Antiochenischer Zwischenfall

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Eigentlich haben sich Paulus und Petrus sehr gut verstanden, allerdings kam es in Antiochia zu einem Streit

Als Antiochenischer Zwischenfall wird ein Streit zwischen Paulus und Kephas (Simon Petrus) der sich in Antiochia kurz nach einem Apostelkonzil zugetragen hat bezeichnet.

Vorgeschichte

Vor diesem Zwischenfall beschrieb Paulus immer wieder eine große Einheit mit Petrus.[1] Ebenso wurde immer wieder die Einheit der Apostel hervorgehoben.[2]

14 Jahre nach dem Damaskuserlebnis ging er zusammen mit Barnabas und Titus nach Jerusalem um dort den Heiden das Wort zu verkünden.[3] Er beschreibt weiter:

„Denn was die falschen Brüder betrifft, jene Eindringlinge, die sich eingeschlichen hatten, um die Freiheit, die wir in Christus Jesus haben, argwöhnisch zu beobachten und uns zu Sklaven zu machen, so haben wir uns keinen Augenblick unterworfen; wir haben ihnen nicht nachgegeben, damit euch die Wahrheit des Evangeliums erhalten bleibe. Aber auch von denen, die Ansehen genießen - was sie früher waren, kümmert mich nicht, Gott schaut nicht auf die Person -, auch von den «Angesehenen» wurde mir nichts auferlegt. Im Gegenteil, sie sahen, dass mir das Evangelium für die Unbeschnittenen anvertraut ist wie dem Petrus für die Beschnittenen - denn Gott, der Petrus die Kraft zum Aposteldienst unter den Beschnittenen gegeben hat, gab sie mir zum Dienst unter den Heiden - und sie erkannten die Gnade, die mir verliehen ist. Deshalb gaben Jakobus, Kephas und Johannes, die als die «Säulen» Ansehen genießen, mir und Barnabas die Hand zum Zeichen der Gemeinschaft: Wir sollten zu den Heiden gehen, sie zu den Beschnittenen. Nur sollten wir an ihre Armen denken; und das zu tun, habe ich mich eifrig bemüht.[4]

Schließlich kam auch Petrus nach Antiochia und aß zusammen mit den Heiden und zog sich anschließend zurück. Das störte Paulus extrem.[5]

Der Zwischenfall

Paulus begann mit Petrus zu streiten und bezeichnete ihn als unaufrichtig. Paulus stellte Petrus schließlich bloß und sagte zu ihm vor Zeugen:

„Wenn du als Jude nach Art der Heiden und nicht nach Art der Juden lebst, wie kannst du dann die Heiden zwingen, wie Juden zu leben? Wir sind zwar von Geburt Juden und nicht Sünder wie die Heiden. Weil wir aber erkannt haben, dass der Mensch nicht durch Werke des Gesetzes gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir dazu gekommen, an Christus Jesus zu glauben, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird niemand gerecht. Weil wir aber erkannt haben, dass der Mensch nicht durch Werke des Gesetzes gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir dazu gekommen, an Christus Jesus zu glauben, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird niemand gerecht. Wenn nun auch wir, die wir in Christus gerecht zu werden suchen, als Sünder gelten, ist dann Christus etwa Diener der Sünde? Das ist unmöglich! Wenn ich allerdings das, was ich niedergerissen habe, wieder aufbaue, dann stelle ich mich selbst als Übertreter hin. Ich aber bin durch das Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich für Gott lebe. Ich bin mit Christus gekreuzigt worden; nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat. Ich missachte die Gnade Gottes in keiner Weise; denn käme die Gerechtigkeit durch das Gesetz, so wäre Christus vergeblich gestorben.[6]

Die Reaktion von Petrus

Petrus fasste seine Reaktion im 3. Römerbrief zusammen. Zunächst einmal ging er auf die Beschneidung ein, hierbei meinte er das Unterschied sehr groß ist und das Gnade Gottes groß ist.[7] Er sagte hier zu folgende Dinge:

„Wenn aber die Wahrheit Gottes sich durch meine Unwahrheit als noch größer erweist und so Gott verherrlicht wird, warum werde ich dann als Sünder gerichtet? Gilt am Ende das, womit man uns verleumdet und was einige uns in den Mund legen: Lasst uns Böses tun, damit Gutes entsteht? Diese Leute werden mit Recht verurteilt. Was heißt das nun? Sind wir als Juden im Vorteil? Ganz und gar nicht. Denn wir haben vorher die Anklage erhoben, dass alle, Juden wie Griechen, unter der Herrschaft der Sünde stehen, wie es in der Schrift heißt: Es gibt keinen, der gerecht ist, auch nicht einen; es gibt keinen Verständigen, keinen, der Gott sucht. Alle sind abtrünnig geworden, alle miteinander taugen nichts. Keiner tut Gutes, auch nicht ein Einziger. .... Wir wissen aber: Was das Gesetz sagt, sagt es denen, die unter dem Gesetz leben, damit jeder Mund verstummt und die ganze Welt vor Gott schuldig wird. Denn durch Werke des Gesetzes wird niemand vor ihm gerecht werden; durch das Gesetz kommt es vielmehr zur Erkenntnis der Sünde. [8]

Er bestärkt seine Rechtfertigung damit, dass es keinen Unterschied gibt und eigentlich alle Sünder sind und nur durch die Gnade von Jesus Christus erlöst werden können.[9] Am Ende seiner Ausführungen stellt er folgende Frage und gibt folgende Antwort:

„Setzen wir nun durch den Glauben das Gesetz außer Kraft? Im Gegenteil, wir richten das Gesetz auf.[10]

Theologische Bedeutung

Insgesamt geht es hierbei um den Lebensstil der Judenchristen und Heidenchristen und die Erkenntnis, dass Jesus Christus für alle starb. Der Stellenwert des Streits ist umstritten, in der Alten Kirche wurde vermutet, dass dieser Zwischenfall eine inszensiert wurde, um die Demut (Petrus) und Klarheit (Paulus) zu demonstrieren.[11]

Andere gehen hingegen nur von einem harmlosen Streit aus, der hochgepusht wurde.[12]

Einzelnachweise

  1. Gal 1,18; 2,9; Kor 9,5; 1Kor 1,12
  2. 1Kor 15,1 - 11
  3. 2. Galaterbrief 1 + 2
  4. 2. Galaterbrief 4 - 10
  5. 2. Galaterbrief 11 + 12
  6. Gal 2,14-21
  7. Römer 3, 1 - 6
  8. 3. Römer 7 - 12, 19+20
  9. 3. Römer 21 - 24
  10. 3 Römer, 31
  11. http://www.ruhr-uni-bochum.de/imperia/md/content/nt/nt/forschungsprojekte/forschungsberichte/ntr/papostel_gegen_apostel.pdf
  12. http://www.ruhr-uni-bochum.de/imperia/md/content/nt/nt/forschungsprojekte/forschungsberichte/ntr/papostel_gegen_apostel.pdf