Evolutionstheorie

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künstlerische Darstellung der Evolutionstheorie vom Eizeller zum Menschen

Unter dem Begriff Evolutionstheorie wird der jeweilige Stand der Forschung zur Frage der Entstehung und Veränderung der Arten als Ergebnis von Evolution verstanden. Es gibt allerdings keine einheitliche Evolutionstheorie, stattdessen existieren mehrere wissenschaftliche Ansichten, die sich mit der Evolution beschäftigen. Manche Ideen der Evolutionstheorien versuchen die Schöpfungskraft Gottes zu relativieren oder zu verneinen. Aus diesem Grund führt die Evolutionstheorie zu einer wissenschaftlichen Gegenströmung die sich Kreationismus nennt.

Geschichte der Evolutionstheorie

Charles Darwin mit 51 Jahren. In diesem Alter veröffentlichte er seine Evolutionstheorie.

Die Geschichte der Evolutionstheorie beginnt mit den Schöpfungsmythen der Menschheit.[1] Hierbei wird eigentlich erklärt, dass ein Gott oder mehrere Götter die Erde erschaffen haben. Ein Beispiel hierfür ist der Schöpfungsmythos aus Ägypten:

„Am Anfang war der riesiger Ozean Nun. Aus dem Chaos dieses unendlichen Wassers wuchs der Urhügel Tatenen empor. Genau über ihm erblüte eine Lotosblüte, aus der der Sonnengott Re hervorstieg. In dem Chaos machte sich der Gott Ur-Atum (das All) an die Erschaffung des unendlichen Universums. Der Sonnengott Re hatte zwei Kinder: Schu, den Windhauch (die Luft), und Tefnut, die Feuchtigkeit (das Wasser). Schu und Tefnut zeugten Geb, die Erde, und Nut, den Himmel. Geb und Nut hatten fünf Kinder: Osiris (die Fruchtbarkeit), Isis (das fruchtbare Land), Seth (die Dürre), Harmachhis und Nephtys (die Wüste). Osiris und Isis zeugten den Königsgott Horus, der den Pharao zu Lebzeiten verkörpert. Aus den Tränen des Sonnengottes Re entstanden die Menschen. Die Götter regierten zuerst als Pharaonen über die Menschen, sie zogen sich doch später in die Unsichtbarkeit zurück.[2]

Auch die Bibel enthält die Schöpfungsgeschichte, in der Gott die Welt aus dem Nichts erschafft.[3] Diese Schöpfungsgeschichte galt für mehrere tausend Jahre als allgemein gültige Theorie für die Schaffung der Welt.[1]

Ein direkter Vorläufer der Evolutionstheorie ist die Kataklysmentheorie von Georges Cuvier (1769–1832) diese Theorie basierte auf der Annahme, dass die veränderten Flora und Fauna-Funde durch große Naturkatastrophen erklärbar wäre, und diese ohne Zwischenstufen in einem Gebiet vernichtet worden wären. Anschließend wäre wäre eine Neuschöpfung der Flora und Fauna entstanden.[4] Die Theorie wurde zum Katastrophismus weiterentwickelt, die als eine von mehreren Evolutionstheorien angesehen wird.

Jean-Baptiste de Lamarck (1744-1829) ist einer der ersten die von Evolution sprachen.[5] Er versuchte die Evolution mit der Theorie zu erklären, dass sich Lebewesen auf Grund von mehreren Bedingungen weiterentwickeln mussten. Als bekanntestes Beispiel wurde die Entwicklung des Giraffenhalses erwähnt, da sich diese immer weiter nach Futter ausstrecken mussten und sich somit von Generation zu Generation der Hals verlängert hat.[6]

Der bekannteste Forscher auf dem Gebiet der Evolutionstheorie wurde allerdings Charles Robert Darwin (1809-1882).[7] Sein Buch On the Origin of Species veränderte die allgemeine Sicht auf die Schöpfungslehre und begann sie kritisch zu hinterfragen. Er ging auf die Themen Vererbung, Reproduktion, Variation und Selektion ein.[7]

Etwas abseits der Evolutionstheorie ist noch der Augustinermönch Gregor Mendel (1822-1884) zu nennen, der Klostergarten Brünn mit Erbsen experimentierte und hierbei die Theorien in seinen Mendelschen Regeln aufstellte. Diese Regeln, bestätigen das Regelmäßigkeiten in einfachen Erbgängen in der Merkmalsausprägung erfolgt.[8] Diese Regeln hatten später einen gewaltigen Einfluß auf die Synthetische Evolutionstheorie.[9]

