Neuapostolische Kirche

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Logo der Neuapostolischen Kirche International, blau auf weißem Grund, (c) NAKI
Logo der Neuapostolischen Kirche International, weiß auf blauem Grund, (c) NAKI

Die Neuapostolische Kirche (NAK) ist eine christliche Religionsgemeinschaft, die sich Ende des 19. Jahrhunderts aus einer Abspaltung der katholisch-apostolischen Gemeinden in Hamburg entwickelt hat. Die Kirche sieht sich als Fortsetzung der urchristlichen Kirche. Zu ihren wichtigen Glaubensanschauungen gehört die Erwartung der Wiederkunft Christi in naher Zukunft.

Abkürzung NAK

Die offizielle Abkürzung lautet im deutschsprachigen Raum NAK für Neuapostolische Kirche; in anderen Sprachen variiert die Abkürzung, beispielsweise im Englischen NAC, im Französischen ENA. Im Internet hat sich mittlerweile das Präfix „nak-“ für Bezirks- und Gemeindeseiten, Gruppen und Organisationen innerhalb der NAK eingebürgert. Die internationale Kirche wird mit NAKI, für NAK International, abgekürzt. Die Abkürzung NAK wurde in den 1970er Jahren üblich.

Emblem

Das Emblem der Neuapostolischen Kirche hat sich im Laufe der Zeit stark gewandelt. Seit der Jahrhundertwende tauchen jedoch die noch heute vorhandenen Symbole von Sonne, Wellen und Kreuz auf.

Das heutige Emblem der Neuapostolischen Kirche stellt ein über stilisierten Wellen schwebendes weißes Kreuz auf hellblauem Grund dar. Am Horizont geht aus diesen Wellen die Sonne auf.

Verbreitung

Die Neuapostolische Kirche hat weltweit über 10,5 Millionen Mitglieder[1] und ist in Deutschland mit rund 367.000 Mitgliedern nach den Orthodoxen Kirchen die viertstärkste christliche Konfession. Neben dem deutschsprachigen Raum (Schweiz: 36.000; Österreich: 5.200) ist sie in Zentralafrika, dort speziell in Angola, der Demokratischen Republik Kongo und Sambia, in Südafrika, in Nordamerika, in Australien sowie in einigen asiatischen Ländern, hauptsächlich in Indien, verbreitet. Die Zahl der Gemeinden wächst aufgrund der Missionstätigkeit vor allem in Afrika, wo die NAK heute einen Großteil ihrer Mitglieder hat, stetig an, während sie in Mitteleuropa rückläufig ist. Weltweit gibt es mehr als 370 Apostel (jeweils Stand 2010).

Lehre

Neuapostolische Kirche Coswig (Anhalt)

Die Neuapostolische Kirche versteht sich selbst als christliche Kirche. Mit anderen Christen teilt sie den im Apostolicum definierten Glauben. Die neuapostolische Glaubenslehre betont jedoch zwei Aspekte besonders, die sie von anderen Christen teilweise trennt: Die Erwartung der nahen Wiederkunft Christi und das Apostelamt.

Diesen beiden charakteristischen Schwerpunkte teilt sie mit der apostolischen Bewegung und vielen apostolischen Glaubensgemeinschaften.


Die Lehre basiert auf der Bibel, wobei das Gesamtverständnis des Evangeliums durch die Apostel erarbeitet wird (vergleichweise ähnlich dem katholischen "kirchlichen Lehramt"). Dies Verständnis entspricht in etlichen Ansichten dem allgemein-christlichen Verständnis, jedoch gibt es hier auch mehr oder weniger ausgeprägte Abweichungen oder "Sondergut", z.B. nicht in der Lehre von der Versiegelung oder den Vorstellungen über Verstorbene.

In vielen Bereichen weicht die neuapostolische Lehre stark vom Protestantismus ab; hier finden sich jedoch etliche Analogien zum Katholizismus oder auch zu orthodoxen Glaubensvorstellungen.

In kurzer Form ist der neuapostolische Glaube in den 10.Artikeln des Neuapostolischen Glaubensbekenntnisses niedergelegt.

