien, Afrika, Amerika und Australien, ja selbst aus Osteuropa sind wichtige Aussagen nicht nachzuvollziehen.“<br> 
Drave verdeutlicht somit, dass die „Periodisierung“ ein Kind des europäischen 18. und 19. Jahrhunderts ist und nicht mehr zu halten sei.<br>
Er fasst seine Kritik an der Methode der „Periodisierung“ so zusammen:
# 1. Die „Periodisierung“ ist gekennzeichnet durch die Meinung des Deutenden.# 2. Die „Periodisierung“ ist Ergebnis eurozentrischen Denkens.# 3. Die „Periodisierung“ will in ihren Begründungen wissenschaftlich sein; sie erfüllt diesen Anspruch aber nicht.# 4. Die „Periodisierung“ bleibt Spekulation.# 5. Die „Periodisierung“ steht als Versuch, die Wiederkunft Christi zeitlich näher zu fixieren, in der Gefahr, zur Aussage der Schrift in Widerspruch zu stehen: „Von dem Tag aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel, sondern allein mein Vater“ (Matthäus 24, 36).<br> Abschließend skizziert Drave einen neuen Ansatz, nämlich die „Offenbarung“ als Trost- und Mahnbuch zu deuten. <br>
== Anlass ==
1 Drave verweist gleich zu Beginn des Vortrags darauf, dass die Jahrtausendwende nahe und damit auch „eine Flut von Endzeiterwartungen.“ Man könne sogar von einem „Endzeitfieber“ sprechen.<br>
 
Solche „Endzeitstimmungen“ waren auch der Mutterboden, auf dem in den Nachkriegszeiten die Botschaft von Stammapostel Bischoff gedieh, nach der er nicht sterben müsse, der Herr käme zu seiner Lebzeit.<br>
 
Es ist also durchaus möglich, dass mit diesem Vortrag einer übertriebenen „Endzeithysterie“ grundsätzlich der Boden entzogen werden sollte.<br>
 
2 Draves Hinweis auf die eurozentristische Sichtweise der Interpretation der Offenbarung dürfte auf den Erfahrungen beruhen, die die Neuapostolische Kirche in ihren starken Missionsbemühungen der 80er und 90er Jahre gemacht hat. In den missionierten Gebieten außerhalb Europas wird die spezifisch neuapostolische Sichtweise auf die Offenbarung auf großes Unverständnis gestoßen sein, so dass die Frage im Raum stand, inwiefern es dieser sehr spezifischen Deutung der Offenbarung überhaupt bedürfe.<br>
 
3 Nicht übersehen werden sollte Draves Hinweis auf neuapostolische Apostel, die „noch genauer in der Literatur der Katholisch-apostolischen Kirche geforscht und vieles von dort übernommen“ hätten und dass es bemerkenswert sei, dass sie „die Quellen nicht ausgewiesen wurden und dass man die Aussagen als endgültig betrachtete.“<br>
 In den 80er Jahren trennte sich der Apostel [[Hermann Gottfried Rockenfelder]] mit etwa 2000 Kirchenmitgliedern von der Neuapostolischen Kirche. Unter anderem sah er in dem „Knäblein“, das das „Sonnenweib“ gebar (Offenbarung 12), einen Hinweis auf seine neu gegründete Gemeinschaft und griff auf zahlreiche katholisch-apostolische Lehraussagen (vierfaches Amt, Propheten etc.) zurück. Für die neuapostolische Kirchenleitung musste damit klar sein, dass ihre Auslegung der Offenbarung und spezifische katholisch-apostolische Lehren das Potenzial für Kirchenspaltungen barg. <br>
'''Hintergrund'''
Bis weit in die 90er Jahre hinein spielte die spezifisch neuapostolische Deutung der „Offenbarung des Johannes“ eine erhebliche Rolle für die Verkündigungspraxis und das Selbstverständnis der Neuapostolischen Kirche.<br>
 Da die „Offenbarung“ als Heilsfahrplan der Kirchengeschichte („Reichsgottesgeschichte“) gedeutet wurde, in der sieben Zeiteinheiten á ca. 300 Jahre beschrieben wären, wähnte man sich die NAK in der „letzten Zeit“ vor der Wiederkunft Christi lebend, in der „Zeit Laodizäas“. Diese letzte Zeit, die von Lauheit im Glauben geprägt sei (vor allem in der „allgemeinen Christenheit“, aber auch in den eigenen Reihen), sollte nach biblischer Aussage noch verkürzt werden. <br>
„Und wo diese Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen werden die Tage verkürzt.“ (Matthäus 24, 22, LU 1912)
Deshalb sei es nötig das „von Feuer geläuterte Gold“ der Wahrheit zu kaufen, ebenso die „weißen Kleider“ der apostolischen Sündenvergebung anzuziehen und die Augensalbe der rechten Apostellehre anzunehmen. <br>
 
