Sünde

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Sünde ist ein Begriff insbesondere der abrahamitischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam). Er bezeichnet vor allem im christlichen Verständnis den unvollkommenen Zustand des Menschen, der von Gott getrennt ist. Diese Trennung wurde, der biblischen Erzählung (Gen 3,EU EU) zufolge, durch den Sündenfall herbeigeführt. Die Sünde resultiert im christlichen Verständnis aus einer willentlichen oder zumindest verführten Abkehr von Gottes Heilsplan. Daneben bezeichnet der Begriff Sünde die verwerfliche und daher sündige Tat. Die Tat-Sünden – beispielsweise unerlaubter sexueller Genuss – sind eine Folge aus der durch Unglauben verursachten Trennung. Sünde kann auch als das Gegenteil von moralischer Verantwortung aufgefasst werden oder die Ursache für psychologisches Fehlverhalten sein.

Allgemeine christliche Sicht

Der Begriff der Sünde, und insbesondere seine Überwindung, hat im Christentum eine zentrale Bedeutung. Sünde bezeichnet hier den durch den Menschen verschuldeten Zustand des Getrenntseins von Gott und ebenso einzelne schuldhafte Verfehlungen gegen Gottes Gebote, die aus diesem Zustand resultieren. Allerdings gibt es hier leicht unterschiedliche Zugänge zur Thematik zwischen den verschiedenen christlichen Traditionen (siehe weiter unten).

Die Lehre von der Sünde ist die Hamartiologie. Daneben ist auch die (eigentlich nicht ganz korrekte) Schreibweise „Hamartologie“ verbreitet. Im klassischen theologischen Denkgebäude ist die Hamartiologie ein Teil der Anthropologie (die Anthropologie wiederum ist ein Teil der Schöpfungslehre, die Schöpfungslehre ist ein Teil der Dogmatik, die Dogmatik ein Teil der Theologie). Grundsätzlich ist nach der Theologie der Christen jeder Mensch sündig. Jesus von Nazaret wurde allerdings nicht im Zustand der Sünde geboren, so dass dieser nicht sündigen konnte. Eine besondere Form der Sünde ist die Sünde wider den Heiligen Geist, welche nach Aussage der Bibel nicht vergeben wird.

Die generelle christliche Sichtweise der Sünde bezieht ihre wichtigsten Aussagen aus alt- wie neutestamentlichen Texten und unterscheidet sich insofern teilweise von der jüdischen Theologie.

Danach zerstört die Sünde die vertrauensvolle Beziehung des Menschen zu Gott, die von diesem gewollt ist. Die vielen einzelnen Sünden (sündhaften Handlungen) werden als Symptome bzw. Folgen der einen Sünde gesehen, die im Leben ohne Gottesbeziehung besteht. Sünde im christlichen Sinn ist immer zugleich eine Verfehlung gegen Gott – das Sündig-werden an Mitmenschen als Gottes Geschöpfe ist implizit gegen deren Schöpfer gerichtet. Ein Beispiel gibt das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11–32 EU), in dem der Sohn sich eigentlich nur zwischenmenschlich verfehlt, aber dann zur Erkenntnis kommt: „Vater, ich habe gesündigt, gegen den Himmel und vor dir“ (Lk 15,18 EU).

Im neutestamentlichen Verständnis ist kein Mensch von Natur aus frei von Sünde: „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre, und die Wahrheit ist nicht in uns.“ (Vorlage:1 Joh (Bibel) 1 Joh 1,8 EU). Sünden haben die Tendenz, weitere Sünden nach sich zu ziehen. Der Mensch hat keine Chance, im Alleingang frei von Sünde zu werden.

Sünde in der Bibel

Die Schrift enthält mehrere Sündenregister, z.B. im Brief des Apostel Paulus an die Galater: "Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, Neid und Mißgunst, Trink und Essgelage und ähnliches mehr..." (Vorlage:Gal (Bibel) Gal 5,19–21 EU).

Ähnliche Sündenlisten finden sich im Neuen Testaments in der Apostelgeschichte, in den Briefen von Paulus, sowie in der Offenbarung.