Apostelamt

siehe auch Hauptartikel: Apostel

Apostel der NAK 2010 in Cape Town/Südafrika

Die geistlichen Führer der Neuapostolischen Kirche werden als Apostel bezeichnet. Das Ziel der neuapostolischen Christen ist es, bei der Wiederkunft Christi, die im Mittelpunkt des neuapostolischen Glaubens steht, in die ewige Gemeinschaft mit Gott geführt zu werden.


Die Apostel der Neuapostolischen Kirche verstehen sich als Nachfolger der ersten Apostel des Jesus von Nazaret. Sie verstehen sich als Missionare, die zu den Menschen gehen, das Evangelium zu verkünden und sie auf Jesu Wiederkommen und das ewige Leben vorzubereiten. Weiterhin gehört zu den Aufgaben der Apostel und "weiteren Amtsträgern" der Neuapostolischen Kirche, das Gemeindeleben und das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Kirche zu pflegen und die Mitglieder in der Seelsorge zu unterstützen.

Eschatologie

Neuapostolische Kirche Coswig (Anhalt), Altaransicht

siehe auch Hauptartikel Eschatologie und Wiederkunft Christi

In der neuapostolischen Glaubenslehre wird ein weiterer Schwerpunkt auf die Eschatologie gelegt. Man erwartet die Wiederkunft Christi und anschliessende Endzeitereignisse in der Gegenwart. Diese eschatologischen Vorstellungen werden besonders mit dem Apostelamt verknüpft; die Wiederaufrichtung des Apostelamtes selbst ist schon ein eschatologisches Zeichen.

Nach dem Verständnis der Neuapostolischen Kirche ist das Apostelamt heilsnotwendig, um die Wiederkunft Jesu Christi mit anschließender „Hochzeit im Himmel“ mitzuerleben. Diese ist allerdings nur den in der Bibel genannten 144.000 Auserwählten möglich, wobei diese Zahl symbolisch zu sehen ist. Das bedeutet nicht, dass nicht andere Gläubige vor Gott Gnade finden können. Es wird betont, dass das Apostelamt nur bis zur Wiederkehr Christi wirken soll. Für die Frage, wer im Endgericht Heil erlangen wird, spielt das Apostelamt keine Rolle. Diese Feststellung ist wichtig, weil große Teile der Christenheit auf das Endgericht warten. Zu deren Glaubenshaltung steht die Neuapostolische Kirche laut eigener Einschätzung nicht im Widerspruch.

Sakramente

Kelch mit Deckel, um 1900

Die Neuapostolische Kirche kennt drei Sakramente: Heilige Taufe, Heiliges Abendmahl und Heilige Versiegelung.

Taufe und Versiegelung werden an jedem Mitglied einmal vollzogen und gelten als heilsnotwendig - vorbehaltlich der souveränen Entscheidung Gottes. Beide Sakramente zusammen bewirken die „Wiedergeburt aus Wasser und Geist" (vgl.Joh 3,5) und vermitteln die „Gotteskindschaft“. Durch die Taufe wird nach neuapostolischem Verständnis „die erste und grundlegende Gnadenmitteilung an dem Menschen, der an Christus glaubt“ vollzogen. Sie bewirkt außerdem die Abwaschung der „Erbsünde“. Die Versiegelung (Taufe mit Heiligem Geist) wird als Übermittlung der Gaben des Heiligen Geistes verstanden und bewirkt erst die „Gotteskindschaft“, d. h. die Mitgliedschaft in der Kirche.

Das Abendmahl wird in jedem Gottesdienst gefeiert, dazu werden ausschließlich Hostien mit drei Weinflecken verwendet. Am Abendmahl nehmen auch Kinder teil.

Entschlafenenwesen

Siehe auch Hauptartikel : Entschlafenenwesen

Eine konfessionelle Besonderheit bietet die Lehre über Verstorbene. Dreimal jährlich findet ein „Gottesdienst für Entschlafene“ statt, bei welchem den Seelen verstorbener Menschen die Sakramente der Neuapostolischen Kirche gespendet werden (stellvertretend an zwei Amtsträgern durch einen Apostel).

