Estland

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Basisdaten
Staat Estland
Fläche 45.227 km²
Einwohner 1.340.021 (1. Oktober 2010)
Hauptstadt Tallinn (Reval)
Amtssprache(n) Estnisch
aktive apostolische

Gruppen im Land

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Die apostolischen Glaubensgemeinschaften und ihre Entwicklung in Estland

Geschichte

Die ersten apostolischen Christen aus Estland empfingen wahrscheinlich am 22. April 1858 in Berlin die apostolische Handauflegung. Sie waren durch persönliche Kontakte mit Gemeindemitgliedern aus Berlin, Königsberg und Memel mit der katholisch-apostolischen Gemeinde bekannt geworden. Beziehungen wie z. B. die Verbindungen des Engels Albert August Koeppen aus Neustettin nach Reval, Riga,Dorpat und anderen lettischen Orten legten weitere Grundsteine im Baltikum. [1]

Bereits 1874 bestand in Reval (Tallinn), der heutigen Hauptstadt Estlands, eine kleine Gemeinde unter einem Diakonen, später stand sie unter der Führung eines Nächstbeauftragten Engels unter der Aufsicht der Gemeinde St. Petersburg. Der letzte Beauftragte Engel war August Koschkin, der dort von 1921/22 bis zu seinem Tode am 12.Mai 1936 diente. 1932 wurde auch noch der Priester William Niemann aufgeführt. Dieser ging während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland und lebte später unter dem Namen William Vaharmaa in den Niederlanden. 1937 wurden die Gemeinden in Estland aufgelöst, weil die Regierung der Meinung war, dass Bürger, die „das Kommen des Herrn“ erwarteten, keine guten Bürger des Landes sein könnten. Die Gemeindemitglieder fuhren danach zu Feiertagen zum Gottesdienst ins 350 km entfernte Riga. Dort wurde am Pfingstmontag die Eucharistiefeier in Estnisch gehalten. Der Engel sprach den Segen in Deutsch, und die Gemeinde antwortete und sang in Estnisch, Deutsch und Lettisch.

Die zweite Gemeinde in Kirrimäggi (Kirimäe) bei Hapsal (Haapsalu) wurde im Jahr 1889 zum ersten Mal vom Vierfachen Amt besucht. Kirrimäggi war eine reine Bauerngemeinde. Da auch bei diesen Gottesdiensten die Liturgie nicht russisch gesprochen werden durfte, sprach der Koadjutor Deutsch und die Gemeinde antwortete Estnisch. Die Predigt wurde mit Dolmetscher gehalten. Diese zweite Gemeinde in Estland, eine Filialgemeinde von Reval, konnte sich dieser Anordnung zur Selbstauflösung etwas länger entziehen, da das Dorf größtenteils aus Gemeindemitgliedern bestand, und existierte bis etwa 1940. Ihr Priester war Michkel Mutsu, ein Bauer, der die dortige Holzkirche 1886 selbst erbaut hatte. Er war 1932 noch tätig. Die Kirche wurde später durch Blitzschlag zerstört. [2]

Die katholisch-apostolischen Gemeinden in Estland (Reval und Kirrimäggi) wurden 1937 auf Anweisung der Regierung aufgelöst, „weil ihr Bestehen neben der ev.-luth. Landeskirche das Gefühl der notwendigen Zusammengehörigkeit der Bürger und die ruhige Entwicklung des Landes hindere.“ - Nach 1945 verließen die deutschstämmigen Mitglieder der Gemeinden im Baltikum ihr Land und zogen nach Mittel- und Westdeutschland.[3]

Nach dem Zerfall des Ostblocks und der Unabhängigkeit Estlands wurde Anfang der 1990er Jahre die Neuapostolische Kirche in Estland tätig und konnte einige Gemeinden gründen.

Apostolische Gemeinschaften

Neuapostolische Kirche

Die Neuapostolische Kirche in Estland -Uusapostlik Kirik Eestis- begann Anfang der 1990er Jahre mit ihrer Tätigkeit in Estland.

Auslöser der Missionstätigkeit in Estland war ein Gottesdienst durch Stammapostels R. Fehr am 09.04.1989 in Stockholm mit dem Textwort 1. Mose 49,22 „…und Josef wird wachsen...über die Mauer“. So begannen noch vor dem Mauerfall Überlegungen zur Kontaktaufnahme mit Menschen in den baltischen Ländern. Hirte Dowideit aus Schleswig-Holstein stammte aus Ostpreußen, sein Vater war dort Gemeindeältester und betreute Geschwister in Estland (Pärnu). Allerdings waren diese Kontakte erloschen.

Im Juli 1990 erfolgte im Auftrag des Apostels Drave ein Erkundungsreise nach Tallin, Pärnu, Rakvere und Pölva. Vom 14. bis 21. Februar 1991 unternahmen Apostel Eckhard Krause und Evangelist Marwede (späterer Bischof) eine Reise nach Estland mit dem Ehepaar Kuuk als Dolmetscher. Zuvor hatte Bezirksapostel Schröder noch Hinweise zu Reisekontakten gegeben. Auf dieser Reise stellte sich heraus, dass auch die Gebietskirche Sachsen-Anhalt im südlichen Estland Aufbauarbeit leistete. Hirte Fröhlich war ein Familienmitglied einer der apostolischen Gemeindemitglieder aus Pärnu, die o.g. Gemeindeältester betreute. Am 6. März 1994 hielt erstmals Stammapostel Fehr einen Gottesdienst in der Philharmonie in Tallinn.

Die Mission im Norden Estlands erfolgte durch die Gebietskirche Norddeutschland. Dort entstanden in der Folge folgende Gemeinden: Tartu seit Februar 1991, Keila seit März 1991, Rannu seit Mai 1991 (erloschen), Paide sei Dezember 1991, Tallinn seit Februar 1992, Elva seit März 1993. Die Anerkennung der Neuapostolischen Kirche in Estland erfolgte am 21.Dezember 1993. Als Besonderheit in Estland kann gelten, dass die Gottesdienste in estnischer und russischer Sprache gehalten, da 25% der estnischen Bevölkerung ist russischstämmig ist. Diese kulturelle Trennung innerhalb der Bevölkerung erschwert das Zusammenwachsen der Gemeinde Estlands.

Der Süden Estlands wurde durch die Gebietskirche Sachsen-Anhalt durchgeführt. Beide Teile wurden im Zusammenhang mit der Ruhesetzung des Bezirksapostels Karnick vereinigt und von der Gebietskirche Norddeutschland aus betreut. Nachdem der für Estland zuständige Bischof Marwede, der von Beginn an den Aufbau der Gemeinde betreute, aus persönlichen Gründen sein Amt niederlegte, ging eine starke Identifikationsfigur verloren. Bezirksapostel und Apostel wechselten im Verlauf der Zeit häufig. Anfang der 2000er verließen zwei Bezirksevangelisten aufgrund von Lehrunterschieden die Kirche. Ihnen folgten einige Gemeindeglieder, die größtenteils zur evangelischen Landeskirche wechselten.

Derzeit (2015) zählt die NAK in Estland etwas über 2.000 Mitglieder in 15 Gemeinden/Stationen. Sie gehören zur Gebietskirche Nord- und Ostdeutschland. Zuständiger Apostel ist Dirk Schulz.

Kuriosa

In Rannu wurde am 27.05.1991 die „Apostelkirche“ geweiht, eine ehemals orthodoxe Kirche, die von den Bewohnern restauriert und der NAK zur Verfügung gestellt wurde. Zuvor diente sie als Lagergebäude des landwirtschaftlichen Kollektivs. Nach dem Erlöschen der neuapostolischen Gemeinde dient sie als Ort für kulturelle Veranstaltungen.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise