Vaterunser: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Doxologie, der oft verwendete Abschluss des Vaterunsers (ab Denn dein ist das Reich), ist kein Bestandteil des biblischen Urtextes. Sie fand Eingang in den Text durch die Verwendung in der [[Liturgie]]. Von dort ausgehend findet sie sich in einigen griechischen Handschriften des Neuen Testaments. Im evangelischen Bereich führte es dazu, dass sich dieser Text auch in Bibelübersetzungen findet. Frühster Beleg des urchristlichen Brauchs der Doxologie findet sich in der Didache.
 
Die Doxologie, der oft verwendete Abschluss des Vaterunsers (ab Denn dein ist das Reich), ist kein Bestandteil des biblischen Urtextes. Sie fand Eingang in den Text durch die Verwendung in der [[Liturgie]]. Von dort ausgehend findet sie sich in einigen griechischen Handschriften des Neuen Testaments. Im evangelischen Bereich führte es dazu, dass sich dieser Text auch in Bibelübersetzungen findet. Frühster Beleg des urchristlichen Brauchs der Doxologie findet sich in der Didache.
  

Version vom 10. Februar 2013, 20:29 Uhr

Foto der Majolikaplatte mit dem deutschen Text des Vaterunsers in der Paternosterkirche in Jerusalem.

Das Vaterunser oder Unser Vater ist das bekannteste Gebet des Christentums und das einzige, das laut dem Neuen Testament (NT) Jesus von Nazaret selbst seine Jünger zu beten gelehrt hat. Es wird von Christen fast aller Kirchen und Konfessionen sowohl im Gottesdienst als auch privat gebetet.

Das Vaterunser heißt auch

  • der Vater unser (betont den im Gebet Angeredeten, regional)
  • Unser Vater (neuapostolisch, auf reformierte-calvinistische Tradition zurückgehend)
  • Gebet des Herrn bzw. Herrengebet (lutherische Tradition, oft auch in historisch-kritischer Exegese)
  • Pater noster oder Oratio Dominica (lateinisch, altkirchliche und katholische Tradition)


in der Bibel

Das Vaterunser erscheint im NT in zwei leicht verschiedenen Versionen, je einmal im Matthäusevangelium (Mt 6,9–13 EU) und im Lukasevangelium (Lk 11,2ff EU). Sie werden beide als „Lehre“ (griech. didaskale, hebr. tora) Jesu eingeführt, ihr Wortlaut wird also direkt auf ihn selbst zurückgeführt.

Beide Fassungen stellen das Vaterunser in einen Zusammenhang mit anderen damaligen Gebetstraditionen des Judentums wie der nichtjüdischen Umwelt. Sie beginnen mit der Anrede Gottes als Vater im Himmel und lassen darauf zwei unterschiedliche Reihen folgen: Satz 2–4 (Dein...) sind auf Gott, seinen Eigennamen und Eigenwillen bezogen, Satz 5–7 (Unser...) bitten nachgeordnet um die täglichen Grundbedürfnisse für das Kollektiv der Nachfolger bzw. der Gemeinde Jesu Christi. Diese sind ihrerseits nochmals in leibliche (Brot) und geistliche (Vergebung, Erlösung) Gaben unterteilt. So sind auch diese auf das für das Menschsein Notwendige bezogenen Bitten nicht individuell formuliert, sondern stehen im Rahmen dessen, was von Gott für die ganze Welt und alle Menschen (wie im Himmel, so auf Erden) erhofft und erbeten wird.

Matthäus-Evangelium

Die bekanntere, dem heutigen liturgischem Gebrauch zugrundeliegende Version richtet sich nach dem Text des Matthäusevangeliums. Sie steht in der Bergpredigt, die als Lehre Jesu gegenüber allen Angehörigen des Gottesvolks Israel und allen seinen Nachfolgern seinem heilvollen Handeln vorangestellt ist (Mt 5,1f EU). Dort konkretisiert das Zitat des Vaterunsers Jesu Lehre vom Beten (Mt 6,5–15). Das Beten der Nachfolger soll sich von einer öffentlichen, wortreichen, auf Außenwirkung bedachten Art des Betens bei Pharisäern und Heiden unterscheiden. Seine Basis ist die allem Beten vorlaufende Zusage (v. 8):

Euer Vater weiß, was ihr braucht, ehe ihr darum bittet.