Das Abendmahl wird in gleicher Weise jeden Sonntag in Gottesdiensten, die von Bezirksaposteln oder vom Stammapostel geleitet werden, verstorbenen „Berechtigten“ (die vor Gott Gnade gefunden haben) gespendet.

Die Bibel

Siehe auch Hauptartikel: Bibel

Stammapostel Leber in New York

Der Bibel wird eine besondere Autorität zugeschrieben, da sie durch vom Heiligen Geist inspirierte Menschen geschrieben wurde.[1] In deutschsprachigen Ländern wird die Lutherbibel verwendet, seit 1998 die 1984er Revision. Das Apostelamt hat als Lehramt über die richtige Auslegung zu wachen[1].

Die Bezirksapostelversammlung Nizza vom 22. bis 24. September 2004 bekräftigte erneut, dass die Bibel als religiöse Grundlage der Lehre der Neuapostolischen Kirche anerkannt und gewertet wird. Normsetzend sind vor allem die Aussagen des Neuen Testaments, besonders die Worte Jesu und die Apostelbriefe. Aussagen über einzelne Bibelbücher oder Bibelstellen, aber auch die Aussagen der heute lehrenden Apostel und Amtsträger der Kirche müssen in der Heiligen Schrift einen konkreten Anhalt haben. Die Lehre und ihre Verkündigung dürfen nicht im Widerspruch zu den Aussagen in der Heiligen Schrift stehen.[2]

Verfassung und Aufbau

Kirchliche Ebenen

moderner Blockaltar in Berlin-Zehlendorf

Strukturell-räumlich unterscheidet die Neuapostolische Kirche (analog zur römisch-katholischen Kirche und vielen Landeskirchen) verschiedene Ebenen.

Oberste Ebene

An der Spitze der Neuapostolischen Kirche steht der Stammapostel. Der Hauptsitz der NAKI (Neuapostolische Kirche International), als dem Verbund aller neuapostolischen Apostel, befindet sich in Zürich.[3]

Gebietskirchen

Siehe auch Hauptartikel: Gebietskirche

Die Neuapostolische Kirche ist in Gebietskirchen aufgeteilt, die – rechtlich selbstständig – von Bezirksaposteln geleitet werden. In der Lehre sind die Bezirksapostel mit dem Stammapostel verbunden. Mehrere Gebietskirchen können von einem Bezirksapostel geleitet werden; sie werden dann als Bezirksapostelbereich bezeichnet. In Deutschland gibt es zehn Gebietskirchen in sechs Bezirksapostelbereichen. Die Gebietskirche Österreich gehört mit der Gebietskirche Schweiz zu einem Bezirksapostelbereich. Rechtlich sind die Gebietskirchen in Deutschland Körperschaften des öffentlichen Rechts, in der Schweiz ist sie ein Verein.

Unterbezirke

Siehe auch Hauptartikel: Bezirk

Die Gebietskirchen sind in rechtlich unselbstständige Bezirke untergliedert, die ihrerseits in ebenfalls rechtlich unselbstständige Gemeinden aufgeteilt sind. Die Leitung eines Bezirkes bzw. einer Gemeinde obliegt einem Bezirks- bzw. Gemeindevorsteher. Zehn bis dreißig Gemeinden bilden einen Bezirk. Ein Apostel und ein Bischof betreuen in der Regel drei bis sechs Bezirke.

Gemeinde

Siehe auch Hauptartikel: Gemeinde

Neuapostolische Kirche Kirchderne (um 2010)

Die unterste Ebene, als kleinste Einheit, ist die (Orts-)Gemeinde. Die Kirchengemeinden sind rechtlich unselbständig und werden von einem Vorsteher geleitet. Neuapostolische Kirchengemeinden haben von 10 bis zu 4000 Mitglieder, im Durchschnitt jedoch zumeist 100-300 Mitglieder.