Weitere konkrete Sünden, die in der Heiligen Schrift gefunden werden können: Entweihung des Tempels (Vorlage:Mk (Bibel) Mk 11,15–18 EU), Heuchelei (Mt 23,1–36 EU), Habsucht (Lk 12,15), Gotteslästerung (Mt 12,22-37), Prahlerei, (Mt 6,1-18; Ester 8,12d; Weisheit 5,8; Phil 2,3), Ehebruch (Mt 5,27-32).

Paulus schreibt im Römerbrief, dass die Gebote Gottes (das Gesetz) die Sünde und die Sünden erkennbar machen: ohne die Gebote hätten die Menschen keinen Maßstab, um ihre Sünde zu erkennen (Röm 7,7-13). Das wird heute noch zum Beispiel im Beichtspiegel angewendet, wo man als Vorbereitung auf die Beichte eine Liste der zehn Gebote mit möglichen Verstößen dagegen hat.

Neuapostolische Lehre

Definition

Sünde ist alles, was dem Willen Gottes entgegensteht und Gottes Wesen zuwiderläuft. Ausschlaggebend bei der Bewertung, ob etwas Sünde ist oder nicht, ist ausschließlich der göttliche Wille, erkennbar aus der Heiligen Schrift und zeitgemäß mitgeteilt durch den Heiligen Geist.

Der Mensch, von Gott mit einem freien Willen ausgestattet, kann und muss in seinen Lebensumständen selbst entscheiden, was er tut oder lässt. Dabei ist er Gott und sich selbst gegenüber verantwortlich, trägt also Eigenverantwortung. Keinesfalls kann der Mensch eigenständig festlegen, was Sünde ist.[1]

Sünde und Schuld

Die Neuapostolische Lehre unterscheidet zwischen Sünde und Schuld. Sie begründet diese Aufassung wie folgt: In der Bibel finden sich die Begriffe Sünde und Schuld. Teils werden sie gleichbedeutend verwendet, teils mit unterschiedlichen Inhalten belegt. Die Unterscheidung zwischen diesen beiden Begriffen tritt nach neuapostolischer Auffassung am klarsten in einer Aussage Jesu Christi hervor, als er seine Jünger verteidigt, die nach Auffassung der Pharisäer das Gesetz gebrochen und damit eine Sünde begangen hatten: „Habt ihr nicht gelesen im Gesetz, wie die Priester am Sabbat im Tempel den Sabbat brechen ( Übertretung des 3. Gebotes - also Sünde) und sind doch ohne Schuld?“ (Matthäus 12,5).[2]

Schuldausmaß

Das Ausmaß der durch Sünde auf sich geladenen Schuld kann nach neuapostolischer Lehre unterschiedlich sein.

Schuld wird somit definiert als dass, was Gott dem Sünder vorwirft, weil dieser vor Gott verantwortlich ist für sein Verhalten. Die Schwere der Schuld bemisst allein Gott. Kurz gefasst unterscheidet die neuapostolische Lehre, dass Schuld relativierbar ist, Sünde dagegen, jedoch immer absolut.

So wird zum Beispiel die Schuld bei einem Menschen, dem das Unrecht seines Verhaltens bewusst ist, viel höher einzuschätzen sein als bei dem, der sich aufgrund seiner religiösen Auffassung bzw. geltender Rechtsnormen keines Unrechts bewusst ist. Somit ist hier das Unrechtsbewusstsein für das Schuldmass mit entscheidend. Auch die Lebensumstände, in denen ein Mensch sündigt, können bei der Bemessung der Schuld also eine Rolle spielen. [3]

Die neuapostolische Lehre geht davon aus, dass Gott bei der Bemessung von Schuld bestimmte Einflüsse, denen Menschen ausgesetzt sind, berücksichtigt, wie z.B.

  • allgemeine Lebenssituationen,
  • gesellschaftliche Strukturen,
  • staatliche Rechtsnormen,
  • Notlagen,
  • krankhafte Veranlagungen, Erbanlagen.

Die aus der Sünde herrührende Schuld kann im Einzelfall gegen Null tendieren, auf der anderen Seite bis hin zum „himmelschreienden Unrecht“ reichen (1. Mose 4,10). Die Folgerung, zwischen Sünde als etwas Absolutem und Schuld als einer relativen Größe zu unterscheiden, ist von großer Bedeutung für die praktische Seelsorge. [4]

siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise