Buße

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In der religiösen Bedeutung ist Buße die Umkehr des Menschen zu Gott, von dem er sich durch die Sünde entfernt hat. Dieser Begriff ist so unterschiedlich vom Alltagsgebrauch des Worts Buße, dass er fast im Gegensatz dazu steht.

Im Christentum führt Buße über die Erkenntnis der eigenen Schuld (Hiob 42,6) zu den rechtschaffenen Werken des neuen Lebens (Apg 26,20), die die Abkehr von der bisherigen Lebensführung einschließen (Röm 6,1f). Jesus Christus gilt hier als Sühneopfer für die Erbsünde aller Menschen.

Herkunft des Wortes

Die Wörter, die in verschiedenen Sprachen für diesen Begriff gebraucht werden, haben in der jeweiligen Alltagssprache sehr unterschiedliche Bedeutungen, was leicht zu Missverständnissen führen kann.

  1. Das griechische Wort, das im Neuen Testament mit Buße übersetzt wird, ist μετάνοια metanoia, von νοεῖν noein, „denken“ und μετά meta, „um“ oder „nach“, wörtlich also etwa: „Umdenken, Sinnesänderung, Umkehr des Denkens“.
  2. Der hebräische Begriff שוב schub, der in der Septuaginta mit metanoia übersetzt wird, umfasst eine Umkehr zu Gott nicht nur im Denken, sondern in der ganzen Existenz, was die Veränderung des Verhaltens, vor allem aber auch Gehorsam gegenüber Gott, neues Vertrauen zu ihm ebenso einschließt wie die Abkehr von allen bösen und widergöttlichen menschlichen Neigungen und Schwächen.
  3. Ins Lateinische wurde metanoia mit paenitentia, „Reue, Buße“, übersetzt, häufig abgeschliffen zu poenitentia und unzutreffend abgeleitet von poena, „Strafe“.
  4. Im Deutschen wurde das Wort Buße verwendet, das sprachlich mit baß, besser, verwandt ist und ursprünglich „Nutzen, Vorteil“ bedeutet. Es bezeichnete also die Genugtuung des Sünders gegenüber Gott, woraus sich die jetzige (untheologische) Bedeutung „von außen auferlegte Strafe oder Wiedergutmachung, die unabhängig von der inneren Einstellung ist“ entwickelt. Luther betonte wieder mehr den „Schrecken und gläubige Reue“.

Buße im Christentum

Im Christentum wird die Buße unterschiedlich definiert:

  1. In der katholischen Tradition kann es unterschiedliche Bedeutungen haben: die Teilhabe am Bußsakrament (Beichte), die Versöhnung mit Gott und der Kirche, die Werke der Wiedergutmachung begangener Schuld, Werke der Buße (bspw.: Fasten), die Teilhabe am Leiden Christi.
  2. In der orthodoxen Tradition wird Buße vor allem als eine Änderung der Lebenseinstellung verstanden, die durch die freiwillige Zusammenarbeit des Heiligen Geistes auf der einen Seite und des einzelnen Menschen auf der anderen Seite zustande kommt. Ziel ist dabei, die Vergebung Gottes anzunehmen, den Zorn gegen Gott und die Mitmenschen hinter sich zu lassen, und so von einer widernatürlichen, unmenschlichen „Todeshaltung“ zu einer natürlichen, menschlichen Lebenshaltung zu gelangen.
  3. In den protestantischen Traditionen wird der Begriff Buße meist als Änderung der inneren Haltung verstanden und betont, dass Buße von Gott bewirkt wird. Nicht der Mensch kehrt aus eigenem Entschluss um, sondern Gott ist Ursache der Umkehr. Äußere Handlungen sind zwar mit dieser Umkehr verbunden, aber nicht als Voraussetzung, sondern als natürliche Folge einer grundlegenden Veränderung der inneren Haltung. Der Pietismus und die meisten Evangelikalen verstehen unter Buße auch eine einmalige, grundlegende Bekehrung zu Jesus Christus, die in einem veränderten Leben resultiert. Diese bewusste Lebenswende ist Antwort auf das Angebot der Gnade Gottes, beendet das bisherige Leben als ungläubiger Mensch und beginnt mit Hilfe des Heiligen Geistes ein Leben in Orientierung an Gott.

Katholisch-apostolisch

In den Schriften katholisch-apostolischer Autoren wird Buße zumeist als die Umkehr zu Gott in Denken und Handeln. Dies wird auf unterschiedlichen Ebenen verstanden: Zum einen ist es die Umkehr des Individiums zu Gott mit Hilfe der Kirche (Absoulution und Sakramente), zum anderen ist es die Buße der Kirche gegenüber Gott.

Gerade der Aspekt der büßenden Kirche wird in der katholisch-apostolischen Tradition betont: Es ist die Umkehr der Kirche zu Gottes gewollten Ordnungen: gegen die Spaltung und Zerteilung der Kirche Christi, für eine Anerkennung des Apostelamts und der daraus resultierenden Ordnungen in Amt und Kirche.

Man sieht bis in die Gegenwart dies als Hauptaufgabe der eigenen Gemeinschaft: Buße zu tun für die gesamte Christenheit, die sich immer weiter gespalten hat und die von Gott gegebenen Gaben im Apostelamt verworfen hat.

Neuapostolische Kirche

Die Neuapostolische Kirche definiert Buße wie folgt:

Buße ist die Umkehr des Menschen zu Gott, von dem er sich durch die Sünde entfernt hat.

Verbunden mit Reue ist sie eine Voraussetzung für die Vergebung der Sünden durch Gott. Die Buße beinhaltet auch das Bedürfnis, Schuld gegenüber Dritten wieder gut zu machen.

Christen sehen in der Buße die von Gott dem sündigen Menschen geschenkte, durch Christi Opfer ermöglichte gnadenvolle Gelegenheit, aus dem Zustand der Unfreiheit und Unruhe, der durch die Sünde erzeugt wurde, durch die Vergebung in die völlige Freiheit und den Frieden mit Gott zu gelangen. [1]

Vereinigung Apostolischer Gemeinden

Buße wird von der VAG definiert als "Befreiung von Schuld ist das höchste Maß an Freiheit, das ein Mensch erlangen kann. ... Vergebung ist durch den Opfertod Jesu geschehen. Buße ermöglicht dem Menschen umzukehren, den Lebenswandel zu ändern, Schuld zu erkennen und Vergebung anzunehmen."[2]

Zur Vorbereitung auf das Abendmahl, in dem die Vergebung der Schuld gefeiert wird, soll die vorherige Buße den Weg zur Befreiung öffnen. Daher wird die Gemeinde vor der Feier des Mahls zum Er- und Bekennen, zum Bereuen, zum Wunsch und der Bereitschaft zur Vergebung und zur Umkehr aufgerufen. Liturgisch geschieht dies durch eine stille Zeit, eine Meditation, einen Bußpsalm, ein Bußlied oder ein Bußgebet. Für den Bußpsalm gibt die Gemeinde- und Gottesdienstordnung explizit die Psalme 6, 32, 38, 51, 102, 130 und 143 vor. Als Bußlied soll 284, 329 oder 332 aus dem Gesangbuch Singt dem Herrn gesungen werden. Die Gemeinde bleibt während der Buße sitzen.

Einzelnachweise

  1. http://www.nak.org/de/glaube-kirche/nak-von-a-bis-z/glossar/all/busse/
  2. Vereinigung Apostolischer Gemeinschaften Europas: Gemeinde- und Gottesdienstordnung, Ausgabe D0.1, Düsseldorf 28.01.2012, S. 69