Vereinigung apostolischer Christen-Stamm Sebulon

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Die Vereinigung apostolischer Christen-Stamm Sebulon - oder auf indonesisch: perkumpulan Masehi Kerasulan Indonesia Hulu Bangsa Sebulon (MKIHBS) war eine in den 1940ern entstandene neuapostolische Gruppe von Javanesen in Indonesien, welche in Verbindung mit der Gesamtkirche und dem Stammapostel bleiben wollte.

Hintergrund

Die Geschichte der Apostolischen auf Java ist komplex. Die Vereinigung apostolischer Christen-Stamm Sebulon ist nur auf dem Hintergrund der intern und extern geschwächten Sitiuation der Apostolischen auf Java Mitte und Ende der 1940er Jahre zu verstehen. Das heutige Indonesien war bis 1949 als Niederländisch-Indien Kolonie der Niederlande.

Situation der Apostolischen auf Java bis Mitte der 1920er

Frederik Lodewijk Anthing wirkte als protestantischer Missionar auf Java. Er war hierbei besonders erfolgreich, indem er einheimische Missionare ausbildete und diese aussendete. Einer dieser javanischen Missionare war Sadrach Soeropranoto. Es bildeten sich auf Java unter der Missionstätigkeit von Anthing etliche Gemeinden, mit rund 15.000 Anhängern. Nachdem sich Anthing der apostolischen Bewegung angeschlossen hatte und zum Apostel für Java berufen worden war, begründete er erste apostolische Gemeinden auf Java. Sadrach scheint Ende der 1880er Jahre in Kontakt mit der Apostolische Kerk in Magalang gekommen zu sein. Hier traf er auf den Schüler Anthings, Lim Tjoe Kim, der als dortiger Apostel die Gemeinde leitete. Er überzeugte auch Sadrach vom apostolischen Glauben. 1899 scheint sich Sadrach endgültig der apostolischen Gemeinde eingeschlossen zu haben, als er zum Apostel ordiniert wurde.

In der Folge entwickelten sich auf Java nach Anthings Tod und Sadrachs Berufung (also um 1900) zwei mehr oder weniger unabhänige, aber lose miteinander verbundene (neu-)apostolische Kirchenzweige.

  • In den Küstenstädten entwickelten sich aus Apostel Anthings Gemeinden die Apostolische Kerk oder auch Apostolische Gemeente. Diese bestanden fast ausschließlich aus niederländischen Kolonisten und chinesischstämmigen Einwohnern (sog. Überseechinesen). Auch die Apostel der Apostolischen Kerk waren Europäer bzw. Chinesen: Frederik Lodewijk Anthing, Lim Tjoe Kim, G. L. Hannibal, Johan Gerard Robert Jacobs,J. (G.) Schmitz und Gradus Faassen.
  • Im Landesinneren von Java entstanden aus den Anhtingschen Gemeenten unter der Führung des Apostels Sadrach aus einheimischen Javanesen die sogenannte Gereja Kerasulan Lama. Die Gemeinden der GKL waren weitaus stärker mit der einheimischen Kultur verbunden. Die meisten Mitglieder waren vom Islam zum Christentum übergetretene Menschen und deren Nachkommen.

Die Verbindungen zwischen beiden sich als neuapostolisch verstehenden Gemeinschaften waren vorhanden, aber relativ locker. Problematisch war seit Anthings Tod das Verhältnis zur niederländisch-reformierten Missionsgesellschaft, welche immer wieder versuchte, die apostolischen Gemeinden - die mehr oder minder aus der Missionsgesellschaft (ZGKN) hervorgegangen waren - unter ihre Kontrolle zu bekommen.

Interne Krisen nach Sadrachs Tod

Sadrach verstarb 1924. Nachfolger im Apostelamt und der Leitung der Gereja Keasulan Lama war sein Schwiegersohn Jotham Mertoredjo. Dieser stand seiner Aufgabe wohl immer skeptisch gegenüber und suchte wiederholt Verbindung zur Niederländisch-reformierten Missionsgesellschaft. Dieses Verhalten wurde in der GKL von Mitgliedern und Amtsträgern kritisch bewertet und führte zu einer Schwächung der Positions Jothams im Apostelamt.

1930 entstand eine Krise als sich Raden Ngabehi Wijayastra aus Kranon mit einigen Mitgliedern aus drei Gemeinden von der GKL löste und die Pasumuwan Kristen Jawi Netral gründete. Jotham nahm wieder Kontakt mit der ZGKN auf, welche bei einem Anschluss Schulen und Krankenhäuser für seine Gemeinden in Aussicht stellte. Die Gemeinden bekamen von Jothams Bestrebungen Kenntnis und es baute sich eine starke Opposition gegen einen möglichen Zusammenschluss auf. Die Haltung Jothams wurde als Seelenverkauf an die ZGKN gewertet. 1933 bestanden 68 Gemeinden mit rund 7800 Mitgliedern. Am 1. Mai 1933 traf sich Jotham mit dem Missionar van Dijk, um die Rückführung der Gemeinden in die ZGKN zu besiegeln. Am 16. Mai 1933 endete Jotham Mertoredjos Aposteltätigkeit. Ob es sich hierbei um eine Amtsenthebung oder Niederlegung handelte, ist nicht bekannt.

Über 40 Gemeinden entschieden sich, den Weg in die Missionsgesellschaft nicht mit zugehen, 31 Gemeinden wollten zur ZGKN wechseln, einige Gemeinden waren unsicher.

In der Folge zerfiel die GKL in mehrere Teile. Die größte Gruppe hielt an der Aposteleinheit fest und bekam mit Kepas Tjitowirjo einen neuen Apostel, ein Teil folte Jotham in die ZGKN. Im Gefolge dieser Spaltung entstand 1934 unter Führung von Kramamiharja eine weitere Gruppe. Eine weitere Spaltung dieser Tage (entstanden 1932 oder 1934) war die Persekutuan Injil Eliezer.

Die zweifelnde und schlussendliche ablehnende Position Mertoredjos zum Apostelamt setzte in den 1930er Jahren Zentrifugalkräfte frei und Sadrachs apostolische Gemeinden zerfielen in verschiedene Gruppen.

Auch die weiter in Verbindung stehende (Rest-)GKL unter der Führung von Apostel Kepas schien innerlich geschwächt zu sein. Die GKL scheint in jener Zeit die Kontakte zur "Schwesterkirche", der Apostolischen Kerk, intensiviert zu haben und von dieser gefördert und gestützt worden zu sein.

Externe Faktoren ab 1942

Die Besetzung Indonesiens durch die Japaner im Frühjahr 1942 brachte die kirchliche Arbeit nahezu vollends zum erliegen. Die niederländischen Staatsangehörigen in Indonesien wurden in Internierungslagern inhaftiert oder zur Zwangsarbeit beordert. 1942/1943 waren allein auf Java 29.000 Männer, 25.000 Frauen und 29.000 Kinder interniert. Unter diesen befanden sich nahezu alle niederländisch-stämmigen Amtsträger, wie auch Gradus Faassen. Von den fünfzig Millionen Einwohnern Javas und Maduras starben während der Besatzung ungefähr 2,5 Millionen, oft an Unterernährung.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde es jedoch in den Indonesien nicht ruhig. Es brach der Indonesische Unabhängigkeitskrieg aus, der bis 1949 andauerte. In der Folge des Zusammenbruchs der niederländischen Kolonie und der Unabhängigkeit Indonesiens 1949 verließen hundertausende Niederländer Indonesien, darunter wohl auch nahezu alle niederländischen neuapostolischen Christen in Indonesien.