Solche Überlegungen, sowie die „Zeit Laodizäas“, der „schmale Weg“ usw. gehörten zu den festen Inhalten neuapostolischer Predigten. <br>
 Ebenso war man der Auffassung, dass die 24 Ältesten auf das zwölffache Apostolat in der Urkirche und die Sendung des zwölffachen Apostolates in der „Schlusskirche“ hinweisen würden. Der „[[Versiegelungsengel]]“ (Offenbarung des Johannes 7, 2) war in der neuapostolischen Interpretation der Offenbarung ein unmissverständlicher Hinweis auf die „Versiegelungsarbeit“ der Apostel der Endzeit, um die Auserwählten „an ihren Stirnen zu versiegeln“ (Offenbarung 7, 3). <br>
== Veröffentlichung ==
Auf diesem Hintergrund wirkte der Vortrag von Apostel [[Drave]], den er am 21. Mai 1999 vor der Apostel-Versammlung-International in Toronto hielt, wie ein Paukenschlag. <br>
 Als Leiter der damaligen Projektgruppe „Offenbarung“ stellte er die bisherige Sichtweise zur „Offenbarung“ in seinem Vortrag „Die Offenbarung Johannes und das Problem der Periodisierung“ im Beisein, im Auftrag und wohl auch in Absprache mit dem Stammapostel [[Richard Fehr]] grundsätzlich in Frage. <br> 
Bereits vor der Veröffentlichung für die neuapostolischen Amtsträger gelangte der Vortrag ins Internet und löste kontroverse Diskussionen aus. Veröffentlicht wurde der Vortrag erstmalig auf der Internetseite „Wächterstimme aus Zion – Internetseite zur Förderung der Reformen in der Neuapostolischen Kirche“, wo er auch heute noch abrufbar ist. <br>
 
Den Amtsträgern wurden die Inhalte des Vortrags in einer Sondernummer der Leitgedanken vom November 2001 zugänglich gemacht. <br>
 Eine Überarbeitung des Vortrags findet sich in dem 6. Band von „Lehre und Erkenntnis“ (S. 88-101).<br> 
== Nachwirkungen ==
Kind des 18. und 19. Jahrhunderts, eurozentristisch, unwissenschaftlich und spekulativ – diese unmissverständliche Kritik an der periodischen Deutung hat kirchenintern zu weitergehenden Lehrveränderungen (z.B. zur Versiegelung, den 144 000, der 1. Auferstehung, Heil in der neuen Schöpfung uam.) geführt.<br>
 Aber Apostel Drave hat in seinem Vortrag – erstmalig – die viel grundsätzlichere Frage nach dem Verhältnis von Apostelamt, Tradition und Bibel in der Neuapostolischen Kirche thematisiert: <br> „Wie gehen wir mit der Tradition der Lehre um? Haben die Aussagen, die als endgültig betrachtet wurden, heute noch Bestand, weil sie von Aposteln verkündet wurden?“<br> 
„Wenn wir uns der neuen Deutung zuwenden, haben wir zwar das Problem des Umgangs mit unserer Tradition. Wir haben aber auch die Vorteile der Nähe zur Heiligen Schrift und den direkten Bezug zu jedem einzelnen Gläubigen.“<br>
 
Der Vortrag hat also eine Kaskade von Lehrveränderungen in Gang gebracht, die eine Verkirchlichung und Ökumenisierung ermöglichte und weiter vorantreibt. So stellte Andreas Hahn, Beauftragung für Sekten und Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche von Westfalen, auf dem Studientag der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Neuapostolischen Kirche in Westdeutschland fest: <br>
 „Die Abkehr vom Dispensationalismus ist kaum zu überschätzen und stärkt die ökumenische Ausrichtung. […] Wenn Lehrdifferenzen als historische Traditionsstücke in den Blick kommen, kann man sich leichter über diese Unterschiede austauschen. Auch der Hinweis, dass diese eschatologische Neuausrichtung in den Predigten Niederschlag finden und so unter das ´Kirchenvolk´ gebracht würde, führt die NAK stärker in die Nähe der ökumenischen Christenheit – mit allen möglichen ´Fallen´ einer ´Verkirchlichung´.“ <br>
== Fragen ==
1 Müsste, mit teilweiser gleicher Argumentation, nicht auch eine Abkehr von der neuapostolischen Sichtweise auf ein „Tausendjähriges (Friedens-) Reich“ und der Entrückungslehre erfolgen? Auch diese Lehrpunkte der Neuapostolischen Kirche sind „Kinder des 18. Und 19. Jahrhunderts“. Vor allem durch John Nelson Darby und Edvard Irving haben sich diese Vorstellungen entwickelt und leben seitdem in evangelikalen und (neu-) apostolischen Kreisen weiter. <br> 
2 Ist der Neuapostolischen Kirche nicht mit der Abkehr von der periodischen Deutung der „Offenbarung“ die entscheidende Legitimierung verlorengegangen? Diese Deutung erkannte doch in den 24 Ältesten das urchristliche und das neuzeitliche Apostolat. Und der „Versiegelungsengel“ (Offenbarung 7,2) wurde interpretiert als die die Erstlinge (144 000) versiegelnden Apostel der Neuzeit, weshalb er in der Offenbarung - nicht ohne Grund – nach dem 6. Siegel auftritt.<br>
 
