Neuapostolisches Schisma 1921: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Notwendigkeit dieser Reaktion scheint gegeben, wenn stimmt, was Bischoff am 1. Dezember 1919 schreibt: {{Zitat|Gegenwärtig werden an Amtsbrüder und Glieder der Neuapostolischen Gemeinden von Herrn Paulus, Müller und Mütschele Aufklärungsschriften versand, um Ämter und Glieder in ihrem Glaubensleben irre zu leiten.<ref>Bischoff, J.G.: Rundschreiben, Frankfurt a.M. 1.12.1919</ref>}}  
 
Die Notwendigkeit dieser Reaktion scheint gegeben, wenn stimmt, was Bischoff am 1. Dezember 1919 schreibt: {{Zitat|Gegenwärtig werden an Amtsbrüder und Glieder der Neuapostolischen Gemeinden von Herrn Paulus, Müller und Mütschele Aufklärungsschriften versand, um Ämter und Glieder in ihrem Glaubensleben irre zu leiten.<ref>Bischoff, J.G.: Rundschreiben, Frankfurt a.M. 1.12.1919</ref>}}  
  
Im selben Rundschreiben wird zudem ein Brief des damals ind Frankfurter tätigen Ältesten [[Georg Schall]] wiedergegeb, den dieser am 24. November 1919 offenbar im Nachklang zu einer erlebten Predigt Bischoffs verfasste:  
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Im selben Rundschreiben wird zudem ein Brief des damals in Frankfurt tätigen Ältesten [[Georg Schall]] wiedergegeben, den dieser am 24. November 1919, offenbar im Nachklang zu einer erlebten Predigt Bischoffs verfasste:  
  
 
{{Zitat|Anschließend an ihre Wirksamkeit vom Mittwoch las ich gestern früh mehrere Verse aus Hes. 33 vor. Dortselbst wird von der Notwendigkeit eines geschickten Mannes unter dem Volke gesprochen, welcher zu einer Zeit, ehe das Schwert durchs Land geht, die warnende Drommete bläßt. (…) Wenn wir auch nicht Tag und Stunde angeben können, dann kann es aber doch sein, daß wir nahe vor dem Kommen Jesu stehen, aber auch mit seinem Ableben muß ein jeder rechnen, da bricht dann für die Leichtfertigen endlich aber plötzlich der Tag des Gerichtes, des Schwertes herein. (…) Im weiteren Sinne ist mit Schwert zu verstehen, wenn Strömungen durch die Lande gehen, die beabsichtigen, unser Glaubensleben zu schädigen, die Kinder des Lichtes mit Irrtümern zu beschleichen, um das gesunde Glaubensleben zu verschneiden. (…) Wer diese Stimme achtet, der Drommete Hall höret, der wird leben. (…) Wer ist neutestamentlich der Mann, der die Drommete blasen soll? (…) Also ist der Mann, der von Gott in die neutestamentliche Zeitperiode gesetzt ist, Jesus Christus Gottes Sohn (…) Ich sehe in meinem Apostel zunächst den Mann der Gegenwart, auf dessen Stimme ich höre, und wenn ich mich dadurch warnen und zurechtbringen lasse, ich vor dem Verderben bewahrt werde. (…) Die Erlösung, bezw. deren Notwendigkeit, von der Sie lieber Apostel in den letzten [Gottes-]Diensten gesprochen, ist bei vielen, mit denen ich inzwischen näher in Berührung kam, tief in die Seele gedrungen.<ref>ebd.</ref>}}  
 
{{Zitat|Anschließend an ihre Wirksamkeit vom Mittwoch las ich gestern früh mehrere Verse aus Hes. 33 vor. Dortselbst wird von der Notwendigkeit eines geschickten Mannes unter dem Volke gesprochen, welcher zu einer Zeit, ehe das Schwert durchs Land geht, die warnende Drommete bläßt. (…) Wenn wir auch nicht Tag und Stunde angeben können, dann kann es aber doch sein, daß wir nahe vor dem Kommen Jesu stehen, aber auch mit seinem Ableben muß ein jeder rechnen, da bricht dann für die Leichtfertigen endlich aber plötzlich der Tag des Gerichtes, des Schwertes herein. (…) Im weiteren Sinne ist mit Schwert zu verstehen, wenn Strömungen durch die Lande gehen, die beabsichtigen, unser Glaubensleben zu schädigen, die Kinder des Lichtes mit Irrtümern zu beschleichen, um das gesunde Glaubensleben zu verschneiden. (…) Wer diese Stimme achtet, der Drommete Hall höret, der wird leben. (…) Wer ist neutestamentlich der Mann, der die Drommete blasen soll? (…) Also ist der Mann, der von Gott in die neutestamentliche Zeitperiode gesetzt ist, Jesus Christus Gottes Sohn (…) Ich sehe in meinem Apostel zunächst den Mann der Gegenwart, auf dessen Stimme ich höre, und wenn ich mich dadurch warnen und zurechtbringen lasse, ich vor dem Verderben bewahrt werde. (…) Die Erlösung, bezw. deren Notwendigkeit, von der Sie lieber Apostel in den letzten [Gottes-]Diensten gesprochen, ist bei vielen, mit denen ich inzwischen näher in Berührung kam, tief in die Seele gedrungen.<ref>ebd.</ref>}}  
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===Wiederkunft Christ - geistig oder materiell?===
 
