Johann Evangelist Georg Lutz: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Johann Evangelist Georg Lutz''' (oft: ''Johann E.G. Lutz'' oder ''Johann Georg Lutz'')(* 12. März 1801 im bayerischen Burg; + 9. Juli 1882 in Esslingen), war ein katholischer,evangelischer und katholisch-apostolischer Geistlicher. Er spielte eine entscheidende Rolle für die Entstehung der apostolischen Bewegung im allgemeinen und der katholisch-apostolischen Gemeinden in Deutschland.
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'''Johann Evangelist Georg Lutz''' (oft: ''Johann E.G. Lutz'' oder ''Johann Georg Lutz'')(* 12. März 1801 im bayerischen Burg; + 9. Juli 1882 in Esslingen), war ein katholischer, evangelischer und katholisch-apostolischer Geistlicher. Er spielte eine entscheidende Rolle für die Entstehung der apostolischen Bewegung im allgemeinen und der katholisch-apostolischen Gemeinden in Deutschland.
  
 
== Biographie ==
 
== Biographie ==
Im August 1826 wurde Lutz Pfarrer in [[Karlshuld]], einer Armensiedlung im Donaumoos.  
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Im August 1826 wurde Lutz Pfarrer in [[Karlshuld]], einer Armensiedlung im Donaumoos.  
Das ihm zugewiesene Haus war schon so tief im moorigen Untergrund versunken, dass Lutz den Fußboden etwa dreißig Zentimeter tief ausheben musste, um aufrecht in seiner Wohnung stehen zu können. Die ersten Gottesdienste hielt Lutz unter freiem Himmel, denn das Holzgebäude welches als Kirche diente, war baufällig. In seiner bescheidenen und hilfsbereiten Art gelang es dem unermüdlichen Lutz, die Menschen allmählich mit dem [[Evangelium]] vertraut zu machen, sie dafür zu begeistern. Durch seine Predigttätigt erreichte er bei vielen der Gemeindemitglieder einen Sinneswandel. Als der Wunsch in seiner Gemeinde laut wurde, Gottes Wort zu Hause nachlesen zu können, schenkte der junge Pfarrer jeder Familie ein Neues Testament. Für seine Pfarre Karlshuld entwickelte er auch sonst ein starkes soziales Engagement. Er entwickelte Beschäftigungsmodelle und organisierte Spendenaktionen und gewann schnell die Herzen der notleidenden Bevölkerung. Für seinen Einsatz  bei der Verbesserung der sozialen Verhältnisse in Karlshuld wurde Lutz vom bayrischen König ausgezeichnet.  
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Das ihm zugewiesene Haus war schon so tief im moorigen Untergrund versunken, dass Lutz den Fußboden etwa dreißig Zentimeter tief ausheben musste, um aufrecht in seiner Wohnung stehen zu können. Die ersten Gottesdienste hielt Lutz unter freiem Himmel, denn das Holzgebäude welches als Kirche diente, war baufällig. In seiner bescheidenen und hilfsbereiten Art gelang es dem unermüdlichen Lutz, die Menschen allmählich mit dem [[Evangelium]] vertraut zu machen, sie dafür zu begeistern. Durch seine Predigttätigkeit erreichte er bei vielen der Gemeindemitglieder einen Sinneswandel. Als der Wunsch in seiner Gemeinde laut wurde, Gottes Wort zu Hause nachlesen zu können, schenkte der junge Pfarrer jeder Familie ein Neues Testament. Für seine Pfarre Karlshuld entwickelte er auch sonst ein starkes soziales Engagement. Er entwickelte Beschäftigungsmodelle und organisierte Spendenaktionen und gewann schnell die Herzen der notleidenden Bevölkerung. Für seinen Einsatz  bei der Verbesserung der sozialen Verhältnisse in Karlshuld wurde Lutz vom bayrischen König ausgezeichnet.  
  
