Apostolische Gemeente (Anthing)

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Die Apostolische Geemente (Anthing) auch Apostolische Kerk oder indonesisch Gereja Kerasulan Apostolik war eine (neu-) apostolische Teilkirche zwischen 1880 und 1948 in Indonesien. Sie wurde von Apostel Frederik Lodewijk Anthing gegründet. Die Apostolische Kerk war eine Kirche, die vor allem aus Niederländern, Mischlingen und Überseechinesen bestand.

Vorgeschichte

Frederik Lodewijk Anthing (1818-1883)

F. L. Anthing war der im Ruhestand lebende Vizepräsident des Reichsgerichts in Niederländisch - Indien (Indonesien). Er lebte in Batavia (dem heutigen Jakarta). Anthing und war für eine christliche Missionsgesellschaft tätig. Da er schon lange in Indonesien gelebt und gearbeitet hatte, waren ihm die kulturellen Sitten und Gebräuche der Indonesier bekannt, so dass er auch unter den muslimischen Einwohnern recht erfolgreich missionierte und viele zum Christentum bekehrte.

Um 1855 begann er in der Region von Semarang Einheimische zu evangelisieren. Dabei sandte er einheimische Missionare auf Reisen durch Java, um mit Einbeziehung von Elementen der javanischen Kultur und Religion das Evangelium zu verbreiten. Sehr bekannt unter javanesischen Christen ist bis heute der erste von Anthing ausgesendete eingeborene Missonar Kiai Ibrahim Tunggul Wulung. So konnten einige kleine Gruppen gegründet und ein "javanisches Christentum" angeregt werden. Zuerst arbeitete er mit niederländischen Missionsgesellschaften(Genootschap voor In-en Uitwendige Zending) zusammen. Anthing überredete sie, das Depok-Seminar zu gründen, die erste von Missionen geleitete Schule für indonesische Evangelisten. Da er deren Methoden für zu westlich hielt, brach er die Zusammenarbeit ab. Die nunmehr selbständig, frei von den niederländischen Missionsgesellschaften agieren Gemeinden wurden Anthingsche Christen- Inlandsche Gemeenten, kurz auch Anthingsche Gemeenten genannt.

Ende der 1870er Jahre reiste Anthing in die Niederlande, um bei seiner Kirche weitere finanzielle Mittel für die Missionsarbeit bewilligen zu lassen. Während seines Aufenthalts in den Niederlanden lernte Anthing den Apostel Friedrich Wilhelm Schwarz kennen und ließ sich durch ihn versiegeln. Am 19. Oktober 1879 empfing F. L. Anthing das Apostelamt für Java (Indonesien), wohin er auch 1881 zurückkehrte.

Erste Tätigkeiten 1881-1890

Apostel Tjoe Kim

F. L. Anthing scheint dort erste Gemeinden gesammelt zu haben, ein Teil der Anthingschen Gemeenten haben sich wohl der apostolischen Bewegung angeschlossen; teilweise sind auch Anhänger aus den Missionsgesellschaften (NGZV) übergetreten. Sowohl niederländische Kolonialisten als auch Javaner bekennen sich bald zum neuapostolischen Glauben. Innerhalb kürzester Zeit waren 13 Gemeinden in Batavia und dem Umland entstanden. Von Anfang an, wie schon aus der Vorzeit, war das Verhältnis zu den Missionsgesellschaften mehr als angespannt. Jedoch verstarb Anthing bereits 1883 an den Folgen eines Verkehrsunfalles. Nach Anthings plötzlichem Tod machten die Missionare der niederländisch-reformierten Missionsgesellschaften den Einfluss auf die Anthing-apostolischen Gemeinden - auch unter erheblichen finananziellem Aufwand- geltend. Diese Bemühungen waren von Erfolg gekrönt: Zwölf der 13 Gemeinden kehrten unter das Dach der Missionsgesellschaft zurück. Ursächlich hierfür war auch, dass Anthings designierter Nachfolger, Leonard Kada, dem apostolischen Glauben öffentlich abschwor und eine Predigerstelle in der NGZV übernahm. Die Witwe Anthings protestierte schriftlich gegen das Verhalten der NGZV. Lediglich die Gemeinde in Madelang blieb geschlossen beim apostolischen Glauben. Aus einem fulminanten Beginn der apostolischen Bewegung auf Java war eine kleine Herde geworden.

Es folgte, nach einer fünjährigen apostellosen Zeit, Apostel Lim (Christiaan) Lim Tjoe Kim. Es hatten sich neben Madelang auch niederländisch-chinesische Gemeinden in Batavia und Cihami Dieser war chinesischer Abstammung und konzentrierte sich in seiner Amtstätigkeit wohl verstärkt auf die chineschstämmigen Indonesier. Schwerpunkt seine Arbeit war Madelang. Bereits 1890 verstarb Lim Tjoe Kim. In dieser Zeit kam Sadrach Soeropranoto mit der Apostolische Kerk, wie sich die Gemeinde in Madelang nun nannte, und Apostel Lim Tjoe Kim in Kontakt. Sadrach war ein ehemaliger Missionar, den Anthing ausgesandt hatte, und lag im Konflikt mit den Missionsgesellschaften, welche ihm Synkretismus vorwarfen. Er beschrieb, dass ihm "das Herz brannte" als er mit Lim Tjoe Kim in Kontakt kam.

