Kirchenschließung
Eine Kirchenschließung ist die Aufgabe eines Kirchengebäudes durch Umwidmung oder Abriss. Der Anlass hierzu kann Geldmangel auf Grund von rückläufigen Kirchensteuereinnahmen, demographischer Wandel oder der Rückgang der Besucherzahlen von Gottesdiensten sein.
Vereinzelt werden Kirchengebäude zu Kulturkirchen oder Profilkirchen umgewidmet. Auch die apostolischen Gemeinschaften mussten in den vergangen Jahren etliche Kirchengebäude und Gemeinden aufgeben.
Inhaltsverzeichnis
Problematik
In Zeiten einer gut gesicherten kirchlichen Finanzierung und expandierender Städte wurden vielerorts Kirchen und Pfarrheime in einer großzügigen Weise gebaut, meist dann, wenn die Mutterkirchengemeinden zu unübersichtlich geworden waren. Große und großartige Bauten entsprachen dem Zeitgeschmack und waren relativ problemlos finanzierbar. Inzwischen sind diese Kirchenbauten vielfach renovierungsbedürftig. Während bislang die stets aufwendigen Renovierungen finanziell von den Kirchen gemeistert werden konnten, sehen sich neuerdings die verantwortlichen kirchlichen Institutionen damit als vollkommen überfordert an. In anderen Fällen ist grundsätzlich zwar die Bausubstanz noch zufriedenstellend, jedoch stehen die anfallenden Betriebskosten in keinem Verhältnis mehr zur faktischen quantitativen Nutzung und binden erhebliche Mittel, deren Einsatz anderweitig (z. B. beim Gemeindepersonal) sinnvoller erscheint. So sind aktuell in manchen kirchlichen Gemeinden Kirchenschließungen nicht mehr zu vermeiden.
Für die engagierten Angehörigen der betroffenen Gemeinden sind Schließungsvorhaben meistens schmerzhaft und mit Enttäuschungen verbunden. Zum einen verbindet man mit den Kirchen oftmals wichtige biographische Ereignisse wie Erstkommunion, Konfirmation, Eheschließung usw., aber auch einen positiv besetzten Treffpunkt. Zum anderen haben sich Gemeindemitglieder häufig finanziell und zeitlich erheblich für die nun bedrohten Kirchen engagiert. So sehen sich Menschen eines wichtigen Identifikationspunktes verlustig oder gar beraubt.
Die aktuellen Kirchenschließungen machen deshalb betroffen und finden in den Medien eine erhebliche Beachtung. Dort von einem breiten „Kirchensterben“ zu sprechen scheint jedoch bislang übertrieben. Dazu ist das Verhältnis der konkret in der Abwicklung befindlichen zu den weiter im kirchlichen Gebrauch verbleibenden Kirchengebäuden zu gering. Im Vergleich zu den Niederlanden oder Großbritannien jedoch ist die Schließung von Kirchengebäuden in Deutschland noch relativ marginal. Allerdings ist der Vorgang in Westdeutschland seit der Säkularisation einmalig.
Vornehmlich in den von Schrumpfungsprozessen gezeichneten Gebieten in Ost- und Mitteldeutschland, aber auch in westdeutschen Regionen, wie z.B. im Ruhrgebiet, sind zahlreiche wertvolle sakrale Bauwerke gefährdet, denn viele Kirchengemeinden kommen nicht umhin, ihren Gebäudebestand zu reduzieren, Gotteshäuser zu verkaufen, umzunutzen, mitunter auch abreißen zu lassen. Als Teil unseres kulturellen Erbes müssen kirchliche Denkmale geschützt und für folgende Generationen erhalten werden. Doch bereits seit Ende der 1990er Jahre reichen auch die finanziellen Mittel der Denkmalpflege nicht mehr aus, um sie vor dem Verfall zu bewahren. Die Umwidmung von Sakralbauten, etwa zu Kulturkirchen, Konzertsälen, Museen oder Bibliotheken, ist deshalb eine Chance, städtebauliche Dominanten und gemeinschaftliche Bezugspunkte langfristig zu wahren. Das Kirchengebäude als privater Ort der Gemeinde und öffentlicher Raum der Gesellschaft steht dabei in einem Spannungsverhältnis zwischen Veränderungswünschen der Kirche und Erhaltungsansprüchen der Denkmalpflege.
katholisch-apostolische Gemeinden
Neuapostolische Kirche
Auch die Neuapostolische Kirche, trennt sich von Kirchengebäuden. Derzeit existieren rund 2400 Kirchengemeinden in Deutschland. Kirchenoberhaupt Stammapostel Wilhelm Leber möchte allerdings noch etwa 10% der derzeit existierenden Kirchen schließen.[1] Diese werden teilweise auch an Muslime verkauft, was bei evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümern bislang noch nicht praktiziert wird.
- Steimbke, Mitteldeutschland (2005)
- Könitz, Mitteldeutschland (2005)
- Brome, Mitteldeutschland (2005)
- Heiningen, Süddeutschland (2006)
- Hannover, Gemeinde Hannover-Ricklingen, Mitteldeutschland (2006)
- Berlin, Gemeinde Neukölln-Flughafenstraße (2007) wird islamisches Kulturzentrum
- Berlin, Gemeinde Tempelhof-Manteuffelstraße (2007) wird islamisches (schiitisches) Kulturzentrum[2]
- Möglingen, Süddeutschland (2007)
- Oranienbaum, Mitteldeutschland (2007)
- Leipzig, Gemeinde Leipzig-Eutritzsch, Mitteldeutschland (2007)
- Salzgitter, Gemeinde Salzgitter-Gebhardshagen, Mitteldeutschland (2007)
- Duisburg, Gemeinde Meiderich-Vohwinkelstraße (2008) wird zur DITIB Yunus-Emre-Moschee[3]
- Katlenburg-Lindau, Mitteldeutschland (2008) verkauft.
- Dortmund, Gemeinde Huckarde (2009) wird vom Islamischen Kulturverein Huckarde zu einer Moschee und einem Gemeindezentrum umgebaut[4]
- Wangerland-Hooksiel (22. August 2010)[5] Die zukünftige Nutzung ist noch ungewiss.