===Wiederkunft Christ - geistig oder materiell?===
  
Wie später noch deutlich werden wird, ist die Zeit des 1. Weltkrieges und danach innerhalb der neuapostolischen Gemeinde eine Zeit schwärmerischer Tendenzen, vielerlei Prophezeiungen und auch der erstarkenden Wiederkunftshoffnung. Brückner steht diesem ablehnend gegenüber. In der Osterausgabe 1920 seiner Neuapostolischen Rundschau wendet sich der Leitartikel gegen eine real erfassbare Wiederkunft Christi:
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Wie später noch deutlich werden wird, ist die Zeit des 1. Weltkrieges und danach innerhalb der neuapostolischen Gemeinde eine Zeit schwärmerischer Tendenzen, vielerlei Prophezeiungen und auch der erstarkenden Wiederkunftshoffnung. Brückner steht diesen ablehnend gegenüber. In der Osterausgabe 1920 seiner Neuapostolischen Rundschau wendet sich der Leitartikel gegen eine real erfassbare Wiederkunft Christi:
 
{{Zitat|Nach der Theorie der Schriftgelehrtenart ist Christus für uns gestorben und es ist nun alles so gut, daß man nur noch zu sterben braucht, um jenes herrliche Reich, das in den schönsten Farben geschildert wird, zu ererben. Es ist dies eine Selbsttäuschung und Gewissenseinschläferung, wie sie nicht verhängnisvoller für den Menschen sein kann, und wer sich von den Apostolischen dieser Selbsttäuschung hingibt, der wird auch zurückbleiben müssen und nicht in Christo auferstehen können. […] Auferstehung! Die Auferstehung ist nur eine Neuerweckung des vorhandenen, zeitgemäß in das Verwesliche gekleideten Lebens in anderer, vollendeter Gestalt. […] Das eine Samenkörnchen entwickelt sich zu einem mächtigen Baume, das andere bleibt ein kleines Blümchen […]. Keines konnte sein Leben verleugnen, es mußte, durch die Sonne geweckt, offenbar werden. Das ist der untrügliche Spiegel für die Auferstehung des Menschen. Jeder wird der Wesensart des Lebens entsprechend Gestalt erhalten und die Schöpfung so sehen, wie sie der Geist zu schauen vermag dem Grade seiner Vollkommenheit gemäß. […] Je mehr nun der Geist Christi Besitz ergreift, desto größer die Geistesfülle, desto herrlicher und verklärter die Auferstehungsmöglichkeit. Sie ist dem Geiste nach zu verstehen und nicht materiell, wie viele fromme Christusverehrer, die als reine Materialisten alles materiell betrachten und die Verklärung und Auferstehung auch materiell aufgefaßt wissen wollen und alles Heil in einer materiellen Wiederkunft Christi erhoffen.<ref>Veritas [Robert Brückner?]: Ostern. In: Niehaus, H. [Hrsg.]: Neuapostolische Rundschau,  26. Jg Nr. 14, 4. April 1920, S. 58f</ref>}}
 
{{Zitat|Nach der Theorie der Schriftgelehrtenart ist Christus für uns gestorben und es ist nun alles so gut, daß man nur noch zu sterben braucht, um jenes herrliche Reich, das in den schönsten Farben geschildert wird, zu ererben. Es ist dies eine Selbsttäuschung und Gewissenseinschläferung, wie sie nicht verhängnisvoller für den Menschen sein kann, und wer sich von den Apostolischen dieser Selbsttäuschung hingibt, der wird auch zurückbleiben müssen und nicht in Christo auferstehen können. […] Auferstehung! Die Auferstehung ist nur eine Neuerweckung des vorhandenen, zeitgemäß in das Verwesliche gekleideten Lebens in anderer, vollendeter Gestalt. […] Das eine Samenkörnchen entwickelt sich zu einem mächtigen Baume, das andere bleibt ein kleines Blümchen […]. Keines konnte sein Leben verleugnen, es mußte, durch die Sonne geweckt, offenbar werden. Das ist der untrügliche Spiegel für die Auferstehung des Menschen. Jeder wird der Wesensart des Lebens entsprechend Gestalt erhalten und die Schöpfung so sehen, wie sie der Geist zu schauen vermag dem Grade seiner Vollkommenheit gemäß. […] Je mehr nun der Geist Christi Besitz ergreift, desto größer die Geistesfülle, desto herrlicher und verklärter die Auferstehungsmöglichkeit. Sie ist dem Geiste nach zu verstehen und nicht materiell, wie viele fromme Christusverehrer, die als reine Materialisten alles materiell betrachten und die Verklärung und Auferstehung auch materiell aufgefaßt wissen wollen und alles Heil in einer materiellen Wiederkunft Christi erhoffen.<ref>Veritas [Robert Brückner?]: Ostern. In: Niehaus, H. [Hrsg.]: Neuapostolische Rundschau,  26. Jg Nr. 14, 4. April 1920, S. 58f</ref>}}
  
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{{Zitat|Im vorigen Frühjahr [1920] setzte plötzlich eine ganz unverständliche maßlose Hetzerei gegen Rundschauartikel ein [...]. Der Einfluß der bis dahin in höchstem Ansehen stehenden Mitarbeiter nebst dem meinigen mußte aus einem mir zunächst dunkel bleibenden Grunde ausgeschaltet werden, was meistens durch anonyme Briefe bewirkt wurde.<ref>Brückner, C.A.: Referat in der neuapostolischen Gemeinde Leipzig, 27.02.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 95</ref>}}
 
{{Zitat|Im vorigen Frühjahr [1920] setzte plötzlich eine ganz unverständliche maßlose Hetzerei gegen Rundschauartikel ein [...]. Der Einfluß der bis dahin in höchstem Ansehen stehenden Mitarbeiter nebst dem meinigen mußte aus einem mir zunächst dunkel bleibenden Grunde ausgeschaltet werden, was meistens durch anonyme Briefe bewirkt wurde.<ref>Brückner, C.A.: Referat in der neuapostolischen Gemeinde Leipzig, 27.02.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 95</ref>}}
  
Inzwischen gibt es zudem Gerüchte, Frankfurt – also Bischoff – wolle „zum Sitz des zukünftigen Stammapostels“ erhoben werden und „die Frankfurter“ würden „dieses Ziel auch in Quelle“ – also bei Niehaus – „durchsetzen“.<ref>Brückner, C.A.: Brief an Stammapostel Niehaus, 8.01.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 31</ref> Brückner, der zuvor lange als Nachfolger Niehaus‘ gehandelt wurde<ref>„Sie werden doch nicht abstreitet, daß Sie mich 15 Jahre lang in allen Bezirken als Ihren Helfer gebraucht haben bei den verschiedensten Gelegenheiten. Ich wurde dahin und dorthin gesandt, und war nach der brieflichen Aussage des Ap. Steinweg ‚der hochbegabte und wertgeschätzte Streiter und Waffenträger des Stammapostels‘. Das aber war ein öffentliches Geheimnis, und dann ist es ganz naturgemäß, daß sich an solche Entwickelung auch im ganzen Volke und besonders in Ämterkreisen ganz bestimmte Gedanken knüpfen, knüpfen und knüpfen müssen.“ [Brückner, C.A.: Brief an Stammapostel Niehaus, 8.01.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 23]</ref>, steht offenkundig massiv unter Beschuss.
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Inzwischen gibt es zudem Gerüchte, Frankfurt – also Bischoff – solle „zum Sitz des zukünftigen Stammapostels“ erhoben werden und „die Frankfurter“ würden „dieses Ziel auch in Quelle“ – also bei Niehaus – „durchsetzen“.<ref>Brückner, C.A.: Brief an Stammapostel Niehaus, 8.01.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 31</ref> Brückner, der zuvor lange als Nachfolger Niehaus‘ gehandelt wurde<ref>„Sie werden doch nicht abstreiten, daß Sie mich 15 Jahre lang in allen Bezirken als Ihren Helfer gebraucht haben bei den verschiedensten Gelegenheiten. Ich wurde dahin und dorthin gesandt, und war nach der brieflichen Aussage des Ap. Steinweg ‚der hochbegabte und wertgeschätzte Streiter und Waffenträger des Stammapostels‘. Das aber war ein öffentliches Geheimnis, und dann ist es ganz naturgemäß, daß sich an solche Entwickelung auch im ganzen Volke und besonders in Ämterkreisen ganz bestimmte Gedanken knüpfen, knüpfen und knüpfen müssen.“ [Brückner, C.A.: Brief an Stammapostel Niehaus, 8.01.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 23]</ref>, steht offenkundig massiv unter Beschuss.
  
 
===Apostelversammlung vom Oktober 1920 - Bischoff wird zum Nachfolger Niehaus designiert===  
 
===Apostelversammlung vom Oktober 1920 - Bischoff wird zum Nachfolger Niehaus designiert===  
  
Am 10. Oktober soll schließlich eine Apostelversammlung stattfinden, auf der die Nachfolgerfrage für Niehaus geklärt werden soll. Nach eigener Darstellung wurde Brückner wohl erst kurz vor dieser Veranstaltung über die Absicht dieser Versammlung informiert und ebenfalls gebet, einen Nachfolger vorzuschlagen.<ref>Ecke schreibt dazu an Niehaus: "Sie schrieben noch im September [1920], was Sie vorhatten, aber der Tag, wie Sie schrieben, läge noch weit in der Zukunft. Aber auf einmal in drei Wochen war schon alles geschehen, daß dieses zu Hals über Kopf, und daß alles auf einmal vom Zaune gebrochen werden mußte [...]" [Ecke, M.: Brief an Niehaus vom 23. April 1921. In: Witlof: Kein Abfall sondern ausgestoßen!, Leipzig 1921, S. 32]</ref> Er nannte daraufhin den Apostel van Oosbree. Brückners Mitapostel [[Max Ecke]] wurde offenbar gar nicht um einen Vorschlag gebeten.<ref>vgl. Brückner, C.A.: Brief an Stammapostel Niehaus, 8.01.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 31</ref>  
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Am 10. Oktober soll schließlich eine Apostelversammlung stattfinden, auf der die Nachfolgerfrage für Niehaus geklärt werden soll. Nach eigener Darstellung wurde Brückner wohl erst kurz vor dieser Veranstaltung über die Absicht dieser Versammlung informiert und ebenfalls gebeten , einen Nachfolger vorzuschlagen.<ref>Ecke schreibt dazu an Niehaus: "Sie schrieben noch im September [1920], was Sie vorhatten, aber der Tag, wie Sie schrieben, läge noch weit in der Zukunft. Aber auf einmal in drei Wochen war schon alles geschehen, daß dieses zu Hals über Kopf, und daß alles auf einmal vom Zaune gebrochen werden mußte [...]" [Ecke, M.: Brief an Niehaus vom 23. April 1921. In: Witlof: Kein Abfall sondern ausgestoßen!, Leipzig 1921, S. 32]</ref> Er nannte daraufhin den Apostel van Oosbree. Brückners Mitapostel [[Max Ecke]] wurde offenbar gar nicht um einen Vorschlag gebeten.<ref>vgl. Brückner, C.A.: Brief an Stammapostel Niehaus, 8.01.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 31</ref>  
  
 
Im Zusammenhang mit seiner Antwort, die den Vorschlag van Oosbrees enthält, distanziert sich Brückner sehr deutlich von Bischoff, indem er Niehaus mitteilt:  
 
Im Zusammenhang mit seiner Antwort, die den Vorschlag van Oosbrees enthält, distanziert sich Brückner sehr deutlich von Bischoff, indem er Niehaus mitteilt:  
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{{Zitat|Wenn ich zurückdenke an das vergangene Jahr und das vorhergegangene von 1919, dann kann ich mich einer stillen beängstigenden Wehmut nicht erwehren, habe ich doch zum allermindesten den auf jeden Fall berechtigten Eindruck, daß Schwarz in der Zukunft Trumpf werden soll, womit das Schicksal der apostolischen Kirche im Prinzip besiegelt wäre.<ref>ebd.</ref>}}
 
{{Zitat|Wenn ich zurückdenke an das vergangene Jahr und das vorhergegangene von 1919, dann kann ich mich einer stillen beängstigenden Wehmut nicht erwehren, habe ich doch zum allermindesten den auf jeden Fall berechtigten Eindruck, daß Schwarz in der Zukunft Trumpf werden soll, womit das Schicksal der apostolischen Kirche im Prinzip besiegelt wäre.<ref>ebd.</ref>}}
  
In einem weiteren Brief wenige Tage später reagiert Brückner auf eine Antwort des Stammapostels und wird dabei noch deutlich. Explizit erwähnt er die von Bischoff verbreitete Siegerland-Erscheinung:  
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In einem weiteren Brief wenige Tage später reagiert Brückner auf eine Antwort des Stammapostels und wird dabei noch deutlicher. Explizit erwähnt er die von Bischoff verbreitete Siegerland-Erscheinung:  
  
 
{{Zitat|Nun machen Sie mir zum Vorwurf, daß ich die Zukunft des Herrn verleugne. Ich leugne die Zukunft des Herrn nicht, aber ich forciere sie nicht krankhaft. Das ist nun mal so ein Steckenpferd, das jetzt eine Zeitlang geritten wird, bis es wieder abgeritten ist. Man sei doch nüchtern. Daß ich es bin, wird mir verübelt, ich kann aber das Volk nicht in einer Sache täuschen, worüber ich selbst keine Gewißheit habe. Es kommt ganz darauf an, wie man sich die Zukunft des Herrn denkt, jedenfalls wird sie ganz anders ausfallen, als sie von den Siegerländer Bergmanns Wundergesichten und von vielen derartigen von unkontrollierbarer Phantasie überhitzt gemalten Bildern hingestellt wird. Wir für unsre Person in Sachsen sehen viel zu hoch zum Herrn der Kirche auf, als daß wir die Zukunft von ihm zum sensationellen Zugstück machen.<ref>Brückner, C.A.: Brief an Stammapostel Niehaus, 8.01.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 37 </ref>}}
 