1925 versuchte der Lehrer John Thomas Scopes (1900-1970) in Amerika gegen die Einführung der Evolutionstheorie im Schulunterricht zu klagen, dieser Prozess wurde später auch als Affenprozess bezeichnet.[10] Der Prozess begann am 10. Juli 1925 und Prozess der mit viel Spektakel begann endete für ihn in einem Debakel, die Evolutionstheorie wurde schließlich als Bestandteil des Unterrichts eingeführt und er quittierte seinen Dienst als Lehrer.[10] 1960 wurde dieser Prozess mit dem Film Wer den Wind sät verfilmt, es folgten mehrere Remakes des Films.[11]

Daneben wurden die Theorien der Systemtheorie der Evolution und der Frankfurter Evolutionstheorie während der 1970er Jahren entwickelt.

Die Evolutionstheorien

Wie bereits in der Geschichte der Evolutionstheorie angesprochen wurde, existiert nicht nur eine Theorie sondern, es gibt mehrere die in diesem Artikel auch beleuchtet werden.

Katastrophismus

Unter dem Begriff Katastrophismus wurde die ursprüngliche Kataklysmentheorie von Georges Cuvier weiterentwickelt. Geprägt wurde der Begriff vor allem durch den Theologen, Philosophen, Naturwissenschaftler und Wissenschaftshistoriker William Whewell (1794–1866).[12] Dieser Begriff wurde zu einem wissenschaftlichen Paradigma (Grundhaltung) von mehreren Forschungsrichtungen.[12]

Die Theorie an sich selbst schnell zusammengefasst, bei großen Katastrophen wurden zahlreiche Lebewesen und Spezien vernichtet, aus den überlebenden Spezien entwickelte sich ein neues Leben.[13]

Dieser Katastrophismus wird häufig von den Kreationisten angewendet, um zu beweisen, das Menschen durchaus mit Dinosauriern zusammengelebt haben könnten. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Creation Museum in Petersburg, Boone County.[14][15]

Lamarcksche Evolutionstheorie

Eine Giraffe im Zoo von Berlin

Die Lamarcksche Evolutionstheorie wurde vom Botaniker und Zoologen Jean-Baptiste Lamarck entwickelt. Sie besteht eigentlich aus drei Elementen der Evolution:

  1. Die Tiere unterliegen einem inneren Drang sich an die Umgebung anzupassen, und zur Vervollkommung zu streben.
  2. Der Gebrauch oder Nichtgebrauch von diversen Organen führt zu einer stärkeren Ausprägung oder die Rückbildung dieser.
  3. Einmal erworbene Merkmale werden weitervererbt.[6]

Ein populäres Beispiel hierfür ist der bereits angeführte Giraffenhals, allerdings gilt diese Theorie nach heutigen Wissenstand als widerlegt, da sich die Gene nach dieser Theorie verändert haben müssten. Dies ist allerdings nicht der Fall.[6]

Darwinsche Evolutionstheorie

Charles Robert Darwin durfte im Alter von 22 Jahren an einer Forschungsexpedition rund um die Welt teilnehmen, hierbei war seine Aufgabe die gesehenen Lebewesen zu studieren und zu registieren.[16] 1845 begann damit erste Theorien aufzustellen und vermutete das sich Finken aus einer einzigen Stammart entwickelt haben.[16]

Er kam auf folgende Theorien bezüglich der Evolution:

  1. Für die Erhaltung einer Art sind mehr Nachkommen notwendig.
  2. Da es nur beschränkte Ressourcen gibt, herrscht ein Kampf ums Überleben. („survival of the fittest“)
  3. Nur die Individuen überleben die sich am besten angepasst haben.
  4. Die Nachkommen ihrer Eltern können sich in gewissen Merkmalen von ihnen unterscheiden, allerdings haben sie auch Merkmale ihrer Eltern geerbt.
  5. Es existiert eine natürliche Auslese, die zu einer Veränderung der Arten führt.(„natural selection“)[16]

Nach dieser Theorie haben die Menschen einen gewissen Verwandtschaftsgrad zu Affen, Hühern, Backhefe oder Insekten.[16]

Synthetische Evolutionstheorie

Die Synthetische Evolutionstheorie ist eine Erweiterung aus den 1930er Jahren der Darwinschen Evolutionstheorie, hierbei wurden die Erkenntnisse des Augustinermönches Gregor Mendel übernommen.[17] Sie basiert auf folgenden Theorieansätzen:

Mutation und Rekombination

Mutation ist eine Abänderung der Eigenschaften eines Lebewesens und Rekombination ist die Neukombination von Erbgut.[18][19]

