Urkirche

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Als Urkirche oder Urchristentum bezeichnet man die Anfangszeit des Christentums, die vom Tod des Jesus von Nazaret um 30 oder 33 bis zur Abfassung der letzten urchristlichen Schriften, die später in das Neue Testament (NT) aufgenommen wurden, reicht. In der Regel werden die Entstehung des Evangelium nach Johannes (ca. 90-100) bzw. die Trennung vom Judentum (um 135) als ungefähre Epochengrenze angesehen.

Diese Entstehungsphase umfasst in etwa jenen Zeitraum, den auch die Apostelgeschichte des Lukas – die erste Darstellung des Urchristentums mit historischem Anspruch – beschreibt. Sie befasst sich unter anderem mit der Jerusalemer Urgemeinde, die die Geschichte des Urchristentums maßgeblich bestimmte. Dieses verstand sich nicht als eigene Religion, sondern als ein Teil des Judentums. Es wurde auch von anderen jüdischen Gruppen und im Römischen Reich zunächst als jüdische Gruppe wahrgenommen.

Jedoch begriffen auch die Urchristen seit dem Apostelkonzil (etwa 48) die Völkermission als Aufgabe aller Christen. Denn ihre Verkündigung war auf weltweite Ausdehnung angelegt. Das Urchristentum umfasste daher bald nicht nur die Gemeinden in Judäa, sondern auch im gesamten östlichen Mittelmeerraum bis hin zu Rom. Mit dem Ende der Urgemeinde um 135 war auch seine Trennung vom Judentum besiegelt.

Inhaltsverzeichnis

Das Ende der Urkirche

Mit dem Tod des Jakobus (62) verlor die judenchristlich geprägte Jerusalemer Urgemeinde ihre Führungsrolle im Urchristentum. Am jüdischen Aufstand von 66 verweigerten auch die Jerusalemer Christen die Beteiligung. Bei dem weiteren Aufstand Simon Bar Kochbas (132) musste die Urgemeinde deshalb in das ostjordanische Pella fliehen. Mit dem Scheitern dieses letzten jüdischen Aufstandsversuchs 135 war auch ihre Existenz beendet. Die von ihr beeinflussten Gemeinden in Syrien und im Ostjordanland galten einigen der maßgebenden Kirchenväter im 2. Jahrhundert bereits als „Häresie“ des Christentums. Spätestens mit der Entstehung des Islam gingen die letzten Reste des nahöstlichen Judenchristentums unter.

Apostolische Sichtweise

Viele apostolische Glaubensgemeinschaften sehen in der Urkiche die von Jesus Christus gewollte kirchliche Ordnung- eine apostolische Kirche unter Aposteln und durch Apostel legitimiert. Die Urkirche stellt somit den idealen Zustand der Kirche Christi da, welcher nach dem Tod der letzten Apostel der Urkirche beendet war.

Theologische Begründung

Insbesondere nach katholisch-apostolischer Sicht (teilweise aber auch -älterer - neuapostolischer Sichtweise), wurde die Urkirche mit der Gemeinde Ephesus aus Johannesoffenbarung 2 gleichgesetzt, zu der gesagt wird:

"1 Dem Engel der Gemeinde in "Ephesus" schreibe: Das sagt, der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten, der da wandelt mitten unter den sieben goldenen Leuchtern: 2 Ich kenne deine Werke und deine Mühsal und deine Geduld und weiß, dass du die Bösen nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die sagen, sie seien Apostel und sind's nicht, und hast sie als Lügner befunden 3 und hast Geduld und hast um meines Namens willen die Last getragen und bist nicht müde geworden. 4 Aber ich habe gegen dich, dass du die erste Liebe verlässt. 5 So denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Wenn aber nicht, werde ich über dich kommen und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte - wenn du nicht Buße tust. 6 Aber das hast du für dich, dass du die Werke der Nikolaïten hassest, die ich auch hasse. 7 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!"

Nach katholisch-apostolischer Interpretation wurde der Leuchter (der hier ein Sinnbild von den Apostolat sein soll) der Urkiche genommen, da sie nicht bußfertig war und die erste Liebe verlassen hat. Somit wurde es ohne Apostelamt dunkel, bzw. dunkler, in der christlichen Kirche für die folgenden knapp 1700 Jahre.

Urkirche als Vorbild

Sowohl die katholisch-apostolischen Gemeinden als auch die Neuapostolische Kirche sehen in der Urkirche den idealen Zustand, den es in die Gegenwart zu transportieren gilt. Man sieht sich somit in einer Tradtionslinie zur Urkirche. In der eigenen Organisationsform (unter Aposteln) lebt dieser urkirchliche Zustand wieder auf.

Fortsetzung der Urkirche

Insbesondere in der Neuapostolischen Kirche wurde bis zur Änderung der Glaubensartikel 2010 vertreten, dass man selbst die Fortsetzung der Urkirche ist. Dieses Verständnis ist jedoch auf Grund des veränderten Kirchenverständnisses nicht mehr in dieser Form haltbar, da man nicht davon ausgeht, dass die Kirche Christi aufgehört hat zu existieren, sondern vielmehr in einen defizitären Zustand verfallen ist.