{{Zitat|Nun machen Sie mir zum Vorwurf, daß ich die Zukunft des Herrn verleugne. Ich leugne die Zukunft des Herrn nicht, aber ich forciere sie nicht krankhaft. Das ist nun mal so ein Steckenpferd, das jetzt eine Zeitlang geritten wird, bis es wieder abgeritten ist. Man sei doch nüchtern. Daß ich es bin, wird mir verübelt, ich kann aber das Volk nicht in einer Sache täuschen, worüber ich selbst keine Gewißheit habe. Es kommt ganz darauf an, wie man sich die Zukunft des Herrn denkt, jedenfalls wird sie ganz anders ausfallen, als sie von den Siegerländer Bergmanns Wundergesichten und von vielen derartigen von unkontrollierbarer Phantasie überhitzt gemalten Bildern hingestellt wird. Wir für unsre Person in Sachsen sehen viel zu hoch zum Herrn der Kirche auf, als daß wir die Zukunft von ihm zum sensationellen Zugstück machen.<ref>Brückner, C.A.: Brief an Stammapostel Niehaus, 8.01.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 37 </ref>}}
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Wenn die Apostel in Kriegszeiten zusammen waren, sollte stets etwas Großes [für Deutschland, Anm. MK] nach dem Glauben und der Lehre des Hauptleiters daran gebunden sein. Nur hatte die Sache einen Haken, daß sich die Ereignisse absolut nicht darum kümmerten [...]. Verschiedene Male kam denn auch ein großer Rückschlag nach Apostelzusammenkünften, im Felde, und für die, welche glaubten, große Enttäuschung und Erschütterung des Glaubens an die Echtheit des Apostelwortes als Gotteswort. Als der Ap. Bischoff ins Felde gehen mußte, o wehe den Feinden Deutschlands, nun war die Bundeslade des Herrn ins deutsche Heerlager gekommen, nun aber war das Schicksal der Feinde besiegelt. - Es kam aber entgegengesetzt, unser deutsches Schicksal war besiegelt. Gott bekannte sich nicht zu solchem überschwänglichen Selbsttäuschungsglauben.<ref>Brückner, C.A.: Referat in der neuapostolischen Gemeinde Leipzig, 27.02.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 89 ff</ref>}}
 
Wenn die Apostel in Kriegszeiten zusammen waren, sollte stets etwas Großes [für Deutschland, Anm. MK] nach dem Glauben und der Lehre des Hauptleiters daran gebunden sein. Nur hatte die Sache einen Haken, daß sich die Ereignisse absolut nicht darum kümmerten [...]. Verschiedene Male kam denn auch ein großer Rückschlag nach Apostelzusammenkünften, im Felde, und für die, welche glaubten, große Enttäuschung und Erschütterung des Glaubens an die Echtheit des Apostelwortes als Gotteswort. Als der Ap. Bischoff ins Felde gehen mußte, o wehe den Feinden Deutschlands, nun war die Bundeslade des Herrn ins deutsche Heerlager gekommen, nun aber war das Schicksal der Feinde besiegelt. - Es kam aber entgegengesetzt, unser deutsches Schicksal war besiegelt. Gott bekannte sich nicht zu solchem überschwänglichen Selbsttäuschungsglauben.<ref>Brückner, C.A.: Referat in der neuapostolischen Gemeinde Leipzig, 27.02.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 89 ff</ref>}}
  
Mit dieser Kritik war Brückner nicht allein, auch Bischoff teilt sie 1918, wenn er an Brückner schreibt<ref>Zur Quellenlages dieses Briefes sei erwähnt, dass Brückner daraus schon Ende Februar 1921 im Rahmens eines Referates vor der Gemeinde Leipzig zitiert. [vgl. Brückner, C.A.: Referat in der neuapostolischen Gemeinde Leipzig, 27.02.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 96]</ref>:
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Mit dieser Kritik war Brückner nicht allein, auch Bischoff teilte sie 1918, wenn er an Brückner schreibt<ref>Zur Quellenlages dieses Briefes sei erwähnt, dass Brückner daraus schon Ende Februar 1921 im Rahmens eines Referates vor der Gemeinde Leipzig zitiert. [vgl. Brückner, C.A.: Referat in der neuapostolischen Gemeinde Leipzig, 27.02.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 96]</ref>:
 
{{Zitat|Nun zu Ihrem Briefe. Ich finde, daß derselbe gut und sachlich ist. Ich habe dazu nichts zu - noch abzutun. Er ist die volle Wahrheit. Wenn Vater [Niehaus] schreibt, alle haben recht, damit kommen wir nicht weiter. Hier heißt es - erkennen, worinnen wir gefehlt und es besser machen. Die Erkenntnis muß auf unauffälligem Wege in das Gemeindebecken geleitet werden, damit kein Unheil entsteht; nicht bekämpfen, sondern sich verstehen wollen, ist hier am Platze. Was die Kriegspredigten und Berichte sind, was haben die für eine Schwächung des Glaubens mit sich gebracht. Was habe ich da schon für Briefe bekommen, wie habe ich zur Zeit meine Schläge bekommen aus der Schweiz und ich kann nicht anders sagen, die Politik gehört nicht in die Kirche. Es gibt keine deutschen - holländischen - amerikanischen - australischen - afrikanischen Apostolische, sondern es gibt nur ein Volk Gottes, nur eine Herde, die eben nur Gast und Fremdling hier ist. Gewiß, wir geben dem Kaiser was des Kaisers gehört, das haben wir bewiesen, aber mein Reich ist nicht von dieser Welt, das dürfen wir nicht vergessen. Ich habe damals an den Stammapostel geschrieben und Sie haben mir damals den Brief beantwortet. Sie mußten mir einen negativen Bescheid geben; denn wir seien deutsch und müßten uns demgemäß bewegen. Ich war dann stille, aber in meinem Bezirk wurden keine Kriegspredigten gehalten und heute bin ich froh, denn meine Brüder erleben darin keine Enttäuschung. Daß ich aber mit meiner Anschauung nicht allein war, beweist der Brief Ihres lieben Bruders und selbst Ihres eigenen Sohnes, der Sie auch darauf aufmerksam machte.<ref>Bischoff, J.G.: Brief an Brückner vom 26. September 1918. In: Die reformiert-apostolische Gemeinde, Bundeskonzil [Hrsg.], Dresden, o.J., S. 5f</ref>}}
 