Hierachie

Siehe auch Artikel: Amt und Amtsträger

Fundamental ist für die Neuapostolische Kirche das Apostelamt. Gemäss der neuapostolischen Glaubenslehre gehen daraus alle Ämter hervor. Im Laufe der Geschichte entwickelte sich in der neuapostolischen Kirche ein (heute relativ) streng hierachische Ämterstruktur.

Die Hierarchie umfasst in absteigender Reihenfolge drei Amtsgruppen:

Die Ordination von Ämtern erfolgt ausschließlich durch Apostel an Männern. Die Kirche unterscheidet Amt und Beauftragung. Beauftragungen betreffen Funktionen in der Struktur (Gemeinde-, Bezirksvorsteher, Lehrtätigkeiten oder Fachrichtungen (Musik)) und setzten nur teilweise eine Ordination voraus.

Stammapostel

Siehe auch Hauptartikel: Stammapostel

Stammapostel Leber

An der Spitze der Neuapostolischen Kirche steht seit dem 15. Mai 2005 Stammapostel Wilhelm Leber. Er ist Hamburg]er und der achte Stammapostel seit Gründung der Kirche. Der Stammapostel leitet die Kirche von ihrem Hauptsitz in Zürich aus und entscheidet über alle Angelegenheiten, die die Gesamtkirche betreffen, vornehmlich in Fragen der Lehre und Seelsorge. Zur Entscheidungsfindung bedient er sich der Bezirksapostelversammlung oder anderer von ihm eingesetzter Gremien.[4] Stammapostel der Neuapostolischen Kirche waren:

Bezirksapostel und Apostel

Siehe auch Hauptartikel: Bezirksapostel Siehe auch Hauptartikel: Apostel

Dem Stammapostel unterstellt sind die Bezirksapostel. Sie leiten die jeweiligen Gebietskirchen. Ihnen sind weitere Apostel zugeordnet.In der Regel steht einem Bezirksapostel in seiner Gebietskirche ein oder mehrere Apostel zur Seite, um apostolische Handlungen in den Gemeinden der Gebietskirche durchzuführen. Gemeinsam mit dem Stammapostel sorgen sie für die weltweite Einheit der Glaubenslehre und der Seelsorge. Der Stammapostel und die Bezirksapostel kommen regelmäßig zu den sogenannten Bezirksapostelversammlungen zusammen, um Kirchenangelegenheiten von internationaler Bedeutung zu beraten. Alle drei Jahre findet eine internationale Vollversammlung sämtlicher Apostel statt.

weitere überregional tätige Ämter

Bei der Erfüllung regionaler Aufgaben helfen den Aposteln Bischöfe, Bezirksälteste und Bezirksevangelisten. Diese sind oftmals über die Gemeinde hinaus tätig und betreuen administrativ und seelsorgerisch mehrere Gemeinden.

Gemeindeämter

Das Zentrum des kirchlichen Lebens sind die einzelnen Gemeinden. Mit ihrer Leitung beauftragen die Apostel Hirten, Evangelisten oder Priester. Diese Gemeindevorsteher werden von weiteren Priestern sowie Diakonen unterstützt.

Beauftragungen

Die Neuapostolische Kirche kennt in der Amtsgruppe der Apostel die Beauftragung (Tätigkeit ohne Ordination) als „Bezirksapostelhelfer“; bei den priesterlichen Ämtern die Beauftragung als Vorsteher (Leiter) einer Gemeinde (regulär werden Hirten/Evangelisten/Priester beauftragt) bzw. eines Bezirkes (in der Regel Bezirksälteste/Bezirksevangelisten). Eine weitere Besonderheit im Apostolat der NAK stellt der Stammapostelhelfer dar: Zur Unterstützung des amtierenden Stammapostels wird ein Apostel in diese Funktion ordiniert. Dieses Amt wurde jedoch seit längerer Zeit nicht mehr vergeben, da sich damit i.d.R. die Nachfolge als Stammapostel verband.

Allgemeines

Alle Amtsträger sind Männer und haben bis auf Einzelfälle keine theologische Ausbildung; sie arbeiten bis zur Stufe des Bezirksältesten in der Regel ehrenamtlich. Bischöfe und Apostel (Stammapostel, Bezirksapostel und Apostel) sind oftmals Angestellte der Kirche.

Eine Frauenordination ist in der Neuapostolischen Kirche nicht bekannt. Jedoch nehmen Frauen Lehrtätigkeiten in der Vorsonntagsschule (Kinder bis 6 Jahren), der Sonntagsschule, im Religions- und Konfirmandenunterricht sowie (auch leitende) Aufgaben im Musikwesen wahr. In einzelnen Gemeinden und Bezirken übernehmen Frauen auch Aufgaben aus dem Tätigkeitsbereich eines Diakons. In manchen Gegenden wurden bis vor wenigen Jahren auch Diakonissen offiziell beauftragt.

Jeder Funktionsträger unterliegt in seinem Handeln für die Neuapostolische Kirche auch in Details oft noch den Weisungen des höhergeordneten Amts- bzw. Funktionsträgers. Während über organisatorische Fragen durchaus auch diskutiert wird, sind Fragen, die den Glaubensinhalt und die damit verbundenen Glaubenslehren betreffen, nicht ausdiskutierbar und keine Ansichtssache. Verbreitungen anderer oder verfälschter Lehren von Amtsträgern der Neuapostolischen Kirche werden nicht toleriert. So, wie das in der Regel in allen Kirchen und christlichen Glaubensgemeinschaften gehandhabt wird. In einem solchen Fall kann ein Amtsträger, wenn es zu keiner Übereinkunft kommt, sein Amt verlieren. Amtsinhaber können sich von ihrem freiwillig übernommenen Auftrag vorübergehend beurlauben lassen oder ihn niederlegen.

Geschichte

Edward Irving, ca. 1823 Wegbereiter der katholisch-apostolischen Gemeinden

Die Neuapostolische Kirche geht auf Anfänge im 19. Jahrhundert in Großbritannien zurück. Der Schwerpunkt der Organisation verlagerte sich bald nach Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die außereuropäischen Gemeinden zunehmend wichtiger, besonders in Afrika.

katholisch-apostolische Gemeinden

(siehe Hauptartikel:katholisch-apostolische Gemeinden)

In den 1830er Jahren entstand in Großbritannien eine endzeitlich geprägte konfessionsübergreifende Erweckungsbewegung. In Teilen dieser Bewegung kam es zu einzelnen Gemeindegründungen. Unter dem Eindruck endzeitlicher Prophetien wurden zwölf Persönlichkeiten aus Großbritannien zu „Aposteln“ berufen, deren Aufgabe es sein sollte, die Kirche auf das zweite Kommen Jesu vorzubereiten. Sie versammelten sich in Albury und verfassten das sogenannte Testimonium, das sie verschiedenen weltlichen und kirchlichen Häuptern der damaligen Welt überreichten. Die Gemeinschaft wollte zunächst keine eigene kirchliche Gemeinschaft bilden. Man nannte sich zuerst "unter Aposteln gesammelte katholisch-apostolische Gemeinden". Durch den von außen erzeugten Druck kam es immer mehr zu selbständigen Kirchwerdung, auch wenn man sich weiterhin ökumenisch verstand. Die Gemeinschaft geriet 1855 nach dem Tod dreier Apostel in eine Krise, da man die vakant gewordenen Plätze wegen fehlender biblischer Belege nicht wieder besetzte. Streitfrage in der katholisch-apostolischen Theologie war die Frage, ob die Zwölfzahl der Apostel erhalten werden müsse oder nicht. Schließlich setzte sich hier die Haltung durch, dass man die durch Todesfälle oder Rücktritt vakanten Apostelsitze nicht wieder besetzen würde.

