Liturgiereform

Aus APWiki
Version vom 26. Mai 2013, 17:02 Uhr von Matze (Diskussion | Beiträge) (Liturgiereform in der Hersteld Apostolische Zendingkerk)
Wechseln zu:Navigation, Suche

Liturgiereform ist die Erneuerung gottesdienstlicher Ordnungen, Texte, Handlungen und Zeichen sowie von Geist und Kraft Kirche Liturgie durch die zuständige Autorität Apostel, Stammapostel. Heute ist mit diesem Wort (in der Regel) die umfassende, nach Vorarbeiten besonders unter Apostel Friedrich Wilhelm Menkhoff, angestrebte und von dem Apostel Friedrich Wilhelm Schwarz beschlossenen und durchgeführte, allgemeine Erneuerung der Liturgie und Pflege der Hersteld Apostolische Zendingkerk und der Apostolische Gemeinde gemeint.

Frühere Liturgiereformen

Der christliche Gottesdienst wurde nicht nach einer festen Norm etabliert, sondern entwickelt sich in der apostolischen Zeit aus relativ wenigen neutestamentlichen Vorgaben: Eucharistie zum Gedächtnis Christi, Taufe, Sonntagsfeier der Auferstehung des Gekreuzigten. Die liturgiegeschichtliche Entwicklung erfolgt nur zum Teil „organisch“, durch Wachstum und Entfaltung, Verhärtung und Absterben. Daneben ist das aktive Eingreifen durch Menschen, besonders durch kirchliche Amtsträger, in die Entwicklung des christlichen Gottesdienstes ein (nicht außergewöhnliches) liturgiegeschichtliches Phänomen, in den Ostkirchen ebenso wie im Bereich der lateinischen Kirchen.

Erste Liturgiereformen wurden, so weit man weiß, zwischen dem vierten und siebten Jahrhundert durchgeführt, als die Kirche nach der Zeit der Verfolgung zur römischen Staatsreligion aufgestiegen war.

In der Folgezeit entwickelten sich im Osten und im Abendland eine Vielfalt liturgischer Besonderheiten, die zum Teil noch in Übung sind (Ambrosianischer Ritus, Gallikanischer Ritus, Mozarabischer Ritus). Als Römischer Ritus, der mehrheitlich in lateinischer Sprache, seit dem 9. Jh. begrenzt auch in slawischer Übersetzung gefeiert (Altslawischer Ritus) wird, setzte sich für die Eucharistiefeier eine Anfang des 11. Jahrhunderts redigierte Messordnung durch, der so genannte Rheinische Typ des Ordo missae. Die Ordnung ging im Kern auf Papst Gregor der Große|Gregor I. zurück, fußt aber wahrscheinlich auf dem noch älteren Canon Romanus. Nachdem die Reformation die eingerissenen Missstände beklagte und überdies die überlieferte Auffassung vom „Opfercharakter“ der Hl. Messe in Zweifel zog, antwortete das Papsttum mit einer Revision der liturgischen Bücher und strenger Vereinheitlichung der gottesdienstlichen Ordnungen, um die Gültigkeit der Sakramente, die Reinheit und Schönheit der gottesdienstlichen Feiern sicherzustellen.

In den Jahrzehnten nach dem Konzil von Trient veröffentlichten die Päpste amtliche Neuausgaben aller nötigen liturgischen Bücher, darunter Papst Pius V. 1570 ein Missale Romanum. Für dessen Redaktion wurden, so die Bulle Quo primum tempore, angeblich die ältesten damals verfügbaren Handschriften und gedruckten Messbücher herangezogen, um Fehler und Verfälschungen zu beseitigen und um eine Fassung „nach der Norm der Väter“, d.h. der Kirchenväter und angesehener Theologen vorreformatorischer Zeit, zu gewinnen. Im Ergebnis handelte es sich im Wesentlichen jedoch lediglich um eine korrigierte Nachbearbeitung des Missale curiae von 1472. Die Liturgiereform des Trienter Konzils unterscheidet sich von der des 20. Jahrhunderts vor allem durch ihren geringeren Umfang und Tiefgang sowie durch weniger fortgeschrittene liturgiegeschichtliche Kenntnisse, besonders über den Gottesdienst der Alten Kirche und der Ostkirchen, der „Norm der Väter“.