{{Zitat|Nun zu Ihrem Briefe. Ich finde, daß derselbe gut und sachlich ist. Ich habe dazu nichts zu - noch abzutun. Er ist die volle Wahrheit. Wenn Vater [Niehaus] schreibt, alle haben recht, damit kommen wir nicht weiter. Hier heißt es - erkennen, worinnen wir gefehlt und es besser machen. Die Erkenntnis muß auf unauffälligem Wege in das Gemeindebecken geleitet werden, damit kein Unheil entsteht; nicht bekämpfen, sondern sich verstehen wollen, ist hier am Platze. Was die Kriegspredigten und Berichte sind, was haben die für eine Schwächung des Glaubens mit sich gebracht. Was habe ich da schon für Briefe bekommen, wie habe ich zur Zeit meine Schläge bekommen aus der Schweiz und ich kann nicht anders sagen, die Politik gehört nicht in die Kirche. Es gibt keine deutschen - holländischen - amerikanischen - australischen - afrikanischen Apostolische, sondern es gibt nur ein Volk Gottes, nur eine Herde, die eben nur Gast und Fremdling hier ist. Gewiß, wir geben dem Kaiser was des Kaisers gehört, das haben wir bewiesen, aber mein Reich ist nicht von dieser Welt, das dürfen wir nicht vergessen. Ich habe damals an den Stammapostel geschrieben und Sie haben mir damals den Brief beantwortet. Sie mußten mir einen negativen Bescheid geben; denn wir seien deutsch und müßten uns demgemäß bewegen. Ich war dann stille, aber in meinem Bezirk wurden keine Kriegspredigten gehalten und heute bin ich froh, denn meine Brüder erleben darin keine Enttäuschung. Daß ich aber mit meiner Anschauung nicht allein war, beweist der Brief Ihres lieben Bruders und selbst Ihres eigenen Sohnes, der Sie auch darauf aufmerksam machte.<ref>Bischoff, J.G.: Brief an Brückner vom 26. September 1918. In: Die reformiert-apostolische Gemeinde, Bundeskonzil [Hrsg.], Dresden, o.J., S. 5f</ref>}}
  
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===Merkwürdige Kritik aus Amerika===
 
===Merkwürdige Kritik aus Amerika===
Einer der merkwürdigsten Aspekte des Konfliktes Brückner/Niehaus/Bischoff ist ein Brief, der Ende 1920 von dem in Amerika wirkenden Apostel [[Friedrich Mierau]] an Niehaus gesendet wird. Mierau kritisiert darin offenbar Brückner sehr harsch. Das Schreiben gelangte an Johann Gottfried Bischoff, der es wiederum kommentarlos nach Dresden schickt. Das geht aus einem Schreiben von Ecke an Bischoff hervor:
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Einer der merkwürdigsten Aspekte des Konfliktes Brückner/Niehaus/Bischoff ist ein Brief, der Ende 1920 von dem in Amerika wirkenden Apostel [[Friedrich Mierau]] an Niehaus gesendet wird. Mierau kritisiert darin offenbar Brückner sehr harsch. Das Schreiben gelangte an Johann Gottfried Bischoff, der es wiederum kommentarlos nach Dresden schickte. Das geht aus einem Schreiben von Ecke an Bischoff hervor:
 