Kaum anders erging es dem "zweiten ethnischen Element" der Apostolischen Kerk, den Chinesen: Nach der Erlangung der Unabhängigkeit Indonesiens 1949 wurden viele Chinesen außer Landes gedrängt. Die Regierung verbannte Chinesen ohne indonesische Staatsbürgerschaft aus kleinen Orten und beraubte Zehntausende ihrer Lebensgrundlage. Nach der Machtergreifung Suhartos und der Hetze und den Morden an mutmaßlichen Kommunisten (die Chinesen wurden beschuldigt, Kommunisten zu sein), wurden die im Lande gebliebenen Chinesen lange diskriminiert und nach 1965 zur Assimilierung gezwungen. Die Apostolische Kerk war somit ab 1942 kaum mehr handlungsfähig und ab 1949 aufgelöst. Die Gereja Kerasulan Lama war ihrer europäischen Stütze beraubt und schien sich völlig aufzulösen.

Die Geschichte der niederländisch-neuapostolischen Gemeinden der Apostolische Kerk endet spätestens 1949. Der Älteste Tan Bian Sing stammte aus der Apostolische Kerk und hatte 1949, nachdem Apostel Gradus Faassen das Land verlassen musste, die Leitung der chinesischen Restgemeinde der Apostolischen Kerk übernommen. Lediglich fünf (Rest-)Gemeinden waren noch vorhanden.

In dieser Zeit wurde aus den chinesischen Restgemeinden der apostolischen Kerk die Gereja Kerasulan Baru, die Neuapostolische Kirche Indonesiens, gegründet. Der neue Name wurde 1952 eingeführt.

Gründung der Vereinigung

Die Gründung der Vereinigung apostolischer Christen im Stamm Sebulon fällt in den Zeitraum um 1942/47. Sie war zunächst die Gegenbewegung, das apostolische Erbe aufzugeben. Auch der traditionelle Name "Stamm Sebulon" scheint diesen Aspekt zu betonen.

Während die niederländischen Amtsträger und Gemeindemitglieder 1942 bis 1945 interniert waren, begann Bischof Raden Markam Martasudarma, die Kirche unter den Einheimischen zu reorganisieren. Er sorgte dafür, dass sich viele Gemeinden wieder versammelten und ihre Gottesdienste wieder aufnahmen. Martasudarma versuchte Kontakt zu Apostel Faassen aufzunehmen. Dieser war jedoch interniert und schriftlich nicht zu erreichen. Ebenso wandte sich Martasudarma an Bezirksapostel van Oosbree. Nachdem keinerlei Antworten kamen, verselbständigte sich die MKIHBS daraufhin.

Verselbständigung der MKIHBS

Ende der der 1940er Jahre verselbständigte sich die MKIHBS und Martasudarma wurde vom Vorstand der MKIHBS zum Apostel proklamiert. Kurze Zeit spätere nannte sich Martasudarma Stammapostel, Jusup Tejamartana wurde zum Apostel für den Bezirk Kedu, Raden Jusak Wargomartoyo zum Apostel für den Bezirk Yogyakarta und Abas Imanreja zum Apostel für den Bezirk Banjumas gerufen.

Die darauffolgende Phase der Verselbständigung der MKIHBS scheint nur aus mehreren Gründen erklärlich zu sein.

kein Kontakt (1940er Jahre)

Die Lage der MKIHBS war hilflos und abgeschnitten vom Rest der Neuapostolischen Kirche. Martasudarama versuchte die Apostel Faassen und van Oosbree zu erreichen, was jedoch nicht gelang. Indonesien war zunächst von den Japanern besetzt, kam waren diese besiegt tobte in Indonesien ein jahrelanger Unabhängigkeitskrieg gegen die Niederländer. In wieweit die "Selbstberufung" eines Apostels aus der Not herausgeschah oder andere Motive eine Rolle spielten, ist nicht geklärt.