Liturgiereform in den Katholish-apostolischen Gemeinden

Ab dem 19. Juli 1842 bis September 1842 wurde die Einführung einer festen Ordnung einer einheitlichen Liturgie und von Liturgische Gewänder (2. Mose 28, 2ff.) zum Gebrauch in der Kapelle der Apostel in Albury und - bis 1843 - auch in allen anderen Gemeinden eingeführt. Anfang 1847 erfolgte die erste Durchsicht und Erweiterung der Ordnung der Liturgie. Gleichzeitig erschien in erster Auflage das Rubrikenbuch und die Anweisungen zur Ausführung Die Liturgie sowie die anderen Gottesdienste der Kirche. Die Liturgie erlebte durch weitere Ergänzungen bis zur gegenwärtigen Gestalt insgesamt 8 Veränderungen.

Liturgiereform in der Allgemeine christliche apostolische Mission

Liturgiereform in der Hersteld Apostolische Zendingkerk

In der Hersteld Apostolische Zendingkerk (damals noch Apostolische Zending) hat es eine einschneidene Liturgiereform gegeben, welche mit der, der Neupostolischen Kirche deckungsgleich ist, jedoch wurde diese weitaus schneller und radikaler umgesetzt als in der deutschen Schwesterkirche. Unter dem Einfluss von Apostel Friedrich Wilhelm Menkhoff schaffte Apostel Friedrich Wilhelm Schwarz in ener Liturgiereform im Jahre 1870, sämtliche katholisch-apostolische Liturgie zugunsten einer schlichten, an die niederländisch-reformiert-calivinistischer Gottesdienstformen ab. Die katholisch-apostolische Eucharistiefeier wurde deutlich gestrafft und umgestellt. Liturgische Gesänge entfielen, nahezu sämtliche liturgische Zeichen wurden eingeschränkt oder abgeschafft. Die liturgischen Formeln und Gebete wurden gekürzt und vielfach durch freies Gebet ersetzt. Diese Form behielt die HAZK bis etwa 1947 bei.

Eine weitere Liturgiereform Ende der 1940er Jahre brachte Unruhe in die HAZK und führte unter anderem zu zwei Spaltungen in den Jahren 1969 und 1971: Am Anfang seines Apostolats kam es zwischen Apostel Ossebaar und dem Propheten van Bemmel zu starken Spannungen. Streitthema war die Konsekrationsformel der Liturgie der HAZK. Apostel Ossebar verwendete die alte, katholisch-apostolische Formel. Der Prophet van Bemmel die von Apostel Schwarz verwendete Formel. Als der Apostel die vom Propheten van Bemmel favorisierten „Einsetzungsworte“ (Konsekration) verboten hatte und stattdessen ausdrucksstark die „Einsetzungsworte“ der katholisch-apostolischen Mutterkirche vorschrieb, wuchs van Bemmels Widerstand gegen das Apostolat.

Die „Einsetzungsworte“ des nunmehr verbotenen Segnens waren: „Wir segnen dieses Brot in den sakramentalen Leib und diesen Wein in das sakramentale Blut unseres Herrn Jesus Christus“

Van Bemmel hatte ausdrücklich mündlich und schriftlich erklärt, dass dem Aussprechen der Wörter „segnen in/zu“ die Bedeutung inneliege, dass der Priester selbst Brot und Wein im sakramentalen Sinn zu Fleisch und in Blut bildete. Durch die Ablehnung dieser Einsetzungsworte war er so verbittert, dass er erwogen hatte, sich zu trennen. Er erklärte sogar, dass wegen des Abschaffens seiner „Einsetzungsworte“ die HAZK unter dem Bann war und mit satanischen Prophezeiungen bestraft werden würde. Letztendlich trennte sich auch van Bemmel von Apostel Ossebar, jedoch erst zwei Jahrzehnte später, als auch weitere Gründe hinzutraten.