{{Zitat|Unter den so manchen Zirkulationen erhielt ich auch einen Brief von Amerika vom Ap. Mierau, den er zu Ende des verflossenen Jahres an den l. Vater [Niehaus] geschrieben hatte, und in diesem Briefe doch sehr verletzend dem Ap. Brückner gegenüber schreibt. Als ich den gelesen hatte, da habe ich mich aber verwundert gefragt, warum wird denn solch ein Brief nicht auf der Zirkulation von Dresden abgehalten? [...] Ich dachte erst, der Stammapostel hat in seiner vielen Arbeit es übersehen, aber wie ich dann hörte, dann hatten Sie selbst diesen Brief nach Dresden gesandt, und das ohne jedes Wort als Begleitwort und ohne jeden Gruß. Ich konnte mir das nicht gut erklären; denn ich habe Sie stets geachtet und geschätzt und Sie lieben gerlernt, und weiß das auch vom Ap. Brückner, daß der stets für Sie große Symphathie hegte, und das bis selbst weiit in das vorige Jahr hinein, wo eben die Anonymität losging von Ihrem Bezirk und von Berlin. [...] Versetzen Sie sich, lieber Stammapostelhelfer, hier in die Lage des Ap. Brückner, der seinerzeit mit dem Stammapostel ein großes Opfer für Amerika gebracht hat, und wie er Ap. Mierau antraf, und hat müssen mit helfen, ihn zu tragen, das wissen Sie auch. Ich denke, Mierau hätte doch, möge hier der Fall liegen, wie er will, aber doch Ursache, anstatt er Brückner noch ein paar Fußtritte versetzt, wie er es in seinem Briefe tut, lieber sollen versöhnend wirken; denn Sie wissen auch aus Erfahrung, daß wo Mierau im Sündenpfuhl lag, da hat Brückner auch keine Steine auf ihn geworfen, sondern hat sich für seine Erhaltung (als Mieraus Erhaltung) in den Riß gelegt, trotzdem doch Brückner ein Mann von unbescholtenem Ruf ist.<ref>Ecke, M.: Brief an Bischoff vom 14. Januar 1921, Görliz. In: In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 72f</ref>}}
 
{{Zitat|Unter den so manchen Zirkulationen erhielt ich auch einen Brief von Amerika vom Ap. Mierau, den er zu Ende des verflossenen Jahres an den l. Vater [Niehaus] geschrieben hatte, und in diesem Briefe doch sehr verletzend dem Ap. Brückner gegenüber schreibt. Als ich den gelesen hatte, da habe ich mich aber verwundert gefragt, warum wird denn solch ein Brief nicht auf der Zirkulation von Dresden abgehalten? [...] Ich dachte erst, der Stammapostel hat in seiner vielen Arbeit es übersehen, aber wie ich dann hörte, dann hatten Sie selbst diesen Brief nach Dresden gesandt, und das ohne jedes Wort als Begleitwort und ohne jeden Gruß. Ich konnte mir das nicht gut erklären; denn ich habe Sie stets geachtet und geschätzt und Sie lieben gerlernt, und weiß das auch vom Ap. Brückner, daß der stets für Sie große Symphathie hegte, und das bis selbst weiit in das vorige Jahr hinein, wo eben die Anonymität losging von Ihrem Bezirk und von Berlin. [...] Versetzen Sie sich, lieber Stammapostelhelfer, hier in die Lage des Ap. Brückner, der seinerzeit mit dem Stammapostel ein großes Opfer für Amerika gebracht hat, und wie er Ap. Mierau antraf, und hat müssen mit helfen, ihn zu tragen, das wissen Sie auch. Ich denke, Mierau hätte doch, möge hier der Fall liegen, wie er will, aber doch Ursache, anstatt er Brückner noch ein paar Fußtritte versetzt, wie er es in seinem Briefe tut, lieber sollen versöhnend wirken; denn Sie wissen auch aus Erfahrung, daß wo Mierau im Sündenpfuhl lag, da hat Brückner auch keine Steine auf ihn geworfen, sondern hat sich für seine Erhaltung (als Mieraus Erhaltung) in den Riß gelegt, trotzdem doch Brückner ein Mann von unbescholtenem Ruf ist.<ref>Ecke, M.: Brief an Bischoff vom 14. Januar 1921, Görliz. In: In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 72f</ref>}}
  
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{{Zitat|Sie haben mir bis heute [8.01.1921] noch kein einziges Wort davon geschrieben, daß der Titel "Neuapostolische Rundschau" weggestrichen werden soll. Wenn ich es nicht hätte auf Umwegen über Leipzig zufällig erfahren, da der Schriftleiter glaubte, Sie hätten mit mir darüber korrespondiert - ich wüßte heute noch nichts! (...) Die Neuapostolische Rundschau habe ich vor dem Untergang gerettet. Sie dagegen haben ohne jede äußere Veranlassung ein neues Blatt gegründet, Wächterstimme aus Zion genannt. Mir ist mit keiner einzigen Silbe etwas davon verraten worden. (...) Werder ich noch der Apostel Ecke sind in die Beratung der Änderung eingezogen worden.<ref>Brückner, C.A.: Brief an Stammapostel Niehaus, 8.01.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 35, 37</ref>}}
 
{{Zitat|Sie haben mir bis heute [8.01.1921] noch kein einziges Wort davon geschrieben, daß der Titel "Neuapostolische Rundschau" weggestrichen werden soll. Wenn ich es nicht hätte auf Umwegen über Leipzig zufällig erfahren, da der Schriftleiter glaubte, Sie hätten mit mir darüber korrespondiert - ich wüßte heute noch nichts! (...) Die Neuapostolische Rundschau habe ich vor dem Untergang gerettet. Sie dagegen haben ohne jede äußere Veranlassung ein neues Blatt gegründet, Wächterstimme aus Zion genannt. Mir ist mit keiner einzigen Silbe etwas davon verraten worden. (...) Werder ich noch der Apostel Ecke sind in die Beratung der Änderung eingezogen worden.<ref>Brückner, C.A.: Brief an Stammapostel Niehaus, 8.01.1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 35, 37</ref>}}
  