Gemeinde in Hamburg

Apostel F.W. Schwarz

(siehe Hauptartikel: Allgemeine christliche apostolische Mission )

Der Großteil der Glieder der Gemeinde in Hamburg einschließlich dem Ältesten Friedrich Wilhelm Schwarz, dem Priester Carl Wilhelm Louis Preuß und dem Propheten Heinrich Geyer wurde vom Apostel Francis Valentine Woodhouse aus den katholisch-apostolischen Gemeinden ausgeschlossen, nachdem der deutsche Prophet Heinrich Geyer Rudolf Rosochacki zum Apostel ausgerufen hatte. Rosochacki trat kurz darauf von seinem Apostelamt zurück und verblieb bei der katholisch-apostolischen Gemeinde. Die Hamburger Gemeinde nannte sich jetzt Allgemeine christliche apostolische Mission und wurde vom Apostel Carl Wilhelm Louis Preuß geführt, während Friedrich Wilhelm Schwarz als Apostel in die Niederlande gesandt wurde, wo er der Gründer der späteren Hersteld Apostolische Zendingkerk wurde.

Durch einen Nachfolgestreit nach dem Tod des Apostels Preuß im Jahr 1878 kam es zu einer Trennung zwischen dem Großteil der Hamburger Gemeinde mit Prophet Heinrich Geyer mit dem Apostel Johann Friedrich Güldner unter Beibehaltung des Namens „Allgemeine christliche apostolische Mission“ einerseits und den Aposteln Friedrich Wilhelm Menkhoff und Friedrich Wilhelm Schwarz sowie Eduard Wichmann und Fritz Krebs andererseits, die sich später Apostolische Gemeinde nannten.[5]

Apostolische Gemeinde

Kirchenraum der NAK Bernburg 1894
Apostel der NAK um 1900
Stammapostel Hermann Niehaus
Stammapostel Niehaus im Apostelkreis am 3. Oktober 1926

(siehe auch Hauptartikel: Apostolische Gemeinde)

1881 wurde Friedrich Krebs zum Apostel für Nord- und Ostdeutschland gerufen. Er entwickelte 1895 das Konzept des Stammapostels, eines Apostels, der über den Aposteln steht und wurde damit zum eigentlichen Gründer der Neuapostolischen Kirche. Nach dem Tod von Schwarz 1895 stellten sich die Apostel mehr und mehr unter die Führung des Apostels Friedrich Krebs und bildeten den sogennanten "Apostelring". Seit 1897 wurde dieser als Stammapostel bezeichnet. Nach dem Tode von Menkhoff setzte Krebs am 21. Juli 1896 Hermann Niehaus zum Apostel für den Bielefelder Bereich ein. 1898 bestimmte er ihn dann in einem Gottesdienst in Berlin als seinen Nachfolger als Stammapostel. Am 20. Januar 1905 starb Krebs, und Niehaus übernahm das Amt. Er galt vielen Gemeindemitgliedern damals als direkter „Träger des Geistes des verstorbenen Stammapostels Krebs“. Seine Bedeutung für die Entwicklung der NAK im Hinblick auf innere Festigung, Ausbreitung und Profilgebung ist außerordentlich groß.

Die anfänglich tief ökumenische Überzeugung, die in den katholisch-apostolischen Gemeinden und auch noch von Heinrich Geyer gepflegt wurde, wich mit den Jahren der starken Abgrenzung gegenüber den anderen christlichen Konfessionen. Hierfür sind sicherlich mehrere Gründe verantwortlich: Ausschlaggebend wird gewesen sein, dass die theologische Bildung der Geistlichen der Mutterkirche nicht mehr vorhanden war; nur wenige Geistliche hatten noch in den katholisch-apostolischen Gemeinden Dienst getan.

Neuapostolische Gemeinde

Im August 1906 setzte Niehaus für den verstorbenen Apostel Georg Gustav Adolf Ruff den Apostelhelfer Johann Gottfried Bischoff zum Bezirksapostel für Mitteldeutschland und Württemberg ein. Außerdem benannte er 1907 die Gemeinschaft einheitlich deutschlandweit in „Neuapostolische Gemeinde“. Er setzte zahlreiche jüngere Amtsträger ein und berief regelmäßig Apostelversammlungen ein. Er gründete 1907 die Kirchenschrift Apostolisches Sonntagsblatt (später Neuapostolische Rundschau) als wöchentlicher Ersatz der Zeitschriften Der Herold und Wächterstimme aus Ephraim. 1908 gab er die Allgemeinen Hausregeln heraus und 1916 das erste Lehrbuch über den neuapostolischen Glauben Fragen & Antworten. Dieses gibt es in seiner überarbeiteten Auflage von 1992 heute noch.

Am 19. August 1909 besuchte er zusammen mit Apostel Carl August Brückner als erster Stammapostel die amerikanischen Gemeinden. Der Ausbruch des Krieges 1914 brachte große Belastungen für die Gemeinde. Für die Soldaten wurde das Abendmahl als Feldpostbrief mit einer mit drei Tropfen Wein beträufelten Hostie versandt. 1917 wurde diese – bis heute geltende – Praxis in allen Gemeinden eingeführt. War das Heilige Abendmahl bis dato unter den beiden getrennten Gestalten Brot und Wein gefeiert worden, so finden seitdem bei der Abendmahlsfeier Hostien Verwendung, auf die bereits während der Herstellung drei Tropfen Wein geträufelt wurden.

Am 10. Oktober 1920 ernannte Niehaus den Apostel J. G. Bischoff zum Stammapostelhelfer, und am 14. Dezember 1924 bestimmte er ihn zu seinem Nachfolger. Eigentlich war dazu der sächsische Apostel Carl August Brückner vorgesehen gewesen. Dieser hatte sich jedoch seit 1917 gegen die zunehmend von Träumen und Visionen geleitete Führung und den Machtanspruch des Stammapostelamtes gewandt und war am 17. April 1921 aus der Kirche ausgeschlossen worden. Er gründete mit Apostel Max Ecke und etwa 6.000 Anhängern den Reformiert-Apostolischen Gemeindebund. Eine weitere Spaltung hatte es 1911 gegeben, als der australische Apostel Heinrich Friedrich Niemeyer sich gegen die Oberautorität des Stammapostels wandte, und daraufhin die anderen Apostel ihm die Gemeinschaft aufkündigten, und ihn (zunächst zeitwillig) aus dem Apostelring ausschlossen. Er führte in der Folge die Apostolic Church of Queensland unabhängig von der Neuapostolischen Kirche fort. Als Reaktion auf diese Krisen ließ Niehaus sich am 21. September 1921 in Bielefeld von allen Aposteln das Vertrauen aussprechen und schloss sie in einem eigenen Verein, dem Apostelkollegium der Neuapostolischen Gemeinden Deutschlands zusammen.

Um den Stammapostel entwickelte sich im Laufe der Zeit ein immer stärkerer Personenkult, der sich besonders an den Feiern zu seinem Geburtstag zeigte. Zu seinem 80. Geburtstag und 60-jährigen Amtsjubiläum wurde eine Schrift "Der Größte unter ihnen" vom Apostelkollegium heraus gegeben. Am 3. Oktober 1926 feierte der Stammapostel Niehaus noch seine Silberhochzeit, dann zwang ihn am 25. Januar 1930 ein Unfall am Vorabend der Feiern zu seinem 25-jährigen Stammaposteljubiläum, sich von seiner Tätigkeit zurückzuziehen. Er erholte sich nicht mehr, und am 21. September 1930 versetzte ihn das Apostelkollegium in den Ruhestand. Er verstarb am 23. August 1932 im Alter von 84 Jahren. Er erhielt kirchenintern den Namen „Vater Niehaus“.

Im Jahre 1905 hatte Stammapostel Niehaus sechs Apostelbezirke mit 488 Gemeinden übernommen; am Abschluss seiner Wirksamkeit waren daraus zwölf europäische Apostelbezirke mit etwa 1.600 Gemeinden geworden, zu denen noch 200 überseeische Gemeinden, die in dieser Zeit entstanden, zu zählen sind. 1925 zählte die NAK in Deutschland 138.000 Mitglieder.