Der Apostel Jacob van der Poorten lehnte spätestens ab 1971 die Liturgiereform der 1870er Jahre unter Apostel Schwarz als falsch ab und führte in der von ihm gegründeten Katholiek Apostolische Kerk die alte katholisch-apostolische Liturgie wieder ein.

Liturgiereform in der Neuapostolischen Kirche

Die unter dem Einfluss von Apostel Friedrich Wilhelm Menkhoff eingeleitete Liturgiereform im Jahre 1870, z.B. die liturgischen Gewänder zugunsten schlichter, reformiert-calivinistischer Gottesdienstformen in den Niederlanden abzuschaffen. Ist für die Neuapostolische Kirche und deren Abspaltungen die prägendste Reform dessen Auswirkungen bis Heute noch überall zu spüren ist. Die Gemeinden außerhalb Hollands hielten länger an der katholisch-apostolischen Liturgietradition fest. Dadurch entstanden in einer grundlegenden Frage apostolischer Frömmigkeit schwerwiegende Differenzen mit den deutschen Gemeinden, besonders mit der Hamburger Gemeinde. Nach dem Tod von Apostel Preuß 1878 übernahm Menkhoff den Stamm Hamburg. In Hamburg fing Menkhoff gleichfalls zu reformieren an bis ab dem Jahr 1885 die liturgischen Gewänder abgelegt wurden. Kurze Zeit darauf folgten im selben Jahr auch die anderen deutschen Gemeinden. Apostel Menkhoff hatte katholisch-apostolische Tradition nie kennen gelernt, sondern war vielmehr von reformatorisch pietistischen Einflüssen geprägt. Damit war sein Ansatz in "Liturgik" einer gänzlich anderen als der von Prophet Geyer und der Allgemeine christlichen apostolischen Mission.

Liturgiereform in den Vereinigung Apostolischer Gemeinschaften

Literatur

  • Angelus A. Häußling: Liturgiereform. Materialien zu einem neuen Thema der Liturgiewissenschaft. In: Archiv für Liturgiewissenschaft 31 (1989), S. 1–32.
  • Friedrich Lurz: Warum Liturgiereformen? Beobachtungen in Geschichte und Gegenwart; Butzon & Bercker, Kevelaer 2012 (ISBN 978-3-7666-4182-3).
  • Thomas Pott: La réforme liturgique byzantine. Étude du phénomène de l’évolution non-spontanée de la liturgie byzantine. In: Irénikon 72 (1999), S. 142–157.
  • Otto Nußbaum: Geschichte und Reform des Gottesdienstes; hrsg. von Albert Gerhards und Heinzgerd Brakmann. Schöningh, Paderborn 1996.
  • Andreas Heinz: Liturgiereform vor dem Konzil. Die Bedeutung Pius XII. (1939–1958) für die gottesdienstliche Erneuerung, in: Liturgisches Jahrbuch 49 (1999), S. 3–38.
  • Annibale Bugnini: Die Liturgiereform. Herder, Freiburg im Breisgau 1987.
  • Aimé Georges Martimort: Le rôle de Paul VI dans la réforme liturgique, in: Pubblicazioni dell'Istituto Paolo VI, Bd. 5, Brescia 1987, S. 59–73.
  • Franz Henrich (Hg.): Liturgiereform im Streit der Meinungen (Studien und Berichte der katholischen Akademie in Bayern 42). Würzburg 1968
  • Joseph Ratzinger: Der Geist der Liturgie. Eine Einführung. Herder, Freiburg i. Br. 2000.