Selektion

Auslese der schlecht angepassten Lebensformen oder Organismen. Sie besteht aus folgenden Selektionstypen:

  1. stabilisierende Selektion (erhaltende Selektion)
  2. transformierende Selektion (dynamische Selektion)
  3. aufspaltende Selektion
  4. Kompensierende Selektionsdrücke[18]

Gendrift

Der Gendrift, ist eine zufällige Veränderung der Genhäufigkeit einer bestimmten Ausprägung eines Gens innerhalb seiner Population.[20] Diese können sowohl schrumpfen als auch steigen, nach Naturkatastrophen kann eine Gründerpopulation entstehen, hierbei werden bei wenigen überlebenden Arten besondere Gene an die kommenden Generationen weitergegeben um das Überleben zu sichern.[20]

Daneben kann es zum Flaschenhalseffekt kommen, bei dem nur wenige Gene vererbt werden, die vorher zur genüge vorhanden waren.[20]

Systemtheorie der Evolution

Die Systemtheorie der Evolution ist in den 1970er Jahren entstanden und wurde im Jahr 1988 zur Synergetischen Evolutionstheorie ausgebaut.[21]

Diese geht davon aus, dass lebende Organismen offene Systeme im Sinne der Thermodynamik sind und diese im Fließgleichgewicht ihrer Umwelt stehen.[21] Die Erweiterung der Synergetischen Evolutionstheorie berücksichtig hierbei noch die Chaostheorie.[21] Diese Chaostheorie berichtet unter anderem auch vom Schmetterlingseffekt, bei dem Flügelschlag eines Schmetterlings in Shanghai theoretisch eine Naturkatastrophe wie einen Wirbelsturm in New York auslösen könnte.[22]

Frankfurter Evolutionstheorie

Die Frankfurter Evolutionstheorie basiert auf einer Idee von Wolfgang Friedrich Gutmann und wurde von von einer Arbeitsgruppe am Forschungsinstitut und Naturmuseum Senckenberg weiterentwickelt.[23] Im Prinzip wird hierbei davon ausgegangen, dass Organismen energiewandelnde und hydraulische Konstruktionen sind, die nach den passenden Umweltbereichen suchen.[24]

Diese Evolutionstheorie vertritt außerdem die Meinung das Evolution nicht mehr rückgängig gemacht kann und das sie ein organisations- und struktur-determinierter Prozess ist. Hierbei können sich die Evolutionen durch diversifizieren,[24] dass bedeutet, dass sie sich den Gegebenheiten der jeweiligen Region anpassen könnten. Was einen Rückschluss auf die Lamarcksche Evolutionstheorie zulässt.

Die Evolutionstheorie in der BWL

In Betriebswirtschaftslehre hat sich ein neuer Ansatz gebildet die auf der Evolutionstheorie basiert. Die Betriebswirtschaftslehre versucht die Evolutionstheorie im Zusammenhang mit wirtschaftlichen Prozessen zu betrachten.[25] Diese wird als Evolutionsökonomik bezeichnet.

Hierbei werden die Ökonomischen Phämonen die aus rationalen Entscheidungen getroffen werden um eine Gewinnmaximierung zu erzielen aus der Evolutionssicht betrachtet.[26] Als Beispiel kann die Einführung der Zeitarbeitsfirmen genannt werden, die dafür gesorgt haben, dass mehrere Arbeitsplätze verschwunden sind und durch Leiharbeiter ausgetauscht wurden. Diese Idee basiert auf der Selektionstheorie.

Kritik an der Evolutionstheorie

Es gibt viele die von der Evolutionstheorie kritisch sprechen. Einer der bekanntesten Gegner der Evolutionstheorie ist Professor Werner Gitt.[27] Er spricht davon, das jede Lebensform nur auf Grund von Intelligenz entstehen kann, hierfür sind Selektion und Mutation keine ausreichenden Mittel um neue Baupläne der Lebenwesen zu schaffen.[27]

Walter Veith ist ebenfalls ein Kritiker der Evolutionstheorie und bezeichnet diese als Lüge.[28]

Ansichten der apostolischen Gemeinschaften zur Evolutionstheorie

katholisch-apostolische Gemeinden

Soweit man von einer offiziellen Lehrmeinung der katholisch-apostolischen Gemeinden sprechen kann, wurde die Evolutionstheorie durchgehend abgelehnt. Bemerkenswert ist beispielsweise des katholisch-apostolischen Marburger Professors Albert Wigand. Er widersprach er der Lehre Darwins und legte seine Sichtweise im Werk: Der Darwinismus und die Naturforschung Newton’s und Cuvier’s (3 Bände, 1874-77) dar.