Ab 1830 wurde Lutz mehrfach wegen "mystizistischer Abweichungen" von der Lehre der katholischen Kirche vor das Augsburger Ordinariat geladen. Im Vorfeld hierzu hatte er die Schriften von Martin Boos studiert.1831 trat er mit einem Teil seiner Gemeinde (rund 700 Gemeindemitglieder) aus der römisch-katholischen Kirche aus - was für die damilige Zeit einen Skandal darstellte. Er versuchte eine apostolische Gemeinde zu gründen. Dies wurde von der bayrischen Landesregierung verboten, daher trat er 1832 zum evangelischen Glauben über. Als er auch in dieser Glaubensgemeinschaft seine Vorstellungen nicht verwirklichen konnte, wurde er nach Ablegung des tridentinischen Glaubensbekenntnisses wieder in die Katholische Kirche aufgenommen. Seine Auseinandersetzungen mit dem Augsburger Ordinariat waren damit aber noch nicht beendet, vor allem, seit er Freundschaft mit dem katholisch-apostolischen Geistlichen William Renny Caird geschlossen hatte.1857 wurde Lutz von der römisch-katholischen Kirche exkommuniziert. Bis 1869 fand er Exil in der Schweiz, danach kehrte er als katholisch-apostolischer Geistlicher nach Deutschland zurück und wirkte bis zu seinem Tode hauptsächlich in Baden-Württemberg und Bayern.  
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Ab 1830 wurde Lutz mehrfach wegen "mystizistischer Abweichungen" von der Lehre der katholischen Kirche vor das Augsburger Ordinariat geladen. Im Vorfeld hierzu hatte er die Schriften von Martin Boos studiert. 1831 trat er mit einem Teil seiner Gemeinde (rund 700 Gemeindemitglieder) aus der römisch-katholischen Kirche aus - was für die damalige Zeit einen Skandal darstellte. Er versuchte eine apostolische Gemeinde zu gründen. Dies wurde von der bayrischen Landesregierung verboten, daher trat er 1832 zum evangelischen Glauben über. Als er auch in dieser Glaubensgemeinschaft seine Vorstellungen nicht verwirklichen konnte, wurde er nach Ablegung des tridentinischen Glaubensbekenntnisses wieder in die Katholische Kirche aufgenommen. Seine Auseinandersetzungen mit dem Augsburger Ordinariat waren damit aber noch nicht beendet. Vor allem, seit er Freundschaft mit dem katholisch-apostolischen Geistlichen William Renny Caird geschlossen hatte. 1857 wurde Lutz von der römisch-katholischen Kirche exkommuniziert. Bis 1869 fand er Exil in der Schweiz, danach kehrte er als katholisch-apostolischer Geistlicher nach Deutschland zurück und wirkte bis zu seinem Tode hauptsächlich in Baden-Württemberg und Bayern.  
  
 
== Werke ==
 
== Werke ==
*Feierstunde eines Christen (anonym), 3 Bde., Neuburg a.d.D. 1839-41
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* Feierstunde eines Christen (anonym), 3 Bde., Neuburg a.d.D. 1839-41
*Früchte des Geistes Jesu (anonym), 2 Bde., Regensburg 1842
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* Früchte des Geistes Jesu (anonym), 2 Bde., Regensburg 1842
 
* Prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind! (anonym), Augsburg 1848-54
 
* Prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind! (anonym), Augsburg 1848-54
 
* Beleuchtung einiger religiöser Streitfragen, Ulm 1856
 
* Beleuchtung einiger religiöser Streitfragen, Ulm 1856

Version vom 15. November 2009, 17:11 Uhr

Johann Evangelist Georg Lutz (oft: Johann E.G. Lutz oder Johann Georg Lutz)(* 12. März 1801 im bayerischen Burg; + 9. Juli 1882 in Esslingen), war ein katholischer, evangelischer und katholisch-apostolischer Geistlicher. Er spielte eine entscheidende Rolle für die Entstehung der apostolischen Bewegung im allgemeinen und der katholisch-apostolischen Gemeinden in Deutschland.