Apostolisch Genootschap (um 1950)

Das es zunächst keine Reaktion auch von Seiten von Apostel van Oosbree gab, war nicht verwunderlich, da dieser 1946 verstorben war und kurze Zeit später eine Kirchenspaltung in den Niederlanden einsetzte. Früher oder später scheint es jedoch eine Reaktion aus den Niederlanden gegeben zu haben. Auf einer Versammlung am 30. April 1950 sollte beschlossen werden, dass man sich Lambertus Slok anschliessen wolle. Hierzu war der niederländischstämmige Priester van Attekum aus Samarang angereisst. Da einer der fünf Vorsteher der "Restkirche" unter Tan Bian Sing, eine Einladung zu diesem Treffen erhalten hatte, hatte Tan Kenntnis erhalten und reiste als Chinese unter Lebensgefahr nach Langenrejo. Dort traf er sich mit Martasudarma, welcher sich zu diesem Zeitpunkt bereits Apostel nannte. Da beide, wie dargestellt, aus unterschiedlichen neuapostolischen Teilkirchen kamen, waren sie sich gänzlich unbekannt. Tan Bian Sing konnte hier jedoch den Zusammenschluss mit der Apostolisch Genootschap verhindern. Martasudarma wollte mit seinem Vorstand beratschlagen, ob man sich nunmehr offiziell dem Stammapostel Bischoff anschliessen wolle.

Neuer Bezirksapostel (1951)

1951 erhielten die neuapostolischen Christen auf Java mit Tan Bian Sing einen neuen Apostel. Die stieß jedoch im Kreise der javanischen MKIHBS auf massiven Widerstand, da man sich nicht unter einen chinesischen Apostel stellen wollte, sondern einen einheimischen Apostel erwartete. Lediglich der MKIHBS-Älteste Redjapawira erkannte Tan Biang Sing als neuen Bezirksapostel an. Ihm folgten drei Gemeinden in der Nachfolge zu Apostel Tan. Die restlichen Gemeinden der MKIHBS lehnten Tan ab und gingen unter Martasudarama eigene Wege.

Auch anderenorts scheint der ethnische Hintergrund des neuen Bezirksapostels für Unruhe und Widerstand gesorgt zu haben. Es ist auch davon auszugehen, dass die indonesische Unabhängigkeitsbewegung sich auch in der Kirche wiedergespiegelt hat: So kam es vermehrt zu Rufungen um mehr Unabhängigkeiten innerhalb der Kirche, beginnend mit der Unabhängigkeit des Staates Indonesiens 1945/49. In den 1950-er Jahren beschlossen in der Gemeinde in Rawaselang sieben Mitglieder für mehr Freiheit zu kämpfen. Dies waren die Priester Mian, Trius und Mardi sowie die Diakone Johannes, Raijan, Titus und Josias. Dies führte zu einer Abspaltung und Gründung der Gereja Kerasulan Pusaka. Ein Zusammenhang mit der MKIHBS kann auch hier vermutet werden.

Selbständigkeit

In den Jahren 1951 bis 1955 agierte die MKIHBS als eigenständige apostolische Gemeinschaft. In der GKB/NAK wurde der ehemalige MKIHBS-Älteste 1952 im Auftrag von Stammapostel Bischoff zum Apostel ordiniert. Damit gab es nach zwölf Jahren wieder einen javanisch-neuapostolischen Apostel. In den Jahren nach 1951 traten einzelne Mitglieder der MKIHBS zur NAK über, auch kamen einzelne Gemeinden geschlossen zur GBI/NAK. An manchen Orten existierten bald auch Gemeinden beider Gruppen. Auch scheint es immer wieder Kontakte zwischen beiden Gruppen gegeben zu haben.

Übergang der MKIHBS in die GKB

1956 wandte sich Bischof Markam Martasudarma an Bezirksapostel Tan Bian Sing mit dem Wunsch um Anschluss und Wiederaufnahme. Marasudarma wurde als Bischof bestätigt, die anderen Apostel der MKIHBS, wie zuvor, als Älteste. Im Februar 1956 ordinierte Tan Bian Sing im Auftrag des Stammapostels Martasudarama zum Apostel.

Die Vereinigung apostolischer Christen-Stamm Sebulon stellt das Bindeglied zwischen den Sadrach-Gemeinden und der heutigen Neuapostolischen Kirche Indonesiens dar.