Neuapostolische Kirche

Am 29. April 2004 veröffentlichte die Neuapostolische Kirche eine Verlautbarung zur Evolutionstheorie, in der sie diese als keine geeignete Erklärung für die Schöpfung ansieht und diese Theorie nicht in ihre Betrachtungen miteinbeziehen wird.[29] Erklärungen zur Evolution selbst stellen allerdings keinen Widerspruch zu den Aussagen der Bibel dar, somit unterscheidet die Kirche bewußt zwischen den Aussagen der Evolutionstheorie und den Aussagen zur Evolution selbst.[30]

Die Evolutionstheorie stellt für sie auch keine Erklärung für die Herkunft des Lebens dar.[30]

Weblinks

Pro Evolutionstheorie

Contra Evolutionstheorie

Literatur

  • G. Cuvier: Essay on the Theory of the Earth. London 1817 (Volltext)
  • T. Palmer: Controversy - Catastrophism and Evolution - the ongoing Debate. New York 1999, ISBN 0-306-45751-2
  • Peter J. Bowler: Lamarckian Inheritance. In: Encyclopedia of Life Sciences. 2006
  • Richard Burkhardt: The Spirit of System: Lamarck and Evolutionary Biology
  • Stephen Jay Gould: The structure of evolutionary theory. Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge, Mass. 2002, ISBN 0-674-00613-5
  • J. Zrzav?,David Storch,Stanislav Mihulka,Hynek Burda,Sabine Begall (2009): Evolution: Ein Lese-Lehrbuch, Spektrum Akademischer Verlag
  • Peter J. Bowler 1989: The Mendelian Revolution: The Emergence of Hereditarian Concepts in Modern Science and Society. Johns Hopkins University Press; Baltimore; 1989 ISBN 978-0-8018-3888-0
  • Werner Gitt: Schuf Gott durch Evolution?

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Evolutionstheorie-Darwin.de: Vorläufer
  2. Sabine Elender: Schöpfungsmythen - Die Erschaffung der Welt - Überlieferungen der Völker
  3. Genesis 1,1 - 2,4
  4. Turney, C.S.M.; Brown, H. (2007). "Catastrophic early Holocene sea level rise, human migration and the Neolithic transition in Europe". Quaternary Science Reviews 26 (17–18): 2036–2041. Bibcode:2007QSRv...26.2036T. doi:10.1016/j.quascirev.2007.07.003.
  5. Evolutionstheorie-Darwin.de: Vorläufer 2
  6. 6,0 6,1 6,2 Biologie-Schule: Evolutionstheorie Jean-Baptiste Lamarck
  7. 7,0 7,1 Biologie-Schule: Evolutionstheorie Charles Darwin
  8. Biologie-Schule: Die Mendelschen Regeln
  9. Biologie-Schule: Die Synthetische Evolutionstheorie
  10. 10,0 10,1 PBS.org:The Monkeytrial
  11. IMDB-Eintrag des Films
  12. 12,0 12,1 Atlantisforschung.de: Katastrophismus
  13. J. Zrzav?,David Storch,Stanislav Mihulka,Hynek Burda,Sabine Begall (2009): Evolution: Ein Lese-Lehrbuch, Spektrum Akademischer Verlag, S. 6
  14. Offizielle Seite des Creation Museum
  15. Dokumentation auf Youtube: Die Millionen fehlen - Evolution vs. Schöpfung
  16. 16,0 16,1 16,2 16,3 Gymmünchenstein: Charles Darwin und die Evolutionstheorie
  17. Focus: Gregor Mendel - Der Vater der Genetik
  18. 18,0 18,1 Schaffelgymnasium: Synthetische Evolutionstheorie
  19. Gesund­heits­bericht­erstat­tung des Bundes: Definition: Mutation
  20. 20,0 20,1 20,2 Biologie-Schule.de: Evolutionsfaktor Gendrift
  21. 21,0 21,1 21,2 Uni-Protokolle: Systemtheorie der Evolution
  22. Welt.de: Ein Schmetterling kann Städte verwüsten
  23. Morphisto: Die Frankfurter Evolutionstheorie
  24. 24,0 24,1 Senckenberg: Die Frankfurter Evolutionstheorie
  25. ZBW:ECONIS Select BWL – Darwin in der Betriebswirtschaft
  26. Scirus: Evolutionary Economics
  27. 27,0 27,1 Werner Gitt - Evolution oder Schöpfung? 1v3
  28. Walter Veith Evolutionary Sequences
  29. NAK: Verlautbarung zur Evolutionstheorie
  30. 30,0 30,1 NAK von A bis Z: Evolutionstheorie