Neuapostolische Kirche Coswig (Anhalt)

Aus APWiki
Wechseln zu:Navigation, Suche

Die Neuapostolische Kirche präsentiert sich im Stadtbild von Coswig (Anhalt) dank ihres markantes Kirchengebäude in ansprechender Weise. Die Kirche steht auf einem Hügel, direkt an der Bundesstraße 187. Sie zählt zu den ersten selbst errichteten neuapostolischen Kirchengebäuden in Deutschland, die noch erhalten sind.

Kirchengebäude im Jahr 2002

Entwicklung des apostolischen Glaubens in Coswig

Bereits im Jahr 1856 entstand in der Nachbarstadt Lutherstadt Wittenberg eine katholisch-apostolische Gemeinde. Es existieren jedoch keine Aufzeichnungen, ob Coswiger Bürger zu dieser Gemeinde gehörten. Das gilt als recht unwahrscheinlich ist, da zwischen den beiden Städten eine Fürstentumgrenze bestand.

Erst der Coswiger Korbmacher Franz Hübner (später Bischof) brachte um 1866 den apostolischen Glauben nach Coswig, nachdem er von seiner Missionstätigkeit mit Apostel Schwartz aus Holland in seine Heimatstadt zurück kehrte. Vermutlich um 1868 wurden erste religiöse Versammlungen in privaten Wohnungen abgehalten. In einem im Jahre 1876 verfassten Brief berichtete Franz Hübner von einer kleinen lebendigen Gemeinde. Aus dieser Zeit stammt auch ein Briefwechsel mit Friedrich Krebs. Im Jahre 1878 wollte Apostel Preuß die Coswiger Gemeinde besuchen und einen Gottesdienst mit Heiliger Versiegelung durchführen. Auf der Reise nach Coswig wurde er aber per Telegramm zurück gerufen, da seine Frau in Braunschweig verstorben war.

Nach dem Tod des Apostel Carl Wilhelm Louis Preuß hielt sich die Coswiger Gemeinde an Apostel Friedrich Wilhelm Schwarz, Friedrich Wilhelm Menkhoff und Friedrich Krebs. So wurde sie eine apostolische Gemeinde.

Die rechtliche Selbständigkeit erlangte die Coswiger Gemeinde jedoch erst 1881 durch die Gründung des "apostolisch-religiösen Verein(s) zu Coswig". In dieser Zeit (1885) erhielt die Gemeinde auch eine eigene Kapelle mit 90 Sitzplätzen. Sie stellte die erste gemeindeeigene Kapelle Mitteldeutschlands dar. Im Jahre 1888 wurde Coswig zur Bezirksgemeinde bestimmt und Franz Hübner zum Bezirksältesten ordiniert. Seit dem Jahre 1901 trug er das Bischofamt.

Franz Hübner wurde im Jahre 1893 angeklagt, da er - ohne studiert zu haben - Gottesdienste leitete. Dies führte zu einem Verbot der apostolischen Gemeinden um Coswig. Erst der obersten Gerichtshof sprach Franz Hübner frei. Nunmehr erfuhr die Apostolische Gemeinde Sachsen-Anhalt mit ihrem Vorsitzenden Franz Hübner die staatliche Anerkannung. Damitwar auch die staatliche Gründung und Anerkennung der heutigenGebietskirche Sachsen-Anhalt vollzogen.

Das jetzige Kirchengebäude wurde im Jahre 1925 erbaut. Im Laufe der Jahre hatte sich Coswig zu einer Bezirksgemeinde entwickelt, aus der nicht weniger als 14 neue Gemeinden entstanden. Der Coswiger Bezirk umfasste unter der Leitung des Bezirksältesten Hans C. Müller in den 1950-er Jahren etwa 55 Gemeinden.

Später erfuhren die Kirchenbezirke wiederholt Neustrukturierungen, so dass in den 1980-er Jahren die Gemeinde Dessau als Bezirksgemeinde bestimmt wurde.

Aktuell zählt die Coswiger neuapostolische Gemeinde etwa 170 Gemeindemitglieder. Sie gehört zur Gebietskirche Sachsen Anhalt.

Gebäude

Orgelprospekt und Empore 2007
Altaransicht 2007

Das jetzige markante Kirchengebäude der Neuapostolischen Gemeinde wurde am 29. November 1925 eingeweiht, weil die 1885 gebaute Kapelle die wachsende Zahl der Gottesdienstteilnehmer nicht mehr aufnehmen konnte. Architekt war der Coswiger Baumeister Dorn. Das Kirchenschiff ist neun Meter breit, 24 Meter lang und acht Meter hoch. Es verfügt über eine Holzempore, auf welcher 1954 eine Pfeifenorgel installiert wurde. Leicht verändert wird die Orgel noch heute bespielt. Architektonisch interessant ist die für neuapostolische Kirchenbauten untypische Apsis sowie der Korbdachbogen und die bunten Bleiglasfenster. Das Orgelfenster an der Giebelseite zur Hauptstraße zeigt ein englisches Kleeblattkreuz. Der Aufgang zur Kirche erfolgt über eine breite offene Treppe und durch einen mit Säulen gestütztes Vordach.

Ursprünglich wurde die Kirche mit 500 Sitzplätzen erbaut. In den 1930-er bis 1940-er Jahren waren sonntags 400 bis 600 Geschwister in den Gottesdiensten. Schon in den 1950-er Jahren wurde begonnen die Bestuhlung herabzusenken auf nun knapp 200 Plätze im Kirchenschiff. In den 1950-er und 1980-er Jahre wurde die Kirche durch zusätzliche Wände und Verkleidungen verbaut. Zur 100-Jahrfeier im Jahre 1981 waren mehr als 630 Geschwister und Gäste im Kirchenschiff und "kleinen Saal" versammelt. Aktuell nehmen ca. 100 bis 120 Personen sonntäglich am Gottesdienst teil.

Nach der aufwendigen Sanierung im Jahre 2002 verfügt die Kirche nun im unteren Geschoss über mehrere Nutzräume für Kinder- und Jugendbetreuung, Zusammenkünfte sowie eine Küche, moderne Toiletten und die Sakristei. Mit der Sanierung erlebte das Gebäude auch einen Rückbau in den annähernden Originalzustand von 1925. Die Bauleitung oblag dem Potsdamer Architekt Manuel Köhler, welcher auch für die moderne Farbgebung verantwortlich zeichnet.

Literatur

  • Sebastian Müller, Franz Hübner und die Entstehung der Gemeinde in Coswig in Tagungsband - Treffen in Coswig 2008, EPS-21.0004, Edition-Punctum-Saliens-Verlag, Nürtingen 2008

Weblinks