 
== Vortrag ==
'''Projektgruppe „Offenbarung“
Die Offenbarung Johannes und das Problem der Periodisierung
Vortrag von Apostel Drave am 21. Mai 1999 vor der
Apostel-Versammlung-International - Toronto'''
'''1. Einleitung: Das Problem der „Periodisierung“'''
Die Jahrtausendwende naht und damit auch eine Flut von Endzeiterwartungen. Man kann sogar von einem „Endzeitfieber“ sprechen. Zu esoterischen und mystischen Stimmen kommt auch der Ruf: Lest doch die Apokalypse, die „Offenbarung“ Johannes! Dort steht alles über das Ende der Welt. Und außerdem: Man kann sogar den Zeitpunkt berechnen, an dem die Geschichte dieser Welt zu Ende geht!<br>
Das Bedürfnis, die „Offenbarung Johannes“ wie einen Fahrplan der Weltgeschichte auszulegen, ist unübersehbar.<br>
Warum ist die Methode der „Periodisierung“ ungeeignet, die „Offenbarung“ zutreffend zu deuten?<br>
Bevor ich darauf antworte, möchte ich noch einen Blick auf die Geschichte dieser Methode werfen.<br>
'''2. Zur Geschichte der Methode der „Periodisierung“'''
Zurück zu der Feststellung: Die Methode der „Periodisierung“ ist schon alt.
Bereits vor vielen Jahrhunderten haben einige Menschen die "Offenbarung" kirchen- und weltgeschichtlich gedeutet. Dabei gingen sie, wie gesagt, davon aus, dass in der "Offenbarung" der Verlauf der Kirchengeschichte und auch der Weltgeschichte vorhergesagt sei. Sie meinten, dass in den Bildern bestimmte Ereignisse wiederzuerkennen seien, die schon geschehen waren. Dann glaubten sie, feststellen zu können, wo ihre jeweilige Gegenwart im Ablauf der Geschichte dieses Buches anzusiedeln ist. Dies wiederum würde die Vorhersage der noch ausstehenden Ereignisse möglich machen. Unter Umständen könne sogar der Zeitpunkt berechnet werden, an dem die Geschichte dieser Welt zu Ende geht.
Ich kann also zusammenfassen:<br>
Auch in der Neuapostolischen Kirche wurde im Verlauf ihrer Geschichte die Methode der „Periodisierung“ angewandt. Die „Offenbarung“ wurde kirchen- und weltgeschichtlich gedeutet.<br>
'''3. Die „Periodisierung“ – dargestellt und erläutert'''<br>
Ich möchte nun die Deutung der „Offenbarung“ nach der Methode der „Periodisierung“ vorstellen.<br>
Dabei werde ich mich aus Zeitgründen und aus der Notwendigkeit, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren, exemplarisch auf die sieben Sendschreiben beschränken.
Die Zeit „Laodizea“ beginnt also mit dem Jahr 1815. Sie müsste 300 Jahre dauern. Aber die Zeit soll verkürzt werden. Hinsichtlich ihres Endes bleibt ein Fragezeichen.<br>
'''4. Die Schwächen der Methode der „Periodisierung“ und Gründe für die Ablehnung'''<br> 
Ich habe bei der Darstellung der "Periodisierung" versucht, jegliche Bewertung zurückzustellen.<br>
Nun möchte ich einige wichtige Punkte vorstellen, die die Schwäche der Methode zeigen.<br>
Die Methode der „Periodisierung“ ist ungeeignet, die „Offenbarung“ zutreffend zu deuten.<br>
'''5. Ein neuer Ansatz – die Deutung der „Offenbarung“ als Trost- und Mahnbuch'''<br> 
Wenn die Periodisierung abgelehnt werden muss, so heißt das dann nicht, dass keine andere Deutung mehr möglich sei. Es gibt sehr wohl eine Deutung, die mich überzeugt. Wir sollten nur nicht denselben Fehler machen: Wir dürfen unseren Deutungsversuch nicht als endgültige Lehre verstehen, die unverändert bleiben müsse. Wir sollten sie als das Ergebnis unserer gegenwärtigen Erkenntnis sehen. Für Aufschlüsse aus dem Heiligen Geist muss die Auslegung offen bleiben.<br>
Ich möchte den neuen Deutungsansatz am Beispiel der sieben Sendschreiben vorstellen. Dazu die wichtigsten Ergebnisse:<br>
Gern möchte ich zum Schluss die Ergebnisse zusammenfassen.<br>
'''6. Ergebnis und Ausblick'''<br> 
Die Methode der „Periodisierung" ist der Versuch, die Zukunftsvorhersagen in der „Offenbarung“ sieben aufeinanderfolgenden Zeitabschnitten zuzuordnen.<br>
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