1890 - 1910

Die Apostel Sadrach und Hannibals
‎Apostel J.G.R. Jacobs


Nach dem Tod von Apostel Lim Tjoe Kim scheinen die Jahre von 1890 bis 1895 wieder eine apostellose Zeit für Indonesien gewesen zu sein. 1895 wurde Apostel G. L. Hannibal in Amsterdam zum Apostel für Java ordiniert, dieser war bis 1910 tätig; neben ihm waren seit 1899 zwei weitere Apostel tätig: Sadrach (Radin Abas) Sadrach Soeropranoto und Johan Gerard Robert Jacobs (bis 1920).

Sadrach schlossen sich 60 von ihm gegründete Gemeinden mit 5.095 Mitgliedern an. Nach Sadrachs Apostelberufung zwei mehr oder weniger unabhänige, aber lose miteinander verbundene (neu-)apostolischen Kirchenzweige:

  • In den Kolonialstädten entwickelten sich aus Apostel Anthings Gemeinden die Apostolische Kerk (Java) oder auch Apostolische Gemeente genannt. Diese bestanden fast ausschließlich aus niederländischen Kolonisten und chinesischstämmigen Einwohnern (sog. Überseechinesen). Auch die Apostel der Apostolischen Kerk waren Europäer bzw. Chinesen: Frederik Lodewijk Anthing, Lim Tjoe Kim, G. L. Hannibal, Johan Gerard Robert Jacobs,J. (G.) Schmitz und Gradus Faassen.
  • Im Landesinneneren von Java entstanden aus den Anhtingschen Gemeenten unter Führung Apostel Sadrach aus einheimischen Javanesen die sogenannte Gereja Kerasulan Lama. Die Gemeinden der GKL waren weitaus stärker mit der einheimischen Kultur verbunden. Die meisten Mitglieder waren vom Islam zum Christentum übergetretene Menschen und deren Nachkommen.

Zu Sadrachs Tätigkeit: siehe Gereja Kerasulan Lama

1910 - 1924

Die Apostolische Kerk umfasste zu jenem Zeitraum etwa 2.000 Mitglieder. Insgesamt lebten auf Java 1924 rund 10.000 neuapostolische Christen.[1]. Trotz getrennter Arbeitsbereiche gab es jedoch immer wieder Kontakte zwischen den Aposteln der Apostolische Kerk und der GKL.

1922 wurde J. (G.) Schmitz zum Apostel ordiniert. Apostel Sadrach trat im gleichen Jahr, zumindest offiziell, in den Ruhestand. Die Apostolische Kerk war nach dem Versterben von Apostel Jacobs bereits wieder zwei Jahre apostellos gewesen. Unerforscht ist, ob in dieser Zeit Amtshilfe durch Apostel Sadrach geleistet wurde.

Es scheint in nach Schmitz Ordination Zeit Versuche gegeben zu haben,eine einheitliche Leitung für ganz Java zu installieren, die jedoch auch am Widerstand der einheimischen apostolischen Christen zu scheitern schien.

1924 bis 1934

Apostel Schmitz hatte mit grossem Einsatz dafür gesorgt, dass Apostel Jotham von der GKL in der Aposteleinheit blieb. In der Apostolischen Kerk scheint sich Ende der 1920er Jahre insbesondere bei Schmitz auch die neue Linie des niederländischen Apostels Johannes Hendrik van Oosbree niederzuschlagen. So tauchen in den Quellen jener Zeit die aus den Niederlanden üblichen neuen Bezeichnungen (Verzoeningsmaal statt Avondmaal, geenigt statt verzeegelt)auch auf Java auf.

Am 24. Februar 1928 wurde Gradus Faassen zum Apostel ordiniert. Apostel Schmitz übte seit 1930 sein Amt nicht mehr aus. Die Quellen geben unterschiedliche Gründe an. Apostel Faassen bemühte sich deutliche Vereinheitlichung und Annäherung der beiden auf Java vertretenen Schwesterkirchen. Beispielsweise führte er am 17. März 1934 erstmals eine große Ämterversammlung durch, zu der alle Vorsteher der GKL und 250 weitere Amtsträger zusammenkamen. Während seiner Amtstätigkeit wurden etliche Kirchen in Indonesien errichtet.

Die Oberleitung für die Java-Gemeinden hatte zu dieser Zeit jedoch nach wie vor der Apostel Johannes Hendrik van Oosbree. Jedoch scheint zu dieser Zeit eine gewisse Verselbständigung einzutreten. Faassen wird in der neuapostolischen Literatur als Bezirksapostel bezeichnet. Um 1930 herum zählte die Apostolische Kerk fünf Stadtgemeinden und vierzig kleine, eher javanisch-geprägte Gemeinden mit insgemsamt 5.000 Mitgliedern, darunter das erliche hundert Seelen zählende Dorf Rawaselang.