Biographie

Im August 1826 wurde Lutz Pfarrer in Karlshuld, einer Armensiedlung im Donaumoos. Das ihm zugewiesene Haus war schon so tief im moorigen Untergrund versunken, dass Lutz den Fußboden etwa dreißig Zentimeter tief ausheben musste, um aufrecht in seiner Wohnung stehen zu können. Die ersten Gottesdienste hielt Lutz unter freiem Himmel, denn das Holzgebäude welches als Kirche diente, war baufällig. In seiner bescheidenen und hilfsbereiten Art gelang es dem unermüdlichen Lutz, die Menschen allmählich mit dem Evangelium vertraut zu machen, sie dafür zu begeistern. Durch seine Predigttätigkeit erreichte er bei vielen der Gemeindemitglieder einen Sinneswandel. Als der Wunsch in seiner Gemeinde laut wurde, Gottes Wort zu Hause nachlesen zu können, schenkte der junge Pfarrer jeder Familie ein Neues Testament. Für seine Pfarre Karlshuld entwickelte er auch sonst ein starkes soziales Engagement. Er entwickelte Beschäftigungsmodelle und organisierte Spendenaktionen und gewann schnell die Herzen der notleidenden Bevölkerung. Für seinen Einsatz bei der Verbesserung der sozialen Verhältnisse in Karlshuld wurde Lutz vom bayrischen König ausgezeichnet.

Ab 1830 wurde Lutz mehrfach wegen "mystizistischer Abweichungen" von der Lehre der katholischen Kirche vor das Augsburger Ordinariat geladen. Im Vorfeld hierzu hatte er die Schriften von Martin Boos studiert. 1831 trat er mit einem Teil seiner Gemeinde (rund 700 Gemeindemitglieder) aus der römisch-katholischen Kirche aus - was für die damalige Zeit einen Skandal darstellte. Er versuchte eine apostolische Gemeinde zu gründen. Dies wurde von der bayrischen Landesregierung verboten, daher trat er 1832 zum evangelischen Glauben über. Als er auch in dieser Glaubensgemeinschaft seine Vorstellungen nicht verwirklichen konnte, wurde er nach Ablegung des tridentinischen Glaubensbekenntnisses wieder in die Katholische Kirche aufgenommen. Seine Auseinandersetzungen mit dem Augsburger Ordinariat waren damit aber noch nicht beendet. Vor allem, seit er Freundschaft mit dem katholisch-apostolischen Geistlichen William Renny Caird geschlossen hatte. 1857 wurde Lutz von der römisch-katholischen Kirche exkommuniziert. Bis 1869 fand er Exil in der Schweiz, danach kehrte er als katholisch-apostolischer Geistlicher nach Deutschland zurück und wirkte bis zu seinem Tode hauptsächlich in Baden-Württemberg und Bayern.

Werke

  • Feierstunde eines Christen (anonym), 3 Bde., Neuburg a.d.D. 1839-41
  • Früchte des Geistes Jesu (anonym), 2 Bde., Regensburg 1842
  • Prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind! (anonym), Augsburg 1848-54
  • Beleuchtung einiger religiöser Streitfragen, Ulm 1856
  • Abschiedswort an meine bisherige Pfarrgemeinde Oberroth, Kaufbeuren 1857
  • Nothwehr wider ungleiche Waffen, Ulm 1858
  • Über den Rathschluß Gottes mit der Menschheit und der Erde (mit W.K.Caird), Stuttgart 1858 (zunächst anonym 1847 erschienen und auf den Index gesetzt)
  • Des Herrn Wort bleibt ewig, Basel 1868; Prüfung des Geistes unserer Zeit, Basel 1870
  • Lehr- und Streitschriften, Wiesbaden 1872
  • Die Bestimmung der Menschheit und der christlichen Kirche insbesondere im Lichte des Evangeliums Christi, Augsburg 1878
  • Christi Worte über Vollendung der Wege Gottes mit Seiner Kirche (mit W.K.Caird), Augsburg 1879
  • Erlebnisse eines badischen Bibelboten im Feldzuge 1870/71, Karlsruhe 1896.