Wesentlich für das Wachstum der Gemeinschaft in der Zeit unter Krebs und Niehaus wurden die sozial schwächeren Schichten, aus denen später wichtige Amtsträger hervorgingen. Auch nationalistische Anklänge finden sich in dieser Zeit in den Gesangbüchern und theologischen Schriften. Kennzeichnend ist in diesem Zeitraum die zunehmend hierarchische Kirchenstruktur. Das charismatische Element der katholisch-apostolischen Gemeinden, die Weissagungen, wurden seltener (die letzten mündlichen Berichte darüber fallen in die 1980er Jahre) und das Prophetenamt verschwand.

1930 wurde der Name von Neuapostolische Gemeinde in Neuapostolische Kirche geändert.

Neuapostolische Kirche ab 1932

Amtsnachfolger von Stammapostel Niehaus wurde Johann Gottfried Bischoff. Bischoff wurde recht bald mit dem Nationalsozialismus konfrontiert.

(Siehe auch: Neuapostolische Kirche im Dritten Reich)

Der Tod des Stammapostels Bischoff löste einen langsamen, aber stetigen Wandel aus, der beispielsweise zur Formulierung der „Eigenverantwortung“ – jedes Mitglied ist persönlich verantwortlich für sein Seelenheil – durch Stammapostel Hans Urwyler in den achtziger Jahren führte oder zu den wenigen, aber kontinuierlichen Gesprächskontakten mit Gruppierungen, die sich aufgrund der „Botschaft“ aus der Neuapostolischen Kirche gelöst haben. Insgesamt ist das Spektrum innerhalb der Kirche besonders in den letzten zehn Jahren breiter geworden, so dass man heute von einem „konservativen“ und einem „progressiven“ Flügel innerhalb der NAK sprechen kann.

Strukturell verschieben sich die Mitgliederzahlen ganz erheblich. Ist die NAK 1960 noch eine deutsch-europäische Gemeinschaft mit Dependancen in einigen außereuropäischen Ländern, so finden sich im Jahr 2005 nur noch etwa fünf Prozent der Mitglieder in Europa, der weitaus größte Teil der Neuapostolischen Christen lebt in Afrika.

Publikationen

Publikationen der Neuapostolischen Kirche

Publikationen über die Neuapostolischen Kirche

  • Andreas Fincke: Kompaktinfos: Die Neuapostolische Kirche; Berlin, 2006 (PDF; 42 KB)
  • Andreas Fincke: Die Neuapostolische Kirche im Umbruch. Zwischen Wachstum und Reformstau; Berlin 1999;
  • Friedrich Wilhelm Haack: Neuapostolische Kirche; 19977; ISBN 3-583-50617-0
  • Rüdiger Hauth (Hrsg.): „… neben den Kirchen“; 1995; S. 252–262; ISBN 3767380129
  • Manuela Martinek: Die Neuapostolische Kirche in Deutschland; 1998; ISBN 3-9802994-8-1
  • Helmut Obst: Die Neuapostolische Kirche. Die exklusive Endzeitkirche?; 2002; ISBN 3761549458
  • Helmut Obst: Apostel und Propheten der Neuzeit – Gründer christlicher Religionsgemeinschaften des 19. und 20. Jahrhunderts; Göttingen 2000; ISBN 3-525-55438-9
  • Katja Rakow: Neuere Entwicklungen in der Neuapostolischen Kirche. Eine Dokumentation des Öffnungsprozesses; Berlin 2004; ISBN 3-89998-036-0
  • "Tagungsband - Treffen in Coswig 2008" Die apostolischen Gemeinden im Umbruch - 1863 bis 1900, EPS 21.0004, Edition Punctum Saliens, Nürtingen 2008
  • "Tagungsband - Treffen in Netzschkau 2009" Aufbau, Ausbau, Trennungen. Die Entwicklung der apostolischen Gemeinschaften im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts., EPS 21.005, Edition Punctum Saliens, Nürtingen 2009
  • "Tagungsband - Treffen in Bielefeld 2010" Kirche auf dem Weg - die apostolischen Gemeinschaften im Verlauf des 20. Jahrhunderts, ISBN 978-3-939291-06-0, Edition Punctum Saliens, Bielefeld 2010

Nachweise

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