Darauf folgt die Aufforderung (v. 9a):

Darum sollt ihr so beten: ...

Nur die matthäische Version beschließt die Bittenreihe mit einer Doxologie („Lobpreis, lobendes, rühmendes Wort“), die auf die Anfangsbitte um das Kommen des Reiches Gottes zurückkommt und die vorausgegangene Zusage Gottes im Munde Jesu gleichsam appellativ an Gott zurückgibt: „Denn dein ist das Reich…“ Dieser Schluss ist in den ältesten Handschriften nicht überliefert.

Lukas-Evangelium

Der Lukastext unterscheidet sich nur im Bereich der zweiten Bittenreihe von der matthäischen Fassung:

Gib uns unser tägliches Brot immerdar.
Und vergib uns unsere Sünden; denn auch wir vergeben allen, die uns etwas schulden.

In manchen Handschriften fehlt in der folgenden Bitte der Gegensatz ...sondern erlöse uns von dem Übel.

Das Vaterunserzitat erscheint hier außerhalb der sonstigen lukanischen Parallelen zur Bergpredigt (Feldrede Lk 6) als Antwort Jesu auf eine Anfrage der Jünger unterwegs (Lk 11,1f). Die Jüngerbitte – Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte – bezieht es auf vorangegangene und parallele jüdische Gebetstraditionen. Sie folgt auf Jesu Besuch bei den Schwestern Martha und Maria (Lk 10,38–42). Dort wurde das Zuhören zu dem, was Jesus zu sagen hat, als „das gute Teil“, das dem, der es erwählt, nicht fortgenommen werden soll, der vielen „Sorge und Mühe“ gegenübergestellt, mit der Martha Jesus zu dienen versucht. Demgemäß erscheint das Vaterunser als jener bessere Gottesdienst, den die Hörer der Lehre Jesu von ihm lernen können.

Wegen des situativen Rahmens, der Erwähnung der Johannesjünger und der fehlenden Schlussdoxologie wird die Lukasversion meist für ursprünglicher gehalten.

Doxologie

Das Vaterunser in einer bebilderten Darstellung von Fridolin Leiber

Die Doxologie, der oft verwendete Abschluss des Vaterunsers (ab Denn dein ist das Reich), ist kein Bestandteil des biblischen Urtextes. Sie fand Eingang in den Text durch die Verwendung in der Liturgie. Von dort ausgehend findet sie sich in einigen griechischen Handschriften des Neuen Testaments. Im evangelischen Bereich führte es dazu, dass sich dieser Text auch in Bibelübersetzungen findet. Frühster Beleg des urchristlichen Brauchs der Doxologie findet sich in der Didache.

in den katholisch-apostolischen Gemeinden

In den katholisch-apostolischen Gemeinden lautet der Liturgie zu Folge der Wortlaut des Vaterunsers:

Vater unser, der Du bist in den Himmeln.
Geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden.
Unser täglich Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung.
Sondern erlöse uns von dem Bösen.
A.: Amen.

In der Eucharistiefeier wird beim Vaterunser die Doxologie nicht mitgebetet, hingegen wird sie im Morgen- und Abenddienst hinzugefügt.

in der Neuapostolischen Kirche

Seit Pfingsten 2008 wird in der Neuapostolischen Kirche der Wortlaut nach der Lutherbibel von 1984 (nach den Worten aus Matthäus 6,9-13) verwendet:

Unser Vater im Himmel!
Dein Name werde geheiligt.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

in den deutschsprachigen Gemeinden der VAG

In den deutschsprachigen Gemeinden der Vereinigung Apostolischer Gemeinschaften wird seit dem 1. Januar 1991 die ökumenische Version der Arbeitsgemeinschaft für liturgische Texte von 1970 gebetet.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name,
Dein Reich komme,
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Einzelnachweise