Tochter Zion, freue dich

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Das in Deutschland als Adventslied bekannte Stück Tochter Zion, freue dich mit seinen nur sechzehn unterschiedlichen Takten basiert auf von Friedrich Heinrich Ranke (1798–1876) umgetexteten Chorsätzen aus Georg Friedrich Händels Oratorien Judas Maccabäus und Joshua.

Das Adventslied

Das Adventslied Tochter Zion, freue dich entstand in seiner jetzigen Form erst um 1820 in Erlangen, als der evangelische Theologe Friedrich Heinrich Ranke einen Text nach Sach 9,9 auf den Chorsatz von Georg Friedrich Händel legte und zwei weitere Strophen beifügte, die das kommende, ewige Friedensreich Jesu Christi besingen. Ranke entwarf es für den musikalischen Salon von Karl Georg von Raumer. Dessen Schwägerin Louise Reichhardt veröffentlichte das Lied 1826 in ihrer in Hamburg herausgegebenen Sammlung Christliche, liebliche Lieder, unter der Überschrift „Am Palmsontage“. Über diese Publikation gelangte das Lied in Schulliedersammlungen und wurde populär.

Im Dritten Reich wurde das Lied wie etliche andere Lieder aufgrund des nationalsozialistischen antichristlichen und antisemitischen Drucks auf die Religionsausübung aus vielen Weihnachtsliedersammlungen entfernt.

Der Text

„Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem! Sieh, dein König kommt zu dir, ja, er kommt, der Friedefürst Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem!

Hosianna, Davids Sohn, sei gesegnet deinem Volk! Gründe nun dein ewges Reich, Hosianna in der Höh! Hosianna, Davids Sohn, sei gesegnet deinem Volk!

Hosianna, Davids Sohn, sei gegrüßet, König mild! Ewig steht dein Friedensthron, du des ewgen Vaters Kind. Hosianna, Davids Sohn, sei gegrüßet, König mild!

Zum Liedtext

In dem in der ersten Strophe zitierten Sacharja-Text wird die allegorische Person Zion (das personifizierte Jerusalem) aufgerufen, sich darüber zu freuen, dass der in den folgenden Strophen umjubelte Davidssohn zu ihr kommt:

„Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. (Sach 9,9) “

Der Liedtext ist eng mit den ersten beiden Adventswochen verbunden. So lautet der Introitus des 2. Adventssonntags: „Populus Sion, ecce Dominus veniet ad salvandas gentes“, „Volk von Zion, siehe, der Herr wird kommen, zu retten die Völker.“ Am ersten Sonntag im Advent wird in der evangelischen Kirche der Einzug Jesu in Jerusalem (Mt 21,1–9) als Evangelium gelesen:

„Dies geschah aber, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch das Wort des Propheten: ‚Saget der Tochter Sion: siehe, dein König kommt zu dir sanftmüthig und reitend auf einem Esel und einem Füllen, dem Sprößling des Saumthieres‘. […] Die Massen aber, die ihm vorausgiengen, und die nachfolgten, riefen: ‚Hosianna dem Sohn Davids, gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn‘,Hosianna in der Höhe.“

– Matthäus 21,4–5.9[7]

Die auf Jesus bezogenen messianischen Hoheitstitel wie Friedefürst und der Ewigkeitsbezug stammen aus dem zu Weihnachten gelesenen Jesajavers 9,5f. LUT: „Uns ist ein Kind geboren. Ein Sohn ist uns gegeben. […] Und er heißt: […] ewig Vater, Friedefürst.“

Das zugrunde liegende Thema,ist, dass sich Zion auf die Ankunft des Herrn freut.

Die englischsprachigen händelschen Originalchöre

Im Jahre 1747 komponierte Händel den Satz „See, the Conqu'ring hero comes“ im 3. Akt des Oratoriums Joshua (HWV 64) zu den folgenden Worten des Librettisten Thomas Morell (1703–1784):

„See the conqu’ring hero comes, Sound the trumpets, beat the drums, Sports prepare, the Laurel bring, Songs of triumph to him sing.“

Den Chor, der Terzparallelen in den Oberstimmen enthält,fügte Händel auch in die 1751 entstandene Neufassung seines Oratoriums Judas Maccabaeus (HWV 63) ein. Das Oratorium ist in Allegorie zu dem jüdischen Freiheitskämpfer Judas Makkabäus dem William Augustus, Duke of Cumberland zugeeignet worden, dessen vernichtenden Sieg über die schottischen Freiheitskämpfer in der Schlacht von Culloden am 16. April 1746 er feiert. Seither gehört die Melodie ins feste Repertoire englischer patriotischer Gesänge und wird als eines der Hauptthemen in der Fantasia on British Sea Songs von Henry Wood (1905) jährlich in der Last Night of the Proms aufgeführt.

Das Kirchenlied im Vergleich zu den Chorvorlagen

Der vierstimmige Chorsatz, den Ranke seinem Kirchenlied zugrunde legt, erscheint im Joshua wie auch im Judas Maccabäus erst nach jeweils einem dreistimmigen und zweistimmigen Einsatz als voller vierstimmiger Chorsatz. Händels Chorsätze aus Judas Maccabäus und Joshua stehen in G-Dur. Die spätere Version Rankes für vierstimmigen Chor steht dagegen in Es-Dur und weicht in rhythmischer Hinsicht in Takt 7 und 9 von der Version Händels in Takt 7 und 18 ab. Die sequenzierte Wiederholung von Takt 9 in Takt 13 erfolgt im Lied im abwärts gerichteten Intervall einer Terz. Die analogen Takte 17 und 21 in Händels Chor verwenden hierfür ein aufwärts gerichtetes Quartintervall. Im vorletzten Takt beider Stücke (Takt 17 bzw. Takt 23) verwendet Händel eine abwärts und danach aufwärts gerichtete Stufenbewegung, während das Lied eine um den Ton h pendelnde Bewegung ausführt.

Zwischen dem vierstimmigen Chorsatz aus Judas Maccabäus und dem Joshua sowie zum Lied Rankes bestehen einige wenige Unterschiede. Während der aufwärts gerichtete Stufengang in Achteln in Takt 3 sowohl im Joshua wie im Lied in Takt 5 um das Intervall einer Sekunde nach oben versetzt wiederholt wird, verwendet Händel im Judas Maccabäus an den analogen Stellen das Intervall der Quarte.

Gemeinsam ist dem Lied und den händelschen Versionen die einfache akkordische Struktur in gängigen Kadenzstufen sowie die in allen vier Stimmen simultane Deklamation des Textes.