In einer schwierigen Position ist Carl August Brückners Neffe, Robert Brückner, der nun für zwei Zeitschriften<ref>Brückner, R.: Brief an Niehaus vom 10. Januar 1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 68: "[...] lieber Stammapostel, ich bitte mir nicht anzurechnen, daß ich dann und wann einmal einen Beitrag für die Rundschau liefere oder die VErantwortung für das Dresdner Blatt der Welt gegenüber trage, darin kann ich doch kein Unrecht sehen; denn es ist doch ein apostolisches Blatt wie die Wächterstimme auch."</ref> arbeiten soll und deshalb von Niehaus unter Druck gesetzt wird. Er ist nachwievor Angestellter des Neuapostolischen Verlages<ref>Brückner, R.: Brief an Niehaus vom 10. Januar 1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 65: "Nun habe ich ja, vom formalen Standpunkt aus betrachtet, täglich acht Stunden zu arbeiten. Diese acht Stunden und mehr widme ich den Wächterstimmen und dem Verlag. Nun arbeite ich aber vielfach 10, 14, auch 16 Stunden und sitze oft bis tief in die Nacht hinein an der Maschine."</ref> in Leipzig und als solcher für die Wächterstimme als Schriftleiter tätig, soll aber offenbar selbst nichts mehr verfassen. Am 10. Januar 1921 schreibt er nach Steinhagen:
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In einer schwierigen Position ist Carl August Brückners Neffe, Robert Brückner, der nun für zwei Zeitschriften<ref>Brückner, R.: Brief an Niehaus vom 10. Januar 1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 68: "[...] lieber Stammapostel, ich bitte mir nicht anzurechnen, daß ich dann und wann einmal einen Beitrag für die Rundschau liefere oder die Verantwortung für das Dresdner Blatt der Welt gegenüber trage, darin kann ich doch kein Unrecht sehen; denn es ist doch ein apostolisches Blatt wie die Wächterstimme auch."</ref> arbeiten soll und deshalb von Niehaus unter Druck gesetzt wird. Er ist nachwievor Angestellter des Neuapostolischen Verlages<ref>Brückner, R.: Brief an Niehaus vom 10. Januar 1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 65: "Nun habe ich ja, vom formalen Standpunkt aus betrachtet, täglich acht Stunden zu arbeiten. Diese acht Stunden und mehr widme ich den Wächterstimmen und dem Verlag. Nun arbeite ich aber vielfach 10, 14, auch 16 Stunden und sitze oft bis tief in die Nacht hinein an der Maschine."</ref> in Leipzig und als solcher für die Wächterstimme als Schriftleiter tätig, soll aber offenbar selbst nichts mehr verfassen. Am 10. Januar 1921 schreibt er nach Steinhagen:
 
{{Zitat|Nun deuten Sie an, lieber Stammapostel, daß ich auf die Dauer auch nicht zwei Herren dienen und die Wächterstimme nicht behalten kann. [...] Schonend gaben Sie mir zu verstehen, daß meine Arbeiten nicht mehr gewünscht werden. [...] wie verabredet, werde ich daher auch das Material, was Sie mir zusenden, verarbeiten und der Wächterstimme soll nichts fehlen und wird das bringen, was mir als Samen dargereicht wird. Das schließt aber nicht aus, daß ich nun nichts mehr schreiben könnte oder dürfte. Mein Gewissen kann ich nicht verleugnen [...] Meine Arbeiten sind verworfen worden, obwohl sie bis jetzt noch nicht sachlich widerlegt worden sind. Wollte ich aber schweigen, so wäre dies eine Drangsalierung des in mir arbeitenden Geistes Gottes und eine Vergewaltigung des Heiligen Geistes, also eine Sünde wider den Heiligen Geist.<ref>Brückner, R.: Brief an Niehaus vom 10. Januar 1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 65</ref>}}
 
{{Zitat|Nun deuten Sie an, lieber Stammapostel, daß ich auf die Dauer auch nicht zwei Herren dienen und die Wächterstimme nicht behalten kann. [...] Schonend gaben Sie mir zu verstehen, daß meine Arbeiten nicht mehr gewünscht werden. [...] wie verabredet, werde ich daher auch das Material, was Sie mir zusenden, verarbeiten und der Wächterstimme soll nichts fehlen und wird das bringen, was mir als Samen dargereicht wird. Das schließt aber nicht aus, daß ich nun nichts mehr schreiben könnte oder dürfte. Mein Gewissen kann ich nicht verleugnen [...] Meine Arbeiten sind verworfen worden, obwohl sie bis jetzt noch nicht sachlich widerlegt worden sind. Wollte ich aber schweigen, so wäre dies eine Drangsalierung des in mir arbeitenden Geistes Gottes und eine Vergewaltigung des Heiligen Geistes, also eine Sünde wider den Heiligen Geist.<ref>Brückner, R.: Brief an Niehaus vom 10. Januar 1921. In: Witlof: Durch Nacht zum Licht, Dresden 1921, S. 65</ref>}}
  

Version vom 7. März 2017, 20:46 Uhr