1934 - 1942

1940 zog Apostel Faassen von Badelang nach Padalarang, wo auch eine Gemeinde entstand. Als 1941 sich abzeichnete, dass die Japaner Niederländisch-Indien angreifen würden, schickte Faassen Frauen und Kinder nach Raselang. Ende 1941 begann die japanische Armee damit, die indonesischen Inseln zu besetzen.

1942 - 1945

Zwischen dem 16. Dezember 1941 und dem 8. März 1942 eroberte die japanische Armee ganz Niederländisch-Indien. Am 9. März erfolgte gegenüber den Angreifern auf der Insel Java die bedingungslose Kapitulation. Das Gebiet blieb bis zum Kriegsende 1945 in japanischer Hand. Die indonesische Nationalbewegung unter Sukarno und Mohammad Hatta wurde von den Besatzern geduldet und unterstützt.

Die Besetzung Indonesiens durch die Japaner im Frühjahr 1942 brachte die kirchliche Arbeit nahezu vollends zum erliegen. Die niederländischen Staatsangehörigen in Indonesien wurden in Internierungslagern inhaftiert oder zur Zwangsarbeit beordert. 1942/1943 waren allein auf Java 29.000 Männer, 25.000 Frauen und 29.000 Kinder interniert. Unter diesen befanden sich nahezu alle niederländisch-stämmigen Amtsträger, wie auch Gradus Faassen. Zudem wurde die Apostolische Kerk als angeblich niederländische Organisation verboten. Bischof Markam erreichte jedoch bei den Besatzern nach einiger Zeit, dass dies Verbot aufgehoben wurde, so dass die restlichen, vor allem chinesischen und sudanesischen Gemeindemitglieder der Apostolischen Kerk sich wieder versammeln konnten. Teilweise wurden kirchliche Brotbriefe ins niederländische übersetzt und in die Lager geschmuggelt.

1945 - 1949

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde es jedoch in den Indonesien nicht ruhig. Am 17. August 1945 erklärte der Republikaner Sukarno nach der Kapitulation Japans Niederländisch-Indien für unabhängig. Die Niederlande erkannten dies jedoch nicht an, sondern bemühten sich um eine Wiederherstellung ihrer Macht. Es brach der Indonesische Unabhängigkeitskrieg aus, der bis 1949 andauerte. Die schon seit zwei Jahrzehnten immer stärker werdende Unabhängigkeitsbewegung mit der einhergehenden Ablehnung der Europäer, welche auch in der apostolischen Bewegung auf Java spürbar geworden war, trat nun immer deutlicher zu Tage.

In der Folge des Zusammenbruchs der niederländischen Kolonie und der Unabhängigkeit Indonesiens 1949 verliessen hundertausende Niederländer Indonesien, darunter wohl auch nahezu alle niederländischen neuapostolischen Christen in Indonesien.

Kaum anders erging es dem "zweiten ethnischen Element" der Apostolischen Kerk, den Chinesen: Nach der Erlangung der Unabhängigkeit Indonesiens 1949 wurden viele Chinesen außer Landes gedrängt. Die Regierung verbannte Chinesen ohne indonesische Staatsbürgerschaft aus kleinen Orten und beraubte Zehntausende ihrer Lebensgrundlage. Nach der Machtergreifung Suhartos und der Hetze und den Morden an mutmaßlichen Kommunisten (die Chinesen wurden beschuldigt, Kommunisten zu sein), wurden die im Lande gebliebenen Chinesen lange diskriminiert und nach 1965 zur Assimilierung gezwungen. Die Apostolische Kerk war somit ab 1942 kaum mehr handlungsfähig und ab 1949 aufgelöst. Die Gereja Kerasulan Lama war ihrer europäischen Stütze beraubt und schien sich völlig aufzulösen.

Die Geschichte der niederländisch-neuapostolischen Gemeinden der Apostolische Kerk endet spätestens 1949. Apostel Faassen verließ 1946 nach der Befreiung mit Frau und Kindern Java. Er war krank und sein Arzt hatte ihm dazu geraten. 1948 kehrte er nach Java zurück, um die Apostolische Kerk zu reorganisieren. Jedoch musste er im Dezember 1949 das Land endgültig verlassen. Der Älteste Tan Bian Sing stammte aus der Apostolische Kerk und hatte 1949, nachdem Apostel Gradus Faassen das Land verlassen musste, die Leitung der chinesischen Restgemeinde der Apostolischen Kerk übernommen. Lediglich fünf (Rest-)Gemeinden waren noch vorhanden.

1949 - 1951

Apostel Gradus Faassen musste 1949 das Land endgültig verlassen. Mit ihm verliessen in den Jahren bis 1951 nahezu alle Niederländer das nunmehr unabhänigege Indonesien. Verblieben waren Restgemeinden bestehend aus ethnischen Chinesen und Sundanesen. Der junge Älteste Tan Bian Sing versuchte die Kirche zu reorganisieren. In diesem Zeitraum kam der Name Gereja Kerasulan Baru (Neuapostolische Kirche) in Gebrauch, welcher 1951 offiziell eingetragen und verwendet wurde.

Einzelnachweise

  1. Wächterstimme aus Zion, 5.7.1925