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In der zweiten Jahreshälfte 1866 fanden Gottesdienste nur unregelmäßig statt, da sowohl Geyer als auch Bösecke nicht in Berlin waren. Ab Dezember 1866 fanden die Gottesdienste in Geyers neuer Wohnung Sophienstr. 18II, ab Februar 1867 in Böseckes Wohnung Bergstr. 1/ 2, Hof, letzte Tür, 2. Treppe statt. Während dieser Zeit galt Geyer als Vorsteher, Bösecke als „Mitvorsteher“, der in Geyers Abwesenheit die Gottesdienste leitete (vgl. Acta …, Bl. 8-11, zitiert nach SCHRÖTER, S. 572). Geyer war 1867 nach Lurup umgezogen (vgl. SCHRÖTER, S. 235), so dass Bösecke ab diesem Zeitpunkt die Leitung der Berliner Gemeinde übernahm.
Während die AcaM-Gemeinde in Berlin 1866 höchstens 20 Mitglieder zählte, gehörten zur Katholisch-apostolischen Gemeinde Berlin 1861 450 erwachsene Kommunikanten und 100-150 Kinder (vgl. SCHRÖTER, S. 65), 1871 über 1.000 Kommunikanten (vgl. SCHRÖTER, S. 69). Die Verhältnisse der AcaM-Gemeinde Berlin um 1870 beschrieb Böseckes Sohn Conrad wie folgt:{{Zitat|Mutter lehrte mich beten und hat viel mit mir gesungen. Jeden Morgen und jeden Abend hielt Vater die Hausandacht, las ein Kapitel aus der Bibel vor und betete mit uns. Dafür nahm er sich, trotz seines langen und schweren Arbeitstages, stets bis zu einer halben Stunde Zeit. Neben den Gottesdiensten am Sonntag, die auch mein Vater hielt, wurde durch diese Andachten tiefe Gottesfurcht in meine Seele gepflanzt. Die Gottesdienste, bei denen sich meist acht bis zehn Seelen versammelten, wurden in der Schuhmacherwerkstatt eines Bruders gehalten, die sich im Keller eines Hauses in der Frankfurter Allee/Ecke Fruchtstraße befand. Unter den Anwesenden war ich das einzige Kind, denn mein Zwillingsbruder war schon im Alter von einem Jahr verstorben. Es wurde viel gesungen, wobei meine Mutter die führende Stimme in der kleinen Gemeinde war. Da sie aber auch zu Hause mit mir fleißig übte, konnte ich schon als Sieben- oder Achtjähriger eifrig mitsingen.}}
Dass der Teufel nichts unversucht ließ, um den Aufbau der "neuen Ordnung" zu verhindern, zeigte sich bald. Eine leibliche Schwester von Schwester Bösecke, die der Katholisch- Apostolischen Kirche angehörte, bot ihnen ein neues Zuhause an, wenn sie den Glauben an die neuen Apostel aufgeben würden. Das war wahrhaft ein verlockendes Angebot, denn in der wohlhabenden Kaufmannsfamilie in Görlitz wären sie aller irdischen Sorgen enthoben gewesen. Aber Schwester Bösecke schlug das Angebot sofort aus; sie wollte dem Herrn die Treue halten und ihrem weit entfernten Mann eine treue Gehilfin sein.